Volltext Seite (XML)
Boigtländi scher Anzeiger 7. Stuck. Plauen, Sonnabends den 13. Februar 1830. Vaterländische Nachrichten. Die Erste ist die hochcrfreulichc, daß am 4. Fcbr. Vormittags gegen 10 Uhr I. K. H. des Prinzen Johann Frau Gemahlin von einer Prinzessin glücklich entbunden wor den ist. Die neugcborne Prinzessin hat am 4. Febr. in der h. Taufe die Namen Maria, Elisabeth, Marimiliana, Ludovica, Amalia, Francisca, Sophia, Leopol dina, Anna, Baptista, Xaveria, Nc- pomucena erhalten. Die zweite ist die traurige, daß Sachsen abermals einen seiner hochverdienten Staats diener, den königl. Confcrenzminister und wirklichen Geh. Rath Wilhelm Freiherrn von Gutschmid nach einem nur zweitägi gen Krankenlager im Alter von 68 Jahren durch den Tod verloren hat. (Sonderbar ist es, daß wir diesen Todesfall zuerst, nicht durch unsere Landeszeitung, sondern durch den Nürnberger Correspondcntcn er fahren haben.) Die dritte dürfte Vielen auch nicht ange nehm seyn, nämlich: daß der Beitrag für die Landes-Brandvcrsicherung in dem halben Jahre vom 1. April bis 30. Sept. v. I. auf jede 25 Thaler zwei Groschen, sechs Pfennige beträgt. (Ein Beweis, wie das Element des Feuers unter uns gewüthet haben muß.) Naturmerkwürdigkeiten. Ein auffallender Witterungswechsel ist erfolgt: am 2. Febr. eine Kalte von 25 Grad und am 8. früh o und Nachmittags bei Süd westwind 3 und am 9ten 6 darüber. Sollte etwa das kleine Ocfchcn, der Vesuv, in dessen Jnnerm es sich rührte, cs dort auf einmal so warm gemacht heb-n?) In Petersburg war noch am 17. Januar die Kalte für jene Gegenden unbedeutend und nur 4 bis 5 Grad R. und man hört mit Ver wunderung, daß in südlichen Breiten so be deutende Kälte herrscht. Zu Rom soll seit 1383 nicht so viel Schnee gefallen seyn, als in diesem Winter, Man soll darüber sehr unlustig seyn, aber lustig ist dabei doch, daß der Aberglaube und die Je suiten es als ein Strafgericht des Himmels für die Verdcrbniß des jetzigen Zeitgeistes be trachten. Der Winter 1783 — 84 war doch noch kälter als der heurige und 1784 war noch im April starker Frost. Von Plauen aus fuhr man bei schönster Schlittenbahn noch auf die Oftermesse nach Leipzig. — Auch 1739 dauerte die Kälte von Martini bis fast Pfingsten 1740. (Daher das Sprüchwort: Anno4o, da der große Winter war.) In Nord - Amerika herrscht überall ein sehr gelinder Winter. Die nordafrikanischen Küsten sogar hat dieser Winter derb hcimaesucht und sie sind mit Schnee bedeckt. Hyänen und Tiger zei gen sich und richten Schaden an, eimZeichcn, daß cs 30 bis 4o Mcilen in der Wüste nock- kalt seyn muß. Seit den kalten Wintern im 16ten Jahrhundert ist dergleichen nicht erlebt worden. (Also doch schon da gewesen. Nichts Neues unter der Sonne.) ' Wie in mehrcrn Gegenden Teutschlands haben