Voigtländischer Anzeiger. 26. Stück. Plauen, Sonnabends den 30. Juny 1827. " i — Nachbemerkung zu der Beschreibung der Trauer- und Gedachknißfeier im vorigen Stücke. Nachträglich ist noch zu erwähnen, daß der feierliche Zug von dein vor dein großen Kirchthorc im Spalier aufgestellten löblichen Schützencorps empfangen wurde, als welches auch zur Erhaltung der Ordnung und Ruhe bei dieser, wehmüthige Stille heischenden Feierlichkeit vorzüglich mitwirkte. Naturmerkwürdigkeiten. Vom 19. bis 21. May hat in Toulouse eine Ueberschwemmung Ungeheuern Schaden an gerichtet; mehrere Häuser sind zusammen gestürzt und einige Menschen umgekommen. Das Wasser stand nur loZoll niedriger als 1770, wo ein Theil der ganzen Stadt zer stört wurde. Im Pusterthale hat das auf den Gebirgen sich gesammlete Wasser sich endlich Luft gc- macht und im Herabströmen ganze Strek- kcn Landes mit allem, was darauf befindlich war, herabgestürzt. Von Genf bis gegen Lausanne hat am 20- Mai ein Gewitter mit Sturm und Wol kenbruch nicht nur große Strecken Felder, Wiesen, Weinberge verheert, Bäume ent wurzelt, sondern selbst auch mehrere Häuser zerstört. In England hat man von Scidenwür- mern, welche man bis zur letzten Häutung mit Kopfsallat und erst beim Einspinnen mit Maulbeerblättcrn gefüttert hatte, eine bessere Seide, als die bengalische und eben so gute, als die italienische, gewonnen. Am 5. Mai hat bei Sündmöer in Norwe gen eine hcrabstürzcnde Schneclawine ein ganzes Bauergehöfte und 50 Boote zerstört; die durch die Schneemasse in die Höhe getrie bene See setzte die ganze Umgegend unter Wasser, wasHclen Schaden anrichtete. Im südlichen und östlichen Frankreich ha» bcn durch heftige Gewitter mit fürchterlichen Regengüssen veranlaßte große Ucberschwem» mungen viel Verheerung angcrichtct. Am 21. Mai brachte in Heubcrg bei Oct» tingen eine Kuh 3 vollkommen ausgebildete und ziemlich starke Kalber zut Welt, welche alle gesund und munter sind.. Nicht nur in hiesiger Gegend, sondern auch in vielen andern haben die Raupen an den Bäumen in Gärten und selbst in Wäldern große Verheerung angerichtet. In der Nacht vom 12. zum 13. Mai sind die Weinreben in der span. Provinz Manchs erfroren. Zu Anfang Juny blüheten im Unterlande Würtembergs die Trauben schon häufig und seit 1S11 gibt cs wicdcrum spanische Fliegen in großer Anzahl. Mehrere von Europa nach Nord-Amerika segelnde Schiffe haben zwischen dem 6- und 12. April unter -jo bis 46° Breite und zo bis 49° Länge mehr als tooEisbergc angetroffen. Nachdem am 20. Mai bei einer Hitze von 23 Grad ein Gewitter über die Stadt Chur in Graubünden gezogen war, sah man am 2S. die ganze Gegend mit Schnee bedeckt,, der an manchen Stellen 1 Fuß hoch lag.