Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 24.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189910244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991024
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-24
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.10.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
V«»«roSoeVSVe rtellLbriiü^M^L«. kmü tt» , ««,»»- »« «l»I3»»Ig«»,k, i Numuin eztoiiitludr Kelle. Mxnniskr, 33. u. amiakmekelleo v, vorm, >.3 llbr «lamm. Sonntax« nur im. rs v. u-'/.l ULrMittaa». A«»eige«tarif. oM«e Lnmdtejle ik«, S Siwe« tlntundiaun,en aus der Drivar- Ue«Ps, :Dovv«Ijeile hinter« «Emoclandp «M. Bnind- Ür.Moiilaae oder „ach stcsltaaci, a. nur vamiliennachrioilen rc,i. » Ls. — Kukwarilac AultrLae »ur aeaen vora«rbc,af>lun,. < 7» Vernsvrechanschlub: »»nt I Ur. 11 u. Ur- S»««. Di« LreSduer Sie '— täalich Dresdner Nachrichten erscheinen Marxens. Gegründet 1856 Ovtvt ITvIn«I«8 ,^n. Vrescisn-I»., Lmlürslsllrtr^ ?»rn»pr.-^. 11. 2100. G N»I prkmlirr. 80.000 StÄok io ^»notton. DM" Lostsokrsi« k^rokv. 'MG Senäuse^kos« Llit änppsltor l^uftaatlooronls. Kot»IioLs«a «odoälo» Tokegr.-Adresie: Nachrichten. Dresden. OloZekLöLäesrMel ix x«-itie lunsdl blillgtt! ri'ikcji'iek Lgllpisek b zegeaiidee L ltsdes, 1 l fsbeii<! lirclilwfpkL! H. ÜVPPV, tVme»lM88tr. 33 ß DM" AIo»I«UIiüt« ! "MD 6ro88v ^,u8vak> in «isßsaivll, t>ovis stnksea xänür sn Ls Iiütsn r» ditllrstoc krs^on. 0rosse Mlsnakl io 1'iaruorbüton. <6 Dwarbsstung von lliltsn virä bsroitvilli-rst -rorrooommsn. L OsvissellLntt» wLssiss Lrvrsa. LliistsrsuMtsllllvx ^»«ßunktkontsnloa. 1'slv^ü. ^Nir II, tlo. 20. Inlnrkor: 12,»II tt, ie liel«. Il>8. o. I'nwnt-Lll« ^ Hk» ^SI^S^^kapler-rsdrik-Laxer-ch» kspivi'-Ki'ossodLlläliwk^4» H»vo ^6 ü. ^ ^ **** mrä lioU^o. «nvis ol!or iu «tu« oiu86Utol?on<1or ^n.itcsl. ^ 0oIoc;oll1rk)N.8s,vk,d6o. — l^rsizo. — L^romptzosLs üvcUsmmL» r sVwtvrlvllenjoppvll von 8 Ili., I'elvnnmüntel v«il ÜO lUesIxo ^U8^nkl V6U vmxolioffeoor l-odondoKIvÜiuNM-^i'lHivI, ,K«!s. LUl- .. llilvetorli« voll !0 tii. un. "SW Vii»ul, 2L, pLrt. vtüä I. Lts^s. kr. 2vA. Mllel: Ende des Spielerpwzesses. Hosncickrichten, „Doctor-Jnaenieur". Vormundschostsweien. Tiinkgefäße, Speisung der Schulkinder. Gerichtsverhandlungen. ..Ter Herr Senator". "-«LW'-irir»»»«' 24. Oktober I8S», in äis Nonato NMinInn'WlillereniIiei' vsrcksn ösrn^sbostollullMv ank äis „Drosönor dlaohriektsn" kür Dresden» uncl ills Vororio8Ia»«vitr, k»I«n«n uoä l.übt«a dm üsr ÜLllpt-ttosctiLltsstollü. i^orieoslrasse 28, ooä slloo Avd<m-^.imsluov8ts11eii ruw t'rorss von 1 IlLIr. 7^0 , Kr aosvärts» doi <ioo Luisorlioiioo l'ostoostAiton im Dsuisekoo Lsiettoeodior« ru I itlk. 84 I'l^., io Oesiorroiott- Ooxoro ru 1 6»<üeu 00 ILreurvro LULouommoo. Gchlutzwort zu dem Berliner Spielerprozes;. Freigesprochen! Man kann cs den Angeklagten nachfühlen, Welch' ein Sturm von frohen Gefühlen ihre Herzen rascher schlagen machte, als der Gerichtshof das erlösende Wort verkündete, das die auf der Anklagebank befindlichen Mitglieder des ehemaligen ^klubs der Harmlosen- von peinlicher Strafe ledig sprach und ihre Ehre im rechtlichen Sinne unangetastet lieh. Kein korrekt denkender Mensch wird über diesen Ausgang der grvhcn SeiNativns-Asfaire etwas Anderes als Genugthuung empfinden, nachdem die Ver handlungen von Anfang an für das allgemeine Urtheil die Ueber- zeugung begründet hatten, daß die strafrechtliche Schuld der An geklagten des strengen inristifchen Beweises