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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.05.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030516011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903051601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903051601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-05
- Tag 1903-05-16
-
Monat
1903-05
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.05.1903
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worb«. Nach sein« Bekundungen ist die Anstalt nach Angaben sachverständiger eingerichtet: die direkte Aufsicht über die Kranken und Siechen fuhren der Ober-Inspektor und ein Krankenpfleger für die männlichen Pfleglinge, für die weibliche» Personen ver- richten die beiden Frauen der genannten Beamten die Pflege. Das letztere Ehepaar ist ii» Samariterwesen ausgebildet und von Aerilen geprüft. Der Bestand von Insassen in der hier in Be- iracht kommenden Kranken- und Siechenabteilung — die Abteilung für Korrektionäre liegt völlig getrennt und bat ihr besonderes Perpflegpersonal — beziffert sich aus 60 bis 70 Personen, darunter desanden sich im Januar, der Zeit der Kritik, nur 7 Kranke, die einer Verpflegung bedurften, die anderen Personen konnten sich selbst bedienen. Herr Oberst v Wangenbein, hat die Anstalt oft und zu allen Tageszeiten besichtigt und sich von der Güte der Speisen selbst überzeugt, sowie sich nach den. Befinden der Insassen befragt. Er hat durch die persönliche Inaugenscheinnahme die Ueberzeuguna erlangt, dak die Kost gut und kräftig, die Reim lichkeit und Ordnung in der Anstalt eine vorzüglich war. Be Ichwcrden von Insassen seien ihm nicht zu Ohren gekommen. Herr Oberinspektor Clären gibt Aufklärung über das Ergebnis der von ihm angcftellten Erörterungen hinsichtlich jenes Vorkommnisses zwischen dem jüngeren Arbeiter und dem Wjäbriaen Greise. Danach hätte jener in seinem Unwillen darüber, daß sich der alte Mann trotz wiederholter Vorhaltungen selbst während der Mahl zeiten ungebührlich aufgcsührt habe, diesem einen leichten Schleie mit der Hand erteilt. Die Verabreichung der Kost erfolge nach ärztlicher Anordnung für die Kranken in reichlichen Menge». Zum Beweise, daß die Pfleglinge mit den Anstaltseinrichtunaen sehr zu- ! von Verwandten darin gespendeten ^ gtc vcm Gericht ebenfalls zwei Schrift- stücke, die aber nicht beweiskräftig sind, da sie nicht zu entziffern sind. Beschwerden sind diesem Zeugen ebensowenig gemeldet worden, wie dem nächstfolgende», deni Krankenpfleger Franke. Herr^Medizinalrat Dr. Reinhardt, früherer Bczirksarzt, bekundet, als Sachverständiger und Zeuge vereidet, bei seinen Inspektionen die Ordnung und Reinlichkeit in der Anstalt ganz vorzüglich ge sunden zu haben: er habe niemals Ursache gehabt, in irgend einem Punkte Klage zu führen. 'Die Speisen hat er nicht nur angesehen, sondern auch selbst gekostet und immer gut befunden, wie sie sich die Leute in ihrem Privathaushalte nicht schassen konnte». Per sonen seien zur Unterstützung hilfloser Kranker genug im Hause gewesen, auch habe er bei seinen Besuchen der Kranken auf ihren Zimmern beobachtet, daß die Leichtkranken ihren Zimmergenossen gern behilflich waren. Zur Herbeirufung des Psicgpersonals be findet sich an jedem Krankenbett eine elektrische Klingel, deren Leitung in der im Dicnstzimmer des Oberinspektors