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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.02.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090220024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909022002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909022002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-02
- Tag 1909-02-20
-
Monat
1909-02
-
Jahr
1909
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L - 'b, ^ sr « s rr - r.^- V s s'! — «7 5 ^ - Z r. Z v» ss> Verwaltung, sowie die Durchführung positiver Reform«» Ser Agrarverhältnisse. des Gerichtswesens, -er Bolksbil düng und dev Kolonisation, sowie eine gerechte Berück sichtigung der Interessen der einzelnen Volksstäinme aesor dert werden. Schließlich verlangt die Resolution die Unter ordnung der Verwaltung des Kaukasus unter den Mi- nisterrat. Tie Sitzung wurde nachts um 3 Uhr geschlossen N e w n o r k. Tie ..Mauretania" hat einen neuen il e b e r s ab r t s r e k v r d von 4 Tagen 17 Stunden und >o Minuten ausgestellt und damit den Rekord der „Lusi- tonia" um 106 Minuten verbessert. Tie beste Tagesleistung betragt 67l Meile». Oertliches und Sächsisches. Dresden. 19 Februar —» 2c Maiestät der König nahm heute vormittag militärische Meldungen, sowie die Bortrage der Herren Staatsminister und des Kabinettssekretärs entgegen. Le. Königs. Hoheit Prinz Johann Georg besuchte gestern die Galerie Ernst Arnold, Schloß»raste, und besichtigte die Leiiiikoiv-Ansstelliing, sowie zum wieder boltev Male die Werke von Evrinth. - * Leit einige» Tagen weilt Herr Geh. Finanzrat Tr. >! r >i g e r aus Mecklenburg Schwerin in TreSdc», um das Wesen und die Einrichtungen der überrechn u n g s- l a m m e r teniien zu lernen. Ter Vizepräsident des Landeskonsisiorinnis Ober bosvrediger 0. Ackerniann wohnte gestern in der Für- iicnichule 2t. Asra in :lN e > si e u dem .'iieligiouS- und dem tiebraischeu Unterrichte bei. Rach seiner Bersichernng w«ir es cbm eine Freude, „sein liebes Asra" wieder einmal zu besuche», dem er als Schiller von Ostern >850 bis 1855, alS Professor und Religionslehrer von 1886 bis 1878 und alü Pfarrer von >878 bis 1888 «»gehört hat. * Matinee im König! Opernhausc zum Besten deS Soldaicnheims. Tie Zeichnungen aus die Zittrittskarien des >. Ranges, der Fremden-, Mittel- und Seilcnlogen deS 2. Ranges, der Parkettlogen und deS Parketts sind so zahl reich erfolgt, daß eine Reduktion einlreten muh und leider nicht alle Interessenten Zutrittskarten erkalten können. Tie gezeichneten Zutrittskarten sind bis morgen lSonn- abendi liachmillagS 8 Uhr bei der Tentschen Bank zu ent nehmen. Auch die bei der Tageskasse der König!. Hos- vver erhältlichen Billette zu den übrigen Plätzen sind säst vollständig vergriffen: nur einige nnnnmeriertc Platze im l. und 5. Rang sind noch zu vergaben. * Fünfzigjähriges Bürgerjubiläum. Am 18. Februar be ging Herr Lithograph Joses Franz Emil Backhaug, Kleine Brüdergasse 5 hier, das sünszigjährige Jubiläum als Bürger der Stadl Dresden. Eine Abordnung des Rates und der Stadt verordneten, bestehend aus de» Herren Stadträten Dr. Teich mann, Professor Tr. Lehmann und Schlotter und Stadwerord »eren Bezirksschullekrer Beck, Tischlermeister Frank und Trechslermeister Merbitz, überbrachte aus diesem Anlaß dem Herrn Jubilar die Glückwünsche der städtischen Körperschaften und überreicht? ihm einen in künstlerischer Weise ausgeführten Fubelbürgerschein. —* Im Alter von 78 Jahren ist am Mittwoch in Borstadt Löbtau Herr Standesbeamter Karl August Krülle gestorben. Sein Rame ist mit der Entwicklung Löbtaus en^ verwachsen. Als Standesbeamter fungierte Krittle bis zum 1. Februar 1896 und lebte seit dieser Zeit im Ruhestand. . Ä- Bcrkehrscinnahmen bcr Sächsischen Ltaats- eifenbahucn im I a n n a r belanien sich nach vorläufigen Feststellungen insgesamt ans lOöllOOo Piark oder 829 006 Mark m e ii i g e r als im gleichen Monate des Jahres 1608. Ter Personen verkehr brachte .