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Nr. 167 Seite 6 — »Dresdner Nachrichten" — Sonnabend, 10. April 1SLS Der Asmus-Prozed in Ehemnih. (S t ü n c r Drahibertch« der »Dresdner N a ch r I ch t « n".l (Fortsetzung de» Bericht- au- dem Abendblatte.) tthemnitz. 9. Avril 1920. Hieraus erörterte ma» den Fall P i t t i g, der als Re dakteur und Parteisekretär in Fretberg tätig ist. Ar hat in der sozialdemokratischen Presse den Oberstleutnant Kninmerow beleidigt und ist darauf am 8. Januar lö.'< zu 8ii»0 Mark (Geldstrafe oder 30 lagen Gefängnis verurteilt wurden. Ober staatsanwalt -Ismus, der in der i» Red« stehende» Verhand ln na die Anklage vertrat, wurde vorgewvrsen, das, er in diesem Falle mehr als Verteidiger wie als Ankläger ausgetreten «'ei. Ausserdem habe er kurz vor der Verhandlung i» seinem Amts zimmer mil Pittlg eine Unterredung gehabt und in der Ver handlung die Vernrieilung des Angeklagten ins Ermessen des Gerichts gestellt. ObcrstaatS.nnvalt Asmus de Hanoi et, auch hier nur o,i tätige maß gehandelt zn haben. Ob er mit Pittlg vor der Verlmiidlung gesprochen habe, wisse er nicht mehr. ES sei aber nichts Ungewöhnliches, wenn man sich an ihn wende und ihn uni eine Unlerrednng bitte, dann werde sie auch ge wahrt. Zu -ein Umstande, dass er die Verurteilung in das Ermessen des Gerichts gestellt habe, wies er daraus hin. das, seinerzeit der Viichos Faulhaber in einer Zeitung als In trigant und verschlagener Diplomat bezeichnet und der Re dakteur neigewrochen worden sei. Er habe angenoinmcn. das« auch hier der Angeklagte sreigesprochen und ihm der Schutz des is l!!3 zugebilligt werden konnte. Der Arbeiter Straßburger hatte sich, wie verschiedene andere Arbeitslose, in Freiberg einen schweren LandsriedenS- bruch zuschulden kommen lassen, indei» er mit ihnen de» Laden des AahrungsmittelgeschästSinhabcrö Grillenbnrger plünderte, wofür ihm ü Monate Gefängnis zndiktiert wurden. In diesem Falle sowie in den folgenden drei Fällen Nosky. Noack und Grimmer spielte die Frage der Entlassung ans der Untersuchungshaft die Hauptrolle Oberstaatsanwalt A S m u S erklärte hier,», das, er sich vor der Entlassung erst mit der Polizei verständigt habe, obwohl er dieS gar nicht nötig gehabt hätte, da ihm daS Recht zur Haftentlassung allein znstände. Er habe diese Entlassungen immer nur ver fügt. wenn er eS als seine Pflicht angesehen habe, zumal auch keinerlei Fluchtverdacht oder VerdunklungSgesahr vorlag. Die Entlastung der wenigen Leute spielte keinerlei Nolle gegenüber den Hunderlen von Leuten, die er in der Haft be halten mußte. Der Führer und Leiter einer kommunistischen Hundert schaft. Schrc n k. wurde verhaftet, weil die inzwischen auf gelöste Huiidert'chast eine verboten« Versammlung abgehalien habe. Nach sechstägiger Hast habe ASmuS den Antrag aus Haftentlassung gestellt, iveil der Haftbefehl ungesetzlich sei. zumal die Hunüerrschassten gewissermaßen im Auftrag der Negierung gehandelt hätten, die die Hundertschaften nicht nur geduldet, sondern sogar gefördert habe. Auch hier glaubte Oberstaatsanwalt Asmus nur seinen Pflichten entsprechend gehandelt zu haben. Der GlaSmacher Lang seid er in Brand-ErbiSdors wurde seinerzeit iu Hast geuommen, weil er Mitglieder der bewaffneten Macht lmehrere Soldaten der Reichswehr) be leidigt hatte. Er batte ihnen