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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.06.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060630024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906063002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906063002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-06
- Tag 1906-06-30
-
Monat
1906-06
-
Jahr
1906
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L-- 8 4- rr r» L E» r» ß « s s» ->e 8 ev s SS « 8 -8 ... »oft«, detragen: «dichrrlbung 4806 M. Benzin und 2060 M.. Pneumatik» 800 M. Chauffeur 1200 M , R«,-»» raturen 500 M.. Garage 300 M. Versicherung ISO M. zufammen jährlich 9750 M Der Betrieb von LastautomobiUen stellt sich «esruttich billiger al» der Pserdedrtriev. Für ein Pserdegeipann wird die maximale Tagesleistung (achtstündige Arbeitszeit) zu 30 Kilometer Weg mit Last angenommen, unter der Vorau»- ietzung. daß daS gleiche Gespann den leer«, Wagen «rf der gleiche» Strecke zurück zu sadren bat. Ein Lastautomobil Sann «der in 4>/> Stunden 43 Kilometer mit belastetem Wagen zurücklcaen, während sür den RUckiveg mit leerem Wage« 3» Stunde» zu rechnen sind. Wenn also bei 300 Arbeit-» tagen im Jahre daS Automobil 20 Tage lang zur Reparatur und Reinigung außer Dienst gestellt werden muß, lo leistet r« in 280 Tagen etwa die gleiche Arbeit, wie zwei Pseidegespainie in 300 Tagen. Bei reichlicher Abschreibung stellen sich die Betriebt» tosten sur 1 Tonnen-Kilometer wie folgt: »U>«I Nutztift „» Iut»»l»»ii»»«r>«t l.b Tonnen LO . 4.0 . Dabei ist zu berückst einer ständigen Aufst und Abladen weniger sichrer, der während s steigenden Bedarfs an VolkSschuIledrern neben den gesetzlich rgeschriebcnen sechs aussteigenden Klassen je 1 Parallelklasse, 7 fe 2 und an einem Seminar 4 Parallelklassen eingerichlel. Pi,rXd,I-0,I> 0.33 Mark 0.50 Mark 0.30 . ' 0.26 . 0.16 . 0.20 . tigen, daß in den meisten Fällen die Pferde t bedürfen, so daß der Fuhrmann zum Aus- rangezogen werden kan», als der Antomobil- deS Stillstandes der Maschine sür dies« Arbeiten frei ist. Bei Schnee und Ei- nimmt zudem die Zugkraft der Pferde in weit höheren! Maße ab als die eine- Automobils. — Eine englische Speditionsfirma, die früher sieben Pferde und zwei Wage» im Betrieb halte und dafür jährlich 11000 Mark an «je» triedtkostea verausgabte, verminderte diese Betriebskosten um 3000 Mark im Jahre dadurch, daß sie ei» Fünstvuuen.Dampf- antomobil, welche- daS Gleiche leistete, elnstellte. Dabei wurden auf daS Automobil 15 Prozent Amortisation und 5 Prozent Per» ziusung abgeschrieben, während die Abschreibung aus da- Pferde» material nur 10 Prozent betrug, — Hm Königreich Sachsen gibt es gegenwärtig 23 Seminare: 20 für Bolksschullehrcr und 3 sür Lehrerinnen, Bou den Lehrerseminaren sind 18 Staatsanstalten, 4. darunter das eine katholische, Stislungsanstalten unter Staatsoerwal- ung. Bon den Lehrerinncnseminaren ist das zu Leipzig städtisch. Ein 21. Lehrerseminar ist jetzt im alten Seminar zu Annaberg in der Entwicklung begriffen und wird zu Ostern 1907 nach Leipzig verlegt werden. An den Seminaren, ausschließlich des einen städtischen, sind zurzeit angestellt: 411 Lehrer und 17 Lehrerinnen im Hauptamts. Bon jenen haben 222 die Universität besucht, und zwar sind 157 Kandidaten des böheren Schulamts oder der Pädagogik, 65 Kandidaten der Theologie bezw, des Prediqtamts und der Pädagogik. 