> 816 Onci äNark oder 187 000 Mart mehr, wahrend der Güterverkehr 7 198 006 Mark oder 166 666 Mark weniger ergab. — Allgemeine Evangelisch-Lutherische Konferenz. Tie für den Monat Mar ; geplante B e r i a m mlung der Mitglieder in Dresden und Umgegend >st auf Montag, den 15. März, nicht l. März, wie früher becibsichiigt. festgesetzt worden. Herr OberlciiideSgerichtsrat Tr. Baring wird über den Religionsunterricht an der Bolksichnle sprechen mährend Herr Pastor Schönherr ans Hennitz die einleitende biblische Ansprache halten wird. Oie Beriammlnng findet wie gewöhnlich im M n s e n ha n s e statt und beginnt abends 8 Uhr. Gäste, durch Mitglieder eingcführt, sind herzlich willkommen. * Unglückssälle beim llioöeln. Ei» paar dem Sport gnni'nge Tage, wie sie in diesem Winker nnr selten waren, liegen hinter uns. Tie nieten Rodelbahnen in und um Trecden fanden de,,» auch in den letzten Tagen eine außerordentlich rege Benützung. Solange noch ziemlich dichter Schnee die Bahn deckt, in das Rodeln bei der--gc- meücnen Fahrt der Schlitten säst nngesährlich. Taö wird natürlich anders, wenn die Bahn glatt gefahren oder ver eist in. Dann muß der Rvdelipvrt mit Borsicht ans die eigene Person und mn Rücksicht ans andere ansgeübt wer den. Und daran mangelt cs leider immer noch recht sehr, und das verkümmert vielen diele dem Körper sv zuträg tzche Bewegung im Freien. Oder ivll man nicht ängstlich werden, wenn sich die Unglückssälle schwerer Art >v hänsen wie gestern in B o r n g d t Planen? Fünf Fälle allein und ;»r Kenntnis der WvhIsahrtSpolizci gelangt. Und das will viel besagen, denn ehe die Spvrtsleute die Hilfe der Behörde in Anspruch nehmen, versuchen sie es, ihr! verniiglüektcn Kameraden mittelst Schlitten und Troichkc nach Hause zu befördern und in privatärztliche Behandln»,' ,u geben, weil man fürchtet, dasz z» viele Unglücksfällc ,n einem Einschreiten der Behörde führen könnten. Aus der Rodelbahn am Vienert-Park erlitt gestern «in zu- schauender Landwirt, der die Umplankun« überstiegen hatte, einen Knöchelbruch. Auf der Westendftraßr, aus der von früh btS In die späte Rächt die Rodelschlitten fliegen, wurde einem 13jährigen «naben au» Löbtau die Hirn schale zerschmettert, da» Sind fand Aufnahme in der Slnderheilanstalt. Ein Saufmannslehrltng von auS- wärt» erhielt eine schwer« Kopfwunde, ein Kellner schwer« Rippenquetschungen, ein anderer eine grobe Wunde am Oberschenkel. Ara zugerichtet wurde eine Tame von -er Ltrehlener Straße, abgesehen von zahlreichen Hautabschürfungen wurden ihr mehrere Zähne «ingeschlagen. Nach Aussagen von Anwoh nern sollen da» aber lange nicht alle Unsälle sein, man zählte deren vielmehr etwa 20. Was ist dagegen zu tun? Sin behördliches Verbot des Rodelns hieße da» Kind mit dem Bade anSschütten. Die Mitglieder der Sportklubs lehnen neuerdings eine Aussichtsfuhrung über ordnungs mäßiges Verhalten der Rodler ab, nachdem sie für die sich trotzdem ereigneten Unfälle