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Dresdner Nachrichten Mittwoch. 11. Mai 1927 Nr. 220 Seite 2 lenen daS Lob der Kleinen Entente verkünden und empfindet sedensallS in einer derartigen Konföderation einen stärkeren Rückhalt In »sicht! ich de» Besitzes Vessarabiens. als Italien il,n hätte bieten können. Hm librigen scheint man noch um dte «striindbegliffe zu ringen. Sicher ist, dasi man nicht tn das Fahrwasser der von der Kleinen Entente früher be triebenen Politik zurückfallen will. Tie politischen und mirt- schastlichen Enttänschnngen, die die Tschcchv-L4»»vaket mit Frankreich erlitten hat. auch die »»behobene Spannung zwischen Iugoslawien und Italien, mache» ein Wieder- erstellen der Kleinen Entente alken Stil» unmöglich, lieber den neue» politischen Stil und vor allem Uber den Ilmsang des gedachten neuen Ltaatenblockv soll eben in Lt. HoachimSthal gründlich beraten werden. Daß diese Beratung aus deutschem Sprachgebiete und tm Schatten der Grenzen Deutschland» slattfindet. mag ein Gymbol sein. Bor einem deutsch-englischen Shemie Kartell. Verhandlungen von weillragender Bedeulung. London, tl. Mai. Wie der »Daily Erpreß" erfährt, sind zurzeit zwischen der englischen und der deutsche» chemischen Industrie Verhandlungen von grober Vedeuliing über ein Abkomme» im Gange, daS ans eine engere Zusammen- arbeii der chemischen Hnönslrien beider Länder hiuziele und spater durch einen sorineUen Beitrag aus einer breiteren Giunölaae als irgendein anderer Beitrag der »beschichte des luternatiouale» Handels auSaebaitt ivcrden solle. Die Ver» Handlungen haben eine Einigung Uber die Herstellung vo» ttunslleiöe. slüssiger Kohle, photographischen Materials, phar mazeutischer Artikel und anderer Erzeugnisse zum Ziele. Eine gemeinsame Körperschaft soll die Herstellung und de» Berka ns dieser Erzeugnisse überwachen und auch den Pro zentsatz. den jedes Land erhalten solle, festsetzen. Es ist mög lich, dun soater andere europäische Länder und vielleicht auch Amerika eingeladen werden, sich der Gruppe anznschlienen. Ans den Berichte» ist nicht ersichtlich, ob bereits ein Abkomme» zustande aekomnien »t. Bon britischer Seite wird demnächst eine Erklärung über die Berhandlnngen erwartet. <T.-U.> Die Genfer Kommlfsionsberakungen. Gens. ll Piai. DaS gestern von der Haiidelskonnnisiivn eingesetzte R e d a k t t o » S k v m i t e e trat heute zur AilS- arbeiiiing der von der Kommission ;n saisenden 4'eschlüsse und »inpselilniiipen zusammen, ferner begannen die landivirt- scbasilichen llnleransschüne flir Kredit.. Genossenschasts. nnd aUgcnieine OrganisalionSsragen ihre Tätigkeit. Auch die Hnönstriekommission ienle drei Bedaktionskomiieed ein siir die Fragen der Nationalisierung der .Industrie, der inier- mitionalen Kartellierung und der industriellen Statistik, "Bon der Bildung von Fachkommissionen für die einzelnen .In dustrie uveige wurde iniolge gewisser Widerstande vorläufig 'Abstand genommen, In der Indnsiriekommission erklärte zu Beginn der Dis kussion über die Rationalisierung der Industrien der Präsident de- Institutes für wirtschaftliche