zugerufcn: Schämt euch doch! Schert euch doch ins Ruhrrcvicr! Von einem Unteroffizier lei damals Anzeige erstanci und Langsclder in Haft genommen worden Wenige Tage daraus sei Langselder von ASmuS ver nommen und ans der Hast entlassen worden. Oberstaatsanwalt ASmuS erklärte hierzu, dast cS nicht üblich sei, daß bei Beleidi gungen io schgrs vvrgeggngcn werde. Langsclder sei entlasten worden, weil keinerlei Flnchlvcrdgchi vorlag. Im übrigen lei Langkelder damals zu tausend Milliarden Mark Geldstrafe verurteilt worden. Von der Verteidigung wurde noch der An trag gestellt, den ehemaligen Minister und fetzigen Schrift leiter Licbman» als Zenae zu laden. Daraus wurde die Ver- handlnna ans Sonnabend vertagt. NunSwnkprogramme. Lonuabcnd. de« Id. April >82». Mitteldeutscher Sender. Dresden-Leipzig. Wirilchaflörnudsnuk. 19 llhr: Wiritch.ittonail,, nlucn: Well- and Baumivolipielie: amerikanische Metallmelduiigen de? Vorabend- 2.46 Uhr: do„ Devise». Baumwolle Landwirllchast. Berliner Tel Notiz. 8.26 llbr: do.: Berliner Produkienbdrle. 4.46 Uhr: (öeschasiliche Miiieilnngen !ürS Hau-. 6 Uhr: 2öii:>cha!!-nachrtchien: Wiederholung von 2.45 und 3N6 Uhr und Berliner Meialle aniilich 8.16 Nhr: Wirlichuft-nachrichle»: Fartiktzung lllr Baumwolle Londoner Metalle aniilich und Landwlrilchaki und Mitteilungen de- Leipziger Mchainier kür Handel und Industrie. Nnndlunk lür Unterbalinng und Belehrung: 10.19 bis 19.16 Uhr: Winirrivettcrberichie de- Säch! VcrkchrS- ve> dandcS lg.>5 Nbr: Wa» die .steltung bringt. 11.46 Uhr: Weilerdtenst und -vorau-sage der Wetterwarte» Tre-den. Magdeburg. Weimar. 12 Uhr: MittagSmniik aus der Hupkeld-Phonola. 127,6 Uhr: Aauener Zeitzeichen. (.12 Uhr: Presse- und Börsenbericht. 8 bl» 4 Uhr: Pädagogischer Rundsunk de- IentralinstituieS (Teuikche Wellei. 8 Uhr: Prof. Tr. Amsel und Oberschullehrer Wettermann: Ein- beilSkurzichrifl. 8„82 llhr: Ockono,nieral Lembke: „Genossenschaftlicher Geld verkehr." 4 bl- ' -o uh-: Nachmitiagökonzert des Leipziger Nnndsunk- orchcsters. Dirigent: Hilmar Weber. I. Smctana: Ouvertüre zu ,Verkaufte Braut". 2. Wagner: Ter Nibelungen Flammenzeichcn 8 L iliga.-.'la: Plemvntesilchcr Tanz tA-Turi. 4. Weber: Nliilen- kranz aus Webers Melodien- 6. Lanner: Tie Romantiker, Walzer. V. Fall^ Potpourri aus .,Tie geschiedene Frau". 6.59 bis -1.(2 Uhr: Funkbastclstun-e. 6,4.2 bis 7 Uhr: Must'ichrifrstcNrr Ernst Smigelski: Einleltender 2<ortraa ,ur Over „Samion und Daiila". 7 bi- 7,89 Uhr: Vorlesung au- englischer Prosadichlnng: Miß Eli.obril! Horner: Eiste and Ihe (?t>l!L and other Stories by Arnold Vcnnct tTauchniv Edttlv» vol. 46681. "-2ertrag»ng au- dem 'Neuen Theater in Leipzig: 7M Uhr: ..Samion nnd Talila". Oper in drei Akten i4 BUderni von Camille Sainl-TacnS. Tichiung von Ferdinand Lcmaire. Ucber- sctzt vcn Richard Pohl. Mustkalische Leitung: weneralmnstkdirektor 'Gustav Brecher. In Szene gesetzt von Heinz Hosmonn. Personen: Talila: Lotte Törivald. Samson: Will» .'Ulken. Ter Oberpriester de- Tago,,' Rudolf Bockelinann. Abimelech. Satrap von Gaza: Otto Sattzmarn. Ein alter Hebräer: HanS Müller. Ein Bote der Philister: Hanns Fleitcher. Erster Philister: Heinz Nogland. Zweiler Philister: Einil Heroellng. Hebräer und Philister. Ter Schauplatz ist Gaza in Palästina. Jett: 1120 v. Ehr. Chöre: Han? Slelner. Pansen nach dem ersten und zweiten Akt. Besetzungsänderuiigen Vorbehalten. Ende gegen 10.89 Uhr. Anschließend ietiva Ist.:» Uhrl: Presjeberlcht und Sportsunkdienll. Singer- Pkerdelvoriberlchie werden »ach den Nummern der Union, dem Sporn und PariS-Svort bekanntgegcben. Verttner Sender. 