zur Verantwortung gezogen worden sind. Bleibt also nichts sveiter übrig, als Selbst zucht und eventuell Selbsthilfe der Rodler. Solchen Rvwdns, denen es ein besonderes Vergnügen bereitet, Schlitten cinzusahren und nuizukippe» oder die auf fünf bis zehn Schlitten zugleich gbsghrcn, müßte durch einsam- nieiiichlnß »iller vernünftigen Fahrer der Ausentlmlt auf der Rodelbahn gründlich verleidet werden. — Auch ans Lo schwitz kommt eine Unglücksnachricht. Beim Rodeln brach gestern abend der TampfschifsSheizer Hilbert von dort das rechte Bein. Hilbert fuhr mit »och mehreren Perso nen die steile Robert Diezstraße abwärts, streifte einen dor tigen Siraßenbaum und schlug mit dem Schlitten um. wo bei er sich eine» Bruck deS rechten Fußgelenkes zuzog. Er mußte vom Platze gefahren werden. —* Lportzüge. Nächsten Sonntag verkehren sowohl die Sportzüge zwischen Ehemnitz und Obcr wiesen- thal iAbsahrt Dresden Hauptbahnhvf früh 1 Uhr 16 Min.s, als auch aus der M ü g l i tz t a l b a h n iAbsahrt TreSden Haupibahnlws vorm. 8 Uhrs und zwischen Zittau und Ovbi n. —* Uuglückofall. Gestern abend in der 9. Stunde brach ans der P f o t c n ha u e r st r a ß e ',8 beim Troschkenbe- sitzer Bener ein Kutscher durch AuSglcite» im Stalle den linken Unterschenkel. Er wurde mit dem Unfallivagen nach dem Iohannistädter Krankcnliaus gebracht. — «ol»uialrelse». Afrika kommt gegenwärtig auch mehr und mehr als beliebtes Ziel für Touristen i» Ausnahme, die dort tu ersten Hotels vorzügliche Unterkunft finde». Für gute Wohnung und Verpflegung während der Fahrt sorgt die Deutsche Qsiafrika- tziitie, die mii ihren erstklassige» Dampfern den regelmäßige» Per- kehr nach Afrika unterhält. Die Fahrpreise beirage» einschließlich der einem Horcl erden Ranges entsprechende» Beköstigung von Hamburg nach Lwakvpiirund. Lüderitzbuchi und Kapsiaöi 75ii M. t. »lasse, ätiil M. 2. «lasse. '250 M. 8. Klasse, nach Kilindini, Taicga Dar-es-Lalai». Lansibar NNO M. I. Klasse, «üt2.k>6 M. 2. Klasse, M. 8. Klaisc. nach Bcira »vü M.. 666 M., N!>6 M., nach Dclagoa bai >617,86 M., 67, M., 167 M.. nach Durban 1661 M., 687,86 M„ 1I-'P>6 M. uiw.. di« Fahrt „Rund uni Afrika", bei dem Ausent- iialk in fast allen Häien. mit einer Fülle des Sehenswerten, eine der ich»»neu Reisen überhaupt, 1765 M. I. Klasse, 1672,86 M. 2. Klasse, 6,12,86 M, 1. Klasse. Die Reisen könne» anher in Ham burg auch tu Reapet oder Marseille angefangen rcsp. beschlossen werden, wodurch sich die Fahridauer verkürzt und die Fahrpreis« entsprechend crmähigen. Nähere Auskunst erteilt das Neije- und LpedinonS-Burcau A. L. Menäc, Banksirahe ü, die hiesige Passage-Pcrtrciung der Deutschen Ostafrrka-Linte, Lanadischcn Pacific, EunarL-Linie und zahlreicher erster Reiseunternchmeii. — Tie Sparkasse in Kirchberg i. S. beging am 17. Februar ihr ö 6 jährigeS Jubiläum. Aus diesem Anlane hat Kassierer Pöche eine Erinnerungsschrift hcransgcgebcn. Slus dieser ist zu entnehmen, daß die Spar kasse in den letzten Jahren einen erfreulichen Aufschwung aenvmmen heil. Tas Einlegergnthaben betrug 1896 : 2862 168 Marl. 1966: ',858 686 Mark. 1908: 9 860 878 Mark. Zurzeit hat cs die 10 Millionen überschritten. Der Reservefonds bezifferte sich 1896 auf 138 096 Mark. 1966 ans 257 618 Mark und 1968 Iins 1l>6 618 Mark. An Reingewinn Kal die Spar kasse erzielt 1890 : 21 893 Mark, I960 : 86 391 Mark, 1908: 81 573 Mark. Aus dem vorjährigen Reingewinn stehen rund 69 066 Mark