Organisation der Arbeit beim Internationale» Arbeitsamt, der italienische Professor Manro, dag der »iedanke der w i s s c n I ch öst lichen Organisation der Arbeit einen Weg zur Lösung aus der verhängnisvollen Lage der Wirtschaft, »ur Steuerung der Arbeitslosigkeit, der sinkenden Kaufkraft der Bevölkerung und für eine Berbesseruug des allgemeinen Leben-standardS darstelie. Sie bedeute ferner eine Annäherung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Der »iedanke der wissen schaftlichen Organisation der Arbeit habe tn der letzten .seit grvs-e Fortschritte gemacht. Sr forderte schltcstlich eine weit- gehende nationale und internativnale Propaganda, um den Gedanken der Rationalisierung de» Produktionsprozesses zur Durchführung zu bringen. Dr. Cuno über Deutschlands Wirtschaftslage. Neuyork, tl. Mat. Der frühere Reichskanzler Dr. Cuno sprach vor der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer über die Wirtschaftslage Deutschlands. Unter anderem erklärte er, das, der Bersailler Beitrag durch dte Schaffung vieler kleiner Staaten neue hohe Zollschranken geschussen habe, die dem Ansbinüen des Handeis im Wege ständen. Die Er- holnna Denischlands werde im Ausland vielfach Überschaut. Ein Beispiel des deutschen Wiederaufbaues, »u dem di« Amertlauer im besonderen Mab« betgetragen hätten, sei der Aufstieg der deutschen Schiffahrt. In diesem Zusammenhang betonte Lu»o sodann, das, die Berichte, »ach denen Deutschland anderen Nationen ihre führende Steilung ans dem Meere entreiben wolle, falsch seien. Die deutsche Wirtschaft, so führte er weiter ans, kranke heute noch an zu hohe» Produktionskosten, er. drückenden Steuern und sozialen Lasten, die den Wettbewerb mit dem Anslande erschwerten. Zum Schlich betonte Cuno da» sich die amerikanische Methode der Massenfabrikation auf Deuischland nicht übertragen lasse, da die Stärke Deutsch, lando Qualitätsarbeit sei. (TUI Enqlan-s Pläne für die Drel-Mächle-Konferenz. London, n. Mai Wie der diplomatische Korrespondent öeS „Dailv Telegraph" mitteilt, wird der britischen Delegation zur Drei-Machlc-.Konsercnz für die Sceabrüstung. die am W. Juni in Genf beginnen soll, ausser dem ersten Lord der Admiralität Bridgeman auch Lord Cccil anaehdren. Der Korrespondent schreibt: ES bestätige sich, daß dte Delegation aus der Konferenz Vorschläge machen werde dte mehr daranf abzlclen. den Umfang der Schlachtschiffe und Kreuzer als ihre Zahl zu verringern. Weiterung im Prozeh Sodenslern - Mahraun Berlin. lli. Mai. Ter Belcldigungsprozcb. den der Hoch meister des Inngdeuischen Ordens, M a h r a n n, gegen Major a. D. v. S o d e » si e r » als den Herausgeber der „Deutschen Treue", des RachrichtcnblattcS des Nationalverbandcs der deutschen Offiziere, angestrengt hat, verfiel heute der Ver tagung, da der beklaate Major v, Sodenitcrn nicht anwesend war und infolgedessen nicht aufgeklärt ivcrden konnte, ob er seinerzeit de» Artikel gelesen hatte oder nicht. Die Verteidi gung Sodcm'lerns gibt an, da» der Artikel, der die beleidigenden Äeiibernngcn gegen Mahraun enthielt, von Major v. Jena und Erzellenz v. Wächter