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Abend-Ausgabe ^r. gahrgang. 378 Frettag^ 13. August 1928 HkchiMlW /ee^ktztz» oom l. XI» l». Aua. i«v V», laqlich jw«linal>l,»r 3u«»llu», r», ->»u» I.ÜO Mcr» ^ ^"Allgs-WLOUllt P,kd»,uq^>r»I» lür wonal Sluqust ! Alar» ohne PoIUuN«llunq»qedudr. „ , „ - »,»,»,»»««« » VI«.»«,. SchrtM»Mm-> ans AuupIa»,chiU1»N,ll»i Di» Ani«>q»s a»»rd»n nach Soidmar» »er»chn»l. vi, »MIpaliw, z(i mm or»il» w«ri»»lir» I» ^S/42. g«m>pr»ch»r-Somm»>numm»r! 2V 241. 3«»» ^ Pia- illr au»wäris IS PIg. SamM»nani»lq»n unv Sl«u»na»mch» «dn» Druck u. D«rlao von -4i»,ich » 2t»«ch,r»> m ! Mur illi 4iach,,»Ipr<ich»i 20 011. L1NgeigeN»^>re«ie. Kadal >0 PI« ,ui,,r>>ald 20 Pia- A- W mm dr»t>» «»I>,am»«il» ISO PI« PoNIcheck-K-nIo I0SS 0r«d»n. ukrrnald 20V PI«. OffrrlenaedUSr 10 Pia 4lu»w AusirNa» i»a«n Dorau.de,«I>I " vom l. v>» «s. Aua. iivs a», laqlich zweimalia« JuNellu», r», »au. ,.I ^OgUgs-WLVUYt Potid«zuq»«r»i» >ur wonol August Zwar» oi»n» Postjustallung.grdiihr. St»,» »»«««. » V>»»»t». Di» A„i«>o»n w«rü»n nach Svldmarti »er»chn«l. dt» »lnlpaltra» ZV m Anz-Igen^relle: uk»rdald 200 Pia. vsterlenaedüdr 10 Pia Au.w AustrOa» i»q,n Dorau.de,»dl Schrtliliiiuna and Äauplg»>chii>1»st»ll»! M»ri»»lir» i» ^S/42. Druck u. D«r>ao von -4i»»>ch » 2t»tch,r»> m Dr»«d»n. Postlcheck-Konlo >OSS Lr„d»n. Mnchdru» NM MI' deuNIcher QueNen-n-ad» Dr"«dner '1In<l>r >»Idli>» Ilnnerl»n»Ir SN-rillNIiNii werdrn »Ick '»mewovri. Zer Berlin-Münchner Eilzug entgleist. Mehrere Wagen -es Zuges 858 umgestürzt. — 12 Tote, 7 Schwer- und 20 Leichtverletzte. In Langenbach bei Freislng. Der bayrische Ministerpräsident an der Unsallstcllc. «Durch g » nktpruch.» München. 18. August. Die Retchöbahudtrektion Mün chen teilt amtlich mit: Heute vormittag 8.28 Uhr entgleiste der beschleunigte Personcnzng 858 NegcnSbnrg-Mtinchcn bei der ssinsahrt in die Weiche ans Rahnhos Langenbach (Obcrbayern). Mehrere Personenwagen stürzten um. Dabei wurden 12 Rei sende getötet, 7 schwer und 28 leicht verletzt. Ministerpräsident Tr. Held hat sich sosort an die Unsallstelle begeben. lW. T. B.) Es handelt sich um den beschleunigten Phrsonen-ug. der 7,25 Uhr vormittags Ncgcnsburg verläßt und 10,17 Uhr vormittags in München eintrisft. Berlin, 18. August. Wie die Hauptverwaltung der Reichs bahn mittcilt, ist der beschleunigte Pcrsonenzug an einer GIcisumbanstclle, an der die vorschriftsmäßigen „Langsamfahr- Eignalc" amfgcstcckt waren, entgleist. Die elektrische Loko motive entgleiste, wodurch die nachfolgenden Personenwagen mnlipptcn und zum Teil zertrümmert wurde». Der Per sonenverkehr wird durch Umstcigen aufrechtcrhaltcn. Der Cchncllzugöverkehr wird über Ingolstadt umgcleitet. Tic Hilfsaktion konnte in außerordentlich schneller Zeit durchgcsnhrt werden, weil Acrztc und Sanitätsmannschaft aus Freising in Kraftwagen herbcigcschafft wurden. HilfS- -itgc trafen ferner ans LandShnt und München in kürzester Zeit ct». Die Toten und Verletzten stammen durchweg aus SIcgcnöbnrg und Umgebnng. FahrlässigeSchiefrerel-erVesastungslruppen. Der gefährdete Pilgerzng. Trier 18. August. Nach einer Mitteilung der Reichs bahndirektion Trier schlug am >8. August nachmittags 8,13 Uhr eine Granate von der Artillericfchicßübuug bet Dahlem. Kreis Schleiden — cs handelt sich um den neuen Schießplatz— 38 in