für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung. Davon sind 16 666 Mark zur Abminderung der Schullastcii bestimmt worden, 9666 Mark werden einem bestehenden onderreserveionds zngesührt und 26 660 Mark verbleiben als Rücklage für I6l6. —* Zur Leipziger Doppelmord, und Urpresser-Affäre. Vor etwa vierzehn Tagen Hai sich ein Mensch, von dem angenommen wird, daß er mit dem Mörder des greisen Friedrichschen Ehe paares in Leipzig identisch ist, telephonisch — wahrscheinlich vvn einem Antoinaten-Nesiaurant aus — an Dr. Pleißncr, den Herausgeber der Leipziger Halbmonatsschrift „Deutscher Kamps", gewandt und ihm ui den Abendstunden seinen Besuch in Aus- cht gestellt, angeblich um ihm ein Manuskript anzubieten. Dr. Meißner hat, da der Mann nicht bei ihm erschien, der Sache weiter keine Beachtung geschenkt, wurde aber anderen Tages von der Kriminalpolizei alsbald benachrichtigt, daß der gesuchte Mörder in einem neuerlichen an den Dcrlagsbuchhändlcr Sieg fried Weber gerichteten Briese gegen Dr. Pleißner die Be schuldigung erhoben habe, er (Pleißner) hätte vor zwei Jahren in der Eottschedstraßc an einer auswärtigen Fabrikbesitzers- Ehefrau einen Raubmordversuch unternommen. Sodann ist Dr. Pleißner nochmals am 6. Februar abends von einem Unbekann ten telephonisch angerusen und ihm von diesem kurz und bündig durch den Fernsprecher der Name einer hochangesehe en Leipziger Familie genannt worden, zu welcher der Friedrichsche Mörder enge verwandtschaftliche Beziehungen hätte. Nun hat zwar jene Familie, die sofort benachrichtigt wurde, keinen zu ihr Gehörigen, der, so heißt es in einer ausfällig vor sichtig gehaltenen Notiz im „D. K.", in dem mutmaßlichen Alter de» hier gesuchten Verbrecher» stehend, schlechthin als et» m,uv»i, »ujet ,u bezeichnen wäre, Wohl aber läßt sich aus dieser obskuren Telephon-Denunziation der Schluß ziehen, daß der Mörder gewisse vornehme, alte Leipziger Burgersamilien anschetnend nicht nur vom Hörensagen, sondern aus persönlicher Beobachtung heraus kennt. Vielleicht gehört er zu den akade mischen sogenannten „verkrachten" Existenzen. Möglicherweise hat er einflußreiche Verwandte in der Stadt und erwartet von diesen Im letzten Augenblicke, daß sie ihm doch noch in der oder jener Form eine größere Summe Geld zustecken, womit er. der Mörder, dann schleunigst ins Ausland verschwinden würde. Wie schwer es ist, ihn zu sassen, geht auch daraus hervor, daß er tn dem vorher erwähnten Briese an den Buchhändler Weber jetzt sich rühmt, im Besitze von oier aus verschiedene Namen lauten den Legitimationspapieren zu sein! Er scheint demnach an ver schiedenen Orten unter verschiedenen Namen gemeldet zu sein. — Landgericht. Unter Ausschluß der Oessentlichkeit verhandelt die d. Strafkammer gegen dle 1839 geborene Drechslerswitwe Auguste Amalie Ulbricht geb. Reichel wegen schwerer Kuppelei. Das Urteil lautet aus Fei- sprechung. — Der AuShilfsschaffner bei der Städtischen Straßenbahn Bruno Paul Rüger hatte am 29. November ans der Linie Posrplatz -Wölfnitz Dienst und fand an der Endstation in einem Wagen zwei abgelaufene Fahrscheine über je 10 Pfennige. Er steckte die Zettel ein und ver knuste sie abends nochmals an Fahrgäste, um die 20 Pfg. einsieckcn zu könne». Das Gericht diktiert ihm 2 Wochen Gefängnis zu. — Der l88l in Dresden geborene Monteur Karl Theodor Wilde hatte im Aufträge einer hiesigen Glülilichtgesellschasl in Resianrationen die Lampen zu rei nigen. Um Nachlässigkeiten in der Besorgung seiner