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Beilage zum Boigtlandifchen Anzeiger. Redigirtvon I. F. Fincke. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wittwe. 4». Plauen, den 24. November 1841. Feuer!!! Habt Achttt! Wieder hat der Geist der Vernichtung angepocht an die Thore Plauens — abermals ist Feuer entstanden und mitten im Herzen der Stadt. — Hab' Acht! Der böse Geist des Elementes schlingt immer enger seine Kreise, deren Gewalt schon alle Städte um uns herum mehr oder minder unterlegen sind: hab' Acht, daß er nicht auch Plauen ergreife, unsere geliebte Vaterstadt! — Das Feuer entstand, man weiß noch nicht wie? aber Fügung der Vorsicht ließ es da entstehen, wo die, in dieser Nacht gerade ra'endcn Stürme keine Macht hatten — und so gelang es denn auch den gemachten Anstrengungen, das Feuer zu dämpfen, das mit allgemeinem, fürchterlichem Unglück die ganze Stadt bedrohte. Aber, hab' Acht! — das Feuer soll in einem Stalle oder dem darüber befindlichen Heuboden ausgekommen sein — hab' Acht in Haus und Hof, in Stube und Stall, in Kammer und Boden, hab' Acht auf Feuer und Licht! Verbrecherischer Leichtsinn ist es, an solchen Orten mit offenem Lichte, oder offener Laterne zu gehen — hab' Acht jeder Hauswirth, jeder Bürger! und Acht habe er, strenge Acht auf die Seinigen und sein Gesinde! — Hab' Acht! Unsere Feuerordnung ist ein wohlausgcarbeitetcs Gesetz. Aber wass hilft das vortreffliche Gesetz, ohne entsprechende Ausführung? Die Ausführung aber, die Bewährung des Gesetzes ist nur durch Ordnung und Sicherheit, diese-nur durch nierastende Aufmerksamkeit und unaufhörliche Organisation möglich. Also hab' Acht! Gestern haben sich mehrfache Wünsche geäußert. — Eine totale, handgreifliche Finsterniß war auf den Straßen, nur spärlich erhellt von den an die Fenster gestellten Lichtern — cs war lebensgefährlich, sich unter de» Massen zu bewegen -- wo waren die Laternen auf den Spritzen? Wo — wo ist die Straßenbe leuchtung? — Hab' Acht! Jeder, dem das Wohl der Stadt und die Leitung der Anstalten übertragen ist, und strenge Acht habe er auf pünktliche Ausführung der Vorschriften der Feuerordnung, Acht vor und bei dem Feuer'. — Hab' Acht! — Auch in dieser Nacht standen Hunderte von rüstigen Leuten unthätig — sind aber nicht die Wasserreiyen die Hauptsache und findet in ihnen nicht Jeder seinen Platz, der sonst nicht weiß, was er thun soll? — Hab' Acht! Hunderte von Weibern standen und gafften — was sollten sie? Hätten sie nicht zu Hause das Feuer und das Licht bewahren und das Hauswesen für den Fall der Gefahr vorbereiten sollen, während die Männer beim Feuer arbeiteten? — Hab' Acht! Hunderte kamen zum Feuer gelaufen — wo halten sie aber ihre Feuereimer gelassen? Jeder Hausbesitzer soll seine Feuereimer mitbringcn. Das will die Feuer ordnung und da« ist nothwendig! — Hab' Acht jeder, der einen Kopf und ein Paar gesunde Arme hat, und strenge Acht habe er auf sorgfältige Befolgung der Vorschriften und auf fleißige Theil- nahme an den Löfchungsardeitcn! Hab' Acht! Nur der Eifer, der außerordentliche Eifer, welchen die Einwohnerschaft Plauens bis jetzt bei jeder Feuersgefahr so gleich im Anfänge bewiesen hat, hat uns vor größerem Unglücke bewahrt. Was hilft aber der Eifer, wenn er blind ist und blind durcheinander rennt und, statt in «»ärmlicher Besonnenheit die vorhandenen Rettungsmittel zu benutzen, dieselben durchrinander- wirft! — Hab'Acht Jeder an seinem Platze! Auch die kleinste Arbeit am rechten Orte hat ihr großes Verdienst. — Hab' Acht! Hab' Acht! — Der liebe Gott aber bewahre uns vor größerem Unglücke r Plauen den 20. Nov. 1841. Motto. Unabsichtliche Verletzungen durch die Presse tragen ihr Heilmittel in sich: die Mög lichkeit der Widerlegung. Hochzuverehnnder Herr Redakteur! Den nachfolgenden kleinen Aufsatz wünsche ich in's Mittwochsblatt eingerückt zu sehen, von welchem es über haupt wünschenswerth erscheinen dürfte, wenn sich solches mehr mit Besprechung städtischer Angelegenheiten befassen und darin» auch nur solche Annoncen aufnehmen wollte, welche nur allein für hiesige Stadt Interesse haben kön nen. Uebrigens muß ich bemerken, daß ich weder Ge, schicklichkeit noch Zeit genug habe, um die Polirfeile zu handhaben und daß ich alle gelehrtscheinende Berechnun gen hier am unrechten Ort finde, auf Verlangen aber sowohl Preislisten verschiedener in- undausländischer gu ter Maschinenbauwerkstätte, als auch im übrigen Speciel- les vorzulegen in den Stand gesetzt bin. — Schon im verwichenen Jahre, als die Versorgung der ober» Stadt mit Wasser zur Sprache kam, habe ich mich damit beschäftigt, einen Plan zu entwer- frn, wie solches in Verbindung mit einem andern gemeinnützigen Zweck auszuführen sein möchte, um solchen dann der Oeffentlichkeit zur Prüfung zu überge ben. Allein das in Mitten der Stadt vor wenig Tagen ausgebrochene Feuer hat unwiderlegbar weit besser, als der todte Buchstabe überzeugt, daß es, ohne darum das Zusammentreffen günstiger Umstände weniger zu würdigen, hauptsächlich nur durch einen augenblicklich zu erlan gen gewesenen Wasservorrath möglich war, ein großes