136 Seminarlehrer haben außer den Volksschullehrcrprüsungen nach Besuch der bezüglichen Bildungsanstalten lKonservatorien der Musik, Königs. Zeichenschule. Turnlehrerbildungsanstaltj oder deS Auslandes Fachlehrerprüsungcn in Musik. Zeichnen. Turnen, Französttch bezw. Englisch bestanden: 53 sind nur seminaristisch vorgebildet An 10 Seminaren sind zur Deckun des steigenden Bedarfs an vor> ' . ^ s / an 7Ze 2 und an einem Seminar 4 P Die 'Schülerzahl der evangelischen Lehrerseminare beträgt 4123 jodaß durchschnittlich ein Seminar oon 206 Seminarilten be- lucht wird (vor 10 Jahren von 1701: das katholische zählt 131 Schüler, Im Internate wohnen 3321 Seminaristen, im Externate 933. einschließlich der 139 Schüler, die das Seminar zu Dresden-Friedrichstadt besuchen, das kein Internat besitzt. Die beiden staatlichen Lehrcrinnenieminare zählen 174 Schüle- innen, von denen 80 dem Internate zu Calluberg angeboren' das städtische Lebrerinnenseminar zu Leipzig hat 152 Schülerinnen in 7 Klassen, Die mit den evangelischen Lehrerseminaren verbundenen Seminarschulen (mittlere Volks- schulenj werden von 2567 Kindern l1361 Knaben. 1206 Mäd chen! besucht, die Nebungsschule des katholischen Seminars von 67 Kindern, Von den vorhandenen 20 Seminarschulen haben 4 vier Klassenstusen, 10 fünf. 5 sechs. 1 sieben. Mit dem Lehrerinnenseminar zu Callnberg ist eine vierstufige Mädchen schule mit 95 Schülerinnen, mit dem Lehrerinnenseminar zu Dresden eine zurzeit neunstufige höhere Mädchenschule mit 349 Schülerinnen verbunden. — DaS vorläufige Programm für die 6, ärztliche Studienreise, die vom 2, bis 15. September stattfindet, ist erschienen. Der Gesamtpreis für die etwa 14tägige Reise (freie Fahrt -er Eisenbahn und Wagen, freies Quartier und volle Verpflegung e;kl, Getränke und exkt, Quartier in Heidel bergs einschließlich des vom Komitee herausgegebenen offiziellen Reiseberichts beträgt 225 Mark, Die Anmeldungen für die Rei(e werden bis spätestens 20. August an die Adresse des Generalsekretärs. Herrn Dr, Oliven, Berlin NW., Kaiserin Friedrich-Haus, Luisenplatz 2—4. erbeten, —* Die Li.nde hat ihre Blüten erschlossen. Ms Nach folgerin der Roie, der Königin der Blumen, deren Herrschatt im Schwinden begriffen ist und die in diesem Jahre durch wechselnde Witterung eine starke Beeinträchtigung erfahren hat, tritt sie nunmehr auf den Plan. In bezug auf Farbenpracht vermag sie allerdings nicht mit der Rose zu konkurrieren, dafür ist sie aber mit gleich intensivem Woblgeruch ausgestattet. Von den beiden^bei uns heimischen Arten steht gegenwärtig die groß blättrige Sommerlinde in Blüte, Durch geringen Zeitunter schied getrennt folgt ihr dann die kleinblättrige oder Winter- linde. Außer dem Großen Garten, der Brühlschen Terrasse, Zwinger-Anlagen usw, wird namentlich das Große Ostra- geh ege geaenwärtig viel ausgesucht. Die dortigen Alleen be stehen aus Lindenbäumeu von ehrwürdigem Alter und mächtigem Kbcvnenumiang, Gleich der Eiche genoß die Linde als echt deutscher Baum schon bei unseren Altoorderen besondere Ver ehrung, Unter der Dortlinde pflegte man wichtige Beratungen abzuhalten, Recht zu i'vrechen oder Festlichkeiten aller