befindlichen Zentrale endet. Das Verpflegpersonal sei vollkommen ausreichend nicht zu schätzen weiß, versteht man gleichwohl, wie notwendig es ist, die Sozialdemokratie, die ihr Haupt jetzt so hoch erhebt wie noch nie zuvor, in die Schranken zurückzuweisen. Dieser Kampf liegt im allgemeinen nationalen Interesse, er geht den parteipolitischen Auseinandersetzungen, die sich doch immer auf dem Boden der be stehenden Ordnung bewegen, vor. Es ist cm Kamps, bei dem sich die Geister scheiden. Wir halten es daher nicht für wohlgetan, je länger desto mehr das Bestreben in verschiedenen Parteien " die ent- gute heroortritt, die Fronten zu verschieben und den Kampf gegen Sozialdemokratie nur sozusagen nebenbei zu führen. Dadurch steht der beklagte Wirrwarr und die dem lachenden Dritten zu gut, kommende Partcizersplitterung. Hierdurch aber werden die wähl unlustig« Wähler nicht angezogcn, sondern zurückgcstoken. Möchte >, ehe es M spät ist, die Klarheit dieser Kampsparoie Herstellen. man, ehe Bei den Stichwahlen dürfte dazu nicht mehr Zeit sein lieber die Aufhebung der Rückfahrkarten in ! cs zu svä Stichwahl« !r die Aushebung der Rücks Preußen bringt ein Berliner Lokalblatt folgende Meldung: Von den Tarisreformen. tue der Eisenbahnmiiuster Budde durch- zusühren gedenkt, steht die Beseitigung der Rückfahrkarte in erster Linie. Es ist zwar noch nicht abzusehcn, wann diese Reform wird zur Durchführung gelange» können, aber wir können Mitteilen, daß vorbereitende Erhebungen bereits im Gange sind. Die Rückfahrkarte soll durch einfache Billette ersetzt wer den, und zwar hofft der Minister, es finanziell ermöglichen zu könne», das! die einfache Karte zum Reiseziel und die einfache Karte zurück zum Abfahrtsort zusammen weniger kosten als zur Zeit die Rückfahrkarte. Um die rechnerische Seite der Neuerung stflzustellcn, iverden in diesen Tagen sämtliche Rückfahrkarten, welche aus Schnellzüge lauten, mit einem K-Stempel versehen und an die Eisenbahndirektion Posen gejammclt cingeschickt. Diese Direktion hat die Rückfahrkarte» für Schnellzüge zu zählen. Gleichzeitig melden sämtliche Fahrkartcn-Ausgabeu dorthin, wie viel Rückfahrkarten innerhalb eines bestimmten Zeitraumes über haupt verkauft wurden, also einschließlich derjenigen für Personen- züge. Aus dieser Grundlage soll der sinanzielle Effekt der in Aussicht geliommcnen Neuerung geprüft Iverden. Die »cn ein- zuftihrenden einfachen Karten sollen für Schnellzüge und Pcrfonen- züae gelten lohne Preisausichlag für Schnellzüges. Tie Folge dieser Reform wäre znnächft, das, jedermann würde Schnellzug fahren wollen, so das, also ein Nachteil nur für denjenigeii Test des reisenden Publikums entstände, der Pcrsonenzüge benützen muh, weil Schnellzüge an dem in Frage kommenden Bestimmungs gewesen. Die Heranziehung der leichteren Kranken zu Hand reichungen geschieht in der Anstalt nur in der auch in anderen Beschwerden sind dem Arzte von Ai ' Krankenhäusern üblichen Weift. Kranken nicht gemeldet worden; die Anstalt werde auhcrordcntlich aut verwaltet und sei als eine innstcrhafle zu bezeichnen. Nach dem in der Verhandlung erörterten Tcigesspcisezettcl ist an die Kranken Milch. Bouillon und täglich Fleisch zu den Mittags- mahfteiten verabreicht worden, und zwar je nach den Anordnungen des Arztes. Der darauf als Zeuge vernommene 47 Jahre alte Ziegelarbeiter August