ermangele. Jin weiteren Laufe der Verhandlungen traten überdies Momente zu Tage, die nach manchen Richtungen einen gewissen tadelnswerthcn Uebereiscr der bei der Führung der Voruntersuchnng betheiligten Behörden erkennen ließen: insbesondere zog sich der im Vorder grund der Erörterungen stehende Kriminalkommissar Herr v. Man- teuffel von allen Seiten eine abfällige Kritik zu, weil die von chm ongewendeten Mittel zur „Uebersührung" der Angeklagten mehrfach den wünschenswerthen einwandfreien Charakter vermissen ließen. Der Gerichtshof stand ebenfalls unter dem Eindruck, daß die Führung des Schuldbeweiscs gegen die Angeklagten erhebliche Mängel auszuweisen habe, und entschloß sich bei der mit jedem Berhandlungstage zunehmenden Schärfe dieser Auffassung zu dem ungewöhnlichen Schritte, daß er die Angeklagten aus eigener Initiative ohne voraufgegangenen Antrag der Jnhaftirten selbst oder ihrer Verlheidiger noch während der Dauer des Prozesses auf freien Fuß setzte. Nach dieser Maßnahme konnte der nunmehrige Ausgang des Prozesses kaum »och überraschen. Das sreisprechende Urtheil beruht aus der von dem Gerichtshof gewonnenen thatiäch- lichen Feststellung, daß die Angeklagten nicht die Absicht gehabt haben, das Glücksspiel zur Quelle des Erwerbs zu machen. Nach den Ergebnissen der BcwciSausnahme ist es kaum wahrscheinlich, daß die Staatsanwaltschast sich dazu entschließen wird, das Rechts mittel der Revision gegen das Erkenntniß einzulegen. Man darf also wohl schon heute den Freispruch der Angeklagten als einen endgiltigen betrachten und ihnen auf ihren neuen Lebensweg den Wunsch mitgebcn, daß die Erinnerung an den Eisenarm der Justiz, der dieses Mal noch seine Umklammerung wieder lösen mußte, weil die Merkmale des Gesetzes nicht voll erfüllt waren, den leichtsinnigen gingen Männern eine dauernde heilsame Warnung lein und sie von dem Weitcrschrciten auf dem von ihnen betretenen schlüpfrigen Pfade abhalten möge. Der gerichtliche Freispruch erledigt ini klebrigen nur die juristische Seite der Angelegenheit und darf keinesfalls zu einer moralischen Rechtfertigung des Treibens ausgebeutet werden, das in den Kreisen des „Klubs der Harmlosen" heimisch gewesen ist. Die öffentliche Meinung ist auch heute noch völlig einmüthig in der bedingungslosen Verurtheilung eines Gebahrens, das unter allen Umständen den Anforderungen der Geburt, der Erziehung, der Bildung und Gesittung m's Gesicht schlägt und zumal bei den heutigen sozialen Zeitläuften als eine doppelt schwere Versündig ung an den gesteigerten Pflichten der führenden Gesellschafts klassen empfunden werden muß. Die hier einschlägigen Gesichts punkte sind mit meisterhaftem Geschick von dem Vertreter der Anklage, dem Herrn Oberstaatsanwalt Dr. Jsenbiel, beleuchtet und hervorgehoben worden. Wenn irgend etwas geeignet sein konnte, die in der Voruntersuchung begangenen amtlichen Mißgriffe in ein weniger ungünstiges Licht zu setzen und das ganze gegen die An geklagten geübte Verfahren einschließlich der verhängten Untersuch ungshaft mit dem RechtSbewußtsein in Einklang zu bringen, so war dos Plaidoyer des Oberstaatsanwalts zu diesem Zwecke wie geschaffen. Man darf die Ausführungen des Herrn Oberstaats anwalt Dr. Jsenbiel in ihrer Gesammtheit <d. h. abgesehen von den mehr oder weniger berechtigten Einwänden unterliegenden juristischen Einzeldeduktionen betreffs des Nachweises der Gewerbs- müßtgkeit des Spiele») als ein Meisterstück gerichtlicher Rhetorik