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Bautzener Nachrichten : 25.11.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-190511257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-19051125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-19051125
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-11
- Tag 1905-11-25
-
Monat
1905-11
-
Jahr
1905
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 25.11.1905
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eine Verfügung, betr. Vorschläge zur Milderung der durch die gegenwärtige Fletschnot hervorgerufrnen Notlage. * Haag, 25. November. (W. B.) Durch eine neue Verordnung für den Ministrrrat ist die unter dem Kabinett Kuyper geschaffene Stellung eines permanenten Minister präsidenten abgrschafft worden. Der Ministerpräsident des Mintsterrats wird nunmehr auf ein Jahr ernannt. * Pari-, 25. November. (W. B.) Der König von Portugal ist gestern abend nach Creuzot gefahren. Loubet und Rouvier, sowie mehrere Minister gaben dem König das Geleit zum Bahnhof. Der König ernannte vor seiner Ab reise den portugirsischen Gesandten de Souza Roza zum Grafen. ' London, 25. November. Dem Rruterschen Bureau wird als Ergebnis der gestrigen Beratung des Kabinetts mitgeteilt, das Kabinett werde nicht wieder vor das Parlament treten, und es schiebe die Lösung der Frage, ob Demission des Kabinetts oder Auflösung des Parlaments, um einige Wochen hinaus; es vermeide dadurch sowohl die Not wendigkeit von allgemeinen Wahlen zur Weihnachtszeit, als auch die Notwendigkeit einer kurzlebigen Interimsregierung- * Christiani«, 25. November. (W. B.) Von König Haakon ist beim Staatsminister Michelsen folgendes Telegramm, datiert Horten, den 24. November, abends, eingelaufen: »Bei der Ankunft in Norwegen senden die Königin und ich dem norwegischen Volke unsere herzlichsten Grüße. Haakon." Die Königsjacht blieb bis heute früh in Horten liegen. * Petersburg, 25. November. (P. T.-A.) Aus Kro- sttroma, Kiew und Moskau richteten die Stadtvertretungen, sowie Gruppen von Bürgern politischer Parteien sympatische Telegramme an Witte, worin sie ihm Unterstützung versprachen. * Warschau, 25. November. (Voss. Ztg.) Hervorragende Persönlichkeiten erhielten aus Petersburg die Drahtnachricht: Swiatopolk-Mtrsky wurde zum Generalgouverneur von Warschau ernannt. * MoSla«, 25. November. (W. B.) Hier ist die Ab haltung eines Kongresses von Vertretern aus ganz Rußland geplant. "Kiew, 25.November. (Petersb.Telegr.-Agentur.) Der Truppenkommandant des Militärbezirks Kiew lehnte es kategorisch ab, Maßregeln gegen die Ausständigen zu er greifen, und erklärte, daß er nur nach seinem Gewissen handeln werde. * Konstautinopel, 25. November. (Wiener K. K. Tel.- Korr.-Bur.) DaS im voraus vereinbart gewesene Programm der Flottendemonstration gelangt zur Ausführung. Ein Zeichen dafür übrigens, daß die neue Note der Pforte nur das Maximum der türkischen theoretischen Opposition ist und daß der Aildiz an Nachgiebigkeit denkt und diese vorbereitet, ist der Umstand, daß im letzten Ministerrate das Finanzreglement, das früher abgelehnt war, beraten wurde Deutsche« «eich. Zittau, 24. November. Die Wahl eines neuen un besoldeten Stadtrats an Stelle des infolge seines unbe friedigenden Gesundheitszustandes zurückgetretenen Herrn Süße wurde in der heutigen Sitzung des Stadtverordneten- Kollegiums vollzogen. Auf Vorschlag der mit den Wahl- vorerörterungen beauftragten Kommission wurde Stadtver- ordneten-Vorstehrr Werner einstimmig