Wilhelm Klemm-Halsbrücke war in der »krankcnabteilnng des Hilbersdorfer Vcrpflegheims vom 9. Novem ber .bis 10. Dezember v. I. infolge eines Beinbruchs untcrgebracht. Er ist der intellektuelle Urheber des beanstandeten Artikels, der von einem Dritten aus die Mitteilungen Klenims hin geschrieben wurde. Aus ihm spricht eine allgemeine Abneigung gegen die Hilbersdorfer Anstalt, ohne daß er seine Unzufriedenheit näher begründet. Als er während seines Aufenthalts von dem Krankenpfleger über ctivaige Unzuträglichkeiten befragt wurde, nannte er keinen Bcschwcrde- scill, sondern meinte nur, „daß er später reden würde". Ter Zeuge bleibt mit Rücksicht darauf, dak er als Zuträger der unter Anklage gestellten Beleidigungen der Mitschuld verdächtig ist. unvcreidet. 'Durch die Vernehmung von Insassen tritt e>ne Beschwerde über mangelhafte Verpflegung und Beköstigung nicht zu tage, die hier in Frage kommenden Zeugen bestätigen ausdrücklich ihre Zufrieden heit. Der Antrag des Angeklagten, Herrn Hofrat Tr. Osterloh als Sachverständigen zu der Frage, ob die Anstalt den Anforde rungen eines Krankenhauses entspreche und richtig geleitet werde, zuzuziehen, wird vom Gericht abgelchnt. Während der die An- klagebehörde vertretende Amtsanwalt unter Hervorhebung der Be> . , ^ iss« . icidigung auf 500 Mk. Geldstrafe oder 50 Tage Gefängnis. Dem Beleidigten, Herrn Oberst z. D. Freiherrn v. Wangenhcim, wird die Befugnis zuacsprochen, die Verurteilung des Angeklagten auf dessen Kosten öffentlich bekannt zu machen, und zwar durch je einmaligen Abdruck im Amtsblatt für die Amtshauptmannschaft Freiberg und im „Bolksfreund". Was die Strafhöhe anlangt, so muhte das Gericht verschärfend in Betracht ziehen, dah der Ange klagte dreiniol tvegen Prehbeftidigung vorbestraft ist, das letzte Mal mit 1200 Mk. Geldstrafe, die er sich nicht zur Warnung dienen lieh; ferner, dah der Artikel zur Kenntnis weiter Kreise ge langt ist und das Vertrauen zu der wohltätigen "Anstalt cr- zchnttcrt hat. Deutsche Ztääteausstellung ru Diesüen Eröffnung am 20. Mai Taklesgeschichle. Deutsches Reich. Ter Kaiser hat sich aus Anlah des Unfalles, von dem der Leiter des Militär-Rcitinstituts in Hannover General v. Mitzlafs betroffen wurde, über den Umfang »ud die Folgen des bedauerlichen Vorkommnisses wiederholt eingehend Bericht erstatten lassen. Das Befinden des Schwerverletzten ist neueren Nach richten zufolge ein befriedigendes. lieber die richtige Wahlparole schreibt die „Schles. Ztg.": Je näher der Wahltcrmin rückt, desto lebhafter drängt sich die Frage ans: Wird tüchtig.gearbeitet? Zeigt sich bereits einiger Erfolg? Ist Aussicht vorhanden, die Millionen »an Indolenten am 16. Juni an die Wahlurne zu bringen? Smon bei früheren Wahle» hat sich neben der Zersplitterung der bürgerlichen Parteien die Vielheit der Kandidaturen als ein schwerer Schaden erwiesen. Diesmal scheint aber eine noch gröhere Zahl von Kandidaten auf gestellt worden zu sein als vor fünf Jahren. Besonders von der nationalliberalen Partei und vom Zentrum ist das System der Zählkandidaturen viel weiter ansgebildet worden, als im natio nalen Interesse erwünscht sein kann. Der in Blättern fast aller Partcirichtunaen beklagte Wirrwarr in der jetzigen Wnhlbcwcgung ist in vielen Fällen durch unnötige Aufstellung vollkommen aus sichtsloser Kandidaturen hcrvorgeruscn worden. Die Parteien, die ihrer ganzen Weltanschauung nach Seile an Seile gehören, um der Sozialdemokratie in geschlossener Phalanx entgcgcntretcn zu können, werden dadurch in einer ganzen Reihe von Wahlkreisen ge nötigt, sich gegenseitig zu bekämpfen. Zur Rechtfertigung der Viel kandidaturen wird behauptet, dadurch werde es leichter möglich, viele Wähler auf die Beine zu bringen, da jede Partei cs sich dann zur Aufgabe mache, möglichst viele Stimmen zu erlangen. Wir können uns zu dieser Anschauung nicht bekennen. 