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173 Besuch im Herbste kein Entgegenkommen und keine Empfangsfestlichkeiten genehmigen werde, weil eine Petition derselben, die Verfassungsangelegenheit betreffend, als Opposition angesehen worden ist. Würtemberg. Unter dem Kaufmanns - und Fabri kantenstand herrscht wegen des englisch-deutschen Handels vertrags große Aufregung. Ein Verein hat sich gebildet, um gemeinschaftliche Schritte zu thun, daß der König gebeten werde diesen Antrag nicht zu genehmigen. (Die Genehmigung desselben ist auf den 1. Juli anberaumt.) Sie nennen diesen Vertrag ein Nationalunglück. Ein Schreiben aus Hamburg vertheidigt diesen Vertrag und sagt am Ende: — „und wenn es besser werden soll, so kann es blos dadurch geschehen, daß unsere Fabrikanten schönere, bessere und billigere Fabrikate, als die Eng länder liefern. Darum wird kein Geschrei weder von der Themse, noch vom Lech, noch von der Spree diese Verhältnisse ändern. Wir müssen die Engländer, wie es bereits in einigen Artikeln geschehen, nach und nach überflügeln und beweisen, was deutsche Kraft und deut sche Betriebsamkeit vermögen. Und wenn wir einst die Hansestädte in unserm Gebiete zählen, wird es an der Zeit sein, gegen England den Bogen hoch zu span nen, bis dahin aber die karge Gabe des neuen Ver trages anzunehmen, unter der Bedingung, daß er von drei zu drei statt von sechs zu sechs Jahren kündbar sei." Hechingen. Nach einer Verordnung der Re gierung, die Nachweisung des gesetzlichen Vermögens bei Ertheilung der Heirathserlaubniß betreffend, muß Jeder, welcher diese Erlaubniß nachsucht, sich nebst un- tadelhaftem Betragen zugleich über den Besitz eines gemeinschaftlich schuldenfreien Vermögens von 700 Gul den ausweisen, wobei die sogenannte Ausrüstung (Aus stattung) nicht mit eingerechnet wird. Die Meisterschaft in einem zünftigen oder unzünftigen Gewerbe wird zu 200 Gulden mit eingerechnet. Die Folge davon wer den wilde Ehen sein! — Ausland. Spanien. Der neue Regent hat seine Würde als Oberbefehlshaber der spanischen Heere rc. als auf gehoben erklärt. Die Bildung eines neuen Ministeriums ist der Madrider Zeitung offiziell angezeigt worden. I Großbritannien. Nachdem im Unterhause der Antrag der Minister auf Herabsetzung der Zuckerzölle mit einer Mehrheit von 36 Stimmen verworfen worden waren, kündigte Lord I. Russel die Vertagung des Parlaments bis zum 23. Mai an. Man vermuthet, daß das Ministerium nicht abtreten, sondern das Parlament auflösen werde. Robert Peel wollte am 27. Mai auf den Beschluß antragen, daß die Minister das Ver trauen des Parlaments nicht mehr besäßen und daß ihr Verbleiben im Amte demgemäß im Widerspruch mit dem Geiste der Verfassung stehe. Die Getreidefrage soll den 1. Juni verhandelt wer den. Die meisten Bittschriften verlangen die Aufhebung der beschränkenden Getreidegesetze. Die Ehartisten-Versammlungen werden wieder lebhaf ter. Die Chartisten halten es jetzt mit den Tories, weil sie die Freilassung der gefangenen Chartisten, 400 an der Zahl, von denselben erwarten. Daher wirkt ihnen O'Connel entgegen. Die englische Flotte im Mittelmeere hat Befehl er halten, sich in der Nähe von Athen und Candia aufzu halten. Frankreich. Nach den Berichten des General gouverneurs, Gen. Bugeaud in Algier, hatte die Armee des Abdelkader eine totale Niederlage erlitten, wenn der Herzog von Nemours seine Heerabtheilung nicht zu schnell hätte angreifen lassen. Die Prozesse über die Veröffentlichung der angeb lichen „Briefe des Königs" haben sich nun auch über die Journale in den Provinzen verbreitet, die eben« falls freigesprochen wurden. Eine Bittschrift der Pariser verlangt, daß über die Aechtheit dieser Briefe eine Unter suchung angestelltwerde. Das Journal des Debats hält, merkwürdig genug, eine Rechtfertigung des Königs gegen den Verdacht landesverrätherischer Gesinnungen durch das offizielle Organ seiner Minister für nöthig. Den 24. Mai hat die polnische Emigration in Parks ihren Nestor Niemcewicz begraben. An dem selben Tage begann die Pairskammer das Verhör der drei des Königsmordes angeklagten Darmes, Duclos, und Konsidere. Darmes gesteht seine That, will aber keine Mitschuldigen haben.