gewählt. Dresden. Se. Maj. der König hat dem Oberlehrer Eulitz in Waldheim das Verdienstkreuz zu verleihen, sowie zu genehmigen geruht, daß der Kapellmeister Hagen den ihm vom Kaiser verliehenen Kronenorden 3. Klasse annehme und trage, ferner hat Se.Majestät geruht, den Nachgenannten die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verliehenen Aus zeichnungen zu erteilen, und zwar des Preußischen Roten Adler-Ordens 3. Klasse dem Obersten Edlen v.d. Planitz, Abteilungschef im Krtegsministerium; desselben Ordens 4. Klasse mit Schwertern dem Hauptmann der Landwehr- Infanterie 1. Aufgebots Engler des Landwehr-Bezirks I Dresden; desselben Ordens 4.Klasse dem Major Neubauer, dem Hauptmann Richter, den Geh. exped. Sekretären, Rech nungsräten Schreiter und König, im Kriegsministertum; der Preuß. Roten Kreuz-Medaille 3. Klasse und des Ritter kreuzes 1. Klasse des Schwedischen Wasa-Ordens dem Stabs arzt Or. Kaiser im Kriegsministertum; deS Ehren-Komtur- kreuzeS des Hohenzollernschen Hausordens dem Obersten von Hennig, Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 139; d«S Ehren-Vroßkomturkreuzes des Oldenburgischen Haus und Verdienst-OrdenS des Herzogs Peter Friedrich Ludwig dem Major z. D. v. Minckwitz. — 24. November. Se. Maj. der König nahm heute vormittag militärische Meldungen entgegen und empfing dann die Staatsministrr v. vr. v. Seydewitz, vr. Rüger und vr. Otto, sowie den Köntgl. Kabinettssekretär zu Vorträgen. — Se. Kgl. Hoheit Prinz Johann Georg besichtigt« am Dienstag die neuerbaute Christuskirche in Vorstadt Strehlen und sprach sich über den schönen Bau, insbesondere über das Kircheninnere, sehr befriedigt aus. — Am Königl. Hofe werden am Neujahrstage Be- glückwünschungS-Couren und die Assemblöe, am 10. Ja nuar, 7. und 27. Februar 1906 große Hofbälle abge- halten werden, bei welchen Belegenheiten Vorstellungen an- gemrldeter Damen und Herren erfolgen können. Außerdem finden zwei Kammerbälle statt, und zwar am 24. Januar nnd 14. Februar. Diejenigen am Königl. Hofe vorgestellten 3404 Damen und Herren — sowohl die in Dresden als die außeihalb der Residenzstadt wohnenden —, welche den Wunsch hegen, mit Einladungen zu den großen Hofbällen bedacht zu werden, wollen ihre Karten mit einem bezüg lichen Vermerk an das Königl. Obrrhosmarschallamt gr- langen, oder ihre Namen in eine zu diesem Zwecke daselbst von vormittags 9 Uhr bis abends 6 Uhr ausltegende Liste eintragen lassen. — Dir russische Fürstin Obolenski, die vor unge fähr drei Wochen wegen der Unruhen geflüchtet war und in einer hiesigen Pension Wohnung genommen hatte, ist nach dem Empfang aufregender Nachrichten aus Rußland am Herzschlag plötzlich gestorben. Fürst und Fürstin Obolenski wurden einst in politischen Kreisen viel genannt. Nahezu zwei Jahrzehnte lebten sie als Verbannte in Sibirien. Der Fürst starb infolge der ausgestrndenen Leiden. Die russische Gesandtschaft nahm die Schätze an Brillanten und die großen Geldsummen der Fürstin in Obhut. -- sPersonalvrränderungen in der Armee. Offiziere, Fähnriche >c. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktive» Heere. Forlmüller, Major im General stabe dec 3. Div. Nr. 32, zum Generalttabe des 12. <1. K. SO Armee korps versetzt. Preil, Oberltut. Im Pion.-Bat. Nr. 12, kommaodiert zum AuSwältlgen Amt in Berlin, der Charakter als Hauptmann verliehen, v. Schwerdtner, Königl. Preuß. Ltnt. a. D , biSber im L«Ib. Huß-Regt Nr- 2, als Ltnt. mit Patent vom 26. August 1900 im Garde-Retter- Regt. angestellt. — Im Beurlaublenstande. Die Oberllnts. der Res.: Holz deS luf-Regt«. Nr. 104, Hausmann deS Jnf.