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1Z0 sollt«, zu errichten, und S. M. hat diesen Norschlag genehmiget. — Oer König soll für den neuen Pair, Adm. Duperrc', in Be tracht seiner geringen Vcrmögensumstände, ein Majorat von 400000 Fr. aus seiner Cr- villiste gestiftet haben. — Bei den Unter suchungen wegen der Fcueranlegungcn in der Normandie hat sich ergeben, daß sie meist von Frauen und Mädchen, auf fremde Anrei zung, geschehen sind; doch hat man den eigentlichen Anstiftern noch nicht auf die Spur kommen können, da auch die zum Tode vcrurtheilten Frauenzimmer hartnäckig jede Entdeckung verweigert haben. — Von den in den grollen Kollegien gewählten 43 Depu- tirten gehören 26 zur liberalen und 14 zur royalistischen Meinung, 3 aber haben für das Amandement Logen! gestimmt. Im Ganzen sind 420Deputiere bekannt, worunter 270 Li berale, 147 Ministerielle und 13 Logerilisten. — Die gefürchteten Staatsstreiche sind er folgt. König!. Ordonnanzen vom 25. Jul. „suspendiren die Preßfreiheit, lösen die neue Deputirtenkammer auf, ändern das Wahl gesetz und vernichten das Wahlrecht der Be- zirkskvllegien." Die StaatSpapiere sind hierauf bedeutend gewichen und auf allen Börsen herrscht Bestürzung. Schlimme Fol gen blieben nicht aus. Bald herrschte in Paris große Unruhe, und an viel-'n Häusern waren schwarze Fahnen ausgchangen; beson ders waren die Zeitungsschreiber und Buch drucker sehr aufgeregt. Den Ministern wur den die Fenster eingeworfen, und der König ist am 28- Jul. mit dem Frühesten, von 2 Rea. Kavallerie eskortirt, nach Fontainebleau av- gereist. Die Dcputirten betrachten sich als gesetzlich zusammenberufen und den König momentan seiner Freiheit beraubt, auch wol len sie sich versammle», um über die Maß regeln zu berathschlagen, welche ihnen zum Wohle deS Vaterlandes nothwendig scheinen dürften. Eine Deputazion der Pairskammer begab sich nach St. Cloud, um den König mit der Wahrheit bekannt zu machen, erhielt aber zur Antwort, daß er nach Compjegne (n. A. nach Vendome) abgereist wäre. Börse und Bank, Läden und Magazine waren Heschlos- sen, durch die Straßen wogte eine aufgeregte Menge, und alle Laternen wurden zerschla gen. Unter den Fenstern des Min. von Po- lignac ertönten von einer großen Menschen- maffe Verwünschungen; die Gensd'armerie hieb ein, und 2Bürger verloren das Leben und viele wurden verwundet, aber auch jene hat ten Tobte und Verwundete; auf mehrer» großen Plätze» hörte man Gewehrfeuer. Auch die Vorstädte fingen an, sich in Bewegung zu setzen. Die Läden, wo Waffen, Pulver re. sich befanden, sind von, Volke gesprengt und beraubt wordeu. Man hatte ein Garde - und ein Schweizerregiment gegen das Volk mar- schicen lassen, aber ersteres weigerte sich und nur lrtztcres feuerte, wurde aber vom Volke überwältigt. Alle Wachhäuser der Gens- d'armerie wurden niedergebrannt und die kön. Wappen und Insignien, wo man sie fand, abgerissen. Das Hotel des Ministeriums war mit einer beträchtlichen Truppenmasse und 4 Kanonen umstellt; im Ganzen aber hielten sich die Truppen ruhig, nur die Garden scheinen gegen die Bürger gehandelt zu haben. Algier. Marschall Bourmont meldet, daß die türk. Milizen, etwa 2500, sich ruhig unterworfen und ihre Waffen übergeben haben. Die Verheiratheten unter ihnen blei ben in Algier, die Ledigen werden nach der Türkei gebracht. — Der Bey von Tittciy hat durch seinen 16jährigen Sohn seine Be reitwilligkeit, sich zu unterwerfen, anzeigen lassen, und dies geschah mit einer Naivetät, die an die alten Zeiten erinnerte. Er ist auch an der Spitze der Regierung gelassen worden, doch muß er denselben Tribut wie an den Dey bezahle», welches dankbar angenommen wurde. Die Beys von Oran und Konsiai^ tine sind seinem Beispiele gefolgt. — Die Redouten zwischen Sidi Ferruch und Algier sollen entwaffnet und auch jener Nieder lagsplatz aufgegeben werden, sobald die Spitäler anderwärts untcrgebracht sind. — In Bourmonts Freudenbecher ist rin sehr bit-