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3 berg feierlich eingeweiht. Die Königin hat der Gemeinde höchst kostbare heilige Gerätschaften, die Fürstin Liegnitz überaus geschmackvolle Altar-, Kanzel- und Taufstein decken geschenkt. Die weiße Altardccke trägt in goldenen Buchstaben den Wahlspruch: „Meine Zeit mit Unruhe, meine Hoffnung in Gott." Ueber die in den Zeitungen ost erwähnten Vor fälle bei Gonzenheim theilt man aus Homburg ausführlichere Nachrichten mit. Der Bruder des Land grafen, Prinz Gustav, soll hiernach die morganatische Ehe des Landgrafen mit der verwittweten Baronin von Schimmelpennink nicht gern gesehen, sondern sich dieser Verbindung auf alle mögliche Weise widersetzt und da durch den Groll der jetzigen Gemahlin des Landgrafen erregt haben, während die Anhänger des Prinzen Gustav ihrerseits ehrenrührige Gerüchte zu verbreiten suchten. Plötzlich sei dem Prinzen die Nachricht überbracht worden, daß jeden Abend ein Individuum in einem Mantel gehüllt eine Hinterthüre, die in den Schloßgarten führt, aufschließe, in's Schloß gehe und erst gegen Morgen sich wieder aus demselben entferne. Der Prinz ertheilte sogleich Befehl Maßregeln zu treffen, um diese Person, wenn sie sich wieder blicken lassen sollte, fest zu nehmen. Am 2. Dec. in der Frühe be merkten die aufgestellten Polizeidiener, daß der Verhüllte das Schloß verließ und seinen Weg durch den Garten nahm. Sie stürzten sich auf ihn und verhafteten ihn. Sowohl seine Geldanerbietungen als die Verheißungen einer Ehrendame der Gräfin, die durch den Lärm auf merksam gemacht hcruntergeeilt war, wurden ausge schlagen, worauf diese, als sie alle Bemühungen, die Polizeidiener zur Verletzung ihrer Pflicht zu vermögen, vergeblich sah, sich in eine Fluth von Verwünschungen gegen den Prinzen Gustav ergoß. Der Unbekannte wurde hierauf zu dem Schloßhauptmann geführt, dem er sich als Fürst Lichnowski zu erkennen gab, und als Grund seiner heimlichen Besuche im Schlosse Zusam menkünfte mit der Ehrendame der Gräfin bezeichnete. Das Resultat des Verhörs war seine unverweilte Frei lassung, und sobald die Sache dem Landgrafen zu Ohren kam, befahl derselbe, daß alle ferneren Unter suchungen in dieser Angelegenheit eingestellt werden und niemand mehr darüber sprechen sollte. Allein am 3. Dec verfügte sich eine Deputation der Bürgerschaft der Haupt stadt in das Schloß und bat den Landgrafen eine genaue Untersuchung des Vorfalles anzuordnen und die als schuldig Befundenen zur Strafe zu ziehen. Der Landgraf nahm jedoch diesen Schritt der Bürgerschaft übel auf und entließ bie Deputation mit den deutlichsten Zeichen des Mißfallens. An demselben Tage noch reiste der Landgraf mit seiner Gemahlin und Gefolge nach Frankfurt, wo sie bei dem Grafen von Münch-Bel linghausen speisten. Gegen Abend traten sie in drei Wagen ihre Rückreise an, wurden aber zu Gonzen heim dem ersten Homburgischen Orte von einem Haufen Stadtbewohner und Bauern aufgehalten, die sich auf den Wagen, worin die oben erwähnte Ehrendame saß, stürzten, diese aus demselben hcrausrissen und mißhan delten. Da die Bemühungen des Landgrafen, sie aus den Händen der Wüthenden zu retten, vergeblich waren, fuhr derselbe weiter, der Haufe aber brachte die Dame, die mit zerrissenen Kleidern den ganzen Weg zu Fuße gehen mußte, nach Homburg in Gewahrsam, aus dem sie jedoch am anderen Tage auf Befehl des Landgrafen entlassen, und in ihre Heimath nach Grätz zurückge sendet wurde. Der Landgraf weigere sich noch immer eine gerichtliche Untersuchung der Sache anzuordnen, während Prinz Gustav fortwährend darauf dringe. (Lekpz. Allgemeine No. 362.) Ausland. Spanien. Die provisorische Regentschaft dringt auf die Erfüllung des Kontraktes mit Portugall wegen der freien Duero - Schifffarth und man spricht sogar von Truppenbewegungen gegen Portugall, das diesem Vertrage entgegenhandelt. — Die prov. Regentschaft hat die Aushebung des Jesuitenklosters zu Loya la in Gnipuzcoa, dem Geburtsort? des Stifters dieses berühmten Ordens, verordnet. Sie fordert alle Ayuntamicntos auf, diejenigen Gebäude der aufgehobenen Klöster zu bezeichnen, die ihnen für Unterrichtszwecke oder sonst zum allgemeinen Besten nützlich erscheinen. Großbritannien. In London machte kürzlich eine wahnsinnige Gräfin Resterlitz Aufsehen, die mit Gewalt, mit einem kurzen Seitengewehr in der Hand, in den Palast der Königin dringen wollte und in das Bedlam-Hospital (Irrenhaus) gebracht worden ist. Sie war früher an einen englischen Kapitän ven heirathet. — Die Engländer haben zwar bei der Eroberung von Schusan, einer Insel in China, einen geringen Verlust erlitten, aber einige hundert britische Matrosen und Soldaten, welche über die errungenen Siege sich zu sehr freuten, die Häuser der geflüchteten Einwohner plünderten und betrunken auf den Straßen und in den Häusern, Stallen und Gärten umherlagen, sind von dem chinesischen Pöbel — so sagen niederlän«