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83 versprach und eine entschiedene Abneigung gegen die europ.Disclplin haben. Rußland. Das lang Gefürchtet ist er folgt: Der Krieg an die Pforte ist am 14. (26.) April erklärt und als Gründe dafür sind vorzüglich angegeben, daß die Pforte seit 16 Jahren keinen der abgeschlossenen Verträge ganz erfüllt, Schifffahrt undHandel feind selig gestört, die Unrerthancn verfolgt, die Flagge gcringgeschätzt, durch Hohn und Rüstungen selbst zum KaDpfe herausgefor dert und alle Vorschläge zur Versöhnung und Fricdenscrhaltung stolz zurückgcwiescn habe. Es wird jedoch dabei ausdrücklich erklärt, daß Rußland weit entfernt sey, ehrgeizige Plane zu hegen, indem bereits genug Lander und Völker seine Gesetze ancrkcnnetcn und genug Sorgen schon mit der Ausdehnung sei nes Gebietes verbunden wären, und daß cs sich auch von den Festsetzungen des Vertrags vom 6- Jul. nie entfernen werde. — Der Vice-Kanzler, Graf von Nesselrode, hat in einem Schreiben an den Reis-Effendi erklärt, daß cs scincm crhabcncn Souvcrain Leid thue, zu Zwangsmitteln seine Zuflucht nehmen zu müssen, und es ihm sehr angenehm scyn würde, die Dauer derselben zu verkürzen, und daß, wenn sich Bevollmächtigte Sr. Hoheit lm niss. Hauptquartier melden würden, st'e die bcßte Aufnahme finden würden, insofern sie die Pforte in dcr aufrichtigen Absicht schicke, die zwischen beiden Reichen bestande nen Vertrage zu erneuern und wieder in Wirksamkeit treten za lassen, dem Traktate vom 6. July beizutreten und die durch die Maßregeln der ottoman. Regierung herbei geführten Verluste, so wie die Kriegskostcn, die sich durch Verlängerung der Feindseligkei ten nur vermehren würden, zu ersetzen; der Kaiser würde zwar die militärischen Opera- zioncn während dcr, alsdann zu eröffnenden Unterhandlungen nicht einstcllcn können, aber er hielte sich bei seinen gemäßigten Absichten überzeugt, daß sie bald zur Abschließung ei nes dauerhaften Friedens, dem Gegenstände seiner heißesten Wünsche, führen würden. — In gleichem Geiste hat auch der Fcldmarschall Graf von Wittgenstein eine beruhigende Pro- klamazion an die Bewohner der Moldau und Walachei vor Einmarsch der russ. Truppen erlassen. — In Odessa ist eine Kommission nicdcrgefctzt worden, bei welcher alle Kauf leute, welche in Folg? dcr lctztcrn türk. Maß- nahmcn Verluste erlitten haben, ihre An sprüche nicdcrlegcn können. — (Allem An scheine nach ist dcrKncgsplan gegen die Tür kei sehr combinirt und cs wird demzufolge ein kleines Heer die Moldau und Walachei be setzen, die Hauptmacht aber bei Galacz und Ismail über die Donau setzen und in Bulga rien ein- und gerade gegen Adrianopel, wo die türkische Hauptmacht steht, Vordringen, während eine Erpedizton zur See nicht nur diese Opcrazioncn unterstützen, sondern auch cine Landung in Burgas in Rumelicn, unfern von dcr Hauptstadt und im Rücken des türk. Heeres, versuchen wird, so wie wahrscheinlich brr größte Thcil dcr bishcr gegen Perst'en ge- stan-