-Reg's. Nr. 105, Schröter des Jns.-RegtS. Nr. 106, Biaune deS Jns.-RegtS. Nr. 134, Zürner des Jäg.-BatS. Nr. 12, Panse des Feldart.-RegtS. Nr. 48, (lalame der 3. (Königl. SSchs.) Komp, des Preuß. Telegr.-Bats. Nr. 1, — zu Hauptleuten, die Ltnts. der Res.: Berghold des Gren.-RegtS Nr. 101, Kratzsch, Rockstroh deS Juf.-Regts. Nr. 104, Schönbach, Schäfer deS Jns.-Regts. Nr. 106, Krause deS Schützen-Regis. Nr. 108, Cyrlacus, Winkler deS Jns.-ReglS. Nr. 134, Frhr. v. Weick des Jäg. Bals. Nr. 12, v. Kirchbach deS Jäg-BaiS. Nr. 13, von der Gadelcntz des Karab.-Regts., Augustin deS Hus. RegtS. Nr. 19, v. Herder des Ulan. Rcgts. Nr. 17, Eibenstein des Feldart.-RegtS. Nr. 28, Vahlen des Fewart.-RegtS. Nr. 68, Kasten des Fußart. Regts. Nr. 12, Colberg des Pion. Bats. Np. 12, — zu Oberltnts., die Oberllnts. der Landw. Ins. 1. Aufgebots: Strauß des Landw -Bez. Glauchau, Melzer de« Landw.- Bez. Schneeberg, Friderlct des Landw -Bez. Zwickau, Starke, Oberlmt. der Landw.-Feldart. 1. Ausgebots des Landw -Bez. Borna, — zu Haupt leuten, die Ltnts. der Landm.-Juf. 1. Aufgebots: Britze, Täger, Preibsch deS Landw.-Bez. Bautzen, Scholz deS Landw.-Bez Freiberg, Johannsen deS Landw.-Bez. Großenhain, Kummer, Seidel, Neumann, Uhlig d,s Landw.-Bez. Leipzig, Stengel, Grotike, Glocckler deS Landw.- Bez. Plauen, Dietrich, Ltnt. des Landw. Trains 1. Aufgebots deS Landw. Bez. Zittau, Christoffel, Oehmicheu, Luus. der Landw. Ins. 2. Aufgebots des Landw. Bez. Leipzig, — zu Oberltnts.. die Vizeseld- webel bez. Bizewachtmeister: Putzger des Landw -Bez. Plauen, zum Ltnt. der Res. de- Gren -RegtS. Nr 101, Heidler des Landw.-Bez Chemnitz, zum Ltnt. der Res. des Jns.-Regts. Nr. 104, Hoffmann des Landw.- Bez. Straßburg i. E., zum Ltnt. der Res. deS Jns.-RcgtS. Nr. 105, Burmann deS Landw.-Bez. Chemnitz, zum Ltnt. der Res. deS Jns.-Regts. Nr. 106, Thomas deS Landw.-Bez. Plauen, zum Ltnt. der Res. bei Schützen-RegtS. Nr. 108, Boy, Wuls des Landw.-Bez. Plauen, za Ltnts. der Res. des Jns.-Regts. Nr. 134, Voigtlaender-Tetzner des Landw.-Bcz. Borna, Zwicker deS Landw.-Bez. Chemnitz, — zu LtntS. der Res. deS Karab.-Regts., Girndt deS Landw.-Bez Bautzen, zum Ltnt. der Res. deS Feldart.-Regts. Nr. 12, Feustel des Landw.-Bez. Plauen, zum Ltnt der Res. des Fcldart.-Neqts. Nr. 28, Etbenstcin deS Landw.-Bez. Bautzen, zum Ltnt. der Res. deS Feldart.-RegtS. Nr. 64, Horn, Leon hardt des Landw.-Bez. Plauen, zu LtntS. der Landw.-Jas. 1. Aufgebots, — befördert. — Abschiedsbewilltgungen. Im Beurlaubtenstaude. Seidler, Hauptmann der Res. des Jns.-Regts. Nr. 106, behusS Ueber- sührung zum Landsturm 2. AusgebotS mit der Erlaubnis zum Tragen der Landw.-Armce-Unisorm, Birkner, Hauptm. der Res- deS Schützen- Regts. Nr. 108, Mende, Hauptm der Landw.-Ins. 1. Ausgebots deS Landw.-Bez. Großenhain, — diesen beiden mit der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform, Roehler, Ltnt. der Landw.-Jof. 1. Auf gebot- des Landw.-Bez. 1 Drcsden, diesem behufs Uebersührung zum Landsturm 2. Aufgebots mit der Erlaubnis zum Tragen der Landw.- Armee-Unisorm, Caspers, Oberltnt. der Landw.-Jns. 2. Aufgebots des Landw.-Bez. Zittau, — der Abschied bewilligt. Den Oberltnt«. der Landw.-Jnf. 2. Aufgebots: Kugel des Landw.-Bez. I Dresden, Adam des Landw.-Bez Leipzig, Ranst des Landw.-Bez Pirna, Heinig, Ltnt. der Laud».-Ins. 2. Ausgebots deS Landw-Bez. Chemnitz, Ba chewitz, Oberltnt. der Landw. Fußart. 2. Aufgebots deS Landw.