'Durch Partei programme wird man ain allerwenigsten auf denjenigen Teil der Wählerschaft, auf den cs bei der Entscheidung diesmal ankommen wird, nämlich aus die Indifferenten, eiiiznwirkcn vermögen. Gerade diese große Zahl von Wahlberechtigten, die ihr Wahlrecht nicht auszuüben pflegen, kehrt sich am allerwenigsten an Partei- . uf im .... geblieben, .Um die Indifferenten zu sammeln und ihnen nahc- sich absolut unsichtbar gemacht bat, müssen die ^... »eien für eine solche Wahlparole sorgen. Im Grunde genommen, haben sie auch schon dafür gesorgt: es handelt sich also darum, sie cm« dem parteipolitischen Beiwerk hcrauszuarbeiten. Unzwrifel- te« Echo erweck«. Da, wo man die parteipolitischen Finessen >h >ebnis der finanztcchnischen Erhebungen wird es abhängeu, ob die Idee des Munsters durchführbar ist. Sollte sie eine Ver- Minderung der Einnahmen zur notwendigen Folge haben, dann wird sie wieder fallen gelassen werden, trotz der sehr erwünschten Vereinfachung des Fahrkartensystems, die mit ihr zu erzielen wäre. In einem Artikel über die sreie A rztIvahl bei de» Krankenkasse» weist die „Schles. Ztg." dnrauf hin. wie diese sich i» Breslau bewälnt habe. Sic schreibt. In Breslau war es bis vor kurven, ganz still davon: ein vor etwa 10 Jahre» unter nommener Veilüch. sie hier einzusühren. war infolge der Uneinig keit zwischen Kassenärzten und Nichtkassciiärzten gleich im ersten Anlaufe lo gründlich gescheitert, dah alle Beteiligten die Lust ver loren, sich weiter mit dieser schwierigen und undankbaren Materie zu befassen. Als aber infolge der wachiende» ärztlichen Beschwer den der Verband der Aerzte Deutschlands zur Wabrung ihrer wirt schaftlichen Interessen sich gebildet hatte und die Sektion Schlesien dieses Vereins raich zahl,eiche Mitglieder gewann, da wagten sich auch in Bieslau die alten Wünsche wieder hervor, und eine der ersten Leistungen der jungen Sektion bestand in der Wiederauf nahme dieser Bestrebungen. Durch den stüheren Mißerfolg belehrt, beschloß nm». von einem Eingriff in die bestehenden Verträge zunächst völlig abznichen und nur alle Aerzte zu verpflichten, sich um srci werdende Kassen nicht zu bewerben, sondern bet ihnen aus Einführung der freien Arztwahl hinzuwirken. Bald bot sich eine Gclcgcnhctt durch die Kündigung, welche die hiesige Maurerkasse ohne nähere Angabe von Gründen gegen ihre beiden Aerzte auS- fprach. "Rasch war die Einigkeit der Breslauer Aerzte hergcstcllt, keiner von ihnen nahm eine Stelle bei dieser Kasse an: auch die Bemühungen des Kassenvorstandes, von außerhalb Aerzte hecbei- zuziehen, winden vereitelt und derselbe daduich in die Zwangslage versetzt, ans die billigen Bedingungen der Acrzlelchast einzngehen. Seit mehr als einem halben Jahre ist die freie Arztwahl bei dieser Kasse ln Kraft ohne mateiielle Schädigung der Kasse und zur Freude der Mitglieder, die sich größtenteils