geschrieben und veröffentlicht § worden sei »nd dab Lodenstcrn keine Kenntnis erhalten hatte »legen o. Wächter und v Jena ist jetzt auch Strafantrag gestellt worden. Es wurde beschlossen, die Verhandlung aus den LX Mal zn vertagen, wo möglichst gegen alle drei Herren verhandelt ivcrden ivll, falls bis dahin der Erössnnngsbcschlub gegen Herrn v. Jena und Herrn v. Wächter bereits vvrliegt Sonst soll gegen Herrn v. Lodenstern allein verhandelt werden. Ein Nachspiel zum Plauener Prozeß. Berlin, Ist. Mai. Wie der „I u » g d c n t s ch e" erfährt, hat der Rechtsanwalt Dr. Wilhelm Kunz, Rechtsvertreter des Reichsministers Dr. Streiemann im Plauener Prozeb, bei der Staatsanivattichast ein Versahrcn gegen Unbekannt wegen Hehlerei von gestohlenen oder durch Amtsvergehen erworbe nen Akten beantragt und dem Iuslizminister davon Kenntnis gegeben. Es handelt sich dabei ui» die Aktenkäufe und -ver laufe. die eine Rolle in, Plauener Prozei; spielten. AlS ver- inutlich bei diesen Dingen beteiligt oder jedenfalls unterrich tet hat Rechtsanwalt Dr. Kunz die Herren Dr. Weist, Oberrcgiernngsrat (llöbcl, Kapitänleutnant a. D. Kaut- ter von der Deuischnationalen Volkepartei, den Verleger B a c in e i st c r von der „Berg.-Mark. Ztg.", den Major a. T. und Schriftsteller Stein sRninpelstilzchcns, sowie Kranz und K n o l l benannt. Ferner ist beantragt worden, auch die Frage zn klären, woher die 5000 Mark und die übrigen »leider stammen, mit denen die Akten bezahlt wurden. lW. L. BI Nom nennl -en Slahlhelmlag einen vollen Erfolg Nom. IN. Mai. Die Zeitungen heben die imponierende Zahl der Teilnehmer am Stahlhelmtag. sowie deren un tadelige Disziplin und die Entschlossenheit der Führer hervor. Die Berliner Korrespondenten der römischen Blatter urteilen einmütig, das; der Stahlhclnttag einen vollen Erfolg bedeute. Wo bleibt bie Sleuerfenkung ln Sachsen? In linscrcr Bemerkung zu der Erwiderung beS sächsischen Finanzministeriilinö aus den Leitartikel „Wo bleibt bie Steuersenkung?" ist ein sinnentstellender Druckfehler unter laufen. Der Schlußsatz must, wie sich auS dem Sinn ergibt, Heister,: Im übrigen wird mau wohl auch kaum daran zweifeln dürfen, das, der Abg. Berg seine Ausführungen nicht ohne tatsächliche Unterlagen gemacht hat. Oertliches und Sächsisches. MtttOUnngen aus der Gefamlralv-Sltzrmg am 1«. Mat. Man bewilligt dte Vorabverausgabung der tm Haushalt- vla» 1l»7 ,or««seh,nen Beträge für Herstellung von fter«» tzrgäanschtttff«, lür «tue Anzahl von «»lkmchnlen (8000 Oelchsmark) und fltr Beschatt«»,, von Geräten für dle Schrrl- äärW» der Volks- »nd Berufsschulen l«Ot> Reichs,narks.- MB Reichsmark «ur Vrrbesseruna der Stäuine für den Wirt, lchaftsunterrtcht in der S8. Volksschule im Stadtteil Drachen- verge. Am GtedlungSgelände der Leipziger Vorstadt wird eine Anzahl «euer Straßen nach benachbarten Ortschaften be- nannt lverbtsdorser, Ottendvrser. Setfersbvrs«, und Wllsch- dorfer Straße. «bervbacher, Medinger. Naunhoser und Würschniher Wegs. Deutsche aus Lhikago zu Gast tm MtltkSr- Vereinsbund. Ein groster Tag war's, de» der B e z t r k D r e S b e n tm Sächsischen