bezeichnen. Der Vertreter der Anklage sprach mit demosthenischcr Beredsamkeit; klar, scharf und unerbittlich geißelte er das frivole Lmtben in den arlftokatischen Spirlerkreisen, hob die Verfehlungen der einzelnen Angeklagten erbarmungslos heraus, gründete daraus in kunstvollem Aufbau das ucristische Gebäude der Anklage, suchte die komprvmittirteu Organe der Voruiueriuchung mit großem Geschick zu entlaiten, ohne sich aber mit allem und icdem des von ihnen Vorgenommenen zu identifiziren, ging endlich zu einigen höchst wirkungsvollen persönlichen Apostrophen an die Angeklagten über und schloß mit einem vom edelsten Pathos getragene», außerordentlich wirkungsvollen Mahnwort an die Spiclcrlreisc überhaupt. Der Oberstaatsanwalt begann mit den markante» Worten: „Meine.Herren! So machen es alle Spieler: Sie kalten die Bank oder sie pointiren, sic setzen doch und sie setzen niedrig, sic bezahlen ihre Schulden oder sie betteln um Aufschub, sie borgen die Kellner an und machen Geichenke an ihre Maitresse» — immer dasselbe Bild, und weil es so ist, dürfen Sie die AngeNagten nicht verurtheilen, sondern müssen sic jreispreche»! TaS wird ohne Zweifel der Kern der Aussnhrnrigen sein, welche die vielgewandten und berühmten Verlheidiger liier machen werden. Ich kumi diele Anichanung nicht iheilen. weil, wenn auch noch Andere mit dem selben Mage gcincsscil werden müßte» wie die Angeklagten, daraus doch noch nicht folgt, dag Letztere unschuldig sind." Tann folgte ein moralischer Keulcmchlag nach dem anderen mit langsamer, aber tödtlicher Sicherheit für jeden der Angeklagten. Mit vernichtender Schärfe schilderte beispielsweise der Oberstaatsanwalt das Ge- bahre» der Angeklagten aus Anlaß der von ihnen leibst beworr- slclligten Flucht des vielberufenen Oberkellners Montaldi: „Monialdi erhält das Reisegeld, um nach Italien abzudampfe». Man nahm dabei auch das Kursbuch zur Hand; man folgte deni Abreiienden in Gedanken, wie man einen lieben Bekannten aus der Reise mit den Gedanke» begleitet: v. Kröchcr that die Aeußer- ung: „So, nun ist er bereits in München". Es ist mir schon vorgekommen, daß Gesinnungsgenossen eines Verbrechers, der die Reise über das Meer nnicat. aiifaihmend gesagt habe»: „Nun ist er schon hinter der rvthelr Tonne bei Kurhaven", aber daß ein preußischer Gardclcutiiant einem adrcisende» Kellner den erwähnten Nachruf widmet, das ist mir noch nicht pvrgelvmmen." Mit Bezug auf Herrn v. Kahser führte der Oberstaatsanwalt aus einem Änefe des Angeklagten an einen mahnenden Gläubiger die Stelle an: „Stellen Sie mich ans den Kopf, es fällt kein Pfennig heraus!", und erinnerte im Anschluß daran an einen Fall aus seiner ersten Beamlenlaufbahii, in dem eine Frau sich an die Armendirektion mit der Bitte um NnterstiitznnH gewendet und aus die Erwiderung, daß sie wohl recht bedürftig iei, dieselbe Antwort wie Herr v. Käufer gegeben habe. Die Frau wurde aus diesem Anlaß, wie der Oberstaatsanwalt betonte, wegen Betruges bestraft. Den Angellagten v. Schachimever charaktensirte der Oberstaats anwalt als einen „vorsichtigen" Spieler, der innerhalb zweier Jahre bei seinem Bankier 15,660 Mk. aus Spielgewiimen ein- gczahlt und nur 2500 Mk. in derselben Zeit abgehoben habe. Den Angeklagte» v. Krvcher nahm der Oberstaatsanwalt am schärfsten vor. v. Krvcher habe aus Gesinidhcitsrücksichten seinen Abschied genommen und hätte deshalb besser gethan, für die Kräftigung seiner Gesundheit zu sorge», anstatt die Nächte am