Volltext Seite (XML)
298 Lehrer in Wohlbach, Hr. Seidel, mit seinen Schulkindern an der Straße im Walde aufgestellt und trug mit densett>en folgenden Gesang Zstimmig sehr schön vor: — Willkommen, willkommen auf Wohlbachs Höh'n, Willkommen o Freunde der Kunst! Wohl habm wir dieses noch nie geseh'n Und freuen uns heut nicht umsonst. Willkommen, willkommen auf Wohlbachs Höh'n, Wie ist der Tag für uns so schön. Wir wagen ein Liedchen zu singen hier, O Freunde, im grünen Wald; Und bringen ein Lebehoch Ihnen hier; Das Echo es wiederhallt. Willkommen, willkommen auf Wohlbachs Höh'n, Wie ist der Tag für uns so schön. So reiset denn glücklich nach Adorf zu Zum Fest der Constitution. Wir feiern mit Euch nach heutiger Ruh Auch morgen das hohe Fest schon. So reiset denn glücklich nach Adorf hin, Begleiten wird Euch unser liebender Sinn. — Da konnte man recht sehen, daß alles, was von Herzen kommt, komme es von Hoch oder Niedrig ge stellten, von Armen oder Reichen, sei es auch noch so einfach und anspruchslos, auch wieder zu Herzen geht! Wahrhaft wohlthuend für das menschliche Herz war es anzusehen, mit welcher Liebe die kleinen freundlichen Dorfsänger mit ihrem würdigen Lehrer in die Mitte der Turner ausgenommen und im Triumphe mit Musik und Gesang durch das Dorf geführt wurden. Am Ende des Dorfes wurde Halt gemacht, die Turner stellten sich auf die eine, Hr. Seidel mit seinen Kin dern auf die andere Seite und nun riefen beide Theile einander im Gesänge ein Lebewohl und ein dreimaliges Hoch zu und schieden von einander. O möchte doch jeder Lehrer bei seinen Kindern den Gesang und die körperlichen Hebungen (Turnübungen) mehr in Anwen dung bringen! Wie viel, wie unendlich viel Segen würde dadurch auch auf dem Lande verbreitet werden können! (Fortsetzung folgt.) Politische u. andere Merkwürdigkeiten. Inland Dresden den 11. Sept. Gestern wurde der 11. Jahrestag der Stiftung der hiesigen Kommunalgarde in dem Saale der Mittelwirthschaft des königl. großen Gartens durch ein Mittagsessen feierlich begangen. Die meisten Chargirten und viele Mitglieder des hiesigen Korps, sowie zahlreiche Gäste aus andern Städten nahmen daran Theil. — Vor einigen Tagen endete der als Deklamator und Dichter bekannte Eichhoff, nachdem seinem diesfallsigen Wirken, wegen Ueberschrei- tung der gesetzlichen Grenzen des Vortrags, vor einiger Zeit von Obrigkeitswegen ein Ende gemacht worden war, sein Leben durch Selbstmord. Der Prinz Johann ist nach Oesterreich abgereist, um im Vereine mit dem Prinzen von Preußen das österreichische Bundeskontingent zu inspiziren. Gene ralmajor von Hausen geht zu gleichem Zwecke nach Baiern. Zur Jnspizirung des königl. sächsischen Kon tingents wird in diesen Tagen der österreichische Feld marschall - Lieutenant v. Grabowsky, der bairische Generallieutenant v. Zandt und der großherzoglich hessische Generalmajor v. Stosch hier eintreffen. Die sächsischen Truppen befinden sich bereits, wie dies alle Jahre im September der Fall ist, in Kantonirung. Deutschland. Baiern. Die Nürnberger haben eine große Hel- denthat verrichtet. Sie haben dem ehemaligen Minister Frankreichs, Thiers, als er in Nürnberg war, um dessen Merkwürdigkeiten zu besichtigen, Vormittags auf der Burg devot mit dem Hut in der Hand vorbeipassiren lassen und des Abends ein Charivari gebracht, wobei sie, man denke wie kühn, wie tapfer! das Beckersche Rheinlied „Sie sollen ihn nicht haben" sangen! — Man vernimmt, schreibt die Dorfzeüung, daß die Ueberschüsse der München-Aachener Feuerversicherungs anstalt, die ursprünglich für industrielle Zwecke bestimmt sind, im Betrag von 48,000 Gulden für Klöster ver wendet worden seien! — In Böhmen herrscht unter dem Landvolke häufig die Lustseuche und bösartiger Ausschlag, und die Regierung hat die nöthigen Schritte gethan, die nach drücklichste Handhabung der zur Hemmung der weitern Verbreitung und zur Heilung dieser Uebel bestehenden, oft wiederholten Vorschriften den betreffenden Behörden und Personen einzuschärfen. Bei der gegenseitigen Jnspection der Bunde scon- tingente ist es assen inspizirenden Generälen durchaus untersagt, an Ort und Stelle einen Tadel auszusprechen, oder gar Abänderungen zu begehren; sondern es haben dieselben ihre Bemerkungen einzig und allein in einem