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Dresdner Nachrichten : 10.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192604107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19260410
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19260410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-10
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.04.1926
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Nr. 167 Seite 2 Regelung der ganze» Frage eine Haupt, und Staatsaktion ein. die nacheinander die Sozialdemokraten »nd die Kom- munisten aus de» Plan ries, die erster«», weil sie sich als Hitler der tziepnblik nicht den Rau« ablaufeu lassen dursten, die letzteren, weil sie eine großartige Gelegenheit zur Auf» peitschnng der Massen »nd zur AufsüUung ihres ParietstalleS auf »kalten der raten Bruderpartei witterten. Bon vorn herein aufs Ganze gehend, zwang«,, sie die Sozialdemokratie» wenn diese in, Wettlaus um die Massrngunst nicht auf der Strecke bleiben wallten, i» ihre Gefolgschaft über das Gilt» cigunngsgesetz zu», Volksbegehren. Die Demokraten. tnS Hintertreffen geraten, versuchten nach Möglichkeit den An- schlus, z», behalte». indem sie zwei Eis«» in, Feuer hielt«». Aus der einen S.-ile arbeiteten sie gemeinsam mit den Sozial demokraten an der Radikalisierung de» bürgerliche» Kam- pramif,entwürfe», aus der ander» l>«tciltgten sie sich mit halber »kraft, nicht parteiaffiziö», aber durch die Hetze ihrer Grotz- presse, au der Agitation für da» Vvlksbegehrc». Auch da» Zentrum rang sich zu spät z» einer eindeutigen Verurteilung der Fürsienl;etze durch, und „niflte e» erleben, das, der Wählerin,»,», in lviassen in» Lager der Gegner durchbrannte. Die :l!echl»parteicn begingen ihrerseits einen schweren Fehler, ,,,de», sie die Gefahr unterschätzten und Fünfe gerade sein liege». La kam es zu dem Erfolg des B olksbegeb- reu» — den man ruhig cingestchcn mns, — und damit zur Krise. Rach übereinstimmender Ansicht der Regierung und ihrer Parteien mutz eine Losung diese» unmöglichen Zustande» bi» zu de» Parlanieutsferie» im Sommer erreicht werden. Nicht einig ist man sich iiber de» Weg, der einzuschlagen ist. Svnder- bareriaeise ist mau aus der sinken jetzt einigermaßen betreten: mau kau» sich de» errungenen Stege» nicht recht ersreuen und tut ia, al» ab man au die Möglichkeit eine» weiteren Erfolge» im Halkc-e»,scheid nicht glaube. Umgekehrt ist man sich in den Rechtsparteien der Gcsahr der Lage mahl bewutzt geworden und halt einen solchen Ersvlg unter gewissen Bedingungen nicht mehr sur ausgeschlossen, Links hat mau doch etwa» Angst vor der eigenen Eonrage bekommen, man möchte die allzu schnell herbcigeruseueu Geister gerne wieder laS werden und steuert aus e,ue Lösung mit den Sozialdemokraten durch »'eitere Radikalisierung de» Kompromitzentwnrses zu. Die Rechte dagegen strebt danach, die Entwicklung so zu ge stalten, datz ein sur alle bürgerlichen Parteien annehmbare» Gesetz zustande kommt. Dieser Weg wird sich auch, wenn man lauge geling hin und her verhandelt hat, als der einzig gang, bare erweisen, au» dem einfachen Grund, weil die Sozial- demakraiie, so wie die Dinge liegen, bei einem auch für die bürgerliche Mine tragbaren »kanipramitz gar nicht mehr mit mache» k a n n. Tie ist gerade durch den bisherigen Erfolg zu sebr an die radikal-kommunistische Formel gekettet, alS datz sic nach genügend Bewegungsfreiheit sur eine gemäbigtere Politik Hane. Die Folge eine» solchen Versuches wäre „„fehl- bar eine Masscnktncht ihrer Anhänger zu den Kommunisten oder cuie neue Spaltung in den eigenen Reihen. ES wird — »Dresdner Nachrichten" — darum für di« Sozialdemokratie