Art zu feiern. Von großer Wichtigkeit ist die Blütensülle der Linde außer ihrem Tust noch sür die Imker, da hier die Bienen er giebige Nahrung finden. In getrocknetem Zustande geben ferner die Blüten einen heilkräftigen Tee, sodaß die Linde nicht nur ein dust- und ooesiereicher, sondern auch ein eminent nützlicher Baum ist, —* Die gestern abend ausgetretenen Gewitter haben in unserer Gegend nur wenig Niederschläge im Gefolge gehabt. au in reichere " ccheblicher ende unserem Bericht in Rr. 170 über die Haupt» lnng. die am 23, Juni gegen den P i«hhändIer ) ert Grundmann in Mügeln bei Oschitz vor Heber «» an» E baden «die .. .Jernden Einfluß au», aenvt. In ven heutigen Morgenstunde, verzeichnet« da» Thermometer bereit» twiedcr 2S Grad Reaumur. Uober dem ganzen Llbtal lagerte ein durch die Hitze hervorgerusener mächtiger Dunstkreis. Borüberaähend wurde ider Himmel zwar on Watte» aelvübt. da» Togetgestir» brach -lud aber nur zu ald wieder Bahn und lächelte am die schmachtende Menschheit ernieder. Die «arme Witteruna kommt der Reite der tirschen und Erdbeeren fahr zu gute. Die letzteren Früchte gelangen jetzt in außergkwöhnlichen Mengen und dem» gemäß auch zu iso niedrigen Preisen aus den Markt, wie sie in den Vorjahren kaum »u verzeichnen waren -* Zu v e rh<rn d l KarlRob ... ... der 3. Strafkammer des Königlichen Landgerichts Dresden statt gefunden hat, erhalten wir von Herrn Rechtsaittvalt Diebe als Verteidiger des Angeklagten «ine Zuschrift, die wir weiter unten wiederaeoen. Nach unserem Bericht unternahm der Angeklagte am 6. November eine Eisenbahnsahrt von Leipzig nach Berlin und löste eine Rückfahrkarte dritter Klasse zum Preise von 10,50 Mark, um nach zwei Tagen die Rückreise anzutreien. Am 19. Dezember wurde er an der Bahnsteigsperre in Röderau angehalten, al» er auf einer zweiten Rückreise von Berlin die bereits am 6. November geloste Rückfahrkarte vorzeigte. Die Karte war bereits zweimal für die Rückfahrt gelocht, jedoch zeigte eine Untersuchung, daß daS zweite Zangenzeichen durch Eindrücken des Papierrestes in die dreieckige Oeffnung vollständig unsichtbar gemacht worden war. GrunhMann be streitet entschieden, an der Fahrkarte irgend eine Manipulation vorgenommen zu haben. Die Strafsache wurde dem Schwur gerichte zur Aburteilung überwiesen, da die Fälschung einer öffentlichen Urkunde in Frage kommt. — Herr Rechtsaittvalt Dietze schreibt uns hierzu: „Grundmann wurde aus der de- trestenden Rückfahrt von Berlin an der Nacht vom 6. zum 7. Dezember (nicht 19. Dezember! nicht an der Bahnsteig- sperre in Röderau anaehalien, sondern seine Personalien sind nachträglich auf dem Bahnhofe Riesa seftgestellt worden. Ver anlassung hierzu war die Tatsache gewesen, daß die vom An geklagten bis Röderau benutzte Rückfahrkarte das, freilich nur sehr wenig auffallende Kennzeichen einer früheren Benutzung aufgewiesen hatte. Zunächst hatte der Bahnsteigschassner in Berlin ebensowenig wie der Kontrollbeaurte aus der Fahrt und der betreffende Stationsbeamte beim Aufenthalt in Röderau die bereits früher, indes nur unvollkommen ausgeführt« Durch lochung der Rückfahrkarte wahrgeiiommtn. Daß eins der beiden Zangenzeichen durch Eindrücken des Papierrestes in die drei eckige Oeffnung vollständig unsichtbar gemacht worden sei. ist