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43. Stück. Plauen, Sonnabends den 27. November 1824. 1 Das Gleichgewicht des lebens. Vom Säugling bi« zum Silberhaarnen Greise, Gleich überall ist Harm und Quaal verrhekit, Da grämt ein jede« sich auf seine Weise, Wo auch nur unser Auge forschend weilt. Da« Schicksal streut' in jede« Leben« Gänge De« Guten und de« Dösen rin« Menge! — Der Säugling weint beim »rsten Blick in« Leben, Belm letzten weinen andere um ihn; Die Freude wächst, ihn frühe zu umgeben, Schon wellt der Schmerz, ihn baldigst zu um« ziehn, Und ewig wägt die Leb»n«wage beide Uns schaffend ein Gemisch von Gram und Freude. Du neidest Fürsten — höre ihre Klagen — So wellst du froh bei deinem kleinen Heerd, Zufriedenheit wirst du dort spät erfragen, Und fühlst dort erst de« stillen Leben« Werth.— De« Berges Haupt zerzaust der Stürme Wüten— Im Thal gtbeihn der Rose holde Blüten! Du wolltest „uh -««Schicksals schlimme«Wol len Gab dir den Feldhtrrnstab in dein» Hand; Du durftest über Menschenschädel rollen, Denn Menschlichkeit war dir nicht mehr bekannt. Da bringt dir «ine Kugel gleiches Leiden, Und zitternd schaust du in die Ewigkeiten! Dem Lehrer warb die ehrenvollste Würde, Indem er Pflanzen zieht für jene Welt, Doch ward ihm auch zu Theil die schlimmste Bürde, Die nur im Tod von seinen Schultern fällt; Mit Bosheit, Dummheit, Undank — diesen Dreien Muß er so häufig seinen Kampf erneuen! — Du stehst den Kaufmann prangend in Karossen, Doch ahnest du nicht seinen tiefen Gram, Denn manches Zahr vielleicht ist schon verflossen, Daß keine« seiner Schiffe rückwärt« kam. Ein Sturm verschlinget all' die Herrlichkeiten, Ein elnzger Augenblick raubt tausend Freuden. Du meinst vielleicht: der Man» hat sichre Gel der, Dem fehlt nun nicht«, der ist eia froher Man»! Wie reich ist der, wie prangen seine Felder! Wo jedes mit den schönsten streiten kann! — O! dieser lebt in größter Angst und Plage, Verseufzt in Geiz und Habsucht feine Taget War