Svieltiich hin- zubringen. Von seinem Vater erhielt v. Krvcher 110 Pik., von einem Onkel 10 Mk. und seine liebevolle Mutter möge ihm wohl auch ab und zu ein kleines Opfer gebt >cht haben. Wie aber lebte v. Kröcher? Er habe eine Wohnung zum Preise von 2000 Mk. gehabt wie ein hochstehender Beamter, dazu einen Kammerdiener, Reitpferd. Eguivage. Seine Ausgaben im Jahre 1898 betrugen 80,000 Mt. „Ich glaube." sagte der Oberstaatsanwalt, „mir wäre die Schamrötbe in s Gesicht gestiegen, wenn ich beim Eintreffen der kleinen Zulage von 1>0 Mk. au den Lebenswandel gedacht hätte." Tie Rechtslage stellte der Oberstaatsanwalt für den Standpunkt der Anklage dahin fest, daß sowohl die über die drei Angellagten verhängte Untersuchungshaft „durchaus nothwendig und nach den damaligen Berdachcsgründen durchaus gerechtfertigt" gewesen sei als auch „rechtlich und lhalsüchlich au der vollen Uebcr- zeugung seilgehalte» werden müsse, daß alle drei Angeklagten deS gewerbsmäßigen Glücksspiels schuldig seien". Den Angcklaglen mag während der Ausführungen des Ober staatsanwalts zu Rinthe gewesen sein als wenn die Pforten der Hölle ini Begriffe ständen, sich vor ihnen auszuthim. Was noch an unverfälschtem Ehrgefühl in der Brust dieser jugendlichen Männer schlummert, deren bisheriges Leben »ur ein durch und durch verfehltes genannt werde» kann, das ist sicherlich durch die markigen Worte des Oberstaatsanwalts aus dem dämmernden Unierbewnßlicin in die Sphäre des lebendigen Empfindens enipor- gehoben worden, und io ist Hoffnung vorhanden, daß die ernste Erfahrung dieses Prozesses mit ihrem dauernden Schrecknis; die Angeklagten läutern und reinigen und sie zu einem geordneten nützlichen Leben zurückführen werde. Zugleich ist im allgemeinen Inter esse zu wünschen, daß die abschreckende Wirkung des Prozesses über den eng begrenzten Kreis der darin angeklagt Gewesenen hinaus- gehcn und sich in der Erfüllung der Ermattung außer» möge, die der Oberstaatsanwalt mit den eines dauernden Gedächtnisses würdigen Worten zum Ausdruck brachte: „Ich weiß wohl, daß über manche Dinge in manchen Kreisen ein mildes Licht geworfen wird, ich weiß wohl, daß der Mantel der Liebe ansgebreitet wird über Manches, was nicht der Liebe würdig ist, sondern des Hasses bedarf. Die preußische Justiz läßt diese Milde häufig walten, die preußische Justiz hat es aber noch immer verstanden, in ernsten Sachen das ernste Wort zu sprechen: und um eine tiefernste Sache handelt es sich hier. Möge ihr Wort wie ein Tonnerruf ein- schlagen in die Herzen der Spieterlceise, der Bankhalter und der Pointeure, der Verführer und der Verführten, der Bcthörer und der Bethörtcn. aus daß sic aus diesem Prozesse die richtige Lehre ziehen, die Lehre, die in dem Worte gipfelt: „Das war Io ävmior ooup, risn vo va plus!" To stornier eoup I DaS sollte fortan die Losung aller Derer sein, die noch in den Banden jener leichtfertigen Lebensauffassung verstrickt sind, die in Gründungen von der Art des „Klubs der Harmlosen" ihre erschreckend sittenlose Verkörperung findet. Nicht nur der Einzelne muß hier an sich selbst arbeiten, sondern die gute Gcsellsmaft als solche hat die solidarische Pflicht, Existenzen vom Schlage der „Harmlosen" ihre Pforten zu ver schließen und durch komequente Aechlung eiuer derartigen Lebens weise der Lockerung der sittlichen Begriffe einen Riegel vor zuschieben. Unsere Zeit ist die Zeit der ebrliche » Arbeit, des rüstigen Schaffens, des geistigen Ringens: für die