keineswegs seftgestellt. Der Angeklagte selber blieb auch in der Hauptverhandlung vor der Strafkammer dabei stehen, daß die nochmalige Verwendung der Fahrkarte zur Rückfahrt seiner- seits in Unkenntnis ihrer bereits früher erfolgten Benutzung sschehen sei bezw. auf einer Verwechslung mit der gültigen beruhen müsse, die er sü" sich gehabt ^ Rückfahrkarte beruhen mu noch außerdem bei sich geha habe." für die gleiche Strecke — Vereinsnachrichten. Einen Ausflug nach her Svechtntzmühle unternimmt am Sonntag der kaufmänni- sche Stenographen-Verein „Gabelsberge r". Die Abfahrt erfolgt 2 Uhr 38 Min. vom Hauptbahnhofe. —* P o l i z e i b e ri ch t, 29. Juni. Aus einem Neubau in Vorstadt Striesen fließ ein älterer Maurerpolier beim Abladen eines etwa 8 Zentner schweren Steines an eine am Boden liegende Pfoste nnd rutschte dadurch aus. Der Stein be kam infolgedessen das Uebergewicht, fiel dem Polier auf den rechten Unterschenkel, wurde aber sofort von Arbeitern gehoben. Nach Ausspruch des hrrbeiaerufenen Arztes ist der Mittelfußkuochen des Verunglückten angebrochen. Eine Schuld ist niemand beizumessen. —* Gestern abend schlug der Blitz in ein Wohnhaus in Söbrigen, das vollständig eingeäschert wurde : das anstoßende Gebäude wurde durch die zahlreich aus der Umgebung erschiene nen Wehren und Spritzen gerettet. — Der von vielen Seiten totgrglaubte Ingenieur I. P. Müller, der durch sein Buch „Mein System" in den weitesten Kreisen bekannt geworden ist. hat in den letzten Tagen an die Verwaltung des „König Friedrich Angust-BadeS" in Klotzsche-Königswalv geschrieben und seiner Freude darüber Aus druck gegeben, daß die von ihm empfohlenen turnerischen Hebun gen in das Programm dieses Bades mit ausgenommen worden sind. —* In der Nacht zum 28. d. M. beging der 59 Jahre alte Bergarbeiter Bellmann in Freiberg dadurch Selbstmord, daß er eine 'Dynamitpatrone in den Mund nahm und entzündete. Der Kovt wurde dem Selbstmörder völlig zerrissen. 'Die ein zelnen Teile desselben waren bis auf eine Entfernung von 20 Metern fortgdschleudert worden. —* Am Donnerstag verunglückte in Sebnitz beim Neuaufbau eines vierten Stockwerkes ein Bauarbeiter dadurch schwer, daß ihm ein Balken oon der Höhe herunter auf den Kopf siel, —* Wie bereits knrr erwähnt, wurden am Donnerstag früh aus Marklleeberger Flur ein junger Mann und ein jungcs Mädchen tot ansgesunden. Der Mann hatte sich einen Revolver- schu ß in den Mund beigbracht. Das Mädchen wies eine Schuß wunde an der Stirn auf. Ucberdies war bei ihr die Pulsader an der linke» Hand verletzt. Die Feststellungen ergaben, daß der junge Mann der 2l Jahre alte Handlungsgehilfe Ewald Kittel, der in Leipzig bei den Eltern wohnte, »nd das junge Mädchen die 20jährige Seminarist!» Margarethe Abendroth war. Die jungen Leute stammen aus guten Familie», Ewald Kittel ist der Sohn des Kaufmanns und Lotteriekollekteurs Edmund Otto Kittel, Margarethe Abendroth ist die Tochter deS Oberbibliothekars an der Universitätsbibliothek Dr. Robert Abendroth. Das Paar wurde seit Mittwoch vermißt. Beide hatten vor ihrem Weggange sich dahin geäußert, daß sie gemeinsam in den Tod gehen wollten. Der Grund zu der Tat dürste zweifellos in unglücklicher Liebe zu suchen sein. Der Fall weist eine auffallende Aehnlichkeit mit jener LlebeiUrggützlr