von den beiden frühe ren Kassenärzte» weiter behandeln taffen lind dadurch beweisen, dah sic ihnen ihr Vertrauen nicht entzogen hatte». Kurze Zeit darauf bol sich eine neue Gelegenheit zur Ausbreitung der freien Arztwahl, indem sich eine Anzahl Kaffen von dem Ortskrankcn- kassenverbaiide abzweigte und einen netten Verband gründete. Die gleichen Kämpfe führten zu dem gleichen Resultat und am k. Januar dieses Jahres wurde auch hier die freie Arztwahl ein- geführt, bei diesen finanziell schlechter gestellten Kaffen allerdings uiilcr Limitierung des von den Kassen zu zahlenden jährliche» Arzthviiorcirs aus 9 Mk. für das Mitglied. Betragen die Arzt- kosten mehr, so wird das Honorar für die Einzelleistnngen den Aerzte» entsprechend gekürzt Eine Anzahl kleinerer Betrievskaffen folgte nach, so daß die Anzahl der frei behandelten Kassenmitglicder 10000 bereits überschritten hat. Bei der kurzen Dauer dieses Ver hältnisses läßt sich ein einigermaßen abschließendes Urteil natürlich noch nicht Men. Tie Arztlvste» sind selbstverständlich höher, weil vorher das völlig unzureichende Honorar von 1 Mk. 40 Pfg. kür Kops und Jahr gezahlt wurde, aber andererseits traten auch Er sparungen ein. Sv hat die Tchtosserknsse nngeiähr die Differenz ini Acrztchviivrar an den Hoipilalleistungcii eripart, weil bei Honorierung der Einzelleistung die Aerzte natürlich ein größeres Interesse daran hatten, die Kraulen in ihren Wohnungen weiter zu behandeln, als bei Bezahlung eines Pauschales. Bei Kaltowitz lOberschlcsienj hak die Grundsteinlegung zu einem Bismarckturin eine bedeutsame Kundgebung für das Dcntschtnm hcrbeigesührt. Aus allen Teilen des südöstlichen, Be zirks des oberschlesischen JndustriebczirkS waren viele Tausende deutscher Männer und Frauen hcrbeigceilt, um sich dem an- drängendcn Polentnm gegenüber als Deutsche zu fühlen und sich gemeinsam zu ihre.» Deutschtum zu bekennen. Aus allen Reden und Gesängen war die Kraft der Begeisterung zu spüren und der heilige Ernst, dem gemeinsamen Femdc mit gesammelter Kraft entgcgenzulrctc». Nur eine Art Generalprobe sollte die Feier ein zür die gröhere Hcrschau des schlcsilchcn^Dcutschtums bei -er Einweihung des Bismärclturmes am 2. September. Aber chon dieser erste Wurf ist so herrlich geglückt, wie niemand sich hätte vorher träumen lassen. Nach der „Wilhelmshavener Ztg." hat der Ehcf der Marinc- station der Nordsee eine sehr dankenswerte Verfügung gegen die Schwerfälligkeiten des deutschen Kanzleistils erlassen, in der von neuem ans die Notwendigkeit einer klaren und knappen Aus- druckswcisc in allen Dienstschreiben hinaewieien ivird. U. a. ist darin gesagt, dah jeder Entwurf daraufhin geprüft werden muh, ob sich'das Gesagte nicht in kürzeren und weniger Sätzen wieder- geben läßt. "Namentlich die hänsige Bildung von Relativsätzen lvirkt oft so störend, dah der Sinn des Satzes erst nach mehrsachcm Durchlescn verstanden wird. Es kommen noch viele Wendungen vor, die, ohne den Sinn zu stören, wegsallen können, z. B. „seitens", „derselbe", „der genannte", „zur Zeit", „diesseits", dortseits" »sw. Auch der Gebrauch der Fremdwörter müsse, so weit nur irgend durchführbar, eingeschränkt werden. ' ls der Versuche von ultra montaner Seite, die evangelische Bewegung gegen das Ucverhandnchmcn des ultramontanen Einflusses zu verspotten, schreibt der „Rcichsbotc" mit ernster Festigkeit: „Vor allem möchten wir recht ernstlich davor warnen, über die Betrübnis ernster evangelischer Kreise, über die vor aller Augen siegende Tatsache einer auffälligen rom- und entreimsstcunblichen Schwenkung der Politik, wie sie in einer sieihc von Tatsachen hcrvorgetrcten ist, zu spotten: denn diese Be trübnis entspringt keineswegs Furcht oder Feigheit und klein gläubiger Besorgnis für die evangelische Kirche, sondern der auf richtigen und ehrlichen Ueberzcngnna, das; eine Stärkung des Ultramontanismus und seines Einflusses in Deutschland nur un heilvoll für den inneren Fried« wie für die Entwicklung Prcnhens und des Deutschen Reiches wirken kann. Mas die Tätigkeit der nontgnismus beherrschten Staaten. Dah es bei uns noch nickt o geworden ist, wie in Spanien, Portugal, Frankreich, Italien, Oesterreich, das verdanken wir dem Einfluß der Reformation und der evangelischen Kirche. Den Ultramontanismus stärk«, indem man die Hierarchie mit dem äußeren Glanze der höchsten Ehrerbietung umgibt, beißt die Autorität der evangelisch« Kirche in den Augen des Volkes schwächen, und darüber sind lmr betrubi, wcil wir unsere Kirche, unser Volk und unseren Staat ehrlich lieb haben, die öffentlichen Dinge und die Politik uns kein Spiel, sondern eine sehr ernste Sache sind. Man verschone uns »m Ausdrücken, wie Jcremiadc» und Zionswüchterei. W» Protestanten haben wahrlich der "Welt gezeigt, dah es uns an Mut und kraftvoller UeberzenaunaStrcuc für das Vaterland nicht fehlt Es ist auch nicht Eifersucht Rom gegenüber, wenn wir den grohen Unterschied sehen, mit dem der Kaiser dem Papste und den Bischöfen im Vergleich mit den coangcUichen Ge»crall»Perint«. denten bmegnet: über wir fürchten für das deutsche Kaisertum und für Teulschtand, wenn der Kaiser durch den Glanz, mit dem er vor dem Papste vorfährt und dadurch dem Ansehen und der kirchlichen Machtstellung dcS Papstes einen Nimbus oder Glorien schein verleiht, wie cs kaum je geschehen ist, weil noch zu aller Zeit das Papsttum hemüht war, jedes Zugeständnis, welches die Fürsten seiner kirchlichen Machtstellung machten, für seine Hcrr- chailsintcress« auszunutzcn. Und man kann eS uns nicht ver denke», dah wir uns dabei daran erinnern, dah dos derselbe Papst ist, der nicht bloß in Rom vom dortigen Staate die Aus rottung der evangelischen Kirchen und Schuten verlangt, sondern auch in allgemeinen Rundschreiben die Reformation und die evangelische Kirche als die Quelle der Revolution und als Gisl der Völker beschimpft hat. Sind es etwa müssige Grillen, wenn wir das im Auge behalten uud dann daran denken, dah den Jesuiten völlig freie Bewegung in Deutschland gestattet werden soll? Wenn wir nicht so durch und durch staats- und königstren wäre», dann würden nur nicht klag« und bitten, sondern eine ebenso drohende Sprache führen, wie sie der Ultramontanismus uud die Demokratie heute führen, wenn sie mit der Politik unzufrieden sind: aber um jo mehr bitten wir unsere offiziösen Kreise, unsere Worte ernst zu nehmen. Tenn das bleibt dock waur: Deutsch land — auch das katholische — lebt von der Reformation und der evangelische» Kirche." — Gleichzeitig hat sich auch der national- liberale Führer Tr. Sattler scharf gegen die ultramontaue Vorherrschaft ausgesprochen. Ter genannte Parlamentarier führte in einer Rede in Duisburg u. a. aus: „Es ist kein Vergnügen, zu arbeiten