von der Strecke Köln—Trier entfernt, ins Wiesen» gclände ein. Etwa 188 Meter davon entfernt war eine Rotte Arbeiter. Die Granate übcrslog de« Bahnkörper wenige Minuten nachdem der Pilger-Sondcrzng an der Stelle vorbei, gefahren war. Eine Explosion erfolgte nicht. Die Granate wurde gestern nachmittag während einer Zugpause durch fron- zösischc Offiziere gesprengt. Die deutschen Behörden haben bet den zuständigen BcsatznngSstcllcn sofort Schritte unter nommen, um sic zu veranlassen, zur Verhütung derartiger Vorfälle Vorsorge zu treffen. Deukschnalionaler Parkeikag. Vom 8. bis 10. September findet inKöln, Rührergaffe 21, der D e n t s ch n a t i v n a l e Parteitag statt. DaS politische Referat hält Graf Westarp. folgende weitere Vorträge werden gehalten: 1. Staat und Wirtschaft: Dr. Lcjcnnc-Jung. Schlange. 2. Schein und Sein in der Kulturpolitik und das Netchsschulgesctz: Frau Leh mann, Graf Mcrveldt, O. Mumm. Gleichzeitig wird eine öffentliche Frauenveksamm- lung und eine dcutichnationale Arbcitertagung mit Fahnenweihe abgehaltcn. Günstige Auswirkung der Eteuermilderungen. Optimistische Auslassungen -es Aeichs- sinan,Ministers. Berlin, 18. August. Der Ncichsfinanzministcr Dr. Nein- hold äußerte sich Pressevertretern gegenüber heute über den Etand der R c i ch s f i n a n z c n. Der Minister mies dar aus hin, daß die Finanzlage ein unerwartet günstiges Aild ergebe. Fm Juli ergaben die Steuereinnahmen ins gesamt 703 Millionen Mark und gehen damit erheblich hin aus über die Einnahmen, die sonst in Ouartalsmoiiaten er zielt werden. Nach Ansicht des Finanzininistcrs hat sich alio gezeigt, daß die Stcucrmildcrungcn mitwirkten znr Besserung der Wirtiä»aftslagc, denn das Ergebnis der Steuer ist trotz dem gestiegen. Am stärksten abhängig von der Wirtschaftslage ist der Ertrag des Lohnabzuges. Nachdem er im Februar 81,4 Mil lionen erbrachte, sank der Ertrag, nachdem das Existcnz- minimum ans 100 Mk. im Monat festgesetzt worden war, im März auf 78,8 Millionen Mark. Er stieg dann jedoch wieder leicht an, nnd zwar im April amf 78,4, im Mai aus 82,5. im ßuui auf 88,7 und im Juli ans 93.8 Millionen Mark. Trotz dem wird diese Steuer voraussichtlich hinter dem Etats- on schlag z » r ü ck b l c i b c n. Dagegen wird das Anf- lommen ans der neuen Einkommensteuer als wesentlich höher voransgcichätzt. Ohne den Abzug vom Kapitalsertrag betrug ihr Ergebnis im Juli 148 Millionen. Er übcrtrifst damit die Eingänge im April um etwa 28 Millionen, obwohl bei den gerade jetzt fälligen Abschlußzahlnngcn in großem Umfange Stundungen gewährt worden sind. Dasselbe Bild zeigt die Umsatzsteuer mit einem Eingänge von 80.8 Mil lionen im Juli gegenüber 75 Millionen Voranschlag. DaS ist mehr als die Hälfte deS Ertrages des vorigen JahreS, wo der Steuersatz t,5 Proz., also doppelt soviel wie jetzt betrug. Noch auffälliger ist die Einnahmcsteigernng ans der Börsen- «nlaßstcncr, die im Januar 2,1. im Februar 2,8, im März S Millionen erbrachte, nach der Halbiernna aber im Jnli aus ö,2 Millionen in die Höhe ging. Besonders günstig haben sich die Zollcinnahmen entwickelt. Sic sind schon bis zum 80. Juni die einzigen Abgaben, die wesentlich Uber den Etatsansatz hinanögingcn. Eie erbrachten im Jnli lI8 Millionen gegen 63 Millionen lm ßanuar und gegen 58 Millionen im Etatansad. Dabei