Drohnen, die immer nur genießen wollen um jeden Preis, ohne Mühe und Anstrengung, ohne die Hand zum redlichen Erwerbe zu rühren, für die Nichtstyner. Schlampamp« und Tagediebe ist in dieser modernen Arbeitswelt kein Raum vorhanden, mögen derartige Elemente auch noch so hochklingende Namen tragen. In einer Zeit, der die Arbeit so in Fleisch und Blut übergegangen ist. daß leibst der Millionär, wenn er auf der Bärenhaut liegt, vor dem einfachen Arbeiter erröthen muß, wächst sich ein Treiben a 1a „Klub der Harmlosen" zu einer schweren Versündigung an den organischen Grundlagen der geiammlen bestehenden Ordnung aus. Deshalb müssen Staatsgewalt, gesellschaftliche Disciplin. häusliche Erzieh ung und das sittliche Urtheil der Oeffentlickkeit Zusammenwirken, um Bersehlimgen nach dieser Richtung unerbittlich zu brandmarken und cs dahin zu bringen, daß die Gewinnung des Lebens unterhaltes am Spieltisch ehrlos und anrüchig macht. Hcrnschreib- und Hcrusvrecli-Berichte vom 23 Oktober. * Paris. Laut einer „Temps"-Meldnng aus London nach Mittheilnngcn von über die Vorgänge im Kriegsamte gut unter richteten Personen erhielt die Kttegsverwaltung Näheres über den zweiten Borswß der Bure» bei Glencoe. Danach nahmen die Burentttwpen, welche nach dem ersten Kampfe zurückgezogen worden, wiederum an dem zweiten Kamvfe lhell. Die Engländer wurden geschlagen und erlitten derartige Verluste, daß das Kriegs- amt Mittheitungen über günstigere Gefechte abwarte, bevor dasselbe 'Nachrichten veröffentliche. ' London, Nach amtlicher Feststellung sind bei Elandslaagte auf englischer Seite 5 Offiziere gefallen und 21 verwundet, 38 Mannschaften gefallen und 152 verwundet worden. * London. Im Unterhauie verlas Wvndham eine Mit« theilung, wonach General Jule von Dundee aus Äloneoe »nrück- gegcmgen sei. vermutblich unter Zurücklassung der Acrtte und Ver wundeten. Das Gerücht von einem zweiten Siege bei Gleneoe scheine demnach unrichtig zu sein. Berlin. Ter Kaiser hat bestimmt, daß die drei Repräsen- tativuSräume des Deutschen Hauses auf der Pariser Weltausstellung 1900 für die Aufnahme der hervorragendsten Werke der französi schen Kunst des vorigen Jahrhunderts, die sich im kaiserlichen Besitz befinden, hergerichtet werden lullen. Tie üi den Schlössern in Berlin und Potsdam vorhandene» Meisterwerke Watteau's, Lan- cret's, Paters undChardnr's, die nur einmal vor einer Reihe von Jahren in einer kleinen Auswahl in den beschränkten Räumen der Akademie derKünste vereint waren und damals die Bewunderung aller Beschauer erregte», werden für die Tauer der Weltausstellung in ihr Heimathland znrückkchren. Tns Mobiliar der Räume wird aus den erlesensten kunstgewerblichen Stücken des Potsdam« Stadtschlosses Sanssouci und des Nene» Palais zusammengestellt. Werken, die zum Thcil aus Bestellung Friedrichs des Großen in Berlin gcarbcilet sind und die zeigen, zu welcher Blüthe sich damals daS unter französischen Einflüssen stehende Kunstgewerbe der Mark erhoben hatte. Das Deutsche Haus, das nach den Plänen des Bcminjpeklors Johannes Räbke von der Firma Philipp Holzmamr u. Comp, am Quai d'Orsay aufaeführt wird, ist im Rohbau vollendet, Es dient in erster Reihe oen Zwecken der Repräsentation Deutschlands auf der Ausstellung und soll als dann charakteristische Zeichen des deutschen Kulturlebens vor Augen führen. Hierfür ist als Vermittler des geistigen Lebens der Nation das deutsche Buchgewerbe ausersehen, dem sich die graphischen Künste, sowie eine photographische Ausstellung anschließen. 