4.19 Uhr: NachmiitagSkonzert der Berliner Fuuk-Kapelle. Leitung: Konzertmeister Fcrdy Kaussman. 6.89 bi» 9 llhr: Klassischer Humor. Johanne- Rleman» lRezi- (at(vn>. HanS-vredow-Schule. 6,49 Uhr: Esperanto lTircklor Julius Glückt 7,15 Uhr: Inhaltsangabe und Personenverzeichnt- zu der Ucber- tragung a»S der Staaik-oper. 7.39 Uhr: Uebertragung a»S der SlaatSoper am KönigSplatz. „Esst san tutte." Over In 2 Akten von Wolsgang Amadeu» Mozart. Personen: FlordUIgl: Dorabella, Ihre Schwester: Ferrando. Ossi, zier: Gugllelmo. Otkizler: Alfonso, ein Hagestolz: Tesplna. Kammer mädchen. Ort: Neapel. Zeit: Mitte de» lS. Jahrhundert». Anlchtlebend: Bekanntgabe der neuesten rage»nachiich»en. Ael«. ansaae Wetterdienst Sportnachrichten, rheatee» und yilmdtenst. 19^0 bi« 12 Uhr: Tagung des Reuen SSchsischen Lehrervereins. Sei»z«a. 8. b«S 10. «pril 192«. tSIgeiibcrtcht der .Dresdner Nachrichten".) Zum dritten Male bereit» tagt« der Neu« Lächsische Leürcrverein. dteSmul in Leipzig, der Stadt der Lande-- unilersität. Nicht nur deshalb, weil Leipzig «in Recht hat diese bedenisamc Tagung In seinen Mauer» zu sehen — ein tieferer Lina ist es, der sich damit verbindet: da- hohe und gerade deshalb vielen Gegnern allzu hohe Ziel vertiefter Lehrerbildung, daS Hochschulstudium! Wenn eine solche, für daS Gesamiwvhl unseres Volkes so überaus wichtig« Körper schaft tagt, dann verfolgt nicht nur der Gegner mit ge spanniestcr Anfmerksamkeit die Verhandlungen, sondern — so müßte cS iveiiigsteiiö sein — auch der Teil b«r deutsche» Eltcrnschast, de», an einem nicht nur äußerlichen Vorwärts komme» der Kinder gelegen ist. Echulsragen sollten viel mehr, als etz leider meist geschiekt, Fragen aller Altern sein, die sich ihrer Verantwortnng «och — oder wieder? — voll bewußt sind! Mit Eliernräten allein kann eS wahrlich nicht getan sein. Der Hauptversammlung war am Donnerstag im Klub saale der Loge Minerva die Vertreterversammlnng vvrauSgegangen. Die dort gefaßten Entschließungen haben folgenden Wortlaut: Zur Frage de« R e l i g i » « - u » « « r r i ch « » i» de» valk«. schule und zur BesaldungSsrag« «ahm di« Vertreter versammlung solgende Entschließung a«: 1. Ter Neue Sächsische Lehrervereiu sardert au» erziehlichen nnd nuterrichillche« Gründe« nach wie vor, daß di« Schul« all« Anlagen de« Kinde« enlwtckelt nnd demgemäß auch de» Reli gionsunterricht verlangt. Ein« objektive Sinsührnng in daS reli giös« Kulturgut, wie st« die Lehrergemerkschast (Sächsischer Lehrervereini sardert, gibt es sür de» Lehrer nicht, der sich als deutsch-christlich« Persönlichkeit sür sein Am« «insetz«: d«»» de« rrltgiSsen Anlagen nnd den retigi»s«« Bedürsnisten der KindeS- seete kan» «ine solch« .objektive Sinsührnng" ohne Reiigian». unterricht tn keiner Weise gerecht «erden. lim insbesondere zwischen der evangelische« Schul« und Ihre« Lehrern einerseits und der weltliche» Schul« und ihren An hängern anderseits eine friedliche, aber reinlich« Scheidung »ar- nehmen z» könne«, ist der baldige Erlaß eines NeichSschulg«I«tze», das aus dem Grunde des deutsche« BolkötumS einhettttch «ns- gebaut ist, dringend nötig. 