spielt allerdings die V o r v c r s o r g u n g an Getreide wegen der Erhöhung der Zölle im August und die kür das ganze Halbjahr erfolgte Nachzahlung gestundeter Fülle eine gewisse Rolle. Für die nächsten Monate ist also nicht mit Ulrich hohen Eingängen hier zn rechnen. Trotzdem schätzt man den Mchrer trag dieser gegenüber dem Etatansatz ans llllll Millionen. Auch die anderen verpfändeten Einnahmen. Tabaksteuer und Branntweinmonopol, haben sich günstig entwickelt. Sie haben im Juli 227 Millionen Mark er bracht. eine Summe, die bisher noch in keinem Monat ans- ilckommcn ist. Einzia »nd allein die B'icrstcner weist, ^einiliis't dnrch den Rückgang d cS BierkonkumS, ein Minus ans. Gegentiber den internen Schätzungen des Ministeriums, bet denen die Eingänge anf die einzelnen Monate ansgeteilt werde», lind die Einnahmen des April um 8 8 hinter der kchädung zurückgeblieben Dagegen Nnd Ne im Mai um 18,3, im Juni um 4,8, im Juli um >03 Millionen höher ge wesen. sv daß, wenn sich die Einnahmen in den nächsten Mo naten in derselben Weise entwickeln und die Wirtschaftslage nicht wieder ungünstiger wird, daS Finanzministerium mit einer Mchrcinnahmc gegenüber dem Borgnschlaa rechnet. Dagegen haben sich die Ausgaben bisher durchaus i m Nahmen des Voranschlages gehalten. Trotz der großen Erwerbslosigkeit in den ersten Monaten war es möglich, durch Ersparnisse im Rahmen des Etats zu bleiben. Der Rcichsfinanzministcr ha« deshalb von der im Mai be schlossenen Aendcrung des Bankgcsctzcs, die ihm die Lombar dierung von Schatzwechseln bei der NeickSbank nnd einen Kredit von 188 Millionen gestattete, keinen Gebrauch gemacht. Er hat auch nicht die Absicht, jetzt schon eine Anleihe aufznnchme«. Er glaubt sich vielmehr in der glücklichen Lage zu befinden, hier den günstigen Zeitpunkt einer Anleihe abwarten zu können. In einem in Kürze zn erwartenden Nachtragöctat wird lediglich für die Erwerbslosenfürsorge und für die wesentlich höher ansgcsallcncn Anmeldungen von Alt. anlethcbesitz die notwendige Summe angcsordert werden. Die unterstützte Erwerbsloscnstirsorge erreichte ihren Höhe punkt im Februar mit einer Ausgabe von etwa 130 Mil lionen. Sie hielt dann Schritt in der eingctrctcncn Senkung der Arbeitslosenzifser und betrug im Mai 108 Millionen. Die Ausgaben dürften in diesem Monat aber schon unter 18V Mil lionen bleiben. Davon werden aus Beiträgen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern etwa fünfzig Millionen gedeckt, 12 Prozent, mithin also knapp 12 Millionen, von den Kommunen, der Nest von etwa 40 Millionen zur Hälfte vom Reich und zur Hälfte von den Ländern. Im ReichSctat sind insgesamt 200 Millionen vorgesehen, so daß bei einem Dnrchschnlttsansatz von 20 Mil lionen im Monat noch etwa 40 Millionen im NachtragSctat für dieses Jahr angesorbcrt werden müssen. Diese Mindcst- snmmc wird allerdings im NachtragshanSbalt wohl etwas er höht werden müssen, weil man vielleicht im Minier mit einer höheren Arbcitsloscnzahl wird zn rechnen haben. Bei der Aufstellung ihres Arbeitöbeschassniigöprogramms hat die Ncichörcgicrnng, wie der Minister weiter ausslihrtc, in erster Linie anf die Belebung des Ba »Marktes Wert gelegt, nachdem scstgestellt worden ist, baß 200 000 Bau arbeiter ErwcrbSloscnnnterstütznng empfangen. Von dem Einkommen der