gar nicht» andere» übrig bleibe», al» datz sie de» Volksentscheid Schulter an Schulter mit den Kommunisten mit allen Mitteln einer skrupellosen Dema gogie durchkämpst. Wie unheilvoll für Staat und Volk sich ein Sieg der Radikalen in diesem BerzivetslungSkamps auSwirken müßte, ist unschwer abzusehe». Antzenpotttisch. por allem seinen privaten Kreditgebern gegenüber, würbe sich Deutsch land für immer unehrlich machen. Im Innern wäre da» Ehavs die Folge. Nicht nur die Regierung müßt« zurück- trete», auch eine Präsldentschaftskrise wäre un vermeidlich: denn ohne jeden Zweifel würde Htndenbnrg den Vollzug de» EntelgnungSgesetze» ablehnen und au» seinem Amte auSschetde». Mit ihm wäre der letzte Hort einer fried lich ausbaueiidcii Entwicklung im Innern dahin. Irgendein« andere handliiiigvsähige Negierung, sei sie link» oder recht» gerichtet, wäre »ach wie vvr unmögttch. höchst unwahrscheinlich auch die Bildung einer solchen auf dem Weg über Neuwahlen nach dem nvch geltenden Wahlgesetz. ES gibt deshalb sür da» deutsche Volk nur eine Rettung au» der gefährlichen Lage, in dt« e» durch da» ver» antwortnngSlose Treiben seiner Verführer gebracht worden ist: Einigung aller Bürgerliche» aus ein bürgerliche» Fürsten- gesetz, Gegenüberstellung diese» Entwürfe» dem sozialistisch» koniulunistischen EnteignnnaSgesetz im Volksentscheid und Kampf der bürgerliche» Einheitsfront bl» zum entscheidenden Tieg de» Rechtes über daS Unrecht. Wen» sich alS Folge eines solchen gemeinsamen Kampfes einer gesamtbürgerlichen Koalition die Bildung einer neuen Mehrheitsregierung auf dieser Grundlage ermöglichen lasten sollte, so hätte daS deutsche Volk auch noch eine» bleibenden Gewinn ans der Prüfung, die ihn, jetzt anserlegt ist. Sine halt bare ArbeitSbasiS sür eine solche Regierung könnte mit einigem guten Willen ans allen Sette» gesunden werden,- denn weder in der Fürstensrage, noch In de» sonstigen dringenden Pro blemen der Innen- und Wirtschaftspolitik gibt eS Gegensätze, die für die beteiligten Parteien unüberbrückbar wären. Die einzige Schwierigkeit liegt in de» nächsten Fragen der Autzen- politik. Aber auch hier mutz eS gelingen, ein« gemeinsame nationale Linie zu finden: einerseits mutz die Regierung ein sehe», datz nnS ihre Genfer Taktik von dem selbst aesteckten Ziele ein gut Stück wcggesührt bat, anderseits werden sich die Dentschnationalen zur positiven Mitarbeit an einer vernünf tigen VölkerbnndSpvlitik bereitsinden wüsten, wenn sie nicht selbst die hinter ihnen stehenden starken nationalen Kräfte für die Dauer auSschalten wollen. Zu GrotzcS steht fetzt auf dem Spiel, als datz persönliche Rankünen nvch mitbesttmmend sein dürsten. Ob dann der Kapitän deS ReichSschtffeS Luther oder Getzler oder gar Streseman» heitzt, kann gleichgültig sein, wenn nur erst ein innere» Notvrogramm gesunden ist, da» alle staatSerhaltenben Kräfte im EntscheidunoSkampf gegen den Umsturz zusammenschmiedct. das dann als Grundlage dienen kann sür eine gesamtbüracrliche Aufbaupolitik in den näch. sten 3^ Jahre», bis daS Volk in Neuwahlen selbst wieder Ge- legenheit hat, den Kurs zu bestimmen, den eS will. Italienische Flottenparade im Mittelmeer. Mussolini auf -er Tripolis-Reise. Rom, 9. April. Aus der Fahrt von Ostia nach Gacta hat aestcrn dir Flotte vor Mussolini und dem faschistischen Partcidirek.orium einen Angriss von Torpedo, booten ans Lchlachtschisse vorgesührt. Die großen Schisse zeigten Nicht- nnd Schietzübnngcn. In Gacta wurde da» Direktorium ausgcschijst. In der Dunkelheit dampfte die Flotte mit Mussolini nach der afrikanischen Küste weiter. Vom König von England ist ein Telegramm zum Attentat ans Mussolini