MilttärveretnSbund am Dienstag im Saal« ded Krtstallpalasteo beging Es galt die ehrenvolle Aufnahme von VO Deutschen dte — Angehörige des D « u t s ch e » K r i e g e r v e r e l u s zu Ehikago — mit ihren Frauen aus einer Deutschlaiidrcise begriffen, von Ham burg und Berlin kamen, tn Dresden ,»erwettten nnd von hier »ach Leipzig weiter mottle»: kernige, prächtige Menschen, zum ttberwiegen>-cn Teile Handwerker, drüben emporgekommen durch rüstiges Schatten, aber in Herz und Wort deutsch ge blieben. K«l» Wunder also, wenn Her Dresdner Bezirk den Dag ihre» Aufenthaltes als großen Dag betrachtete. Scho» vor Bcgiim war der Saal gestopft voll. Der Jahne» gab es sp viele, daß sie aus dem Podium gar keinen Plav mehr fan den: die Galerie mußte zn Httse genommen werden. In feierlichem Zuge schritte» die Auswanderer, mit der Fahne des ZrntralverbandeS der Deulschcn Mitttärveretnr von Ehtkago und Umgegend „n der Spitze, von Hrtlrufen de. grüstt, in den Saal. Es folgte» die FahncNabtettungen des Drcs.-»er Bezirks, den Spielmaiinszua der Iugendgruppen voran,' »uch die Vaterländischen Verbände waren stark ver. treten. Ein Marsch,,ortrag der Kapelle der 4. Fahr, abtetl » ng unter Obermusikmeister Göhler ivar der Ans. takt zur Red« des Präsidenten des Sächsischen MilltäroereinS- bundes, Sauitätsrats Dr. Hops. Mit zündender Herzlichkeit begrUstte er die Gäste, sprach die Hoffnung au», daß sie — die doch eines Fletsche» und Blutes mit den Gastgebern wären — hier in Dresden recht heimisch werden möchten. Robert Hamerling hat das Wort gesagt: Weithin über den Erdball kreist. Keinen Grenzpsahl kennend, der deutsch« Geist. Dieser deutsche Geist hat mit dem deutschen Schwert zusammen Deutschlands Größe geschaffen. Er ist uns g«. blieben, nun wir das Schwert verloren haben,- er ist darum unsere Zukunstshoffnung. Er hat auch »nS. die sonst räumlich Getrennten, heute abend hier zulammeiigefUhrt. aber er lprtcht aus Ihnen, meine Kameraden, mit besonderem Klange. Wenn wir in Deutschland die Erinnerung an die alte Armee hoch halten, so ist da- eine Selbstverständlichkeit. Wenn aber Sie ,m fremden Lande das tun und Ihre Kriegerverrtne nicht untergehen lassen, so ist da» ruhmvoll und verpflichtet uns zum Dank. Auf Ihrer Dentschlandretse werben Sie überall Berant- wortungSgcstthl, Pflichtbewusstsein, Emsigkeit am Werke fin den. Das deutsche Volk trauert nicht. Wir zagen nicht. Wir geben den Mut nichtauf. sondern arbettenI Und es geht vorwärts. Sie werden drüben bekenne» dürfen, daß Sie kein gebeugtes, aber ein geläuterte» Volk gesunden haben: ein Volk voll Tatkraft: arbeitsam, damit die Sonne wieder ausgcht über Deutschland. Sagen Sie es denen drüben getrost: Lieb rlatertand, magst ruhlg sein. T-cr Führer der Deutschlondsahrer. Schlosser, über reicht« dem BuildeSpräsidenien statt aller Worte einen Scheck mit einer beträchtlichen Spende für den Landesverband der Kriegsbeschädigten. Alles Fernere war gesellig« Unterhaltung. Der Deutsche Krieger-Gesangverein zu Dresden unter Donkünsiler Otto Nrubert. die Dresdner Kunst- turnrrvcreinigung unter Vorturner Max Seifert nnd