Volltext Seite (XML)
zz. Stück. Plauen, Sonnabends dm r 2. August 1820. Noth und Hülfe, als wohlgemeinter Vor schlag. <Beschluß). Die zwei andern Mittel zu Verschaffung von Arbeit und Verdienst in unsrer Provinz liegen in zwei ihrer Hauptproducte, nämlich in der Schaafwolle und im Flachse. In unserm Kreiße wird viel Schaafwolle von aller, selbst schon ziemlich veredelter Art gewonnen; aber sie wird meist auswärts ve« kauft und große Summen Gelbes für schöne und feine Tücher und Zeuch« fortgeschickt.. Könnte man aber solche Waaren nicht auch im Kreiße eben so gut und noch wohlfeiler haben, wenn man dies Geschäft mehrern Ernstes und Fleißes würdigte und besonders für Farben und Zurichtung besser besorgt wäre? Gesetzt nun, daß für das Land der Verdienst mit Schaafwollspinnen durch Maschinen ebenfalls verschlungen würde: so würde es doch gewiß für manche Städte ersprießlich seyn, wenn dieses Fabrikat so gewürdigt und vervollkommt würde, als es in der That geschehen könnte und sollte und an andern Orten auch wirklich geschieht. Anmerk. Unser Kreis mit seinen großen« theils hohen, trocknen und gesunden Wei« den ist allerdings sehr zur Schaafzucht gee eignet, und wo die Natur winkt, da muß der Mensch folgen. Auch liefert die Schaaf, jucht fast das einzige Product, das uns baares Geld zuführt. Wohl kömmt dies Geld zuvörderst in dieHände der Schäferei, besitz», aber zum großen Theil verbreitet es sich doch auch wieder über die andern erwerbenden Classen. Indeß ist allerdings nicht zu leugnen, daß unsre Schäfereien das, was sie der Wiesen, und Ackercultur schaden, wieder gut machen und für den Kreis noch weit gemeinnütziger werden könnten, wenn wir die gewonnene Wolle auch selbst verarbeiten würden. So war es in frühem Zeiten. In Plauen und an andern Orten war starkeTuchweberei; aber daS letchterzu fertigende und vormals besser lohnende Baumwvllenweben hat jenen In, dustriezwetg nach und nach verdrängt. Nur Reichenbach, OelSnitz und einige andre Orte haben ihn zum Theil erhalten oder wieder aufgesucht. Es ist zwar wahr, daß auch die Artikel in Schaafwolle jetzt überhäuft und die Preiße derselben, bei der allgemeinen Handelsstockuna, tief gesunken sind, so baß der Gewinn für darin Arbei, tende oder damit Handelnde nicht groß seyn kann, besonders bei den bisherigen hohe« Preißrn des Materials; inbeß wäre die Fabrtcation davon doch sehr rathsam und nützlich, da nicht nur der Stoff selbst gleich zur Hand ist, wollne Sachen, als Tücher, Zeuche, Flanelle u. dgl. m. nothwendige Bedürfnisse sind, und daS Zurichten der Wolle, das Spinnen, Weben, und übriges Zubereiten doch viele Hände beschäftige» und nolhbürftigm Verdienst geben wär, dm. E. Wenn man endlich erwägt, wie viel Geld für Leinwand und Zwirn auö unserm Kreiße geht: so muß man sich wundern, daß bei uns der Flachsbau nicht weiter ausgedehnt und dies einheimische Product ebenfalls mehr als Gegenstand eigner Manufaetur benutzt wird,