auf. dl, sich vor wealttn Lagen aus Lledert» wolkvltz« Flur abgespielt hat. —* Da» Schwurgericht Lhenurltz verhandelte gegen den vormaligen Gemeindevorstand K. F. Seidel in N e z» dorf wegen Verbrechen» im Amte, schuldigt und sollte die! Er war der Urkundenfä l.h » >ele begangen haben in der einen Vermügensvorteil zu verschaffen. Di« Entscheidung Geschworenen lautete auf nichtschitloig. weshalb der Angeklagrr freigesprochen wurde. — Im Oelsnitzer Bezirke waren bei der neulichep Reise he» König« im oberen Vogtland« in verschiedenen Orten auch die Feuerwehren anaetreten. um dem Protektor der sächsischen Feuerwehren ihr« Huldigung darzubringen. Ein mit dem Grenzeichen für 25jährige Dienstzeit geschmückter Feuerwehrhauptmann erregte die Aufmerksamkeit de» König»: ' M>u und frua ik " er trat ausden wackeren Äraubart zu und frua ihn: .Wie stari ist Ihre Wehr? -- Wieviel Jahr« dienen Sie denn schon?" Jn seiner Verwirrung überhörte der Angeredet« die zweite Frage und antwortete hastig und laut: „Hundertfünsunddreißig, Maiestät!" — — Ein ländlicher Feuerwehrkommandanl. hem der Monarch die Frage oorlegte: „Ist Ihre Wehr in der letzten Zeit öfter» in Tätigkeit getreten?" erwiderte treckherzig: »Rec, Majestät. — bei uns brennt » leider när selten!" —* Die in der Gegend von Oberwiesenthak gr- plant« Pionier-Uebuna. von der wir bereit» berichteten, findet im Juli statt. In Tellerhäuser und Zwelbach werden am 3. Juli 14 Offiziere (darunter 2 StavSosssziere! unv 300 Unteroffiziere und Mannschaften de» 2. Psomerbatatllons Nr. 22 zu Riesa eintreffen. um die Urbuna vorzunehme». E» handelt sich um die Herstellung eines etwa 2 Kilometer langen Waldweges, der von der Schneiderschen Holzschleifer« in Zwei- bach in westlicher Richtung nach einem an der Lande»grenze gelegenen Basaltbruch« führen soll. Bei günstigem Wetter wer den die Soldaten in Zelten wohnen, im anderen Falle sind, sie in Häusern unterzubringen. Am 7. Juli werden die Ptonltre das Gebirge wieder verlassen. —* Einen ganz ungeahnten Erfolg hat die Reichen- bergrr deutsche Ausstellung aufzuwcijen. Die Besucherzahl hat trotz der namentlich in den ersten Wochen nach der Er öffnung herrschenden ungünstigen Witterung bis jetzt eine Höhe erreicht, auf die ma» innerhalb jo kurzer Zeit kaum rechnete. Rund eine halbe Million Personen hoben bi» setzt di« Aus- stelluilg besucht. Während der Kaisertaae passierten allein 79 252 Personen die Eingangspforten. Äber^ nicht nur nach üch in and lsstellung sj len Gegner deS Deutschtums, die chauvinistischen Tschechen, aben sich geäußert, daß die deutsche Ausstellung m Reichenberg eweisc, daß die deutsche Industrie und mit ihr wohl das Deutschtum in Böhmen doch eine Macht sei. Die Prager Ische- chi'sche Landesausstellung, die vor mehreren Jahren stattsand, vermochte keine solche Anziehungskraft auszuüben. Die deutsche Industrie Böhmens ivar bei der Präger Ausstellung überhaupt nicht vertreten. Die diesjährige, groß angelegte Reichenberger Ausstellung bildet vielmehr die friedliche Gegendemonstration zur damaligen tschechischen Ausstellung, Auf die wirtschaftlich« Lage der Stadt selbst übt die Ausstellung großen Einfluß aus: die Stadt ist von Fremden überschwemmt. —* Amtsgericht. (Die sechzehn Jahre alte Arbeiterin Anna Clara Israel