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71 noch größer werden können, wenn das, nur 39 Schritt vom Ausbruche des Feuers ge legene Gebäude der zahlreichen und werth- vollen Bibliothek nicht durch Begünstigung des Windes und große Anstrengung von Sei ten der Menschen gerettet worden wäre. Baden. Die nach dem Tode des Groß- hcrzogs sogleich nach Manheim und in andere Gegenden des Landes beorderten Truppen sollen bestimmt gewesen seyn, einem wegen alter Ansprüche etwa möglichen Schritte von Seiten Baierns zu begegnen. Frankreich. Die Auflösung der Depu- tirtenkammer soll in Ucbercinstimmung der Herren von Polignac und Villele nun gewiß seyn und die Wahlkollegien sollen im August zusammenberufcn werden. — Die von vielen Seiten angefochtene Erpcdizion gegen Algier soll aus 11 Linienschiffen, 24 Fregatten, 35 Briggs, 18 Galeeren, l2Korvetten, 7 Goe- lettcn, 8 Bombardon und 6 Dampfböten -und vielen platten Landungsfahrzeugcn bestehen. (Zeugs genug, wenn's nur hilft! Jndeß sind schon bedeutcndcWetten cingegangen worden, daß sie gar nicht zu Stande kommen werde. Oesterreich, England und die Pforte sollen noch eine Vermittelung versuchen wollen.) — Am 8- April traf der Prinz Leopold von Sachsen - Koburg in Paris ein und erhielt schon nach einigen Stunden einen Besuch vom Herzoge von Orleans (ein Heirathchen?), so wie später eine Audienz bei S. M. dem Kö- nige. , , , Spanien. S. M. der König hat das salische Gesetz aufgehoben und somit die Successionsfähigkeit des weiblichen Geschlechts wieder hergestcllt, wie auch schon unter der Regierung der Cortes be stimmt wurde. Dieser Beschluß ist wahr scheinlich durch die Schwangerschaft der Kö nigin veranlaßt worden, aber die Apostoli schen und Karlisicn sind gar nicht damit zu frieden. Auch Frankreich nicht, dessen Ge sandter dagegen protestirt hat, weil es eine Acudcrung in der bourbonischcn Thrvnfolgc- vrdnung hervorbringcn könne. Portugal. Das Elend nimmt zu und mit ihm die Zahl der Straßenräuber, gegen welche sich ganze Gemeinden bewaffnen müs sen. — Don Pedro hat auf der Insel Terccira eine Regentschaft für seine Tochter Maria da Gloria angcordnct. Algier. Vor diesem in Blokadestand erklärten Raubneste hat ein davor stazionirter Kreuzer 2 engl. Schifft, die er mit Kriegsbe dürfnissen aller Art, für den Dey bestimmt, beladen gefunden, ungehalten. — Der Dey zieht immer mehr Truppen zusammen und übt sie täglich in den Waffen. Das ganze Ufer ist mit Truppen bedeckt; die Milizen sammeln sich, 36000 Mann stark, in einen, verschanzten Lager zu Kostantina; Oran wird stark befestiget und auf allen zu einer Lan dung geeigneten Punkten werden Batterien errichtet. Die Vcrtheidigungsanstalten wer den meist von europ. Militärs geleitet, ja selbst unter dem Einflüsse einer großen christ lichen Macht soll zwischen Algier und allen übrigen Barbareskenstaaten ein Defensivtrak- tat zu Stande gekommen seyn. Italien. Der Dekan des Kardinalskol legiums, della Somaglia, ist gestorben; er war 1742 geboren und seit 1795 Kardinal. Türkei. Den vertriebenen kathol. Ar meniern müssen die ihnen abgekauften Häuser bei ihrer Rückkehr ohne Rückzahlung des Kaufpreises wieder übergeben werden. Doch bereuen viele der Iurückgekchrtcn diesen Schritt, weil jetzt in Konstantinopel große Theucrung herrscht. Gleichwohl soll noch im Werke seyn, daß von jedem Backofen monat lich einige 1000 Piaster entrichtet werden sollen. — Bei der Niederkunft der jüngsten 19jährigcn Gemahlin des Sultans, einer Cir- eassicrin, waren zum ersten Mal ein griech. Arzt und ein franz. Aceoucheur im Serail, und als der Arzt dem Sultan die glückliche Niederkunft und das Wohlbefinden der Mut ter und des Kindes ankündigte, wurde er mik seinem Namen angercdet, was beispiellos ist, da der Sultan so gut als der gemeinste Muha- medaner sonst Griechen und Franken nie an ders