-Bez. II Dresden, — behuss Uebersührung zum Landsturm 2. Aufgebots, Reuter, Oberltnt. der Lavdw.-Kav. 2. Aufgebots des Landw. Bez. II Dresden, wegen überkommener Feld- und Garnisondienstunsähigkeit, — der Abschied be willigt. — Im Sanitätskorps. Die Stabsärzte: Or. Herbach, Bats.-Arzt des 2. BatS. Jnf.-Regts. Nr. 107, in gleicher Eigenschaft zum 3. Bat. Jns.-Regts. Nr. 103, vr. Fehre, BatS.-Arzt deS 3. Bats. Jns.-Regts. Nr. 103, in gleicher Eigenschaft zum 2. Bat. Jns.-RegtS. Nr. 107, — versetzt. Pros. vr. Braunschweig, Stabsarzt der Res. im Landw.-Bez. Leipzig, zum Oberstabsarzt, die Unterärzte der Res.: vr. Heyde im Landw.-Bez. II Drcsden, Or. Hansen im Landw.-Bez. Wurzen, — zu Assistenzärzten, — besördert. vr. Becker, Oberstabsarzt der Res. im Landw.-Bez. Döbeln, mit der Erlaubnis zvm Tragen der bisherigen Unisorm, Or. Sänger, Oberarzt der Res. im Landw.-Bez. II Dresden, behnss Uebersührung zum Landsturm 2. Ausgebots, — der Abschied bewilligt. — An vcn Kaisermonüvern dtS nächsten Jahres werden laut Meldungen Berliner Blätter das 6. Armeekorps, verstäikc durch sächsische Truppen, und als Gegenpartei das 5. und 3. Karps trilnehmen Der Schauplatz der Ma növer wird wahrscheirlich der Regierungsbezirk Liegnttz sein. — In einer gestern abend im Weißen Saale der „Drei Raben" abgehaltcnen zahlreich besuchten Mitgliederversamm lung des Konservativen Vereins, die von Prof. vr. Gravelius geleitet wurde und der eine Anzahl Mitglieder der Zweiten Kammer der Ständeversammlung, unter ihnen Präsident Geh. Hofiat vr. Mehnert und Vizepräsident Geh. Hofrat Opitz, beiwohnten, hielt Max Lorenz aus Berlin einen Vortrag über das Thema „Kaiser, Kanzler und Sozial demokratie". Der Rcdner kennzeichnete zunächst den gegenwärtigen Charakter dir sozialdemokratischen Bewegung. Die revolutionären Vor gänge in Rußianr hätten die Tatsächlichkeit und den Inhalt der sozial demokratischen Gefahr klar vor Augen geführt. Es handle sich bei der sozialdemokratischen Bewegung nicht mehr um die Frage eines soziali stischen Zukunstsstaaies, wie in den Anfängen der Bewegung, sondern um die Vernichtung der Monarchie in jeder Form und die Ausrichtung der Republik. Al« das wirkungs und rntscheidongsvollste Mittel, um der Monarchie dcn Tode-stoß zu versetzen, betrachte die Sozialdemokratie, wie ebenfalls die Ereignisse io Rußland lehrten, den politi'chen Massen streik. Daß dieser auch in das Repertoir der deutschen Sozialdemokratie ausgenommen worden sei, lasse ihre Taktik seit dem Jenem« Parteitage erkennen. Die Gefährlichkeit dieses Kampfmittels zeige sich wiederum bei der russische»! Revolution, wenn auch zugegeben werden müsse, daß die Möglichkeit deS Massenstreiks in den verschiedenen Ländern ver schieden lei. Bei unS in Deutschland besitze allerdings daS Bürgertum noch so viel Kraft und Gemciusinn, die staatlichen Machtmittel seien noch so stark, das Militär so treu und zuverlässig und die Sozialdemo kratie selbst noch nicht so gewaltig, daß der Massenstreik jetzt schon der Monarchie gefährlich werden könnte. Aber auch die sozialdemokratischen Führer seien sich dessen bewußt. Die sozialdemokratische Partei denke nicht daran, den Massenstreik ohne weiteres zu inszenieren, sondern sie werde ibn nur dann ins Weck setzen, wenn Komplikationen auf dem Gebiete der äußeren Politik eintreten. Diese Spekulation der Sozial demokratie sei äußerst ernst zu nehmen. Redner schildert die Möglich keit einer derartigen Komplikation urd die Gefährlichkeit deS Massen streiks bei einer solchen. Dano sei die Frage nicht mehr eine Angelegen. Helt der