unter dem Eindruck der Wahrheit des Satzes: .Zentrum ist Trumps! Dieses übermütige Wort ist in der Tat zur Wahr heit geworden. Wir Liberal« habe» unter dieser Herrschaft ge- litt«, und ein großer Teil der deutsch« Bevölkerung ist durch die Tatsache, dah dieses Zentrnm, eine kirchenpolitische Partei, das Heft in der Hand hat, von einem Gefühle des Unmuts, ja, des Zorns erfüllt. Brauche ich noch Beweise anzuführm, dah das Zentrum den hervorragendsten Einsluh un Reichstage ausübt? Gerade wir Liberal« haben die Absicht, den berechtigten Wünsche» unserer katholischen Mitbürger entgegenzukommen: das ergibt sich schon aus der Tatsache, Laß wir eine Anzabl sehr guter Katho liken in unseren Reihen haben. Wenn wir sehen, wie die An sprüche des Zentrums immer mehr in Erfüllung gehen, so ergibt sich daraus, dah das Wort: „Zentrum ist Trumps!", oder wie neulich Graf Ballestrcm sagte: „Das Zentrnm ist die Achse, nm die sich alles,dreht", in den letzt« Jahren zur Wahrheit geworden ist. Die Unsachlichkeit der Behandlung der Vorlagen im Reichs tage, die Frage, ob für die Wünsche des Zentrums etwas keraus- Zuschlägen ist oder nicht, das ist der Krebsschaden, den uns diese Machtstellung des Zentrums gebracht bat. Tie Fragen werden nicht mehr sachlich behandelt, sondern bei jeder Frage wird ein Handelsgeschäft eröffnet, ein Kuhhandel, wie man sagt." In einer Berliner Versammlung hat der sozialdemokra tische Reichslcigsabgeordiicte Ledebour folgendes ausgeführt: „Die Sozialdemokratie hat mit den Mittelslandsparteien absolut nichts gemein und wird sich niemals dazu bergcben, die Interessen des M t t t el sta n d cs. d l>. der Handwerker. Ladenbesitzer, kleinen Industriellen ulw. zu vertreten, da auch diese nur zu der Klasse der Ausbeuter gehören. Tie Sozialdcmokcatie ist nicht dazu da, die in ihrer Existenz bedrohten kleinen Gewerbetreibenden zu schützen oder zu stützen, sondern es liegt nur in der Absicht der Sozialdemokratie, daß diese Elemente, die dem Existenzkämpfe nicht gewachten sind, ihre Selbständigkeit aufgcben: auf irgend welche Hilfe gegen die Pressionen des Großkapitals, der Groß industrie, der Ärohbasare, der Konsumvereine usw. hat der Mittel stand seitens der Sozialdemokratie nicht zu hoffen, sondern cs wird gerade das Bestreben der Sozialdemokratie sein, solche Basare. Großindustrien usw. im Kampfe gegen den Mittelstand zu unter stützen." Oesterreich. Johann Graf Ledebur-Wich ein,,Präsident der Böhmischen Unionbank, der einst der Landwirtschastsministcr Badcnis war, starb im 61. Lebensjahre in Prag. Ungarn. Nach Meldung« ans Fiume Hab« kroatische Baue« bei Buecari die Semaphoren und Avisotafeln der Eisen bahn zerstört, die Telcgraphcndrcihte abgcschnittm und durch Stein- barrikaden den Verkehr der Züge verhindert. — Aus Fiume sind Truppen nach Buecari beordert worden. Frankreich. Nach einer „Patrie"°Meldung wäre der Zug, der Lonbet von Montölimar nach Paris brachte, ohne die Auf merksamkeit des Streckenchess, welcher bei Montereau^ einen Holz klotz und einen schweren Stein rechtzeitig von den Schienen ent fernte, entgleist. Die Untersuchung ist einacleitct. Das Bureau des Panier Gemeinberats. sowie die Bürger meister von Toulon, Ebcrbourg. Reims und Versailles werden sich demnächst nach Petersburg begebe», wohin sie zur 200-Jahr- seier der Gründung der Stadt eingetaden sind. Die Deputiert« der Stadt Paris nahm« in ciner^Zusammen- knnst gegenüber dem Steigen der Brotpreise Stellung une beschlossen eine Abordnung zu dem Ackerbauministcr Mougeot zu entsenden, um ihn zu fragen, ob d>e Lage nicht ein zeitweijes gänz- liches oder tcilwcises Aufheben des aus ausländischem Getreide liegenden Eingangszolles erfordere. Ein Telegramm aus Äcni Unis (Algiers meldet: Eine 30 Mann starke Bande aus Figsg hat in der Nähe von Tnveyricr 47 Kamele geraubt, welche zu einem nach Süden ansgebrochenen militärischen Transport gehörten. In Bcni Unis geht das Gerücht, dah bei Bcschir, südlich von Taghit, eine zahlreiche Bande zu- iammcngczog« sei, welche dem nächsten Mililärtransport den Weg verlegen wolle. Der neue Gencralgouverncnr Jonnart ist in Algie r cingctrosscn. Beim Empfange der Bebörden erklärte er, er werde sich von den Worten Lonbcts leiten lassen, die dieser während seiner Reise durch Algerien getan: Friede in der Arbeit und Arbeit im Frieden. Gegenüber den Eingeborenen werde er die von Lonbet empfohlene Gerechtigkeit und Güte walten lassen. Portugal. Die Königin Donna Aineli a die sich augenblicklich in Paris bcsinvet, hat sich geweigert, den il,r an gekündigten Bestich des Präsidenten Lonbet zu empfangen. Sic ist die Schwester des Herzogs van Orleans »nd gilt als die stärkste Stütze der klerikalen Partei Portugals: darin sucht man den Grund ihres Verhaltens. Die Weigerung ist natürlich in möglichst böslicher Form geschehen, sie erregt aber dennoch den Unwillen der Liberalen Portugals. Besonders ausfällig ist es, daß das halb ainllicbe Platt „Novidadcs" erklärt, daß die Königin nicht mehr eine Prinzessin von Orleans, sondern die Königin von Portugal fft und daß. wenn sic den Präsidenten nicht empfangen wollte, sic lieber hätte zu Hause bleibe» solle». England. Bei der E rsatzwahl für den verstorbenen Land- wirtjchastsininister Hanbury im Wahlkreise Preston wurde der Konservative Kcrr mit 8630 Stimmen gewählt. Ter Arbeiter kandidat Hodge erhielt 6490 Stimmen. Im Unterhaus besprach bei der Beratung des Marine- bndgets Edmund Robertson flib.i das Anwachsen des Budgets für den Ban neuer Schisse. Er wies daraus hin, dah die Admira lität zu diesem Zwecke so viel zu verausgaben, gedenke, als Frank reich, Rußland »nd Deutschland zusammen. Tille ilib.I führte aus, das Prinzip der gleichen maritimen Stärke^ wie zivei andere Mächte zusammen werde mir bezüglich der Schlachtschiffe ->nge wendet, nicht aber bezüglich der Kreuzer, welche England besonders notwendig brauche. Er sei gegen jeden Versuch, eine bindende "Ab machung mit anderen Mächten mittels eines Vertrages zur Herab setzung der Rüstungen z» treffen. Eine solche Abmachung dürste eher einen Krieg verursachen, als einen Krieg verhindern. Aber angesichts des friedlichen, freundschaftlichen Charakters der fran- Mschcn Regierung und im Hinblick aus die Tatsache, dah im ranzösischcn Ministerium des Acusicrn eine so gewichtige Per- önlichkcit wie Telcass« an der Spitze stehe, ein Mann, ver dos Zeitraum Europas in so hohem Grade besitz,, glaube er, dah stimmen sollte, würden diese drei Mächte etwas tun können, um eine Verminderung zu erreichen. Der Parlamcntssekrctär der Admiralität Arnold Förster führte aus. es sei Pflicht der Dresdner Nachrichten. vir. 135. Seile 3. M» Sonnabend. IS. Mai 1VV3
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