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38 im 2tcn Skrutinium hatte der Erzhcrz Karl von Oesterreich 21, der Herz. v. Leuch tenberg 74 und der Herz. v. Nemours 97 Stimmen, und es wurde Letzterer demnach un ter großem Jubel, aber auchSturmwinde, zum Staatsvberhaupte unter der Bedingung proklamirt, daß er die belg. Konstituzion an- nehmc und ihr Treue schwöre. (Schon pro- klamirt, ohne zu wissen, ob auch acceptirt?) — In der Protestazion gegen die Gränzbc- siimmung ist gesagt, daß man nicht neue Be sitzungen wolle, sondern nur die Zurückstellung der ehemaligen; indeß hat man doch klüg lich folgende Schlußworte weggelassen: Es würden, wenn die in dieser Erklärung aus gesprochenen Grundlagen verkannt oder ver letzt, und die Existenz eines ganzen Volks wie 1S1.5 den Interessen einer Familie aus politi schen Berechnungen aufgcopfert werden könn ten, die Vertreter des belg. Volkes, trotz ihres lebhaften Verlangens, den allgemeinen Frie den zu erhalten, doch der heiligen Pflicht ge horchen und, gestützt auf ihre gerechte Sache und die Sympathie der Nazioncn, der civilisirten Welt das Attentat verlegen, dessen Opfer ihr Vaterland seyn sollte. — Unterm 1. Febr. schrieb der franz. Minister Sebastian! an Hrn. Breffon, daß wenn dem belg. Kongreß das Protokoll vom 27. Jan. noch nicht mitgetheilt worden, er sich dieser Mittheilung widersetzen möge, weil die Regie rung (dessen Abgeordneter ihm doch beigetre- ten) seinen Bestimmungen nicht beigetreten sey IurRegulirung der Staatsschulden und Gränzbcstimmung wäre die freie Einwirkung beider Staaten (Belgien und Holland) noth- wendig erforderlich, und die londoner Konfe renz nur eine Vermittelung — Am 5. Feb. wurde ein holl. Kanonierboot vom Sturme gegen die Küste^ bei Antwerpen getrieben. Bewaffnete vom belgischen Freikorps eilten an Bord, nicht um zu helfen, sondern zu kapern. Sie wollten daher die Flaggt abnehmen las sen, und da dies verweigert wurde, schlugen sie dieselbe herab. Auf diese Beschimpfung eilte dcrKommandeur, der 20jähr.Scc.Lieut. van Spyck, in das Innere des Bootes und zündete die Pulverkammer an. Es erfolgte eine fürchterliche Explosion, und Vie Trümmer des Bo«tes, nebst Armen und Beinen der dar auf befindlichen Menschen, wurden nach allen Richtungen hin geschleudert. Nur 2 von der Mannschaft wurden auf beinahe wunderbare Art gerettet. Frankreich. Die belgische Deputazion, welche dem Herz. v. Nemours die belg. Krone antragen soll, war den 6- Febr. in Paris an- gckommen und hatte sogleich eine Audienz beim Könige, der sie sehr gütig aufnahm; doch war von der eigentlichen Sache da noch nicht die Rede. — Der König hat die, seinem Sohne angetragenc Krone Belgiens ver weigert. (Brav!) Die gemäßigten Jour nale billigen cs, indem er auf diese Weise, als Vater dazu berechtiget, seinem noch so jungen ' Sohne, noch dazu bei der elenden Mehrheit von zwei Stimmen, nicht einem unge wissen und unruhigen Geschicke hingeben und Frankreich selbst der Gefahr eines allgemeindn Kriegs gegen sich aussetzen wolle. Die libera len Blätter dagegen tadeln das Verfahren, wollen die Sache zur Staatssache machen und hoffen, daß auf den Ruf des Volkes der König seine Gesinnung noch ändern werde. (Was Gott verhüten möge!) — Statt deS Herzogs von Nemours soll Ludwig Philipp, Bruder des Königs von Neapel, für den Thron Belgiens in Vorschlag gebracht wor den seyn. — In der Pairskammcr ist die Besoldung aus Staatsmitteln für die Leh rer der israelitischen Religion angenommen worden. — Nach der Gränze gegcn Tcutsch- land ziehen immer mehr Truppen von guter Haltung und voll Enthusiasmus, den auch die Nazional-Garden cheilcu, und cs würbe nur das Wort des Königs bedürfen, um die letztcrn in eine aktive Armee zu verwandeln. Jur Fortschaffung dc^Kriegsmatcrialien müs sen mitunter selbst die fremden Fuhrleute auf einige Zeit ihre Pferde hcrgeben, weßhalb sie mit Vcrspätungszeugniffen in Frankfurt an^ kommen. — Auf dem glänzenden Hofbolle - zum