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s Scheune «eg dem Wagen vor mein Haus, 4aten flehentlich um Ablaffung davon und boten mir, unter dee Versicherung, daß dieser Zusatz von Wicken vieles und nachhaltendcs Brod gebe, freiwillig l Thlr. 12 gr. für das Viertel, wofür ich «der, da ich einmal den Bitten nicht widerstehen konnte, nur l Thlr- 4 -r. bezahlt nahm. Später mußte ich solches und noch schlechteres Getreide der Art den Scheffel selbst mir acht Thalern erkaufen. Die Erdäpfel avurden damals der Scheffel mit z Thlr, und drüber verkauft; wogegea ich, selbst von Wohlhabenden, nie mehr als 2 Thlr. dafür nur verlangt habe, wogegen mancher Scheffel wohlfeiler verkauft oder auch ganz verschenkt worden ist. Man strafe mich dffenllich Lügen, wenn man kann! Selbst meine Liebe jur Landwirthschaft und was ich durch Studium und aus Erfahrung zu Verbrei tung richtigerer Grundsätze und zweckmäßigerer Ausübung in derselben immer zu thun strebte, hatte kei« nen andern Zweck, als dazu beizutragen, daß für die sich vermehrende Meuschenzahl auch verhältuißmäßig der Erde immer mehr der ernähreudeu Früchte abgewonnen und durch möglichsten Ueberfluß die Rückkehr einer Lheucrnng verhütet würde. — Habe ich mich überdieß je kalt und hart gegen wahre und würdige Arme gezeigt? Wie häufig habe ich Klagenden und Bittenden, freilich mit unter und nicht selten nur getäuschr, meine Amtsgebühren ganz oder zum Theil erlassen; wie oft armen Kranken, zu de nen ich gerufen wurde, um ihnen den Trost der Religion zu bringen, auch andre Gaben gespendet, Erquickungen zugeschickt, versetzte Betten eingelöset, um sie wenigstens die Wohllhat eines weichen Lagers wieder genießen zu lassen; wie manchmal arme Kinder zur ersten Adendmahlfeier mit be kleiden oder ibneu die Aufnahme tu ein Handwerk erleichtern helfen u. dgl. m. Oder trete Siner auf, der bei mir Gefälligkeit, Trost, Rath, Hülfe suchte — und deren waren und sind noch bis diesen Lag nicht wenige — den ich nicht stets mit Tbeiluahme angehdrt und ihm, wenn und wie ich vermochte, sei nen Wunsch gewährt hätte; ja viele Hülfsdedürstige werden bezeugen müssen, daß, wenn ich ihre Lage erfuhr, ich ihren Wünschen selbst freiwillig zuvorgekommen bin. Man würde es kaum glauben, wenn ich hier öffentlich, obgleich in heiliger Wahrheit, sagen wollte und könnte, wie viel ich alljährlich Werken der Wohlthätigkeit opfere,, und «war von einem nichts weniger als reichlichen Dienstetnkommen; denn Je dem, der eS wünscht, will ich dasselbe mit allen Natural- und Geldeinkünften, nur die freie Wohnung allein ausgenommen, zu jeder Stunde gegen 500 Thaler recht gern überlassen. — Nur »u gut sehe ich in voraus, daß man mich um des bisher Gesagten willen von manchen Seiten her der Ruhmredigkeit be schuldigen wird; ich mußte eS aber daraus wagen, weil ich nickt anders konnte, wenn t» die, welche mich nicht gcnaner kennen, von dem mir augelhauen Unrechte überzeugen wollte. ES treten ja leider! zuweilen Fälle ein, wo man gleichsam mit Gewalt gezwungen wird, der sich selbst schuldigen Gerechtig keit, die sonst so gern geübte Demuth aufzuopfern. Und das wäre denn also der Mann, der auf die unschuldigste Veranlassung von der Bosheit oder Einfalt als ein Armenfeind, LheuerungSmacher, Kornwucherer verschrieen worden ist und bffentlichj ge schmäht werden durfte. Das unpartheiische, einsichtsvolle und gerechte Publikum richte nun zwischen mir und meinen Ver leumdern. Ich stehe rein und getrost vor Gott, Welt und mir selbst da! Möchten cs jene voreiligen und gehaßigen Menschen auch können! Möchten diese, wenn sie auch den Manu, auf den sie lästerte», nie näher kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hätten, doch wenigstens den Lehrer, der acht Jahre lang an ihrer Schule, und fast sechsundzwanzig an ihrer Kirche gearbeitet hat, und wenn sie auch das nicht wollten, nur den kaum von einer schweren Krankheit Aufgestandenen und noch Siechenden geschont habe»! Ich kenne deren viele, ich zürne und fiuche ihnen aber nicht; deun die meisten waren wol nur Verführ te. Möge Gott ihnen verzeibru, daß sie einen alten und redlich gesinnten Mann, der ihnen mit Wissen und Willen gewiß nie Leides that, am Abende seines Lebens nicht entehrt — denn das konnten sie nicht — aber doch gekränkt Haden! Ich verzeihe ihnen gerne und ganz, und werde an keinem unter ihnen je Rache üben, aber jedem sogar, selbst dem mir nicht zweifelhaften Urheber der Verleumdung, wenn und wie ich kann, mit Freuden Gutes erweisen. Lasse mau mich dafür nur die kurze Zeit, die ich ohnehin noch hier zu leben habe» werde, in Frieden verlebe»! Ihr aber, ihr Bessern, die Ihr mich stets durch Eure Achtung und Liebe beglückt, und jetzt bei bit- terer Kränkung durch Eure Theilnahme und Tröstung erquickt habt, empfanget meinen Dank, wie meine Bitte um die Erhaltuug Eures Wohlwollens! Verdienter um Plauen, als ich, mögen Viele gewe sen sevn und noch sepn, aber «ohlmeineuder gegen dasselbe gewiß keiner. Plauen am rz, Ju»p >8r6. Al. Moriz Erdmann Engel/ Stadl -Diakon und Senior des geistl. Min., auch Redatteur des poigl. Anzeigers..