eingcgangcn, worin da» Bedauern über die Tat ausgesprochen und besonders beklagt wird, datz cS eine englische Staatsangehörige zur Urheberin hat. Urteile Uber Vlolel Gidson. Rom, 9. April. Der Arzt des Sanatoriums, in welchem Violet Gibson nach ihrem Selbstmordversuch 1835 zwei Monate in Behandlung lag, erklärte den Zeitungen, seine Patientin hätte niemals mit ihm über politische Fragen ge sprochen. Sie hätte aber mehrere Male behauptet, einer revolutionären Familie zu entstammen. Im Park-Hotel, wo sie im letzten Dezember wohnte, machte sie den Eindruck einer sehr nervösen religiösen Wahnsinnige». Sie litt oft unter Einbildlnigsziistünden, ihr Körper wurde steif, ihre Augen blickten starr in die Leere nnd ihre Arme hingen leblos herunter. Wie die Zeitungen berichten, hat der maximalistische Ab geordnete E a s s i n e l l e , der von Amts wegen zu ihrem Ver teidiger ernannt wurde, den Auftrag angenommen. iWTB.) Der „Temps" zur Tripolis-Reise Mussolinis. Paris, 9. April. Die Reise Mussolinis nach Nordafrika wird in Paris mit größtem Interesse ver folgt. Der „TenipS" geht ans die Erklärungen Mussolinis vom Balkon de» Palazzo Ehigt ein, in denen eS heitzt: „DaS AnSla nd wird von uns in die Schranken gewiesen werden". Niemand, so schreibt der „TempS", denke daran. Italien seinen Platz an der Sonne zu bestreite». Aber die Art, wie man in gewissen Kreisen die Tendenz d«S neuen Italien anSlege, lasse eine Unruhe über die Ziel« dcS Faschis mus im AnSlande anskommen, und eS sei ohne Zweifel, datz Mussolini auf diesem Gebiete die erste Ausgabe seiner Re gierung sehe. Die Reise Mussolinis nach Tripolis in Be gleitung einer starken Flotte, bedeute den wahren Beginn einer neuen Entwicklung in der Autzenpolitik. Englisch-italienische Kolonlalverhan-lungen. Revision des Abessinien-Abkommens. London, 8. Avril. Der Berichterstatter des „Manchester Guardian" schreibt über Mussolinis Fahrt nach Tripolis: Soweit inan sehe» könne, bestehe kein Zrnsammcnhang zwischen Mussolinis augenblicklicher Unternehmung und den freund- schaftlichen Erörterungen, die zwischen der Italie nischen und der britischen Negierung über Abessinien statt- findcn. Man plant, das engUsch-sranzösisch-italtenische Drei- mächtcabkommcn mit dem Kaiser von Abessinien vom Jahre l!WI> de» heutigen Verhältnissen anzupassen. Die britische Ne gierung sondiere zuerst die italienisch« Regierung und werde dann auch an Frankreich herantrctcn. ES handele sich dabei ausschliesslich um eine Frage der Wasserversorgung. Tic Wasscrrcchte über den Tsana-See würden für den Sudan benötigt. Sie seien sowohl für Italien als auch sür Frank reich gemährt worden. Wie von gewisser Seite behauptet wird, wolle Mussolini für seine Zustimmung einen Ersatz anderswo erhalten und man spreche in diesem Zusammenhang von dem Petroleum des Mossul. Der Berichterstatter des Blattes teilt ferner mit, die britische Admiralität treffe Vorbereitungen, um Mussolini in Malta zu empfangen. sW.T.N.) Amerika un- -er Dawes-Plan. Noch zwei Jahre Versuchszeil! Neuyork, 9. April. Für den Fall, datz sich heranSstellt, dah Deutschlands Wirtschaft und Industrie nicht die in sie ge setzten Erwartungen erfüllen kann, können nach Mitteilung des amerikanischen Schatzamtes gewisse Aenderunge » des Dawcs-Plancs sich als notwendig erweisen. Nach Ansicht des Schatzamtes mutz jedoch der DawcS-Plan noch zwei weitere Jahre arbeiten, bevor eine Entscheidung darüber getrosscn werden kann, ob Deutschland imstande ist, seinen Verpflichtun gen nach,»kommen. Frankreichs amerikanische Schulden. Paris, 9. April. Hinsichtlich der Schuldenrcgelung mit den Vereinigten Staaten glaubt daS „Echo de Pari»" Mit