2. Tie Lehrergemerkschast (Sächsischer Lehreroeretn) «tll an der Tatsache der erhöhten Lehrerausbildung keine Folgern»-«« in der BesoldungSsrage ziehen. Ter Nene Sächsische Lehrerverel» lehn, den unansgesordert abgegebenen Verzicht der Lehrergemerk- schuft ab. Er sieht ln dem Verzicht weiter nichts, all «Inen gut gemeinten Akt der Verlegenheit, der aber unzeitgemäß, über flüssig »nd zudem anßrrorbentlich bedenklich (ft. .1. Ter Nene Sächsisch« Lehreroeretn erklärt, baß er kein Geld a«S dem Bolksopser erhalten hat. Im Festsoale des Neuen Rathauses scharten sich die wackeren Kämpfer um eine deutsch-christliche Schule tn statt licher Zahl um ihre bewährten Führer. Der Vorsitzende E. Leu polt bearüßtc die Vertreter de- Ministeriums sür Volksbildung, der Stadt Leipzig, bcS Landtags, deS Kon- sistvriuniS, der Universität, des Philologenvereins und anderer mitkamviender Brudervcrcinc, der christlichen Elternverbände. Sein Rückblick, sein Ausblick waren getragen von dem stolzen Gefühl, bereits viel erreicht zu haben, daß der Verein ein wich tiges Glied im Kampfe der Geister geworden ist, daS sich bei all den Ansprache» der genannten Vertreter in crsreulicher Welse zeigte. De» erste» Vortrag, der durch Nundsnnk verbreitet wurde, hielt Professor Dr. HanS Leisesiang über Erziehung zu slaalsdürgerttcher Gesinnung. Die RcichSvcrsaslniig spricht davon, daß in allen Schulen sittliche Bildung, st a a i o b ü r g e r l i ch e G e s i n n u » g. per sönliche u»d berufliche Tüchtigkeit im Geiste deS deutschen Volkstums und der Völkcrveriölinnng zn erstreben sei. Dar aus erwächst eine ernste Problematik, die Erfahrungen des itztcn Jahrzehnts zwingen dazm Vor der Revolution wurde zu einer national-religiöscn Gesinnung ganz bestimmter Art von Stnats wegen erzogen. Ohne Erfolg! Wird dadurch nicht der Glaube an die Zweckmäßigkeit solcher Äcsinnnngöerziehnng ansö stärkste erschüttert? Das Wesen, die Ausgabe des modernen Staates und damit zugleich seine Förderung einer diesem Wesen entsprechenden Gesinnung zu ersaßen, kann nur durch einen Blick in die Ge schichte gelöst werden. Erziehung zu einer Gesinnung war in Zeiten kein Pro- blem, in denen die Menschengemeinschaft von einem alle Individuen tragenden Sinn zusammengehalten und geeint wurde. So erzog der mittelalterliche Lehrer im Sinne der einen Weltanschauung, die die Kirche vor'chrieb, die der Staat schützte. Seit der Reformatio» kämpfen zwei Gesinnungen um die Schule, die Erziehung und den Staat. Kür eine Zeit, in der religiöser Glaube noch höchster Wert war, sür den man zum Schwerte grisf, mar eS politisch undenkbar, daß in einem Staatsivesen Mensche» von verschiedener religiöser Gesinnung gleichberechtigt nebeneinander leben sollten. Der Staat ent schied über die Religion, das Bekenntnis! Für den Lehrer, der die Gesinnung seiner Obrigkeit zu teilen hatte, gab es die Frage, zu welcher Gesinnung er erziehen sollte, nicht! Bren nend wurde diese Frage erst, zur Gewissenssrage wurde sie in der Zeit der Aufklärung. Der Aufklärer fordert Ge danken- und Gc'sinnungssrelhcit und die zu ihm führende Er ziehung. Das Problem wurde damals großzügig vereinfacht. Nur eine wahre Gesinnung, nur eine wahre Weltanschauung, nur eine wahre Religion, bisher verhüllt