Volltext Seite (XML)
160 Macht von bewunderungswürdiger Fruchtbarkeit. Im Zipfel ihres Mantels hält sie das Wohlsein der Mensch heit, und mit deren Wohlsein die Freiheit. Sie dient den edelsten und den sanftesten Regungen unserer Natur." Zunächst schilderte Hr. M. Chevalier dann, wie die Industrie bis jetzt noch nicht leiste, was sie leisten solle, wie sie so viele ihrer Anhänger stiefmütterlich behandle und wie die Auflösung aller Verbindungen durch eine unbeschränkte Koncurrcnz „dem Kriegssinne, den die Ein sicht der Völker und der ^Legierungen verwerfe, eine letzte Zufluchtsstätte bei der Industrie vcrzubehalten bemüht scheine und vorläufig dies erreicht habe.... Die Maschi nen sind bewunderungswürdig, und wer seine Mitmen schen liebt, wünscht die Ausbreitung wie die Fortschritte der Mechanik, weil die Maschinen berufen sind, den Menschen zu ersetzen und an dessen Stelle zu arbeiten, so daß dieser mit minderer Anstrengung mehr Resultate, mit minderer Bemühung mehr Genüsse erlange, und damit Keiner durch die Materie erdrückt werde, sondern Jeder an den intellektuellen Freuden Theil nehme und sich mit seiner Bildung beschäftigen könne, wahrend die Elemente für ihn arbeiten. Allein bei der gegenwärtigen Gestaltung der Industrie tritt das Gegentheil ein. Die Arbeiter in Brighton sagten mit Recht: „Die Maschinen sollten unsere Sclaven sein, sind aber unsere furchtbar sten Koncurrenten geworden!" Sie hatten Recht, dieselben mit dem Ungeheuer der deutschen Legende zu vergleichen,, das, nachdem cs Leben empfangen hatte, dies nur dazu anwendete, um Den zu verfolgen, der es ihm gegeben. Bei der jetzigen Lage der Dinge dient die Mechanik zuweilen, ja sogar oft, zur Erleichterung der Arbeit des Menschen, öfter aber noch raubt sie der jetzigen Gene ration ihr Auskommen. Statt die Würde des Menschen zu erhöhen, erniedrigt sie denselben, und der Verstand erscheint bei ihm als ein überflüssiger Auswuchs. Der Mensch ist so unbedeutend neben den wunderbaren Maschi nen, die er leitet, ich sollte sagen, von denen er geleitet wird, daß man es nicht für nöthig hält, ihm einen Antheil an dem Verdienst und dem Ruhme des indu striellen Werkes zuzuschreiben. Auch ist das keineswegs Verachtung gegen die arbeirende Klasse, sondern nur der einfache Ausdruck der Thatsache, daß in großen Fabriken, in Ermangelung einer Organisation auf mora lischer Grundlage, der Arbeiter blos eine Gerätschaft bildet, ein kleines Werkzeug, das neben den gigantischen Maschinen wenig bedeutet. Man braucht dieses lebendige Werkzeug nur einstweilen noch,! bis eine ganz todte Maschine erfunden ist, die! weniger kostet.... Wie aber bei der jetzigen Desorganisation der Industrie, besonders des Manufacturwesens, das Loos des Arbeiters traurig, so ist der Meister nicht besser dran. Steht auch der Hunger nicht drohend an seiner Thür, so droht dort der scheußliche Vampyr Bankrott. Wer sich davon über zeugen will, braucht nur um sich zu blicken und zu zählen, wie viel große Handelshäuser oder Fabrikunternehmungen schon 30 Jahre bestehen. Bei der jetzigen Stellung der Industrie gibt es, keine Sicherheit für die Zukunft. Dieses Loos theilt der Arbeiter wie der Herr, mit dem einzigen Unterschiede, daß die Zukunft für den Herrn vielleicht ein Jahr, während sie für den Arbeiter kaum eine Woche entfernt ist. Aber Sicherheit für die Zukunft ist der kostbarste Schatz. Sie wirkt wie jener Talisman in der orientalischen Sage, deren Verlust den Anblick der ganzen Natur, die Farbe hex Pflanzenwelt wie den Glanz der Sonne in den Augen des Verlierenden umge- staltet. Wer der Zukunft nicht sicher, steht in der Gesell schaft im Lager, ist nicht ansässig. Ohne Zukunft gicbt es weder häuslichen Herd, noch Familienleben, noch Sittlichkeit. Für den Menschen ohne Zukunft ist der Verstand eine unselige Gabe und die Erkenntniß der Zukunft eine Qual." Eine solche Lage, schloß Hr. M. Chevalier, ist unerträglich; sie wirkt der Industrie selbst entgegen, die durchaus Sicherheit voraussetzt; aus ihr erklärt sich chie politische Unsicherheit; vorzugsweise in Frankreich wirkt sie gefährlich, denn hier kennt der Arbei ter sein Recht, und seine Kratt hat er erprobt. Diese Unsicherheit zwingt zur Unterhaltung der stehenden Heere, und welche Erfolge waren nicht zu erreichen, wenn man auch nur die Hälfte der dabei verlorenen Geld - und Arbeitskräfte auf fruchtbringende Arbeiten verwenden könnte! Alles dies sind Aufgaben, welche die Staatsökonomie zu lösen hat, „und sie muß sich beeilen, denn die Zeit drängt. Die Religion,, welche die ganze Fortdauer der Menschen umfaßt, konnte Angesichts der empörendsten Ungleichheiten,-welche der Feudalismus' zeigte, unbedenk. lich von Gleichheit sprechen. Sie halte die Ewigkeit vor sich; die Gegenwart mit deren Leiden und Freuden kümmerte sie wenig; diese ist nur ein Punkt im Raum. Allein seit der französischen Revolution ist die Gleichheit vorn Himmel zur Erdtl heräbgestiegen; aus der Religion ging sie in die Politik über. Der Politik steht aber nicht das AuskunstsMittel der Ewigkeit zu Gebot, um die Wirklichkeit mit den Lehrsätzen in Uebereinstimmung zu bringen. Ihr Recht ist von dieser Welt und sie lebt in der:.Gegenwart; sie muß darum Leiden in dieser Welt «nd sd''wtzit esl'möglich,: in der Gegenwart aütz-