HanSzinsstcncr kann man schätzungsweise er rechnen, daß 5000 Mk. für die Errichtung einer Wohnstätte nnd für die Beschäftigung von drei Bauarbeitern erforderlich sind. 100 Millionen ergeben eine Beschäftigung von 80 000 Vauarbcitcrn, für die sonst 48 Millionen Mark Arbettslosen- »nterstützttna gezahlt werden müssen. DaS Reich rechnet damit, daß ans Jahre hinaus große Massen von Arbeitern noch arbeitslos bleiben und wird auch dementsprechende ArbcitS- progrannnc ansstcllcn, die eine produktive Beschäftig»»» Er werbsloser für Jahre ermöalichcn, Der RcichSsinanzmtnister erklärte mit Nachdruck, daß bei anhaltender Besserung der Wirtschaftslage eine optimistische Beurteilung der Finanzlage des Reiches durchaus gerechtfertigt wäre. Gewisse zwangs läufige Mehrausgaben sind beispielsweise auch durch die Hoch- wasscrkatastrophen entstanden, die aber dnrch Ein sparungen wieder ausgeglichen werden konnten. Die Finanzierung dcS Wohnnngsbanprogramms kann ebenfalls aus Bestände» erfolgen, ohne das, daS Reich genötigt ist, die Landwirtlchastskredite voreilig znrückznsorder«. Zentrum und Reichsbanner. Auf der Ende Juli abgchaltenen Tagung der deutschen Windthorstbünde in Soest wurden verschiedene Entschließungen angenommen, deren erste und bedeutsamste „das Bestehen einer starken Schutzorganisation für die deutsch« Republik" als „eine unbedingte Notwendigkeit" bezeichnet, „weil starke Kampfverbände links- und rechtsradikaler Färbung in ocr- fassungsfeindlirhem Sinne teils offen teils geheim arbeiten". Hier stünden Zentrumspartei und Windthorst-Bund vor einer ernsten Aufgabe. „Eine starke Vertretung der Zentrums- partet innerhalb des Reichsbanners ist dringend notwendig." — Eine bezeichnende Ergänzung fand diese Forderung durch Begrüßungstelegramme des Rcichsbannermarselzallg Hörstng (Magdeburg!) und des Herrn Joseph Wirth, der aus der Schweiz depeschierte: „Um neue Kraft zu sammeln, weile in den Bergen. Sende treuen Mitkämpfern um Deutschlands Hell im einigen Zentrum herzliche Grüße." Im einigen Zentrum! Der Spaltpilz der ZentrumS- partei wird wissen, warum er die Einigkeit so betont. Er weiß aber auch, an wen er depeschiert. Die Windthorst-Vünde, die eine Jugendbewegung des Zentrums sein wollen, stellen die organisatorische Zusammenfassung Jugendlicher aus dem linken Parteiflügel bar. die von dem konservativen Geiste des Zentrums gerade zur Windthorstschen Zeit keinen Hauch mehr verspürt haben. Ihr Führer ist der aus der Münchcn- Gladbacher Schul« hervorgegangene Neick-stagsobgeordnete Joos. Joseph Wirth, als ehemaliger Oberlehrer mit der Psyche der Jugend vertraut, ist offenbar der Auffassung, daß es am leichtesten ist, die Jugend durch radikale Einstellung für sich zu gewinnen, daß sie sich eher um ein Banner scharen läßt, wenn man ihr einen Feind zu weisen vermag und sollte cs sich nur um die Borgaukelung eines markierten Feindes handeln, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Und für Herrn Joseph Wirth steht dieser Feind oder dieses Phantom eines Feindes unverändert rechts. Es mag für Herrn Wtrth nichts besagen, daß hierdurch eine Erziehung der Jugend zu vater- landSsreudigen nnd verantwortungsbewußten Staatsbürgern sabotiert wird, daß eine innere llnwahrhastigkctt in eine Jugendbewegung getragen wird, die zu tnnerpolitischer