durch Aberglauben und „Pricstertrug", nun davon befreit von einer veriiünstigen, natürliche» Religion! Das so aufgeklärte Volk sollte in der französischen Revolution der eigentliche Träger der Staats gewalt, das souveräne Volk werden, für seine Handlungen niemandem verantwortlich. Im Blntstromc der Guillotine und im Machtraiischc der napoleonischcn Zelt ging dieser Jdealstaat nntcr. Die Aufklärung hatte die alten Weltanschauungen nicht überwunden. Es gibt keine überwundenen Standpunkte in der Geistesgeschichte. Die Aufklärung hat aber alle entfesselt zn schrankenlosem Kampfe um die geistige und weltliche Macht. Der moderne Staat — der Form nach stammt er von der Aufklärung — ist seinem Inhalte »ach doch etwas ganz anders. Augen öffnen! Welch« vesiannng hat nnser Staat selbst al» Staat? Kein«! Nicht in der Theorie, nicht nach dem Sinn« der Verfassung. Gesinnung ist ja Privatsache. Niemand bars an der Betätigung seiner Gesinnung durch Wort, Schrift und Tat gebindert werden. Privatsache ist sogar die höchste Pflicht de» Staat-bürger» geworden, sein Leben sür sein Volk zu lasten: niemand ist gezwungen, ReichSwehrsoldat zu werden! Damit ist dem Staat auch die letzte und wichti-ste sittliche S»b, stanz geraubt, die ihn al» solchen von innen her heilige» nnd mit einem über -a» Leben de» einzelne» hinanSretchend«, metaphysische« Sinn füllen könnte. Die Forderung der ver- sassung, zu staaiSbürgerltcher Gesinnung zu erziehen, schwebt daher in der Lust, solange der Staat als solcher gesinnung-lv» ist, keine Weltanschauung ha», aus der heran» er angeben könnte, was unter »Volkstum", was unter »Völkerversöhnung" verstanden werden svll — diese Begriffe sind zu vieldeutig! Wie stellt sich von hier aus gesehen das Problem der Er« zichung z« staatsbürgerlicher Erziehung dar? Soll sich die Er- ziehung daraus beschränken, dein werdende» Staatsbürger die Achtung vor Gesetz und Recht, Anstand im bürgerlichen Leben brtzubriiigen, so bliebe das alles äußerlich, durch formalen AnstandSuntrrricht erlernbar! Wäre die Gesinnung herrschender Mächtegruppen bindend, dann müßte der Lehrer im Lause seiner Tätigkeit, die sich über Jahrzehnte erstreck», ojt, erschreckend oft gerade in der Gegen, wart seine eigene Gesinnung Wechsel»I Ihr armen Kinder! Außerdem: ganz unmöglich! Eine sich etwa aus Liberale», Katholiken und Sozialisten zuiainmengesetzte Negierung — drei verschiedene Weltanschauungen! Welche soll binden? Beim Aufbau unserer Berfassung waren vor allem zwei Mächte wirksam: die katholische Kirche und der Sozialismus. Aber bald wurden Forderungen laut, »eben katholisch auch evan gelisch, weltlich oder weltanschaulich zu erziehen. Dadurch ent- steht aber die Gefahr, daß der letzte bescheidene Rest der den Staat von innen her svrmendcn geistigen Substanz tn sich »ersällt. Mitarbeit an dieser Zerreißung oder Erkennen dieser Not »nd Bewnhtmachen in uns nnd in unseren Schulen? Der Er. zteber hat den Blick anss ganze zu richten! Damit war die Bei- biiidung gegeben zum Streben der Lehrerschaft nach Hochschul bildung. Ethik und Pädagogik des Verstehens unser Ziels Einseitig eingestellte Schüler dürfe» nicht mehr erzogen werden. Am Anfang aller Bildung steht nicht die Aufklärung, nicht die wilde Kritik, sondern die Ehrfurcht vor allen großen Schöp. snngen de» Geistes und die