die Turnerinnen des A. T. V. unter Turnlehrer Otto Klinger wirkten dabei mtt; das Ganze war — alle Etnzelheiten zusammengenommen — eine Huldigung voll ge- Winnenden Zartsinns für die wackeren Ausländsdeutschen. Kunst und Wissenschaft. Alberl-Thealer. Man lmt im Atberliheatcr, auf Wunsch nnd zur Freude der Abonnenien, ans Adolf L ArrongeS VolkS- stück „Mein Leopold" zurückgegriisen, in dem HannS Fischer schon vor vielen Jahren, einst am Hoftheater, den Schuhmachermeister Weigelt zu einer Mustergestalt volkstüm licher Figurcineichnung gemacht h,tt. Er ist cs denn auch jetzt noch, Ver dem alten Stück, das 1873 neu war. den Mittelpunkt »nd Lebensnerv gibt, zumal ilnn noch der alte Theaters»! liegt, die sorglose und harmlose Vvlksstückweisc vor der natu ralistischen Wirklichkeilsstrenge, als es noch niemanden genierte, wenn plötzlich einer von den Spielern ;u unsichtbar ausgcübtcr Musikbegleitung ''eine Gefühle in Gelang crgost. In der biederen Kleinbürgcrwelt L'ArrongeS klang das Lied vom Leopold, des schwachen VaterS „einziger Pa'sion" auch sehr traut, und wen» Emma, die Lerche, vor dem Fenster des wieder arm gewordenen Schusters ihr Liedlein trällerte, störte niemanden die Mitwirkung eines Klavierspielers, nnd bei ihrer VolkSarie: „O schäme dich der Träne nicht", blieb kein Auge trocken Ich kann bezeuge», daß es auch diesmal nasse Ta'chenlücher gab. Da dem so ist »nd da der Schauspieler Hanns Fischer die alte Zeit und Weise so gut trifft, hätte man vermuten können, daß auch der Regisseur HannS Fischer die Zeit des zweiten Biedcrmeierreiches herausbeschwören würde. Tie Leopolde, die ihrer Väter Affenliebe mn-brauchen, sind wohl auch heute »och nicht gusgestorben. aber Vatersluch mit Tvchierverstostiing und Lcliwieger'ohnsverdammung in großer Ausmachung mit Kniesall der Tvchier und gestrecktem Arm des Vaters: „Hinaus!" sind doch wohl gewesene Herrlichkeiten in Leben und Theater, »nd die „gute Stube", daö gemütliche Gartenlokal für alle Bürgersleute, die Flucht des verlorenen Lohnes nach Amerika und ähnliche bequeme LebcnScinrich- tungen gediehen doch besser in der Aera Wilhelms l. als in inneren unbehaglichen Zeiten. Kurzum, „Mein Leopold" als historisches Trauerspiel gestörte» FamilicnglückS und geschicht liches Zeugnis für den guten Ausgang aller Verwicklungen lm Familienleben hätte den Wert eines alten Gemäldes a»S der Grostväterzcit gehabt »nd L Arronge sozusagen als Klas siker des bürgerliche,, Schauspiels erstrahlen lassen. Fischer schlug einen anderen Weg ein. um Abgestorbenes neu zu be- leben. Er verletzte de» Leopold unb seinen Vater in die Gegeinvart und frischte dementsprechend die Personen und ihre Rcdcipeise teilweise zeiigemä'st auf. In Schuhmacher WeigeltS Salon hing ein Weltkrtegsbild ltn seiner Dachstube allerdings »och der bekannte 187l heimkehrende Landstnrm- Weigelt liest sich aus einer Berliner Zeitung vom Völkerbund und von dem singenden Gorilla, der demnächst an der StaatSoper als .Mosenkavalier" austreten soll, vor lesen.' Minnas „Landser" ging in RelchLwehruniform: tm Bürgergarten hatten sie elektrische rote Tulpen