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42. Stück. Plauen, Sonnabends den 18. Oktober 1828. Kartoffeln zu Brod. Der, wenn auch nicht an sich, doch im Verhältnis? zu dem jetzigen geringen Verdienst unserer Manufakturarbeiter hohe Preis*) des Brodgctreides sollte um so mehr zur Be nutzung der Kartoffeln zu Brode ermun tern, als die Vorsehung dies Jahr einen so reichen Segen davon verliehen hak, und der Preis dieser köstlichen Frucht mit ihrem In nern wahren Werthe in gar keinem Verhält nisse sieht **), ja es sollte dies allgemein geschehen, weil nur dadurch ein Sinken der Gctreidepreise bewirkt werden kann. Daß in den nicht hoch genug zu schätzen den Kartoffeln eine große nährende Kraft liegt, ist Sache der Erfahrung, aber auch eben so gewiß lst es, daß dieseNährkraft noch erhöhet wird, wenn deren Mehl, wie bei dem Getreide, durch die sauere Gährung geht und zum Brode benutzt wird. Zu diesem Zwecke können sie g ekoch t und gerieben, oder grän gerieben zu H oder H dem Getreidemehle bei- gemiscbt werden, nur daß, um die narkotische schädlicheFeuchtigkcit zu entfernen, sie grün erst vorher anSgepreßt und mit kochendem Wasser angebrüht werden müssen. Aber auch in eigentliches Mehl können sie verwandelt werden und dies ist mit dem ganz feinen Stärkemehl in fast allen Wirthschaften ohne hin schon und längst gebräuchlich, nur daß es im Großen viel Arbeit erfordern würde Auch ist solches zum gewöhnlichen hausbackenen Brode nicht nöthig, wozu man auch noch die übrigen nährenden Stoffe benutzen will. Um sich nun ein solches Mehl zu verschaffen, darf man nur die rohen Kartoffeln, nachdem sie ganz rein gewaschen worden, auf einem Krauthobel schneiden, diese Scheibchen auf Brekern oder Makten in einem Backofen, auf einer Malzdarre, Kochherde oder in einer Kochröhre gut dürren (doch daß sie ja nicht braun werden) und sic dann auf einer Mühle zu Mehl mahlen lassen. Dieses weißbräun- liche Mehl kann Im Nothfalle auch ganz allein zu Brod verbacken werden, doch wird cs immer besser seyn, es blos zu mit gleichen Theilen von Roggen- und Gerstenmehle dazu zu verwenden, wo es ein lockeres, wohl schmeckendes und gesundes Brod liefert. Man *) Daß der Voigtl. Anz., der vor einigen Jahren von elenden Menschen unverständiger und boshafter Weise beschuldigt wurde, zu dem damaligen Steigen der Preise Veranlassung ge geben zu haben, jetzt daran ganz schuldlos sey, liegt klar vor Augen; denn nicht um der. Schlechten, sondern bloS um der Schwachen willen hat er sich, obgleich viel andere Blatter cs thaten, jeder Erwähnung dieses traurigen Ereignisses schonend enthalten, gern aber jede Veranlassung benutzt, um Hoffnung und Muth zu beleben. **) Nach genauen Untersuchungen der berühmtesten Scheidekünstler und Landwirthe enthalt ein Dresdner Scheffel guter Kartoffeln, aufs Geringste geschätzt, so viel Nährstoff als ein Vier tel Korn. Sollte man also diesen großen Dortheil nicht gerade für jetzt, ja selbst für die Zu kunft immer mehr beherzigen und benutzen?