hatte - einem Herrn das Portemonnaie mit 97 Mk. Inhalt entwendet, von dem der Bestohlene 35 Mk. zurückerhielt: das andere Geld hatte die I. zum Kaufe oon Kleidungsstücken verausgabt. Ferner eignete sie sich aus der Garderobe der Fabrik, in der sie beschäftigt war. einen Spitzenkragen an. Es wird auf 3 Wochen 1 Tag Ge fängnis erkannt. — Ter Handarbeiter Heinrich Hermann Zeisig muß sich im Offizialverfahren wegen Beleidigung eines Tischlers verantworten, auf den er am 13. April in einem Schrebergarten schimpfte, weil der Fabriktischler während der Metallarbeiter- Ausspcrruna arbeitete. Das Urteil lautet auf 30 Mk. Geld strafe oder 6 Tage Gefängnis. — Der Chauffeur Richard Kiffe fuhr mit dem Automobil am 11. Mai über den Dipvoldis- waldaer Platz: beim Einbiegen in die Trompeterstrabe sah er. daß diese für den Fährverkehr gesperrt war, er mußt« zurück steuern und dazu den Motor auf «ine höhere Tourenzahl ein- ftellcn. TieS hatte zur Folge, daß sich viel Rauch und «in starker Geruch entwickelte, woran die Straßenpassanten Anstoß nahmen. Das Fahrzeug war erst frisch geölt, welcher Umstand wesentlich zur Rauchentwicklung beitrug. Kiffe erhielt eine Strafverfügung über 10 Mk. Geldstrafe auf Grund der Ministe- rialoerordnung " ' — dagegen stätiat die ... Verhandlung gegen den 1866 geborenen Schmiedegesellen Richard Julius Helas, der am 1. d, Mts, betrunken nach Haus« ge- kommen war und seine Frau mißhandelte mid sogar durch ^ . Die Messerstiche in den Arm verletzte Oberkleidung hatte er ihr völlig zerrissen. Durch den Lärm der Eheleute und das Jammern der Kinder waren die Hausgenossen auf den Vor gang aufmerksam geworden und hatten Polizei herdeigerusen. walttätmen Vorgehens mit dem Messer verlor die Frau zu ihrem Manne, auf den sie bis dahin trotz der Mißhandlungen, die sie schon wiederholt zu ertragen gehabt, noch etwas gehalten hatte, das Vertrauen und schüttete dem Beamten ihr bedrängtes Herz aus. Helas wurde zur Wache siftiert: aus dem Wege dorthin griff er den Gendarmen tätlich an. Zu seiner Emlieferung waren drei Personen nötig. Das Urteil lautet auf 3 Monate Gefängnis, die Untersuchungshaft kommr mit 14 Tagen in Anrechnung. — Der Fleischer Friedrich Bern hard Mantzjch, 1864 in Leckwitz geboren und wiederholt bestraft, ritz am 16. v, Mts. an dem Wirtschastswege auf der Sänger wiese an der Schiller-Straße angebrachte Barrierenstangen ab und legte sie quer über die Straße. Ferner hat er sich der Unterschlagung von Similibroschen im Gesamtwerte von 20 Mk. schuldig gemacht, die ihm als Muster anvenraut waren, da den Proponenten das Vorverkaulsrecht aus die städtisches Eigen tum bildenden sogen. Jmhosrealitäten auf dem Mozartplatze zu gesichert, Dieser Vorverkaufsvertrag erlischt nun mit 1, Juli d. I., ohne daß die Bauwerber mit dem Bau haben beginne» können. Der Gemeinderat erklärte sich nun abermals in Anbetracht des Zweckes bereit, einen neuerlichen Vorverkaufsvertrag einzugrhen, verlangt aber, daß der Bau des Mozarthauscs innerhalb dreier Jahre in Angriff zu nehmen sei, I» der letzten Sitzung der Stadtverordneten wendeten sich mehrere Redner gegen diese Frist, die in "Anbetracht der aufzubnngenden Mittel zu kurz sei. Nach längerer Debatte wurde aber der Antrag der aemcmderätlichcn Sektionen angenommen, Ten Proponenten des Mozarthausbaues erwächst durch diesen Beschluß die Pflicht einer doppelt regen Agitation, die hoffentlich gelingt, so daß der Bau des Hauses zur festgesetzten Zeit in Angriff genommen werden kann. Der Kauf preis der nötigen Realitäten wurde mit 1Il600 Kronen festgesetzt, (Für einen Teil der Auflage wiederholt,! 