Ar beit zu vertusche», fälschte er eine Anzahl Arbeitsbescheini gungen. Es wird ans I Woche Gefängnis erkannt. — Durch mehrere mii Raffinement gefälschte Quittungen be trog der Militär-Invalide Georg Otto Max Walter das Kricgsamt um 278 Mark. Er wird zu 7 Monaten Gefäng nis verurteilt: l Mvnal gilt als verbüßt. — Amtsgericht. Der Kausmann Gustav Adolf KrauS stellte gegen den Manrermeisler Hermann Häßlich auf dem Wege der Privatklage Strafantrag wegen Beleidigung. Beide Parteien wohne» in Niedersedlitz, wo im Sommer zwei Gemeindebe,unten nach lOjähriger tadelloser Dienst zeit die Stellungen gekündigt worden waren, da sic sich auswärts um den Posten eines Geineindevvrstands be worben hatte». Dieser Beschluß des GemeindcratS be gegnete innerhalb des Ortes lebhaftem Interesse und hatte die Einberufung einer össentlichen Einwohnerversammlung durch Kraus zur Folge. Zu der Beriammlnng waren auch Einladungen >i» de» Gemeinderat ergangen, dem Häßlich als Vertreter der N»ansässigen niigehörte. Er war aber der Versammlung fern geblieben. Darüber befragt, äußerte er zu einem Dritten: „Ich werde dahin gehen, und mich vvn einem Manne prvvvzieren lassen, der Armen- unterstützilng erhalten und sich seiner politischen Rechte begeben hat und der nicht einmal die sächsische Staats angehörigkeit besitzt." In einer össentlichen Gemeinderats- sivnng stellte er die Frage, ob das derselbe Herr Kraus sei, der Armeiiuiiterstütznng erhallen habe. Durch den ihm wiederholt gemachten Vvrivnrs. Armenunierstütznng erhal ten zu haben, fühlte sich der Privaikiäger beleidigt. Gegen ihn wird Widerklage erhoben, weil er geäußert haben sollte, die Ilncin lässigen ließen sich von den An lässigen ins Schlepp tau nehmen. Der Beklagte Häßlich erbot sich, für seine Behauptung den Wahrheitsbeweis anzutretcn, der aber mißlingt. Wie die Beweisaufnahme ergibt, hat der Privat kläger keine Armennnterstütznng erhoben. Der vom Be klagten in Anspruch genommene Schuh des 8 198 des Neichsstrasgcsetzbnchs wird diesem auch zugcbilligt. Er hat jedoch in der Form gefehlt. Das Gericht ist der Meinung, daß die Aeußerunge» des Beklagten in verletzender Form getan wurden und erkennt gegen Häßlich auf 100 Mk. Geld strafe. Der Widerbeklagte wird frcigcsprochen. — Der Damenschneider Max Hermann Richter muß sich in ge heimer Sitzung wegen Kuppelei verantworten. Der An geklagte verbüßt jetzt eine gmonatige Gefängnisstrafe wegen Hehlerei. Zu dieser Strafe treten nunmehr noch 3 Wochen Gefängnis. — Der Stallschweizcr Bernhard Bruno K i n d l e r hat in kurzer Zeit drei auf der Straße stehende Fahrräder, deren Besitzer sie während kurzer Besorgungen aus den Augen gelassen hatten, an sich gebracht und in seinem Nutzen verkauft. Not war die Triebfeder zur .Hand lungsweise des Angeklagte», der zu 8 Monaten 2 Wochen Gefängnis verurteilt wird. — Der Hausschlächter Gustav Hermann Wei rauch wird beschuldigt, einen Schankwirt, dem er die Schweine schlachtete, fortgesetzt bestohlen und dadurch eine große Menge Fleiich- und Wnrstmaren sich rechtswidrig angeeignei zu haben. Er stellt die Tai in Ab rede. doch wird er aus Grund der Zcugenauösageil für überiührt erachtet und z» 2 Woche» Gefängnis verurteilt. — Gegen den Schankwirt Anguß Bruno Thomas in Stetzsch war vvn der Amtshanptmaniiichaft eine Strafver fügung über 6 Ntk. Geldstrafe erlassen wurden, gegen die er Einspruch erhebt. Er hafte seinen Garten an einen Marivneiteiiipieler verpachtet, der in