11m die Stellung, welche Deutschland auf sozialem Gebiete einnimml, zu veranschaulichen, werden in einem der Hauptsäle des Hauses m künsteriich anziehender Form diejenigen Einrichtungen und Bestrebungen vorgesührt, welche in Deutschland aus privater Initiative auf dem Gebiete der sozialen Wohlfahrtspflege geschaffen sind. — Dem Bnndesralh ist ein im Reichsamt des Innern aus- gearbeitetcr neuer Gesetzentwurf betr. die Patentanwälte zugegangcn. Den Wünschen der betbeiligten Kreise entsprechend, ist in dem Entwurf auch die Einführung eines Besähignngsnachwcnes für die Personen, welche die Eintragung in die Liste der Patentanwälte nachsuchen, in Vorschlag gebracht. — Das Eentral-Komitcc des Tcntschen Vereins zum rothcn Kreuz ist mit der Zusammenstellung eurer Abordnung von Acrzte» und Kranlenpflege-Personal nebst umfnugceichem Sanitäts-Material beschäftigt, welche sich voraus sichtlich auf dem im November aus 'Neapel abgehenden Dampfer der Ostafrikaiinchen Linie nach der Delagoabai einschiffcn wird. — Der sächsische Geiandlc Gras Hohenthal ist heute von seinem Urlaube nach Berlin zurückgckehrt. — Der Kaiser verlieh die Rothe- Krcuz-Mcdaillc 3. Klasse n. A. an Iran Kreishauptmann Mathilde von Ehrenstem Leipzig, Stadtrath Eberhardt in Chemnitz, Tr. Tüms, Oberstabsarzt 1. Klasse in Leipzig, Stabsarzt Dr, Fischer in Leipzig, Tr. Lehmann in Lommatzsch, Bersichcrungsbeamter Moosdvrf in Leipzig. Lagerbeamler Petzoldt in Leipzig, Tr. Schwarz in Mittwcida, Schlossermcister Staudtc in Leipzig. Kaufmann Trödler in Leipzig und Maschinenmeister Zacharias in 'Mittweida. Berlin. Die Kaiserin Friedrich trifft am Donnerstag zu mehrwöchigem Aufenthalt in Trient ein. — Prinz Ranahir von Siam, der hier während längerer Zeit eine deutsche Erziehung genießen will, ist hier enigctwffen: er kam direkt von Petersburg. — Das Plenum des wirthschajllichen Ausschusses zur Vorberathnng der Handelsverträge tritt Ende 'November oder Anfang Dezember zu einer neuen Sitzung zusammen.—Die allgemeine deutscheEisen- bahnkvnfercnz ist in Heidelberg zu 5tägigen Berathungen zusammen- getrcten. Berli n. Der Marineetat für das Rechnungslahr 1900 ist abgeschlossen und hält sich im Rahmen des FlottcngesetzeS. Für das Etastahr 1000 ist eine Novelle zum Flottcugesctz nicht iu Aussicht genommen. Offiziös wird dazu bemerkt: Mau kann wohl mit Sicherheit anuehmc», daß die verbündeten Regierungen inner halb des SeptenualS eine Verstärkung der Flotte über den jetzigen gesetzlichen Sollbcstand hinaus nur dann vom Reichstage fordern werden, wenn sic dafür sehr schwerwiegende Gründe haben. Tritt dieser Fall ein. so sollte man die 0)runde ernstlich prüfen, sollte es aber tu einer so hochwichtigen Angelegenheit vermeiden, Gründe, ehe inan sic kennt, damit abzuthun, daß man behauptet, die Re gierung sei überhaupt nicht berechtigt, weitere Forderungen zu stellen. Der Zweck derartiger Agitationen ist zu durchsichtig. Wir glauben aber nicht, daß die verbündeten Regierungen sich oadurch abhgltcn lassen würden, das zu thun, was sie im Interesse des Vaterlandes für erforderlich halten. — Die Angabe der Londoner „Truth". cs bestehe unter der Protektion mehrerer namhaft ge macht« höherer Fürstlichkeiten der Plan eines Zusammentreffens des Deutschen Kaisers mit dem Herzog von Enmberland in Windsor, und zwar „im Hinblick auf die Regelung der Braunschweigischen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite