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Bautzener Nachrichten : 09.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-191007091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-19100709
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-19100709
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
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Jahr
1910
-
Monat
1910-07
- Tag 1910-07-09
-
Monat
1910-07
-
Jahr
1910
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 09.07.1910
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rokko, wie er es zu tun pflegt, seine Residenz in Fes mit der in Marrakesch vertauschen, so geht dieser Weg künftig durch französisches Okkupationsgebiet. Vom Tafilelt, dem heibersehnten Ziele, dem die Franzosen von Osten her zustreb^n, sind sie in der Schauja nur noch durch das Atlasgebirge getrennt. Auf marokkanischer Seite hat man die weittragende politische Bedeutung des neuen französischen Uebergriffs unschwer erkannt. Mit elegischem Bedauern quittierte der marokkanische Finanzminister El Mokri, der die Anleiheverhandlungen und den neuesten französisch-marokkanischen Vertrag in 14monatiger An wesenheit in Paris mühsam zum Abschluß brachte, öffent lich die Störung des französisch-marokkanischen Einver nehmens, indem er einen französischen Interviewer emp fing. Ihm wie der Regierung in Fes bleibt eben nichts anderes übrig als das Bedauern. Frankreichs Macht in Marokko schließt einen großzügigen Widerstand der Ein geborenen bereits aus. Marokko geht unweigerlich seinem Schicksale entgegen. Man erkennt jetzt deutlich den Hinter gedanken, der die Franzosen bei der Einrichtung einer Fähre über den Umerebia, den südlichen Grenzfluß der Schauja, leitete. Unter dem Vorwande, die Nachbargebiete von Französisch-Marokko — denn von einem solchen kann man bereits sprechen — zu schützen und zu beruhigen, wer den auch in Zukunft immer weitere Teile des Sultanats unter französische Verwaltung kommen. Für uns Deutsche bedeutet dies die Vernichtung unseres zukünftigen Ma rokkogeschäfts. Darüber darf man sich trotz der wirtschaft lichen Linsengerichte, die uns Frankreich in der Gegenwart mit ausgezeichneter Höflichkeit serviert, keiner Täuschung hingeben. Ist Frankreich in seiner äußeren Politik so zweifel los vom Glücke begünstigt, so geht es dafür schweren inneren Kämpfen entgegen. Der Eisenbahnerstreik wirft seine drohenden Schatten voraus. Ein allgemeiner Ausstand der Eisenbahnangestellten würde für das gesamte Wirtschaftsleben ganz unübersehbare Folgen heraufbe schwören, sicherlich noch weit gefährlicher, als seinerzeit der doch schon wirklich schlimme Ausstand der Postunterbeam ten. Zunächst freilich sind die Bahnbesitzer — die französi schen Bahnen befinden sich ja zum größten Teile in Privat händen — noch voller Hoffnung, daß der Streik, wenn er überhaupt ausbricht, nicht zum Generalstreik ausarten werde, weil angeblich nur ein Drittel aller Eisenbahnange stellten den sozialistischen Parteien angehört. Ob aber die Rechnung stimmt? Bei derartigen umwälzenden Bewe gungen sprechen Imponderabilien mit, die oft schon die hoffnungsvollsten Prognosen Lügen gestraft haben. Bei den Schwierigkeiten, in die Frankreich mit seinem neuen Zolltarif geraten ist, wird die öffentliche Meinung nur immer gegen Deutschland scharf gemacht, gerade als wenn wir die einzigen seien, die sich über die Härten der Neuerungen beklagen und Abwehrmaßregeln ergreifen. Sehr interessant war die Rede des Handels ministers Dupuy in Bordeaux. Man ersieht daraus, daß Deutschland nach maßgebendem Urteil in seiner Abwehr noch immer viel milder ist als Belgien, obwohl es von dem französischen Tarif weit schärfer getroffen wurde als jenes. Frankreich fehlt es fast ganz an einer äußeren Vertretung feines Handels durch Reisende. Vor 60 Jahren sind nach einem Berichte des „Bulletin clu commer^e, äe l'iaclustrie et cke l'a^riculture" 