auf den Ti'chen stehe» und was dergleichen „Errimgcnschasten" mehr sind. Papa LArronge suhlte sich etwas »»behaglich in der neumodischen Umgebung, und seine rührenden Liedlein mit Klavier hinter der Szene büßten einiges an Schmelz und Schmalz ein. Aber sein altes gutes Biedermeter-Kirichbaum- Möbcl guckte doch immer wieder treuherzig unter dem lieber- ;ng hervor. Und HannS Fischers Weigelt stammte auch noch aus der guten, alten Zeit. Der spießige Stolz auf den „stu dierten" Lohn, die komischen Mühen seiner unvollkommenen Leickunst, die demütige Duldung der Roheiten sei»«- ge liebten Leopold, das und vieles andere kam mit den klein bürgerlichen Eharaklerzügcn Fiichcrscher Jdyllenmalercl sauber wie ans einem Bildchen von Hoscmann heraus. Ge müthast starker aber wirkte der Schluß, Weigelt als armer .Flickschuster, unverhoffter Großpapa und mit dem Schwieger- lohn durch Kniesall lbeim Sticsclmeflcnl versöhnter Familien- vater. Freilich neigt HannS Fischers schauspielerische Art zu genicstcrischem Derweilen bet Kleinigkeiten und da» macht« sich tn Dempoverschleppungen auch der ganzen Ausführung eiwas lähmend bemerkbar. Drei Stunden L Arronge ist ziem lich viel: länger dauert auch „Wallensteins Tod" nicht. Fischer zur Sette standen ein paar tüchtige Leistnrrgen anderer, di« mehr in de» alten Stil als in die neuzeitliche Fällung paßten, so der Werkführer Starke, den Julius v. KllnkowstrSm mtt schönem MauneSstolz vor Schiviegerväterthronen »nd mit dem treuen deutschen Herze» ansstattete: so die „resolute" Emma von Gertrud Metnz. singend« Lerche und guter Familieiiengel, und Irmgard Karst, ein Dienstmädchen aus der Zeit der alten Gesindeorbnung, mit vorschrtftS- mastigem Schatz hinreichender Schnippischkett unb noch ein bißchen weniger gewollter als gekonnter Provtnzmäsiigkcit des Spiels. Ben der, paßte schön in den würdevollen Gel», rock der .wssiztcllcn Visite", wie Folckmar geeignet für die Rolle des „Früchtchens" Leopold war. Elisabeth Hu ch er. freute durch Fraulichkeit des WesenS als Tochter WeigeltS. Die Wirkung des alten Stücke» war sichtlich rührend und lüste jenen Beifall auö, der Beistimmung für da- Ganz« be- kündet. L. 2. s* Mitteilung«« der Sächsische« Sta«tS1h«gter. Opern- h a u s. Freitag, den 18. Mal. Anrechtsrelhc F.IDrrRosen» ka „aller" mit Elisa Stttnzuer in der Titelpartie, Meta Seincmcyer, Ludwig Ermold. Rudolf Schmalnauer, Grete Rikisch, Maria Ecdron. HannS Lange, Elfriede Haberkorn, Gugltelmo ffazztnl. Musikalische Leitung: Fritz Busch; Spiel- lritnng: Georg Toller. Anfang X7 Uhr. Schauspielhaus: Freitag. ü«n 18. Mat. AnrechtS- reihe die Komödie „M e i s e k e n" von Han- Alfred Kthn. Spielleitung: Georg Kiesan. Anfang K8 Uhr. ß* DI« Komödie. In der am 12. Mai statlslndendcn ersten Aussübrung von Vrleux Schauspiel „Die rote Robe" lind außer Frau Hermlne Körner l» de» Hauplrollen beschäftigt: di« Damen: Gertrud Bergmann, Bella Krdoe«, Elisabeth Frank. Karls Holm, Eleonore Löarßciu: die Herren: Willy Arendt, Waller Becker, Alfred Hasse, Waller Ielski, Karl Koch, Paul Lcwiit, Otto Ollbrrt, Theodor Nocholl, Mar Ruhbcck, Johannes