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20. Stück. Mauen, Sonnabends den 14. May 1S31. Zeitungsberichte. , 2cft reich. Die Regierung soll an die Höfe von Preußen, Frankreich, England und Rußland eine Einladung zu einem Anfangs Juny in Aachen zu haltenden Ministcrkon- g reffe haben ergehen lassen, um zuvörderst cineUcbereinkunft über die Verminderung der aufgestellten Streitkräfte zu treffen, sodann aber auch Berathungen über die poln. und belgischen Angelegenheiten zu pflegen. Preußen. Der Minister des Auswärti gen Graf von Bernstorf hat die, wegen seiner geschwächten Gesundheit, nachgcsuchtc Ent lassung, und der bisherige Gesandte in Paris, Baron von Werthern, diesen Posten erhalten. Frankfurt a. M. Die in der Umgegend verbreiteten Schriften hatten den 2. Mai zum Ausbruch eines allgemeinen Aufstandes und die Gegend bei Aschaffenburg zum Sammel plätze bestimmt. Wirklich haben ausgcsandte Patrouillen mehrere Bewaffnete getroffen und gefangen, und bei Büdingen soll auch ein Verbreiter jener Schriften, ein Franzose, ergriffen worden seyn. Kur - Hossen. Die Ständeversammlung ist eröffnet, aber der Kurfürst fehlt, welcher sich seit geraumer Zeit in Hanau befindet; und da Kassel fürchtet, daß er wol gar seine Residenz dorthin verlegen möchte, so sind die Landstände aufgefordert worden, wegen die ser Abwesenheit nach §. 7. der Verfassung die nöthigen Maßregeln, selbst bis zu einer cinst- weiligenRcgcntschaftsemsetzung, zu treffen.— Die Gräfin Reichenbach hat sich von Frank furt nach Wilhclmsbad in der Nähe von Ha nau begeben. Belgien. Jn Mecheln ist unter großer Feierlichkeit ein Freiheitsbaum aufgerichtet worden. Die Associazion gab ein glänzendes Banket, und die Stadt war beleuchtet. — In Westwesel fanden neue Vorpostengefechtc statt. — Die Polder längs der Schelde sind von Neuem durch die Holländer unter Wasser gesetzt; der Schade ist unermeßlich. Groß-Britannien. Als man dem Könige, der mit Ernst und festem Schritte in den stürmischen Parlamentssaal eintrat, die Krone aufsetzen wollte, nahm er dieselbe und sagte: Ich werde sic selbst aufsetzen. — Der Jubel des Volks über die Auflösung des Par laments, dessen aristokratischer Theil die Re form verhindern wollte, war unendlich; Be leuchtungen fanden statt und im Drurylanr- Thearer wurde das Nazionallied Voll „ve tbe KittK stürmisch verlangt und besonders die Stelle: Lonkounä tkeir politic», kru- ktrste tllelr knsvisk tricks (Verwirre ihre Politik; vereitle ihre schelmischen Streiche) mit ungeheuerem Jubel begrüßt- Die Anti reformisten sollen einen Verein gebildet haben und ihrer Partei durch ungeheure Summen die neuen Wahlen sichern wollen. Jndeß hofft man doch, daß sic ganz für den König und dic Minister ausfallen werden. — In Lon don zogen am 27. April mehrere Tausend Menschen, meist von Beutelschneidern auf- gchctzte junge Bursche, durch dic Straßen und warfen in den Häusern mehrerer Großen, die wegen Auflösung des Parlaments nicht er leuchtet waren, die Fenster ein- Auch dem Hause Wellingtons widerfuhr ein Gleiches; als aber dic Policci vorsiellte, daß dic Leiche der Herzogin im Hause liege, stellte das Volk