teilen zu können, das, Amerika wie England sich der von Frankreich sür den Fall eines Ausfalls deutscher Reparationszahlungen geforderten F cb u tz k l a u s e l wider- sevcn würden. Amerika werde jedoch Frankreich ein Moratorium von süns oder sechs Jahren und Zahlnnaslristen zngestche», die sich aus etwa 89 Jahre erstrecken. lWTB.l V6rels Londoner «eise. Paris, 8. April. Wie HavoS aus London berichtet, be stätig! es sich, datz Schahkanzlcr E h » r ch t l I gestern Finanz- mii istcr Pöret mitgctcili habe, er wünsche seinen Besuch vor der Eröffnung des englischen Parlaments, die am 13. April erfolgt, -n empfangen. Pörets Antwort sei noch nicht in Lon don cingetrosfen. lW. T. B.s Paris, 9. Avril. Stach Schluß deS heute vormittag ab gehaltenen MinistcrratS erklärte Finanzmintster PSrct den Journalisten, datz er sich nicht vor Ende kommender Woche nach London begeben werde. Man nimmt an, datz er vor her gewisse Nachrichten über die gegenwärtigen Verhand lungen mit dem amerikanischen Schatzamt ab- tvarten wolle. <W. T. B.1 Nach Malvqs Rücktritt. Paris, 9. April. Der Rücktritt des Innenministers Malvy, in cingcwcthtcn Kreisen seit langem schon erwartet, wirkte in den Wandelgängen der Kammer gestern abend wie eine Sensation. Mutzte man doch, datz der Ministerpräsident Brtand Malvy mehrfach ausgefordert hatte, sofort nach seiner Genesung die Geschäfte des Innen ministeriums zu übernehmen. Malvy hat nicht die gesundheitlichen Rücksichten vorgcschützt, wie daS in solchen Fällen z» geschehen pslcgt, sondern osseu anSgcsprochen, datz sein Verbleib im Kabinett seiner Meinung nach eine Be lastung sür die Regierung bedeuten würde, wofür er nicht die Verantwortung übernehmen könnte. Heute vormittag ist der Ministerrat znsaminengetreten, um zu der ncngeschafsencn Lage Stellung zu nehmen. AlS Nach- solger MalvyS wird der radikalsozialtstische Senator Jean Durand genannt, der bisher das Ackerbauministerium ver- waltete. Für th» dürste der frühere Ackerbauminister Boret von der radikalen Linken in die Kammer eintreten. Der neue Innenminister wird von der Kammer die sofortige Wieder einführung der ArrondissementSwahlcn fordern und damit die neue »nd wohl letzte Krise deS Kabinetts Brtand cinlctten. Getzler rechtfertig! -ie Locarno-Politik. Stuttgart, 9. April. Im Nahmen eures von der demo kratischen Fraktion dcS württembergischen Landtags ver- anstaltetcn parlamentarischen Abends hielt Reichswehr- minister Dr. Getzler eine Ansprache, in der er sich auch mit der antzcnpolittschcn Lage befasste. Dr Getzler streifte zu nächst die Vorgänge in Genf. Die deutsche Politik habe in Genf rickstia operiert. Diese Auffassung vertreten beute alle grossen Parteien. Vom Standpunkt der deutschen Politik au» müssten wir alles tun, das, die Solidarität der Völker wieder hcrgestcllt werde. Die Welt verlange den Frieden, nnd dieser könne nur gesichert werden, wenn die Völker ihre natürlichen Gegensätze ans friedlichem Wege ausgletchcn. Wir müssten nnS darüber klar sein, datz der heutige Zustand unserer Wirt schaft nicht etwa ein vorübergehender Krisenzustand sei, sondern datz sich in ihm z»m Teil die ungeheuere Veränderung der weltwirtschaftlichen Stellung Europas am Ende des Krieges gegenüber den übrigen Ländern der Wett answirkr. Das deutsche Volk sei beute sür sein Schicksal selbst verantwortlich. ES sei durchaus töricht, wenn man letzt von einem Verlagen deS parlamentarischen SnstemS spreche. Selbst wen» dieses Snstrm versage, so würde daS bei den gigantischen Ausaabcn. vor die cS gestellt sei. noch nicht viel lagen wollen. Minister Getzler schloß seine Ausführungen mit einer Mahnung zur Pflege de» demokratischen Geistes tn -er Weise, wie Ne tn Württemberg seit Jahrzehnten aescheh«. Sonnabend. 