inneren, sontern der äußeren Politik. Dies brachte den Rcdner auf die weitere Frage: Wie stellt sich der gegenwärtige Leiter der laueren und äußeren Politik deS Deutschen Reichcs zur sozialdemokrati schen Gefahr. Er schilderte zur Beantwortung dieser Frage deS näher n Vie politische Psyche deS jetzigen Reichskanzler-, als deren Grundlagen er den scharsen, kühl berechnenden Verstand, seine außerordentliche Klug heit, insbesondere seine Gabe, die Schachzüge deS Gegner- zu durch schauen und ihn durch vorsichtige-, sein durchdachte- Gegenlpiel mattzu- srtzen. Die Politik de- Fürsten Bülow habe nicht daS Imponierend« derjenigen de« Fürsten BtSmarck, aber sie besitze einen der größten Vor züge der Politik, die Geduld. Ein solcher Manu dürfte sich, wir der Redner au-sührte, de« Ernste- der sozialdemokratischen Gefahr voll kommen bewußt sein, doch habe er die Geduld, zu warten, bi- die Ding« reif und dem nationalen Bürgertum die Augen geöffnet worden seien. ES dürfe gar nicht zum politischen Massenstreik kommen, denn wen» einmal ein solcher in Szene gesetzt und vielleicht Blut dabei geflossen sei, so habe er, ganz abgesehen davon, welchen Erfolg er habe, nahezu seine» Zweck im Sinne der Sozialdemokratie erreicht. Um dem vorzubeugen, müßten strafgefetzliche Bestimmungcn geschaffen oder die vorhandene» ergänzt werden, Ihn unmöglich zu machen. Insbesondere müßt« de« 8 105 deS Strafgesetzbuches ein 8 105» angesügt werden, daß schon die Aufforderung zum politischen Massenstreik strafbar sein solle. Ferner dürse die Verherrlichung des politischen Meuchelmordes feiten- der sozial demokratischen Presse und Partei nicht geduldet werden. Die- sei ei» Attentat aus das Rechtsbewußtsein der Staatsbürger. (Zustimmung.) A»ch di« direkte und materielle Unterstützung revolutionärer Bewegung«» müsse vei boten werden. In dieser Beziehung müßten die 88 102 nud 103 de- Strafgesetzbuch- abgeändert werden. DaS gesamte Volk müsse sich klar werden, daß eS alle- der monarchischen Institution veidanke. Allseitiger Beifall lohnte den Vortrag. Auf Amrag des Land- tagsabgeoidneten Oberamtsrick» er vr. Kühlmorgen wurde hierauf die Absendung einer Resolution an den Reichs kanzler beschlossen, mit der Bitte, zu erwägen, ob die vom Vortragenden vorgeschlagenen vorbeugenden Maßregeln im Interesse der nationalen Sicherheit und des staatsbürger lichen Rechtsbewußtseins angebracht wären. Mit einem von den Anwesenden ausgebrachtm Hoch auf Se. Maj. den König wurde die Versammlung geschlossen. — ?. N. Der sächsische Mittelstandstag, der am 28. und 29. November im AuSstellungSpalaste in Dresden stattfindet, verspricht, nach den ringegangenen Anmeldungen zu urteilen, eine imposante Kundgebung zu werden, die als Ausdruck der Meinungen und Wünsche des gesamten säch sischen Mittelstandes angesehen werden muß. Wie wir kören, werden nicht allein die Innungen, Gewerbe- und Handwerker-Vereine, und die Vereinigungen der Kaufleute und Hausbesitzer aus ganz Sachsen sich beteiligen, sondern auch zahlreiche sächsische Gärtner- und Gaflwirtsvereine und viele Vereinigungen von Staats-, Gemeinde- und Privat beamten werden Delegierte entsenden. Es wird noch be sonders darauf hingewiesen, daß der Begrüßnngsabend, der am 28. November, abends 8 Uhr, im AuSstellungSpalaste seinen Anfang nimmt, für alle Glieder deS Mittelstandes und deren Angehörige zugängig ist und wird auf starke Be teiligung gehofft. Ebenso sind in der öffentlichen Versamm lung, die am 29. November, nachmittags 2 Uhr, gleichfalls im Ausstellungspalaste