Volltext Seite (XML)
170 . ------ sogar elnlgekmaßen nützlich werden, wenn man den drolligen Plapperern nur die rechten Wahrheiten für unser« Zeit in den Schnabel t» legen wüßte.) Die Reformation und Luther beurtheilt von einem Katholik-».*). Wenn irgend eine welthistorische Begebene heit den Freund derMahrheit und den stnni, gen Wanderer im Gebiete der Menschenge, schichte mit Bewunderung/ Freude und Ehr, furcht gegen höhere Weisheit in der Führung menschlicher Angelegenheiten erfüllen kann/ so ist eS jenes Ereigniß/ welches unter dem Namen Reformation in dem Buche der Ee, schichte verzeichnet steht. Nirgends tritt die ewige Gültigkeit der Vernunft neben der Ver, gängltchkeit des Zufälligen und Willkürlichen entschiedener hervor, nirgends entwickelt sich der Kampf des Rechts mit der Gewalt/ der Wahrheit mit dem Wahn/ des Lichts mit der Finsterniß auffallender und kühner, als in jener großen Begebenheit. — Wie bet den meisten Begebenheiten/ welche eine wichtige Veränderung in demZustanbe derMenschheit hervorbrtngen, so war auch bet der Reform«, tton das eigentliche Wesen nicht Sache deS Augenblicks. Sie war nicht sowohl bas Werk derer/ die wir dort auftreten sehen/ als viel, mehr ganzer Geschlechter/ die vorgearbeitet hatten. Das Kleinod der gesammelten Ideen war von Geschlecht zu Geschlecht in steigendem Verhältnisse forgeschritten. — Luther g«, hörte zu den seltenen Menschen/ welche un, scheinbar geführt und mit geringen Mitteln ausgestattet/ das Größte wirken/ weil sie, Mit persönlicher Kraft ausgerüstet/ gesunden Sinnes und edlen Gefühls voll/ das Wahre mit ganzer Seele erfassen/ in der Gunst oder dem Drange der Umstände das Walten einer unendlichen Vorsehung erblicken/ und hierin die Anweisung finden/ zu handeln/ wie ihnen ihrGewissen gebietet und ihre Kraft gestattet. Was Luther geworden/ ward er wenigstens zunächst durch sich selbst, durch das stille Be, nutzen derjenigen Mittel/ welche ihm sein«, in dieser Hinsicht freilich noch sehr dürftige, Zeit darbot. Doll graben Sinnes, begeistert von bem hohen Berufe, im Dienste ber Menschheit wohlthätig zu wirken, ohne Neid auf den Ruhm Anderer, ergriff er jede Gele, genheit, wo er für Wahrheit und Recht Han, delnd und redend wirken konnte. Bei aller Empfänglichkeit für Genuß, doch Feind sinne licher Ausschweifungen, besaß er die Kunst der Fröhlichkeit und ber Entbehrung zugleich, wie auch hier und da eine verleumderische Stimme ihn der Unmäßigkeit beschuldigen mag. Durch die lebendige Ueberzeugung von der Nichtigkeit alles Irdischen vor dem Eött, lichen, durch die Kraft der Wahrheit und sei, nen persönlichen Muth fühlte er sich über alle Menschenfurcht erhaben, und kannte nicht die zweideutige Klugheit, durch Schmeichelet dem *) AuS: Kultur und Barbarei oder Andeutungen auS und zu der Geschichte der Menschheit mit steter Beziehung auf unsere Aeit. VonJoh. Georg Reinwald, Herzog!, oldenburg. Regierungsassessor in Birkenfeld. Solche Manner mit bellem Kopfe und gerechtem Herzen gibt es unter den gebildeten Ka tholiken gewiß mehr, als es Viele unter uns glauben, und Viele unter jenen gerne sehen m-gen.