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tlickt«. Er stieg getrost aufs Schaffst/ hörte die Vorlesung seines Urtheils nochmals st« hend an, nahm dann Abschied'von seinem Wärter/ dem er auftrug/ seine Familie zu grüßen/ und indem er eine Bewegung der rechten Hand zum Himmel gemacht und mit der andern das Luch aus den Boden gewvr, fen hatte / will man dis Worte gehört haben: „Meine Hoffnung steht vest aus Gott." Standhaft ließ er sich nun das Haar abschnei, den und die Augen verbinden. Bald darauf erfolgte der töbtliche Streich/ der jedoch nicht ganz gelungen scyn soll / indem der Kopf auf einer Seite hangen blieb und erst vollends ab, geschnitten «erden mußte; nach anderer Nachricht geschah dies durch einen zweiten Hieb/ der aber wegen zu heftiger Aengstlich, kcit das Schwerdt noch bis tief in die Schul ter trieb. Zuschauer waren nicht in großer Menge vorhanden/ vermuthlich weil die Hin, richtung anstatt um n Uhr Mittags/ wie b« stimmt gewesen seyn soll/ schon früh zwischen Z und 6 Uhr erfolgte. Bon Heidelberg war kein einziger Student zugegen. Mehrere der Zuschauer sollen herdeigeeilt feyN/ um ihre Schnupftücher in Sands Blut zu tauchen und um etwas von dessen Haaren zu erlangen. Nach der Enthauptung warb die Leiche in ei, »en Sarg gelegt und nach dem Gefängnisse zurückgebracht/ worauf sie Abends auf den Lutherischen Gottesacker betgesetzt wurde, wo »uch Kotzebues lleberreste liegen. Naturerscheinung. In der Nacht vom io. zum n. May stellte sich den Augen der mit dem Maifischfang bet tzoblenz beschäftigten Fischer eine merkwür, Lige seltsame Naturerscheinung dar. Gerade als die Thurmuhr «nfing, Mitternacht zu schlagen, verbreitete sich über den ganzen Horizont ein allgemeines blendendes Feuer, welches sich nach einigen Minuten auf einen Puncl zusammenzog und eine Kugel von der Größe einer Haubitzgranate bildete, di« hin, Pa emcn Esten langen feurigen Schweif hatte. Diese Kugel fuhr in unglaublicher Schnelligkeit, unter gewaltigem Prasseln und Zischen/ in der Richtung na» Andernach hin und verschwand in den Gebirgen mit einem etwa io Minuten lang bauernden Krachen und Donnern. Gemeinnützigkeit. Der jüdische Banquker Westheimer zu München,, ein wegen seines edlen Characters allgemein geschätzter Mann, hat sich um jene Hauptstadt Bayerns dasselbe Verdienst er worben, als 1608 Middleton um London. Er hat nämlich AvOvov Gulden zur bessern und hinrejchenbern Versorgung brr Stadt München mit gutem Trinkwasser bestimmt. Der aus der Benutzung der Wasserleitungen von den Hauscigcnthümern zu bezahlende, auf jedes HauS mäßig ausfallende Wasser zins soll auf ewige Zeiten jährlich zweimal an wahre Hilfsbedürftige der Stabt, in Gegen wart von Geistlichen der katholischen und der evangelischen Gemeinden, eines jüdischen Rabiners, einer Magistratsperson und eines Glieds von der Familie des Stifters, ver- theilt werben. Erinnerung. O Freundin, GenluS verarmter Seelen t Du Lebensgöttin ans dem Pilgerpfad! Du Schutzgeist, wenn uns öfters Leiden quälen, Der ungesordert Armen, Reichen, naht! — DeinDalsamhanch belebt dieSchwermuthsvollen, Dein goldner Finger ist», der Wonne streut — Wenn gleich die Stunden ohnaufhörlich rollen — Zm Abendrothe Ler Vergessenheit. Minuten — Sie im Arm der Freundschaft schwanden, Um die dk Drust ost seufzt, das Auge thränh Die unsern Blicken sich so schnell entwanden, lind die ein graues Alter schon umjähnt — Wir