stattfindet, alle Mittelstandsangehörige willkommen. Damit diese öffentliche Kundgebung recht ein drucksvoll wirkt, ist es erwünscht, daß sie neben den Dele gierten von Angehörigen des Mittelstandes aus allen Teilen des Landes zahlreich besucht wird. — In Freiberg wurden 8 Stadtverordnete der Ord nungsparteien wieder und 5 neu gewählt. — Die dritte Strafkammer des Landgerichts verurteilte den bereits schwer vorbestraften Kellner Theodor Hohen stein wegen Majrstätsbeleidigung, begangen durch die Ab sendung einer Postkarte, die schwere Beleidigungen gegen den König enthielt, zu zwei Jahren Gefängnis. Chemnitz, 24. November. Der Kriegsminister General der Inf. Freiherr von Hausen besichtigte heute die für das Ulanenregiment Nr. 21 bestimmte, soeben frrttggestellte Kaserne. In seiner Begleitung befanden sich Generalmajor Bartcky, Geh. Baurat Grimm und der Adjutant Hauptmann von Dambrowski. Zwickau, 24. Novbr. Zur Errichtung eines König Georg-Denkmals in Dresden sind hier 680 Mark ge sammelt worden. * Berlin, 24. November. Se. Maj. der Kaiser ist heute nachmittag um 3'/, Uhr mit den Prinzen Eitel-Fried rich, Adalbert und August Wilhelm in Begleitung der Ge folgt zu den Hofjagden nach der Göhrde abgereist. — Se. Maj. der Kaiser und König nahmen heute im hiesigen Königl. Schlosse die Vorträge des Kriegsministers, Generalleutnants von Einem gen. von Rothmaler, des Chefs des Generalstabes, Generalobersten Grafen von Schlieffen und des Chefs des Miliiärkabinetts, Generalleutnants Grafen von Hülsrn-Haeseler entgegen. — Der Reichstag wird am Dienstag von dem Kaiser selbst mit einer Thronrede eröffnet werden. — * Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt zum morgigen Einzuge König Haakons: Die warme Teilnahme deS Kaisers an dem für Norwegen bedeutsamen Ereignis kommen in der Entsendung des Prinzen Heinrich zum Ausdruck. Mit dem Kaiser folgten weite Kreise des deutschen Volkes des Fahrt des jungen Königspaares. Einem alten ruhm reichen Fürstenhaus« entsprossen, bringe Haakon alle Bürg schaften für eine segrnsreiche Entwickelung der norwegischen Nation. Dem jungen König werde als erhabenes Vorbild immer der greise Herrscher Dänemarks vor Augen stehen, der den Segen der Vorsehung herabgefleht habe auf das Band, das nunmehr zwischen Haakon und dem norwegischen Volke geknüpft worden sei. Das Blatt spricht die Hoffnung aus, daß die Wünscht, die der ehrwürdige Monarch dem hinauSziehenden Enkel als Geleit gab, sich erfüllen weiden, und daß der Tag, an dem König Haakon und Gemahlin den Boden Nordlands betreten haben, noch den fernsten Ge schlechtern als ein segensreicher im Gedächtnis bleiben werde. Die „N. A. Ztg." schließt, man werde in dem durch mannig fache Beziehungen mit Norwegen verbundenen Deutschland auch fernerhin der emporsteigendcn Entfaltung der reichen Kräfte Norwegens mit aufrichtiger Sympathie folgen, und dem stamm- und geistesverwandten norwegischen Volke Glück und Gedeihen in der Erfüllung seiner Kulturmisston wünschen. — Großherzog Ernst Ludwig von Hessen vollendet am morgigen 25. November sein 37. Lebensjahr. — * Der zum norwegischen Geschäftsträger bei der Kaiser!. Regierung ernannte Kapitän Lie ist heute abend vom Reichskanzler empfangen worden. Gestern ab»-d hat der Reichskanzler den Staatsminister Schönstedt empfangen. — Der Kaiserlich persische Gesandte Mahmoud Khan hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der LegationSrat HovhaunesKhan als Geschäftsträger.
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