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86 halben dagrgtn verwahrt. Was bezieht Eng land von Dachsen? Getreide selten und we nig; denn cs kann dasselbe naher oder doch auch von ferne wohlfeiler haben. Das Uebri- ge besteht in Folgenden: Knochen, die es nicht nur in den großen Städten zusammen kaufen, sondern auch auf den Schlachtfeldern auswühlcn läßt und den Centner mit 6 Gro- fchcn bezahlt, gleichsam als hätte man, dar über entrüstet, jene Tcutschen nicht mehr lebend zu seinen Zwecken benutzen zu können, wenigstens aus ihren Gebeinen noch einen kleinen Gewinn ziehen wollen. Die Rimesse dafür kann man höchstens zu 1 bis 2000 Thlr. annehmcn und wenn der Sachse unzart genug wäre, diese ehrwürdigen Uebcrrcstc braver Vatcrlandsvertheidiger zu entweihen, würde unserm Ackerbaue aus deren Selbstbenutzung ein zehnfach größerer Gewinn zu Theil wer den. Wolle und zwar die fcincrn Gattun gen, aber auch von diesen nur wofür etwa 1 bis Mill. Thlr. ins Land kommen mag. Linnen, jedoch mit hohem Zoll belastet und auch nur Tisch- und Tafelzeuche, deren Be trag Soooo Thlr. nicht übersteigen dürfte. Spitzen, in ganz unbedeutenden Parthieen und für höchstens 10000 Thlr., wogegen die onal. Maschinenspitzen unsre armen Spitzcn- kloppler im Gebirge fast dem Hungertodc nahe gebracht. Hölzerne Spiclwaaren wovon aus dem Erzgebirge höchstens für 2000 Thlr. hinübergehen. Strümpfe, und zwar meist nur ordinäre, leinene und baum wollene, die man dort so wohlfeil nicht ferti gen kann, mit höchstens 30000 Thlr. Ein nahme. Sonst möchte wenig weiter aus Sachsen nach England abgesetzt werden. — Der ganze Betrag dessen, was England jähr lich an Sachsen zahlt, dürfte demnach 2 Mill. Thlr. nicht übersteigen; dagegen nimmt man wol noch zu wenig an, wenn man dasjenige, was Sachsen für andere Gegenstände, vom Zucker bis zum Pfefferkorne, vom feinsten Tuche bis zum luftigsten kleinen Halstuche, von der größten Ärbcitsmaschinc bis zur Nähnadel und von hundert andern Gegen ständen, groß und klein, jährlich an England zahlt, nur zu dem 4fachen Betrage, also zu 8 Mill. Thlr. anschlägt. — Die Folgen dieses, für Sachsen höchst nachtheiligen Ver hältnisses leuchten ein und erklären es zur Gnügc, weßhalb die Verarmung des Mittel und Bauerstandcs fast von Tag zu Tage be merkbarer und in ihren traurigen Folgen fühl barer wird. (Allerdings wahr; aber hoffent lich werden Sachsens Genügsamkeit und Be triebsamkeit vereinigt doch nach und nach siegreich werden, und wirklich sollen die Herren Britten jetzt auf die Sachsen gar nicht gut zu sprechen seyn, weil eben deren In dustrie der ihrigen immer nachtheiliger wird. Aber wenn diesem rühmlichen Kampfe nur auch der Lohn entspräche! Das immer mehre und wohlfeilere Liefern bringt doch keinen wahren und dauernden Gewinn. Es geht dann am Ende, wie mit zwei Kaufleuten, wo einer dem andern zum Trotz immer wohlfeiler ver kauft und zuletzt beide zu Grunde gehen.) Unrechte Begegnung und rechte Entgegnung. Es heißt wol: „wenn man die Wahrheit geigt, krigt man den Fidclbogen an den Kopf"; aber laß dir von diesem Sprüchwort den Mund nicht zuhalten, wo du ihn aufthun solltest, noch laß es dich anreizen, so schnöden Lohn zu geben, wenn du aufgcgeigt be kommst. Musik der Art klingt freilich nicht so bezaubernd, wie der Locksang der Schmei chelei, der da an dir lobt und rühmt, was doch noch besser seyn könnte, oder was gar nicht da ist, oder wovon sogar das Gegentheil vorhanden ist. Wenn dir einer kommt, der deine Tugend in so hohe Noten setzt, den ver- urtheile flugs zum beständigen Pausiren; oder wenn das nicht wohl angeht, so antwort' ihm aufrichtig, wie jener große Kaiser, in deß Reich die Sonne nie unterging, den Prei- sern einmal entgegnet hat: „das große Lob, das ihr mir zuschrcibt, sprach er, hör' ich nur darum an, weil es mich erinnert, wie ich sollte beschaffen seyn." Eichel-