Erfassung ihres Wesens, ihrer ewigen Idee. ES ist ungebildet, den Geist des deutschen Heeres nach seinem dümmsten Rekruten seinem unfähig- sten Offizier zu werten. ES gilt, eine Jugend zu erziehen, die alle an die krasse Unbildung appellierende politische Schlag- wortagitation als Geschmacklosigkeit und Entwürdigung ihrer selbst ablehnt. Staatsbürgerliche Erziehung ist die Erhebung des Geister der Gesamtheit unseres Volkes aus die Höhe, von der aus dar Fragment unseres eigenen Lebens und Denkens sich harmo- ntsch tn den Ring des HVanzen fügt, wo Beschränktheit sich weitet tn Weisheit, Haß sich wandelt tn liebevolles Verstehen Sie fordert den Staatsbürger, der aus tieferer Kenntnis des Wesens seines Staates ihm dient als ein Rad im Getriebe der Ganzen, aber nicht als ein totes Ding, sondern als ei» Organ, da» sich seiner Funktion wohl bewußt ist, die nicht darin be steht, die andere» durch Ucbergrcifen zu zerstören oder sich von ihnen zu lösen und frei zn lausen, sondern sich ihnen einzn- fügen und in der Harmonie des Ganzen das Seine zu tun. Den zweiten Vortrag hielt Nechtsanivalt Dr. Zöphcl über „Slaal, Kirche und Schule". Der Redner bok einen Rückblick auf die Zeit nach dem Zu. sammenbruche. die Zeit, wo die deutsche Mittelschicht durch da» Zusammenarbeiten von Zentrum und Sozialismus auS- geschaltet war. Die Weimarer Verfassung kam, mit ihr Para graph liü, der die Simultanichnle brachte, von der sich al>er weltliche und Bekenntnisschule abipaltcte. Wesentlich war der Gedanke, daß der Staat Träger der Schul« sein muß! Bedauerlich, daß die Zukunft nicht sich entwickeln will Mancher Schulgeseheiitwurs ist zwar erschienen. Man scheint aber geradezu Angst zu haben vor all den vielen Problemen, die damit aufzurollen sind. Sollen wir uns für die konfessionelle Schule entscheiden? DaS sächsische Volk ist im wesentlichen ein.e «vanaelisch-lnöbe- rische Einheit. Die Kirche ist aber nicht mehr StaatSkirchc. Staat und Kirche habe» sich getrennt und damit manches Be lastende beseitigt. Eine Grundlage kann viel letchi'er gefunden werden beim Ban der neuen Schule. Vergessen werden darf niemals daß die Kirche Trägerin der gesamten abendlän- di'chen Kultur gewesen ist. Vergessen werden darf nicht, wie falsch cS war, religiöse Anlagen im Kinde zn leugnen. Es steht schon heute fest, daß wenigstens in Sachsen die weltliche Schule nicht die Bürgschaft der Dauer in sich trägt Dann aber erhielte sich der katholische Volksteil seinen Be keilntnis'ustan- mit der Staa'S'chnlc aesichcrt. der evangelische aber müßte Not leiden. In dieser Zwangslage gibt es scheu ans Gründen der Klugheit keinen anderen AnSweg, als die Schule mit evangelischem Bekcnntnionnterrich», da sa die Si- mnltaiischiile sür Sachsen nicht in Betracht kommt. Die Ideale, die man sich im Schnlkampse von 1912 gesetzt batte, die sind setzt retn zn entwickeln: ReltgionSnnt'erricht im Geiste des Bekenntnisses, ohne Bindung an den Buchstaben. Damit bestimmt sich der Ebarakter der Schule zugleich in allen Gesinnnngvfächern. Der Redner erweist unter Bezug auf ein Wort Harnactt In der Nationalversammlung, daß sich der farblose Ge schichtsunterricht -nicht als Norm dnrchstthren lasse, der Kern des Christentums nur in der Rinde des Bekennt nisses zu erhalten sei. Er schließt: Durch die Aufnahme des lebendigen