10. vprA IStt Das geheimnisvolle ruisische Attentat. St« salsch«» Dementi? Moskau, 9. April. Der Vertreter de» v. T. v. 18 er. »nächtigt. die Nachricht von einem Anschlag« auf den K»«> mtssar beS Innern. Vclvborodow. zu bemrutteren. Demgegenüber hält die Tel.-Unton an der Tatsache bei Attentate» fest und bertchtet darüber solgend« Einzelheiten: WoOka«. 9. April. Die Nachricht über da» Attentat aus den Jnnenkommtsiar Sowjetrutzlanb». Beloborodow. die wetteren Kreisen Moskaus erst Uber ba» Au-land bekannt geworben ist. hat hier lebhafte» Aufsehen erregt. Die Sowjet- regier»»« bat den Beschluß gesatzt, daS Attentat vor der OessentNchkeit geheimzuhalten. Heut« früh wurde velp. borodow unter starkem Poltzetschutz nach dem Kranke». Hause im Kreml gebracht, wo er unter persönlicher Aufsicht de» GesuudhcitSkommtssar» Semaschko behandelt wirb. Der Täter Ist der 25 jährige Student Porfint Alexe jew, d«r Sohn eines Beamten, der vor der Revolution tn Zarskvie Sselo angestellt war. Alexejew absolvierte t« Jahre t»2l die PetcrSschuIe in Petersburg. Tr befindet sich jetzt im hiesigen Gefängnis der Staatspolizei. <T.»U.) Der DerlaU der russischen Währung. Berlin. 9. April. Durch die Tatsache, datz die rus't- scheu Tscherwonezdevisen nur an einem Teil der europäischen Devisenmärkte notiert werden, und da» Geschält in dieser Währuna zumeist recht aertna ist. erklärt eS sich, datz der ständige und starke KurSversa' l de- aus GoU» stabili sierten russischen Zahlungsmittel» nicht daS Aussetzer, «rreat hat, daS ihm rlgentltck nicht- nur a»s weltwirtschaftlichen Er wägungen heraus, sondern auch im Interesse unseres Handels verkehrs mit Rußland zukommt. Fn verhältniSmätzta aan, k«"-<er Zeit bat der T'cherwonez mehr als 29 Prozent seine« Wertes eingebllstt. Die Polizei kämpft ebenso wie in Polen nnd früher tn Deutsch, fand letzt tn Rußland mit drakonischen Matznabmen einen schweren Kampf gegen dieschwarzen Börsen. Erfolg ha, man hierin aber nicht erzielt, denn daS ständige starke Steige« der Preise, die sich im Kleinhandel im Lause deS letzten Halb- 'assreS geradezu verdovveit haben, ruft immer wieder das Be streben zu Stcherungskäulen hervor. Retchstagung -es Deutschen Rentnerbun-es. Kassel, 9. April. Hier begann heute die Reich Stagung des Deutschen RcntnerbundcS. zu der Vertreter sämtlicher 28 Landesverbände, die 1399 Ortsgruppen mit über 359 009 Mitgliedern umfassen, erschienen waren. Nach Be- grützungSworten des Kasseler Oberbürgermeisters berichtete ei» Vertreter der Bundeslettung über die im veraana-nen Jahre geleistete Arbeit. Mit allen Kräfte« soll »ersucht werden, eine Berbessernng der Auswertungsgesetze zu er, reiche». Ferner erhoffe man vom Reichstage die Annahmr eine» besonderen RentnerfürsorgesetzeS: ausserdem sei eine EntschäbtgungSklage gegen das Reich eingeretcht worden, die vor dem Berliner Landgericht in einer der nächsten Wochen zur Verhandlung kommen werde Danach kamen zahlreiche Vertreter der etn-zeln«, Landesverbände nwd verschiedener Ortsgruppen zu« Wort. Sie schilderten den völlig ungenügenden Schutz d«r Ge setze, dtc Willkür eines groben Teiles der Gemeinden und Wohlfahrtsämter bei der Nussiihrunq der Fürsorge, deren monatliche Sätze zwischen 12 und 21 Mark schwanken, so datz einzelne Rentner tatsächlich am Verhungern seien, obwohl sie einstmals sehr vermögend«, ja reiche Leute gewesen seien. Preußische Anschluhbewegung auch in Lübeck. Lübeck, 9. April. Die Erwägungen über einen Anschluß der Freien Stadt Lübeck an den preutztscheu Staat haben sich bereits zu bestimmten Anregungen beim dortigen