Volltext Seite (XML)
Voigtländischer Anzeiger. 47. Stück. Plauen, Sonnabend- den 24. November 1827. Der Mutter Grab. Zei« Wer steht am Grab so trauernd allein, Und blickt in die schaurige Nacht hinein? Der Vater ist's mit gesenktem Haupt! Dies Grab hat Ihm sein Liebstes geraubt. Wer schwebt mit der Palme so Tag als Nacht Mild über der Nuhstau als himmlische Wacht? Es ist ein Engel! Mit Blick und mitHand Zeigt hin er auss sichere Hcimathsland. Wer wallt zum Grabe stets hin und her, Das Auge so feucht, das Herz so schwer? Es ist der Kinder trauernde Schaar! Sie bringe» der Wehmuth Opfer dar. Wer schläft da unten in düstrer Gruft, Bis neuen Lebens Morgenroth ruft? Es ist die Mutter! Sie sank ins Grab Viel liebenden Herzen zu früh hinab. Was säuselt ob der bethräneten Gruft Gleich Aeolsharfcnwn durch die Luft? Es ist des Vaters der Liebe Wort: Weint nicht! All' seht ihr euch wieder dort. Engel. Der Abschied in Licht und Liebe. Da das uralte Bißthum zu Freising auf gelöst und dafür zu Freiburg ein erzbischöf licher Sitz errichtet worden ist, so hat der bis herige aufgeklärte und geistreiche, aber darum auch vielfältig angefochtene, Verweser des erster», der Freiherr von Wessenbcrg, welcher an dem herrlichen Erbauungsbuchc, die Stunden der Andacht, den meisten Antheil hat, von den Geistlichen seines Spren gels in einem rührenden Hirtenbriefe Abschied genommen und die frömmsten und freiinü- thigsten Ermahnungen ihnen ans Herz gelegt. Es heißt darin unter andern: „Sic werden den Finger Gottes, Sic werden die Zeichen der Zeit nicht außer Acht lassen, die so klar und deutlich verkünden: daß der Buchstabe töde, wenn ihn der Geist nicht belebt; daß mit der Scheingerechtigkcit der Pharisäer Niemand in das Reich Gottes gelangen kann; daß Gott jede andere Verehrung, als die in Geist und Wahrheit verwerfe; daß nur eine geistige Wiedergeburt des Menschen, seiner Gesinnung, seines Herzens, ihn vom Unter gänge retten, ihn zum Kinde Gottes machen rönne, und daß gerade das die Menschen verurtheile, daß sie, nachdem das Licht in die Welt gekommen, dennoch die Finstcrniß mehr lieben, als das Licht."