seinem Puppen theater ein Stück „Grete Beier" anssührie. An dem Stücke wurde Annvst genommen, woraus die Sache zur Kennt nis der Amishanptmannschaft lam, die fand, daß Thomas keine Schanspielgenehmianiig besaß, wie sie die Gewerbe ordnung vorichrcibi. Ter Bericidigcr des Petenten, Rechtsanwalt Dr. Rüdiaer, erhebt u. a den Einwand, daß die Vorstellungen des Puppentheaters nicht mit unter die ftir die theatralischen Anssührnngen geltenden Bestimmun gen falle. Das Gericht schließt sich dieser Auslassung an, da die Stücke nicht von Personen, sondern vvn Puppen dar- gcstcllt würde», und spricht den Angeklagten frei General-Feldmakschall Edwin von Mnnteuffel. Der 21. Februar ist ein bcmerkenswertcr Ge- äciiktag iür die deutsche Armee, in erster Linie für die preußische. An diesem Tage lehrt zum hundertsten Male der Geburtstag des Generalieldmarichalls Edwin o Manteiincl wieder. Der Umstand, daß dieser Mann, dem Preußen außerordentlich viel verdankt, der an der Schaffung und 'Neugestaltung deS Deutschen Reiches so lebendige» und tatkräftigen Anteil genommen, ein echtes Dresdner Kind ist. vermehrt bei Dresdner Lesern ächerlich das Interesse für seine Persönlichkeit. Edwin Karl Rochus v. Mantensfcl in am 21. Februar 1869 in Tresden aeboren, wo sein Vater Geheimer Reserendarius im StaatSMlnii'terinm war. Seine Mutier ivar eine Gräfin zu Lunar ans dem Hause Lübbenau. Tas Ge- ichkechi derer v. Maniensfci stammte aus Pommer», doch batte sich schon frühzeitig ei» Zweig nach Pulen gewandt. Ans dieser Linie war der polnische Kabinettöminister Gras v. Mantenftel entsprossen, der gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts den Freiherrn v. Mielendorft, de» jünge ren Bruder seiner Gemahlin, adoptierte und auf ihn seinen Namen übertrug. Bon diesem Ehrisivph v. Mielendorft, der nach Sachsen übersiedeltc, stammt jenes Geschlecht, das durch den Generalseldmarschcill Edwin v. Manteufscl seinen höchsten Glanz erhalte» hat. Ter Sohn des adop tierten Freiherrn Christoph ward der Großvater Edwins o Mantcnffel. Er stand als Offizier in kurfürstlich säch sischen Ticnsten und war vermählt mit einer v. Hurtig aus altem sächsischen Adel. Bon ihm ist wenig bekannt. Eine Gssclnde, ans dem ganzen Milieu heraus sehr verständliche Erscheinung ist der Vater Edwins, Hans Karl Freiherr v. Manteufiel. der zu Sorau in der Ntederlausitz geboren wurde, als sein Vater dort Major in kurfürstlich sächsischen T rensten war. 1808 ward er zum Geheimen Reserendarius im Staats- Ministerium ernannt und hier mit den wichtigsten Auf trägen, namentlich im Jahre 1809 mit einer Sendung in das österreichische .Haiipianarticr, und zwar unter überaus schwierigen Verhältnissen, betraut. Als aber im Jahre l8l2 sein Bruder Otto starb als Regierungspräsident der Nie- derlansitz ider Vater des späteren preußischen Ministers Otto v. Maiticufscls, wünschten die Stände lebhaft .Hans Karl als seinen Nachfolger, und die Regierung ging in Anbciracht der schlimmen Zeiten gern aus diesen Wunsch ein. Hier in Lüvben hat er sich in den schwierigsten Ver- yältnisscn, die durch die Wechselsälle eines blutigen Krieges veranlaßt waren, durch patriotischen Sinn, durch seltene Geisteskraft und durch wahre Humanität ein unvergäng liches Tentmal gestiftet. Mit Aufopferung und Hingebung vertrat er die Interessen seiner Provinz gegen die krieg führenden Machthaber: den Gefangenen und Verwunde ten beider Parteien widmete er eine väterliche Fürsorge, immer war er bemüht, die Leiden seiner Landsleute zu mildern, wenn es auch aus Koste» seines Wohlstandes ging. Er war vermählt mit der jungen verwltivete» Gräfin Isabclla v. Wartensleben geb. v. Lyncir. Tic junge, l78i geborene Gräfin hatte im Hause des Grafen Hohenthal im Geiste der Brüdergemeinde eine streng religiöse Er ziehung erhalten, die dem ganzen Hause ihren Stempel cinsdrllcktc. Tem sehr glücklichen Bunde entsproß als zwei tes Kind der Lohn Edwin. 