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Nothgrdrungene Selbstvertheidigung ^). 28enn schon derjenige, welcher tn gesellschaftlichen Kreisen nicht blo« den stummen Lauscher oder ängstlichen Sylbenabwäger machen kann und will, nur zu oft ein Opfer des MlßverstandeS oder der Mißdeutung wirb, wie viel wehr begegnet dies demjenigen, welcher öffentlich sprechen oder schreiben muß, und man weiß fürwahr oft nicht, ob man sich bei solchen Fällen mehr ärgern ober über ste mehr lachen soll. Zn dem Zeiträume von dretßlgJahren, als so lange ich nun bas plauische Wochen blatt redigire, habe ich leider l nur auch zu oft Gelegenheit gehabt, dergleichen Erfahrungen zu machen, und manche, oft au« beßter Meinung ober au« bloßem Scherze, auf jeden Fall aber ganz arglo« hingeschriebene Mittheilung hat mir nicht selten Unwillen und Tadel zugezvgen. Und wie manche Fälle der Art mögen mir selbst noch unbekannt geblieben seyn, weil entweder Wohlmeinende durch deren Mittheilung mich nicht kränken mochten oder weil überhaupt jeht die Freunde immer weniger werden, welche Lieb« und Muth genug haben, dem Freunde auch da« für ihn Nachteilig« zu offenbar«», um sich wenigsten«vkrlheidigey,zu können. Fast wäre e« mir auch mit dem neuesten und schrecklichsten Falle der Art so gegangen, wenn der Sturm nicht zu laut geworben wäre und mich unmittelbar selbst zu stark berührt hätte. E« ist nämlich, wie bekannt, Zweck bei dieser, und Anforderung an diese Wochenschrift, baß für Solche, welche größere Zeitschriften nicht lesen können , eine gedrängte Ueberstcht von den neuesten Erscheinungen und Ereignissen in Natur und Leben geliefert werde, und immer habe ich mich bemüht, so weit es der enge Raum vergönnt, möglichst vollständig jenem Zwecke zu entsprechen und diesen Wunsch zu befriedigen. Da muß denn nun freilich und fast unvermeidlich auch manche« mit vorkom« men, wa« dem oder jenem nicht gefällt; aber die« dem Herausgeber, der ja die Thatsachen nur nach« erzählt und dabei gewiß nie eine böse Absicht hat, entgelten zu lassen, das ist unbllllg, ja ungerecht und lieble«. Und doch ist solches mir erst kürzlich eben so unverschuldet al« unverdlent widerfahren, und ich habe vielfache Aufforderung, mich darüber und dagegen öffentlich hiermit auszusprechen. Zn Nummer 21 de« voigtländ. Anzeiger« befand sich nämlich unter der Rubrik Süd > Teutsch« land (welche« freilich noch richtiger Düdwest-Teutschland hätte heißen sollen) die Nachricht: „daß in jenen Gegenden die Getreidepreise zu steigen anfingen und zwar theil« in Folge der Aussichten auf die nächste Ernte, theils aber auch wegen der nach England zu hoffenden Ausfuhr". Diese Meldung stand in allen Zeitungen und gewiß auch in vielen kleinern Tagblättern, Hot aber wol nirgend« zu unrichtiger und boshafter Deutung Veran lassung gegeben. Nicht so in Plauen! Unglücklicherweise mußte e« sich nämlich treffen, baß gerade um dies« Zelt d. h. nicht «twa blot nach, sondern auch schon vor dieser Mittheilung, die hiesigen Märk« «) Dem Wunsche der Ccnsur und meinem eigenen gemäß konnte ich den voigtländ. Anzeiger, der vou Vielen aufdewabrt wird, nicht weiter mit dem gehäßigen Gegenstände, wider welchen diese Zeilen gerichtet sind, besudeln, damit wenigstens die Folgezeit davon nicht« erfahre, und deswegen legre .ch die« nothwendig gemachte Wort der Nvtbwehr rn diesem besonder» Bogen, dessen Abdruck durch w.ch» tigere und dringendere Arbeiten in der Buchdruckerei verspätet worden ist, hier nieder, zugleich mit der Bitte, nach dessen Lesung und der Ueberzeugung von meiner Unschuld die« traurige Denkmal von Ungerechtigkeit und Undankdgrktit gegen mich der verdienten Vernichtung zu übergeben, d, V. '