50 v. H. aller Geschäftsreisenden in der Welt französisch gewesen, heute sind es kaum 10 v. H. Im Orient, wo die Konkurrenz mit anderen Völkern so scharf und wo die Aussichten für den französischen Absatz an sich so günstig sind, sind 35 v. H. der Geschäftsreisenden Deutsche, 18 v. H. Oesterreicher, 17 v. H. Italiener, 10 v. H. Engländer, 6 v. H. Schweizer, 5. v. H. Belgier, 3 v. H. Holländer, und dann erst kommen die Franzosen mit müh sam 3 v. H. Weshalb entsendet Frankreich 12mal weniger Vertreter als Deutschland? Der s p a n i s ch e K r i e g s m i n i st e r hat vor kurzem seinen Plan der neuen Heeresorganisation mitge- teilt. Die Militärpflicht sott auf 15 Jahre bemessen wer den, davon im stehenden Heere sechs, desgleichen in der aktiven Reserve und drei in der Territorialarmee. Bis her betrug die Dienstpflicht im stehenden Heere nur drei Jahre, die oft aus Ersparnisrücksichten sogar auf zwei Jahre abgekürzt wurden. Und darüber, ob der Loskauf oder die Stellvertretung beibehalten werden sollen, ver lautet noch nichts. Der Ersatz soll nicht in den Bezirken 1894 verbleiben, denen er entnommen ist, sondern aus politischen Gründen auf das ganze Land verteilt werden. Die Mo bilmachung soll durch Einziehung der Mannschaften in Truppenteile, die in ihren betreffenden Bezirken stehen, stattfinden. Die Truppeneinteilung im Frieden sott dahin geändert werden, daß 16 Divisionen formiert werden. Sie sollen 4 Infanterieregimente! zu je 3 Bataillonen, ein Kavallerieregiment zu 4 Eskadronen, ein Feldartillerie regiment zu 3 Abteilungen zu je 3 Batterien, ein Jäger bataillon mit zwei Maschinengewehrkompagnien und die entsprechenden Trains erhalten. Im allgemeinen wird man nicht verkennen, daß der Kriegsminister bei seinen Bestrebungen davon geleitet ist, das Heer nach den Grund sätzen umzuformen, die bei den großen Militärstaaten Europas seit langem maßgebend sind. Der Kulturkampf im Lande der katholischen Ma jestät steht vor der Entscheidung. Da offenbar der päpst liche Stuhl, selbst wenn er sich in puncto religiöse Frage zu gewissen Konzessionen bequemen müßte, einen offenen Bruch mit Spanien unter allen Umständen vermeiden will, so ist der Ausgang der antiklerikalen Bewegung kaum mehr zweifelhaft und ebensowenig, daß Canalejas dann den Handel mit seinem Kopfe bezahlen muß. Zwischen Rußland und Japan ist es zu einem, wie schon oben erwähnt, bedeutsamen Abkommen über die Eisenbahnen in der Mandschurei gekommen, aber nach der „Nowoje Wremja" geht die wirkliche Bedeutung dieses Ab kommens weit über die Grenzen ihres wörtlichen Inhaltes hinaus. Der letzte Passus des Vertrages ist allerdings so allgemein gehalten, daß man ebenso gut an eine allgemeine „Entente" zwischen Rußland, Japan und China, wie an ein spezielles und beschränktes Eisenbahnabkommen glauben könnte. Dazu waren die Mandschureibahnen gerade der Punkt, an dem seinerzeit die amerikanische Politik einzu hacken versuchte, freilich mit sehr negativem Erfolge. Ge rade durch das damalige Vorgehen Amerikas ist die jetzige freundliche Haltung zwischen Japan und Rußland veran laßt worden. Die Bedeutung dieses Vertrages zeigt sich aber noch nach anderer Richtung hin. Rußland und Japan bekommen beide den Rücken frei. Dadurch verliert für beide das Bündnis mit England an Wert. Ob die Optimisten recht haben, die da annehmen, infolgedessen würden auch die Beziehungen Rußlands zu Deutschland bester, das bleibe dahingestellt. Ist Rußland freier, so wird es jetzt seine Hauptstoßkraft entweder gegen Persien, oder gegen die Türkei wenden. In beiden Fällen ist ihm England wenig hinderlich, im Balkan aber um so mehr unser Bundesgenoste Oesterreich. Gerade imBalkan jedoch sieht es zur Zeit recht be denklich aus. Die Kreter werden wieder einmal unver schämt, sodaß die vier Schutzmächte schon mit Truppen landungen haben drohen müssen. Montenegro will Königreich werden, besonders geschickte Jntriguanten