7* In der „Schulstadt". Eine Besonderheit des Schul lebens in den Vereinigten Staaten, die in den letzte» Jahre» in den meisten großen Städten eine überraschende Entwicklung er fahren hat, ist die „Schulstadt", d h, die selbständige Organisa tion der Schüler und Schülerinnen in einem kleinen Staate mit selbstgewnhlten Beamten, mit Gerichtshöfen, die ans Schülern gebildet werden nnd die über alle Unarte» »nd schlechte» Streiche ihrer Mitschüler zn Gericht sitze», überhaupt mit einem möglichst großen Maße von Selbstregienmg, bei dem die Lehrer sich, soweit es nur cmgeht, der Einmilchung enthalten. Es ist zn verstehen, daß gerade die Amerikaner mit ihrem Unabhängigkeitssi»» und ihrer Achtung vor dem kindlichen Eigenwillen auf eine solche Form der Wahrung der Disziplin in den Schulen gekommen sind. Merkwürdiger aber könnte es »»S erscheine», daß die Erfolge des Systems von allen Seite» fast ohne Einschränkung gerühmt wer den und daß man nach de» Schilderungen amerikanischer Päda gogen fast den Eindruck erhält, als ob hier das Zanbermiltel ge funden wäre, das den ungezogensten Schlingel in eine» Muster knaben z» verwandeln vermag Uns liegt die genaue Beschreibung einer solchen „Schulstadt" in Rewyorl vor. die wohl die größte , ihrer Art und vielleicht auch die eigenartigste ist. Es handelt sich um die 125. Schule, die vau ML Lindem driucht wird, von denen 95 Prozent Italiener und 5 Prozent Juden sind. An der Spitze dieser kleinen Republik steht der „Mayor", der die Verant wortung gegenüber dem Schulleiter trägt: ihm zur Seite stehen eine Anzahl Ausschüsse, Friedensrichter, Gerichtshof, Poltzer und eine Abteilung für Gesundheitswesen, Der Gerichtshof ist mit drei Schulmädchen besetzt. Bei den Wahlen, die zweimal wäh rend des Semesters statkfinden, sind aiisgeichlossen die Schüler, dte sich in ihrem Betragen etwas haben zu schulden kommen lassen und die nicht alle Teile der „Verfassung" lesen und schreiben können. Das sind ini ganzen etwa 1000, dte aber mit der Zeit auch zu Wählern heranwachsen. Einem Besucher der Schule siel zunächst angenehm auf, daß alle Schüler sich einer großen Höflich keit befleißigen. Ueberall herrscht eine musterhafte Ordnung, Als die Schiilstadt sich zu der einleitende» Andachtslibiiiig versammelte, zeigte sich eine geradezu militärische Disziplin: überall waren Vertreter der „Polizei" verteilt, aber eS schien, als ob ihre An wesenheit gar nicht nötig wäre. Jede Bewegung wurde mit sol datischer Genauigkeit.mLgesiihrt, alle Schüler setzten sich immer gleichzeitig, und alle Sitze klappten wie ein Sitz, Alle Gesichter waren geradeaus gerichikt. und auf ein Zeichen legten alle die Hände auf das Pult, »nd nun gingen die Inspektoren der Gesund- hritsnbtrilung. mit Papier nnd Bleistift t» der Hand, durch die Reihen, sahen sich genau alle Hände an und prüften auch die Gesichter »nd Haare der Knaben und Mädchen. Wer schwarze Fingernägel hatte, wurde ausgeschrieben und mußte bei der nächsten Gerichtssitzung erscheinen. Auch auf dem Spielplätze war kein Lehrer zu sehen, aber es ging doch recht ordentlich z», und es wurde kein rohes Spiel gespielt. 