1815 brach ein furchtbares Verhängnis über das König reich Sachsen, das bis zuletzt auf seiten Napoleons gestan den hatte, herein. Der Wiener Kongreß verfügte die Ab trennung großer Gebietsteile, fast der Hälfte des König reichs. darunter auch der Ntederlausitz, an Preußen. Die Beamten mußten natürlich zum größten Teile mit in die neuen Verhältnisse übertreten, weil der Rest des Landes ihnen für ihr« Wirksamkeit keinen Raum bot. So trat auch der Präsident v. Manteuffel, wenngleich mit blutendem Herzen, tn den preußischen Staatsdienst über. Der König Friedrich Wilhelm III. sagte ihm bei seiner Vorstellung: „Sie sind mir wert geworden durch die Treue, wclcke Sic Ihrem angebornen Landesherr« be währt haben." Er kam zunächst nach Frankfurt a. O-, dann 1819 als Ehef-Prüside»l nach Rcilibor, und 1822 in gleicher Eigenschaft »ach Magdeburg, wo er am 31. März 1811 als Wirklicher Geheim rat gestorben ist. Das liebevolle Wort Friedrich Wilhelms des Gerechten mar wohl geeignel, de» treffliche» Manu zu trösten, aber er Hai doch lange gelitten nittcr der Gewaltsamkeit, mit welcher er in die neuen Lebensbahnen geworfen ward. Ter junge Edwin Hai aljo schon früh im elterlichen Hause die Bitterkeit einer Abtrennung vvn der Heimat empfun den, und zum Teil ans diesen Ingendeindrücken mag sich seine spätere Abneigung gegen die Einverleibung des Königreichs Hannover, zu der er doch durch seine Kri«gs- iaten so wesentlich mitgewirkt hatte, erklären. Die anßcrordciitlich glücklichen Familienverhältnissc waren für die Entwicklung des Knaben und Jünglings sehr günstige. Als l8jähriger trat er in Berlin als Avan- tcigenr in das Erste Garde-Dragoner-Regiment ein. dessen Stolz er werden sollte. In den Jahrbüchern des Regiments ist seiner stets mit Hochachttiiig und Bewunderung gedacht morden. Folgende Aeiißernng ist für die Gesinnung des ganzen Menschen charakteristisch. „Eine stets noble Behandlung vermag allein einen vornehmen Sinn zu er ziehen und zu erhalten: ein solcher Sinn muß den Truppen iilncwvhnc»: dann sind große Taten mit» ihnen zu voll bringen. Der Soldat muß sehen, daß sein Offizier nicht allein für ihn sorgt, sondern ihn auch achtet: nicht Zah len, sondern Persönlichkeiten muß der Offizier in seine» Untergebenen sehen. Strenge ist oft notwendig, Schreien und Schelten nie. Harte Verweise, herabsetzende Beleuch tungen der Manöver usw., in Gegenwart der Untergebe nen dem Vorgesetzten erteilt, sind der Tod der Disziplin. Schimpfen greift die Gefühle der Ehre an, ja vertilgt sie: auf den, der sich schimpfen läßt, Ist kein Verlaß in Treue noch in Bravheit. Alle Willkür mutz da, wo man gute Dis ziplin erhalten will, verbannt werden, und gute Disziplin überragt jede andere Tugend der Soldaten, denn sie schließt sedc Tugend und namentlich die HIngcbcnbstc Tapferkeit in sich. Der Vorgesetzte muß einen Tag so sein wie den andern: an seine wohlwollende Rechtlichkeit und daran, daß er nichts
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