Steiner, Adolf Wohlbrück. F* Alberttheatrr. Morgen, Donncidtag, findet die Erstaufführung von „Gesellschaft", Lchanspicl tn ti Bildern von Galswerlhq, statt. Neben Ernst Deutsch von de» Reinhardt-Bühnen, der als iSast den sungen de Vevt» spielt, stehen Julius v. Kllnkowstrlm, Mar garete Hruby, Loste Klein, Hann« Flicker, Franz Schoenemann, Nora Schott. OSkar »..Inländer, Pani Rainer, Max Reih. Horst -ömelding, Albert Willi, Mar Föhnig, Ernst Waldow, Ulrich Folckmar als Robert, Richard vrnde, aus dem Programm. VUHnenblld: Aldrrii. ß* Dresdner KSnstler auswärts. Hilde Raave, ein« Schülerin von Kammerlänger Lembach, wurde nach ersolgrclchem Gastspiel an da» Siadtlhcaicr in Aussig al» l. Altistin engagiert. 's* I« Refidc«z-Theater macht dte Schlageroperettc „Die Tanzgräftn" von Robert Stolz mit Magdalene Wttt tn der Titelrolle und Otto MarlSals Marlneleutnani DuparetI noch immer volle Häuser. Am Dienstag trat als Ersatz für Charlotte Schaedrich in der Svubrettenrolle der ungarischen Tänzerin Stella eine Gastin vom Stadttheatcr Augsburg. Franzi Sitter, in die Schranken. Falls das Gastspiel etwa als Probepfeil mit dem Ziel einer festen Ver- pfltchtung der Augsbnrgcrin an daö Residenz - Theater aus- zufassen wäre, so müßte man von einer solchen Dauerbindung abraten, stranzt Sitter hat zu wenig Eigenpcrsönliches, zu wenig Prickelnde» »nd Sprühendes an sich, um Auge und Ohr gefangen zu nehmen. Als ungarische Tänzerin hatte sie weder »ngartsch - feuriges Blut, noch auch die gelenkigen, graziösen Tanzbeine ausznwetscn, dte nun einmal für eine Partnerin des temperamentvollen Zigeunerprimas Pista - W 0 rtge u». crläßlich sind. Auch gesanglich konnte dte Gastin nur Brav- MittelmäßlgcS, aber weder stimmlich noch musikalisch Bedeut sames geben. Dte innsikalische Leitung der Operette ist jetzt von Kapellmeister Kunz-Krause ans Erich Sieeger übcr- gegangen: an frischem Leben und rhythmischer Schneid hat aber die Aufführung dadurch nichts ctngcbüßt. —ckt. s* Feanzöfische Schriftsteller in Leipzig. Die französischen Schriftsteller Philippe Souvault und Pierre - Quint, die ans einer VortragSreise durch Dentschland begriffen sind, machten in Leipzig Station. Soupault hielt im romanischen Seminar der Universität Leipzig vor Professoren unb Studenten einen Vortrag über den zeitgenössische» französischen Roman. Pterre-Ouint sprach tm Saale der alten Handelsbörse über den französischen Romandtchter Marcell Proust. Den Rein ertrag aus seinem Vortragsabend überwies Quint dem städtischen MittagSttich der Universität Leipzig. Ferner hielt Quint durch Vermittlung des Leipziger R»»ds»»kS einen Bortrag über die Literatur als Brücke zwischen Deutschland nnd Frankreich. s* Der EimplizisfimuS freigcfprochon. Wegen Zeich- nungcn von Pros. Heinrich Zille, die tm Ltinpltzissimus er schienen waren, waren vom Schösscngertcht Stuttgart Zille z» lös) Mk.< der verantwortliche Redakteur und der Verleger zn je 2öv Mk., sowie der Bnchdruckeretbcsiher zu 5V Mk. Geld strafe verurteilt worden. DaS Landgericht Stuttgart hatte als BernsniigStnslanz aus Einstellung des Verfahrens er-