10 Minuten vor 1 Uhr stellte sich ein Schüler, ein 15jäyrtger Italiener mit ernstem, aber doch ircliichlicheni Gesicht, der vor kurzem znm zweitenmal z»ni „Mayor" der Schulstadt gewählt worden war, auf die Treppe zum Ein gänge. Tann läutete er eine Glocke, nnd in demselben Moment herrschte die größte Ruhe auf deni Spielplätze, jeder Knabe stand unbeweglich da. einige sogar in der Stellung, die sie gerade beim Spiele eingenommen batten. Ans ein zweites Glockenreichen trat jeder !» Reih und Glied, Knaben »nd Mädchen gesondert, aber beide Seite» mit gleicher Ordnung, Beamte ginge» die Reihe» jede etwaige Unordnung festrustellen, Dabet fügten Linder mit völi ab. um muk die großen kleinerer Offiziere. Am Nachmittag fand eine Gerichtssitzung statt, bei der nur zwei Mädchen auf der Richterbank Platz nahmen, AlS Sekretär fungierte eine etwa 12jährige Schülerin, eine kleine Jüdin mit feingeschnittenem, intelligentem Gesicht, Nachdem die Richter Platz genommen hatten, stand sie auf. eröffnet« die Sitzung mit der üblichen Formel, nannte den ersten Fall und verlas die Anklage, die aus Unordnung lautete. Der Angeklagte suchte sich zu entschuldigen, aber dte Beweisaufnahme sprach gegen ihn. und er nahm wortlos seine Strafe hin. Alles das vollzog sich mit größtem Ernst; während der ganzen Sitzuim sah man kein Lächeln, und die Zuschauer sprachen kein Wort. Allerdings hatte cs einige ^eit gedauert, his diese Gerichte sich eine solch« Autorität ver- chaffen konnten. Anfänglich machten sich wohl die Verurteilten »arüber lustig, und einer oer größte» Knaben hatte, als er seinen Strafbefehl erhielt, gesagt: „Ach, das " Diese Aeußrrung wnrdr den Ricl malS voraeladen, und als Z de . sei das Gericht ist >a ein Unsinn. '» Richtern btnterbracht, er wurde noch mals voraetaben, und als seine Schuld festgestellt war, wurde er zu einer Woche Haft verurteilt, und seine Elten, mußten in die Schule komckem damit ihnen sein Betragen bekannt gegeben wer de» konnte.' ^ ' " ' ' ' " " Stellung be! dieser Erfahr»» je oltzei, die er au L äußerst tüchtiger Beamter, in der Schulstadt gegen wirkten die aus Anzeige Strafen nicht genügend, folge waren wunderbar, gekannt hatten und auch flächlich vertraut waren, gekämmt und mit Kragen ausgerüstet' in die Schule .. den ersten Sitzungen 30 bis 40 Fälle von Unsauberkeit ,u l dein waren, wurden an jenem Nachmittag nur noch zwei urteilt. Der Gerichtshof hält einmal wöchentlich Sitzung Mädchen nnd zweimal für Knaben die Schiilstadt auch gegenüber den Schüler gingen leibst ihre lässigen Kameraden abholen und wußten auch die hartnäckigste» Schwänzer z» regelmäßigem Schulbesuche a»z»halteii. bat der Jung« um «ine . erhielt, »nd er wurde rin Ein besonder» energischer Kampf wird die Unsauberkeit geführt. Anfangs nge der GesundheitSkoinmissar« verhängten d, und so wurden sie verdreifacht. Die Er- r. Knaben, die bis dahin keinen Kragen mit der Wirkung der Seife nur ober kamen jetzt stets sauber gewaschen und t in die Schule. Während in «ban- abge- ab. Glänzende Erfolge hat em „Schwänzen" gehabt. Die
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