Volltext Seite (XML)
179 Belgien. Wieder ein Zeichen der Zeit! Der Kardinal Erzbischofs von Mecheln hat eine öffentliche und amtliche Aufforderung an alle Geistliche erlassen, sich bei den nächsten Kammerwahlen aufs thätigste für die Erwäh lung ihnen geeignet erscheinender Männer zu bemühen. Als Mittel werden zunächst (wie unschuldig!) „Gebete, Abendmahl, Fasten und Almosen" empfohlen. Dann aber heißt es weiter: „Es ist ein Jrrthum zu glauben, daß man ohne sein Gewissen zu beschweren, sich von Wahlen fern halten könne. Auch dürfen (?) die Wähler nur solchen Mannern, die in der Thar würdig sind, ihre Stimmen geben. Endlich müssen die Wähler, um gute Wahlen zu erlangen, sich zusammen thun und verstän digen, ihre persönlichen (?) Meinungen zum Opfer bringen (für die Hierarchie?) und nicht vergessen, daß eine gute Wahl von einer einzigen Stimme abhängen kann." Der Kardinal Erzbischofs verpflichtet seine Prie- , fter allerdings, sich „mit aller Vorsicht und Klugheit" zu benehmen, schreibt ihnen aber vor, „den Gläubiger die angeführten Pflichten wohl einzuschärfen" und ver ordnet schließlich, daß dieser Beweis, wie er die Unab hängigkeit der Kirche (!) und des Staates verstehe, am Pfingsttage von den Kanzeln verlesen, sowie daß an den Tagen vor der Wahl ebenfalls durch kirchliche Ccrmo- nien auf die Wähler gewirkt werden solle. — Jesus, sprach Anders wie dieser Priester - „mein Reich ist « nickt von dieser Welt!" — Die Hierarchische Partei ist sehr thätig! — Schweden. Der König hat den armen Abge brannten in Drontheim 2000 Spthlr aus seiner Scha tulle zugeschickt. Griechenland. Der König, die Königin und der zum Besuch anwesende Kronprinz von Baiern stell ten eine Reise über Paros, Hydra,' Spezzia nach Sparta an, die zu Pferde gemacht werden muß, weil die Straßen noch fehlen und wozu alle Bedürfnisse auf Packpferden mitgenommen werden müssen. Dann will die Königin noch Ems in's Bad. Türkei. Die Pest grassirh noch in Syrien. Der Sultan hat den Christen, denen zeitweilige Steuerfrei heit versprochen worden war, wenn sie sich der Sache der Türken anschlössen, mehre Steuern auferlegt, die im Ganzen jährlich 50 Prozent von allem Eigenthum der Provinz betragen, und ei-r Jahr voraus entrichtet wer den sollen. Die Christen erklärten, daß sie lieber das Land verlassen wollten, ehe sie diese Steuern bezahlten. Der Pascha hat eingewilliget, die Eintreibung der Steuern bis auf weitern Befehl aus Konstantinopel zu vertagen. Michael Chevalier über -ie Wich tigkeit -er Industrie. ( Beschluß.) Außer der Industrie bleibt für die Kräfte des Men schen kein anderer Lohn als der Krieg, für die Thätig- keit des Menschen kein anderes Ziel als Eroberung. Zwischen Industrie und Krieg muß man wählen; ein Mittelding giebts nicht. Der Mensch muß seine Arme und seinen Geist zum Schaffen oder zum Zerstören gebrauchen, Leben oder Tod säen! Welche von beiden Bestimmungen ist des Menschen würdiger? welche ist der Entwickelung seiner physischen und geistigen, ja seiner moralischen Kräfte, d. h. noch einmal der Freiheit, wol förderlicher? Wo die Industrie fehlt, ist keine Gesellschaft möglich ohne eine elende Mehrheit, die der herrschenden Minderheit als Fußschemel, als Baustoff, als Kanonen futter dient. Wo die schaffende Arbeit kein Bürgerrecht hat, sondern gefesselt und verachtet ist, sind regierende Stände nöthig, die ausKosten der Menge leben. Diese höhern Stände pflanzen sich durch erbliche Privilegien fort, da sie nicht zugeben können, daß ihre Nachkommen sich zu den verachteten Arbeiten erniedrigen. Wo dagegen die Industrie geehrt wird, wo deren Vervollkommnung Hauptzweck der Verwaltung ist, wo ihre Angelegenheiten Staatsangelegenheiten sind: dort verschwindet jede unbe dingte Absonderung. Da die allgemeine Thätigkeit sich auf die Dinge richtet, wird der Mensch nicht mehr unter drückt, sondern statt der Menschheit die Natur beherrscht und benutzt. Die Gesellschaft strebt nach Vereinigung und gelangt dahin trotz aller trennenden Privilegien. Der Grundsatz der Gleichheit nach Maßgabe der Mora lität und der Talente, des Verdienstes und der Leistungen wird Grundgesetz. Man hat gesagt, die Bildungsstufe eines Volkes lasse sich an der Menge von Eisen erkennen, die es verbraucht. Richtiger ist es zu sagen, daß der Grad der Freiheit, deren ein Volk genießt, sich nach der Ehre ermessen lasse, die sein Gesetz und seine Sitten der Arbeit erweisen. Die Industrie ist also eine kolossale