Religionsunterricht- vollzieht die Schule bc« An schluß an die abendländische Knltnr. Beiden Vortragenden dankten die Hörer auss herzlichste. Möchte die so überaus würdig verlaufene Tagung den Mit gliedern deS Neue» sächsischen Lehrervercins von Segen sein, noch Fernstehenden aber über die hohen Ziele des Vereins die — Hauptversammlung des cvang. Bundes in Dresden. Der evangcliscl?c Bund, der voriges Jahr in Königsberg »nd 1924 in München tagte, wird dieses Jahr vom 9, bis 1l. Sep tember seine Hauptversammliing in Dresden halten. — Vllhnenvolkübnnd. Alberttbeater; Montag. Arilppe 1 Nr. 101 bis »t». 8.201 bis 8799: Ticnsiag. Gruppe l l bis >99. 809t bis 829»: Mittwoch. Gruppc t I4»t bl» 1699. 879, bt« 8999: Donner,, tag. Gruppe l 1691 bis IE, 6.19l bis 6699: Freitag, Gruppe l 2891 bis .19«», 6491 b's 6699, Sonnabend, Grupp« I 1801 bi» 200». 6201 bis 5699. 670t bis 6899: Sonntag N8.I, Gruppe I 299t bi» 2899. 66»l bis 6799: Montag, Gruppe I 899t bi« 8899, 689, b>« 6999. - Neues Theater: Montag. Gruppe l I89l bi« ttGI, «991 bt, 6299: Dienstag, Gruppe I 8691 b(» 8U96: Mittwoch —: Donnerstag, Gruppe 2 l bis >99: Freitag, Gruppe 3 lOl bis 296: Sonnabend Gvuppc 2 39l bis 899: Sonntag (18.1, Grupp« 1 6391 bis 6499: Mon tag. Gruppe 8 1391 bi» >899. — Dresdner Volksbühne. NeneS Theater. Moniag: „Der Mustergatte" ».291 bi« 8759. TienSIng: „Ladt, Fanny" «761 bt» V94» nnd 1761 bis 1819. Donnerstag: ..Lody Fanny" I8N bi» 2968. Frei tag: „Lady Fanny" 296l bl» 2818. Sonnabend: „Der Mustergatte" 38I> bis 2669. Sonntag: „Der Mnstkkgatie" 2661 bt» 2819. Montag: „Der Mustergatte" ..Der Nassenschmied" bi« 8919. Mittwoch. bl» »982. Sonntag: ..Andrs S-Snler" »96» hl» »ISS. Montag: ,T>«r Protagonist", „Der grobe Krug" »16» bl» »2»8. — Schauspiel ha«»: Vvnnbag: .Hasemsnn» Töchter" 1067 bl» »9«. Montog niaa: „rer axnnrigaii^ -oni VIS raiu. a-lvniag: 2»II bi» »069. — Opeenbau». Montag: >" 2814 bi» 2886. TienStag: ..Dt« Boheme" 2887 h: ..Der Protagonist", „Der große Krug" »919 „Die HcrinannSschlachl" 6917 bis 5977. Dlen-tag: „Die Journalisten" 5,97» bi« 6129. Mittwoch: „Jugend" 6121 bi» 6178. Freitag: „Der Revisor" 5174 bi» 6216. Sonntag: „Zweimal Oliver" 6317 bt» 527«. Montag: „Strucnsee" 6289 bis 6882. — Albert-Theater. Sonn tag bt« Mittwoch: „Narziß". Sonntag: 841 bis 879. Moniag: 871 bi- 499. Dienstag: 491 bis 489. Mittwoch: 48l bi» 460. Donnerstag: „Meiner Tisch" 4ftl b>» 629. Freitag: „Der sröhllchc Weinberg" 621 bi- 689. Sonnabend: „Stützen der Gesclllchaft" 681 bl« 649. Sonn tag: „Die (lins Franksnrter" 041 bis 700. Moniag: „Meiner Tlich' 7M bi» 799. — Da» ntichste Sinfonie-Konzert tlnbet Mittwoch, den >4. April. 7)4 llhr. im weiverbehanle statt. Leitung: Generalmustk- direllor Eduard Mörike. Solistin: Eva Licbenberg (Berlin!. Freier Konzertkartenverkaus für Nichlmitglieder nur bet F. Nie». See- straße 2l: E. Nönisch. WallenhauSstrastc 24 nnd Abendkasse, z 8 Mt.: lür nlchtausgerusene Mitglieder in der GelchöstSsteNe Schloßstr. 84'« (tt bi» 8 Uhr!, sowie Abendkage. Mitglieder, Studenten. Schüler höherer Lehranstalten, Jugendbiinbc und RetchSwehrangehörige er halten an der Abendkag« gegen Ausweis Galerlestehpltitze. — Aul- gerittene Mitglieder: 7691 bis 8869 und 8291 bt» 85,59 sowie Anrecht si. lö/errS, llnöernS/ « Tabletten InoNenApotber«,^ Or»««etni KN «.— erfrischen-