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28. Stück. Plauen, Sonnabends den 16. Juli 182Z. Etwas für Orgelfreunde. Oft schon bin ich von Orgelspielern und Verehrern dieser Kunst, welche die Orgel in hiesiger Etadtkirche sahen und Hirten, auf- gefordert worben, ihnen die Disposition der selben mitzutheilen. Wenn ich aber daju «in öffentliches Blatt wähle, so begegne ich viel leicht zugleich dem Wunsche Mehrerer, welche zwar das hiesige Werk nie sahen oder hörten, aber doch gewiß etwas nicht ungern lesen, was zur Würdigung der großen Verdienste seiner Erbauer beitragen dürfte. Diese Erbauer der hiesigen Orgel sind dle mit Recht so seht gefeierten Gebrüder Tram pelt. Sie ist unter den 79 Orgeln-, welche diese Meister schufen *), das S4ste Werk; sie wurde gleich nach Beendigung des Baues der Leipziger Nicolai-Orgel 1794 angefangen und zwei Jahre darauf 1796 beendiget. Sie gehört nach dem Zeugnisse der größten Kenner (S. außer der Musik. Zeitung Jahrg. rgrr Hüzgrbirg. Bvihen i8ir Monat März) unter die besten und gelungensten Arbeiten jener Meister. JhrHauptvorzug besteht darinnen, baß ihre Disposition ganz der Natur gemäß entworfen ist (worüber Sulzer, Kirnberger, Chlabnt, v. Dalberg, Sorge, Hiller u.a.m. belehrend geschrieben haben); dass nament lich auS einem gegebenen Grundtont z. B. 0 auch andere Töne c, c, e, u. s. w. der Natur gemäß hervorgehen, sich zu einem Tone vereinigen und dem aufmerksamen Hörer nicht nur bemerkbar, sondern auch an« genehm werde». Hterinnen hatten die Ge brüder Trampeli den großen Silbermann **), dessen gepriesener Name gewiß nur mit der Kunst selbst der Vergessenheit anheim fallen kann, zu ihrem Vorbild«; daher dl« Register- Wahl bei ihren Dispositionen, die ich größ« tentheils besitze, auf tiner wirklichen Nach ahmung der Natur beruhet, und die Kennt« niß derselben für denkende Orgelfreunde, so wie für solche, welchen Orgel - Prüfungen übertragen, oder Gutachten über eine ent- wor« V In der Kirche zu Elster steht das erste Werk derselben, in Leipzig und Dortmund aber die größten Werke, deren Dispositionen ich Liebhabern miltheilen kann. **) Die Gebrüder Trampeli find eigentlich als Schüler Silbermanns zu betrachten, indem sie sich ganz nach ihm zu bilden suchten. Wie man sagt, verdanken sie die treue Nachahmung der Silbermanni» s»en Haupt-Vvrtheile einem schriftlichen Aufsatze, von Silbermann- Hand geschrieben, (wahrfchein, tich ü d e r d r e N a t u r d e s s r g e l k l a n g s) welchen sie in dem Eilbermannischen Werke der St-dx, kirche zu Reichendach gefunden haben sollen, während sie dasselbe nach bM nugjütklichen Brandt, wo es ganz zerrissen wordsn war, wieder zusammensetzen mußten,