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143 dm Apanagen!) — DerErkönig und Familie. Als Karl X. seine letzte Rede in der Kammer hielt, geriet!) er so in Feuer, daß ihm der Hut vom Kopfe fiel, den der Herz. v. Orleans aufhob, welches man schon damals als eine üble Vorbedeutung besprach. Für ein anderes übles Omen wurde gehalten, daß die unheilbringenden Ordonnanzen an demselben Tage erfolgten, an welchem vor 38 Jahren der Herzog v. Braunschweig sein unglückliches Manifest ergehen ließ. — Auf die Annähe rung der beträchtlichen Anzahl von Nazional» gardisten aus Paris hat Karl X. nebst Fa milie Rambouillet schnell verlassen, und die Mannschaft konnte nur mit Mühe von deren Verfolgung zurückgehaltcn werden. Die Kronjuwcelcn, im Werth von 80 Mill. Fr., mußten jedoch zurückgelassen werden und sind nach Paris gebracht worden, wohin dann auch die Naz. Garden, zum Theil in kön. Wagen, zurückkchrten. — Auf die Ermah nung der Karl X. begleitenden Kommissäre, in dem Erkönige das Unglück zu ehren, ver bargen die Naz. Gardisten von Drcur sogar ihre Zfarbigcn Kokarden, um ihn durch deren Anblick nicht zu betrüben. Uebrigcns langte Karl in Drcur sehr niedergeschlagen an; die Dauphine war es weniger, die Herzogin von Berry, in Mannstracht, war aber tief be trübt, während Ihre beiden Kinder nm sie her lachten und scherzten, weil sie nichts von dem Uebel ahncten, das ihreFamilie betroffen. Am 8. übernachtete der König und Familie zu Verneuil, und man glaubte, daß sic am 11. in Ehcrkourg würden cintrcffen können. Der Zug war übrigens folgender: Vorn 3 Ka nonen, dann 2 Komp. Leibwache, Marmonr an der Spitze, hierauf Karl X. und der Dau phin zuPfcrde, die übrige Familie in Wagen, Schluß 2 Komp. Garde. Er ging langsam und in tiefster Stille; in Städten und Dör fern regte sich kein Laut, doch zog man die Hüte ab. (Ein wahrerLeichcnzug!) Die Schulden, welche die Auswanderer hinterlassen, sollen für den König 45, den Dauphin 5 bis und die Herzogin v. Berry 6 Mill. Fr. betra gen. (Wer wird bezahlen?) — — Die Er-Minister. Nur Montbcl und Cha pelle sollen bei Karl X. geblieben seyn. — Pey rönnet, welchem als rothschildscher Kourier verkleidet oder wenigstens mit einem solchen zu entkommen versuchte, ist, als er, durch eine Pcrrücke, grobe Baucrnschuhe und wollene Strümpfe vermummt, auf einem Seitenwege sich bei Tours vorbeischleichen wollte, von einem Flurhüter ergriffen und ausgcliefert worden, und man hatte Mühe, ihn verVolkswuth zu entreißen. Auch Cha n- tclauze, in einem abgetragenen schwarzen Rocke und durchlöcherten Stiefeln, soll in Tours verhaftet worden seyn und nebst ihm noch ein Mann, der seinen Namen nicht an- geben wollte. Man vermuthete, es wäre Polignac, aber dieser, gerade der Schul digste, wäre, laut Nachricht aus Hamburg vom 10. Aug-, in Altona glücklich angckom- men und gedenke, nach Rußland zu gehen. N. A. befände cr sich noch heim Könige, und Wieder