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66 Der Betrug wurde indessen bald entdeckt und der Betrüger bestraft. (Im Grunde doch ein sehr dummer Literatus!) Baiern. Deip unglücklichen Kaspar Hauser hat schon wieder ein Unfall betroffen, indem er beim Ordnen seiner Bücher das Gleichgewicht verlor und im Bestreben, sich aufrecht zu erhalten, an das Pistol kam, wel ches zu seinem Schutze an der Wand hing, und durch dessen Losgehen einen Streifschuß am Kopfe erhielt, der jedoch nicht lebensge fährlich war. Uebrigens soll die Enthüllung seines Ursprungs und der Urheber seiner Lei den nahe seyn und zwar auf'Entdcckung eines Geistlichen, der im Nebenzimmer eines Gast hofs von der Sache sprechen hörte, und durch Verhörung einer Kammerjungfer, welche in das schreckliche Gebeimniß eingeweiht war. Eine ungarische Gräfin St. M. in Pesih soll die Schuld tragen und zwar als dessen eigne Mutter, die als Witwe jetzt das ganze große Vermögen genießt, welches, wenn ein Kind da wäre, diesem gehörte. — In München stürzte am 2. April ein eben fertig gewor denes Zstockiges Haus ein, wodurch mehrere (7) Arbeiter das Leben verloren, und viele be schädigt wurden. Die Hinterlassenen der Umgekommcnen sind reichlich unterstützt wor den. — Bei der diesjährigen Fußwascbung an 12 Männern stand der älteste im 99 und der jüngste im 86 Jahre. Alle zusammen zählten 1082 Jahre. Großherzogth. Hessen. LudwigX., der Nestor unter Europas Fürsten, ist am 6- April gerade am Todestage seines Vaters und nach eben vollendetem -losten Regie- rungsjahrc 77 Jahr alt gestorben, welchen Tag er selbst als den seines Todes vorher ge sagt haben soll. Er war ein Freund und Kenner der Wissenschaften und Künste, vor züglich der Musik, aber besonders hat er sich dadurch hoch verdient gemacht, daß er seinem Lande eine freisinnige Konstituzion gab. Lud wig als Großherzog der II. geb. 1777 ist der Erbe der Regierung und der Gesinnungen seines Vaters. " Würtemberg. Am 7. April hat S. M. der König den Landtag mit einer Rede entlas sen und darinn unter andern gesprochen: „Ich freue mich der Aufmerksamkeit, welche Sie der Belebung und Vervollkommnung der vaterländischen Industrie gewidmet. Ich freue mich des Vertrauens, womit Sie meine Bemühungen zur Erleichterung des Handels verkehrs Meiner Unterthanen erwiedert ha ben. Sind nur erst die äußern Hindernisse beseitigt, so wird sich der Gewcrbfleiß von selbst immer mehr den Jndrnstriezweigen zu wenden, die in der freien Konkurrenz mir dem Auslandt die stärkste Aufmunterung und die sicherste Belohnung finden." — In der Dankadresse der Stände an den König wegen des mit Preußen und Hessen abge schlossenen Handelsvertrags wird derselbe als eine große Wohlthat erkannt, wenn auch der Vortheil für jetzt noch auf der Seite der letz ter» Staaten seyn sollte, und es wird auch die Gleichstellung der Zölle für die bis jetzt noch ausgenommenen Waaren gewünscht, in dem sie überzeugt wären, „daß in jeder Er weiterung des freien Verkehrs das Wohl der Bewohner eines jeden Staates noch besser be gründet würde." (Warum denkt man nicht überall so?) Niederlande. Das Erpcditionskorps, welches vor 3 Jahren, 3500 Mann stark, nach Batavia abging, ist auf dem Rückwege begriffen, aber nur noch 800Mann stark, und von 122Officieren sind nur noch 80 am Leben. Frankreich. Mehrere liberale Präfek ten sind rheils entsetzt, theils versetzt worden, und man sagt, daß ein gleiches Loos auch vielen liberalen Maires bevorftehe. England. Am 26-März ereignete sich im Unterhause zum ersten Mal der Fall, daß das Ministerium überstimmt wurde und die Opposizion gab darüber lauten Beifall zu er kennen. Es betraf aber blos die Summe von 900 Pf. St. auf der Pcnsionslistc des See wesens. (Da möchte man wol mit Gellert ausrufen: „Im Kleinen groß, im Großen klein!") " Jta-