Ver- aiftnng führen muß, daß hierdurch der Blick für die wirklichen Feinde unseres deutschen Staatswesens getrübt wird. Für ihn kommt es offenbar daraus an. die Windthorst-Vünde bei selncm Ringen um erneute politische Geltung zu seiner Leib garde. seinem Stoßtrupp anszngcstaltcn. Und ist dieser Trupp auch noch klein — 350 Bünde mit 8500 Mitgliedern —, was besagt das? Der ans der Mathematik hervorgcgangene Po litiker weiß, baß nicht die Mitglicderzahl einer Organisation das Entscheidende ist, sondern lärmende Propaganda, an maßendes Auftreten — Faktoren, für die sich sorgen läßt und die ihrerseits sich mitgliedcrwcrbcnd ausznwirkcn vermögen. Und Herr Wirth wird mit der Forderung seiner „treuen Mit kämpfer" nach einer starken Vertretung der Zenirumspartei jm Reichsbanner voll einverstanden sein, kommen doch hierfür in erster Linie eben die Windthorst-Vünde selbst in Betracht, die in der Rolle des Repräsentanten dcS Zentrums eine ihre numerische Stärke weit überschreitende Bedeutung gewinnen könnten. Dnrch sic mag Herr Wirth l,offen, weitgehenden Ein- fluß auf das Reichsbanner z« gewinnen, dessen Einsatz zur Verwirklichung seiner eigenen Pläne er selbstbewußt ln den bombastischen Worten betont: „Wir werden sehen, ob wir nicht von Köln bis Wien, von Konstanz bis Königsberg unter dem Schutze des mächtigen Reichsbanners Sckiwarz-Not-Gold deutsch-politische, soziale nnd europäische Probleme behandeln können." Aber die Wlndthorst-Bttnde. die „treuen Mitkämpfer um Deutschlands Heil im einigen Zentrum", sind nicht das Zen- t r n m — und hier liegt der Haas nnd der Lübc und der Wirth im Pfeffer. Als die Berliner Gruppen tm Gegensatz zur Partcilosung und zu den Weisungen der katholischen Mit hilfe eine cntschädignngslose Enteignung der Fürsten be trieben, kam es zu scharfen Auseinandersetzungen. Wenn schließlich von einer Maßregelung seitens der in der Kunst des Lavierens gewiß nicht zu überbictcnden Zentrumöpartci abgesehen wurde, so gab doch das Padcrborner Parteiorgan, das „Westfälische Volksblatt", nur dem Empfinden breiter Zcntrnmskrcise Ausdruck, wenn cs schrieb: ,FL1r können es nicht als einen Verlust für daS Zentrum betrachten, wenn Leute von dieser Geistesverfassung dem Zen trum den Rücken kehren." Auf der BundcStagnng wurde die Haltung der betreffen den Gruppen zwar verurteilt, zu einer wirklichen Netnignngs. aktion konnte man sich jedoch nicht entschließen. Die neu«» Netchsbanncrsorderung gefährdet nun die mühsam zuinmmew- gckittete Einigung erneut auf das allerschwerstc. Die Begrün- düng — Bedrohung der Verfassung — steht in schroffstem Gegensätze zu der Erklärung des führenden ZcntrnmSorgans, der „Germania", wonach die Frage, „ob unsere rcp»bltsq""che StaatSsorm heute gefährdet" sei, „mit gutem Grunde zu ver neinen" ist. Hierdurch wirb zugleich die Märchensammlung über bevorstehende RcckilSputsche mit erfreulicher Deutlichkeit zurttckgewiescn. In ähnlichem Sinne äußerte sich auch der Zcntrumsabgcordnctc Dr. Schwering im „Berliner Tage blatt". Die nenerhobeiic Forderung nach starker Beteilig»,«» im Reichsbanner fällt aber znglctch ln eine Zeit, ln der dieses sich so weitgehend demaskiert hat. daß sein wahrer Charakter auch dem Kurzsichtigsten nicht länger verborgen bleiben konnte. Hatte schon das enge Zusammengehen des Reichs-