Senat verdichtet. Vorläufig wird indessen in dieser Frage keine Entscheidung erfolgen, zumal die Lübeckschen SchissahrtSkreise. die noch immer ans eine Belebung des dor tigen Hascnverkchrs aus den östlichen Ländern hoffen, aegen den Anschluss Stellung genommen haben. Auch innerhalb der Lübeckschen Negierung soll vorläufig wenig Steigung bestehen jenen Anregungen Folge zu leisten, zumal auch sie eine Besse- rung der finanziellen Lage der Stadt erwartet. Demgegenüber wird von anderer Seite die Anschanung vertreten, dass die Kosten der Lübeckschen Staatsverwaltung im Verhältnis zur wirtschaftlichen Lage dcS Stadtstaates zu hoch seien, als datz seine Selbständigkeit aus die Dauer aufrecht erhalte» werde» könnte. Verkauf -eulscher Pflanzungen aus Neu- Guinea. London, 9. April. Die australische Regierung hat be kanntlich einen Teil der früheren deutschen Pflanzun gen aus Nen-Guinea zum Verkauf gestellt. Es handelt sick dabei hauptsächlich um Gummi- und Kovrapflanzungen. Bi» jetzt liegt rin Angebot einer britischen Gruppe in Höhe von 2 Millionen Pfund Sterling und ein Angebot von 3,5 Mil lionen Pfund Sterling vvr. Hinter dem letzteren soll nach britischen Behauptungen eine dcntiche Gruppe stehen. ES ist in diesem Zusammenhänge daraus hinzuwcisen, datz nach bri tischen Schätzungen von 1929 der srtiherc deutsch« Gcsamtbesitz dieser Pflanzungen einen Wert von 1 Millionen Pfund Ster ling anSmacht. Rückkehr Carols nach Rumänien. Berlin. 9. April. Aus Budapest trifft hier eine Mc-Umn« ein, wonach der Exthronfolgcr von Rumänien, Carol, auS Nizza kommend, tn Budapest cingetrosfen nnd im Hotel Palace abgcsttegcn sei. Er kam in Begleitung seines Sekre tärs und dessen Frau tn einem Auto über Wien nach der ungarischen Hauptstadt. Im Hotel meldete er sich als Pri vatier Bel in al N a d n an, während der Meldezettel seines Sekretärs ans den Namen Eonstanttn Will» und Ge mahlin lautete. Aus Koste» dos Prinzen fuhr ein Zollbeamter zur Grenze, der im Auftrag der Finanzbchörde zu kon trollieren hat. daß das Auto wieder an einer anderen Grenz station daS Land verlässt. Das Auto wurde am Abend kür bst Wcitcrfahrt wieder tnstaud gesetzt. Diese Zeit benutzte der Sk- kronprlnz, nm im strengsten Inkognito einige Spaziergänge zn unternehmen. Heute vormittag 19 Uhr bat er mit seinem Begleiter die Hauptstadt verlasse» und den Weg nachBuka re st über die ungarisch-rumänische Grenzstation LökoShaza genommen. Die englische Kvhlenkrise. Verschiebung der Entscheidung durch die Bergarbeiterkonfere«' London, 9. April. Die heutige Delegiertenkonferenz de» Bergarbeiter hat die mit grösster Spannung erwartete Ent scheidung in der Kohlenkrise noch nicht gebracht. Die Konferenz hat vielmehr beschlossen, die Distriktvvcrsgmmlnngen über den VorstanbSantrag abstimmcii zu lassen, der jede Verlängerung der Arbeitszeit sowie jede Berininderung der Löhne ablehnt und die Festsetzung der Löhne sür die Zukunft nur auf Grund eines einheitlichen Abkommens sür ganz Großbritannien vor- sieht. Die Konferenz hat jedoch einsttmlg eine Entschließung angenommen, tn der den Distrikten die Annahme folgender Punkte empfohlen wird: 1. Einer Verlängerung der Ar beitszeit wird nicht zugestimmt. 2. Grundsätzlich bleibt das Lohnabkommen nebst den nationalen Mlnimalznschläge» aus- rechterkalten. 3. Die Bergarbeiter können einer Herabsetzung der Löhne nicht zustimmen. — Gleichzeitig ivurde der Vorstand beaustragt, ans dieser Grundlage, die eine Ablehnung aller An regungen der Verawerksbesitzer bedeutet, mit Vertretern der Grubenbesitzer und mit dem Ministerpräsidenten tnzwischen weiter zu verhandeln.
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