be schuldigen Oesterreich der Urheberschaft an dieser Idee und Serbien hat von der Türkei die Erlaubnis zum Bau der Donau-Adria-Bahn erhalten, ohne daß man bislang freilich wußte, wer die Unkosten für dieses höchst unrentable und einzig politische Unternehmen bezahlen sollte. Vielleicht wird Rußland hier zunächst seine Finger dazwischen stecken, hat cs doch schon in Serbien ein Bau unternehmen mit vier Millionen Francs begründet, das einzig den Zweck hat, den serbischen Offizieren aus ihren Geldnöten zu helfen. So offen sind wohl noch nie von einem fremden Staate Bestechungsgelder angeboten wor den, als in diesem Falle. Aber in Rußland kennt man eben die Herren Serben. In Nordamerika steht der Rassenkampf zwischen Weißen und Negern wieder einmal in schönster Blüte infolge des Sieges des Negers Johnson Uber den Weißen Jeffries im Boxerkampf um die Weltmeister schaft. Die Erbitterung der weißen Rasse, die bester vorher sich die unausbleiblichen Folgen einer solchen außerdem widerlich rohen Veranstaltung hätte überlegen sollen, hat unter den Schwarzen zum Teil furchtbar gewütet und das Kampfgetöse hat sogar in England und Südafrika Widerhall gefunden. Ob die Maßnahmen der Regierung zur Beruhigung der Gemüter auf die Dauer Erfolg haben werden, darf man billig bezweifeln. Unter der Asche glimmt das Feuer immer langsam fort, um bei erster Ge legenheit mit elementarer Kraft wieder hervorzubrechcn. Politische Nachrichten. Deutsches Reich. Reichstagsersatzwahl Zschopau-Marienberg. Die von» Landtagsabgeordneten Roch abgelehnte Kandidatur für? die Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Zschopau-Marien- berg soll dem fortschrittlichen Landtagsabgeord- neten Landgerichtsrat B r o d a u f - Chemnitz übertragen werden. Man hofft auf die Zustimmung der Nationale liberalen. Brodaus hat die Kandidatur angenommen. Sozialdemokratischer Terrorismus. Der „Deutsche Arbeiter-Freund" berichtet unter dieser Ueberschrift einen Fall, der einem Radeberger Mitglied des Evan« gelischen Arbeiter-Vereins passiert ist und verdient, bekannt zu werden. Danach hatte ein Glasschleifereibesitzer, der seine neuerbaute Fabrik erst kürzlich in Betrieb genommen* einen sehr tüchtigen und zuverlässigen Schleifermeister ge- wonnen, der aber in den Augen seiner Mitarbeiter den Fehler hatte, nicht der „freien Gewerkschaft" anzugehören. Die Genosten hatten es bald, weil der Mann standhaft blieb, soweit gebracht, daß der Arbeitgeber diesen tüchtigen! Fachmann, einen Familienvater, entlassen mußte, wenn er nicht, was die „freien Gewerkschaftler" ihm be reits angedroht hatten, seinen Betrieb stillstehen lasten wollte. Weiter hatte dieser Arbeitgeber einen anderen Arbeiter, der durch Fahrlässigkeit einen erheblichen Schaden verursachte, mit einer geringen, durchaus gerechtfertigten Ordnungsstrafe belegt. Da dieser Mann nun aber den Vorzug besaß, der „freien Gewerkschaft" anzugehören, mußte der Arbeitsherr, ebenfalls, um einem Ausstande vor zubeugen, dem Arbeiter die Strafe wieder heraus zahlen. Dabei terrorisiert die Sozialdemokratie aber beileibe nicht! * * * Etwas über Demokratie. Unter dieser Ueberschrift äußert sich ein Eewerkschaftsblatt, der „Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer" in sehr be achtlicher Weise über das Wesen der Demokratie. Er weist darauf hin, daß der Grundsatz der Demokratie im gewerk- chaftlichen Leben unbestritten stark zur Geltung komme. Die Arbeiter hätten in ihren wirtschaftlichen Organisati onen Demokratien, wie sie sonst nicht so rein anzutreffen! eien, die Medaille habe jedoch zwei Seiten! nud die Kehrseite trete immer da mehr in die Erscheinung, wo es sich um große organisatorische Gebilde mit weit- verästeten Spezialgruppierungen handele, wo die unter- chiedlichsten Verhältnisse die abweichendsten Anforder ungen im Rahmen eines großen oder gar riesigen Ganzen Berücksichtigung und Erfüllung finden sollen. Das Blatt knüpft dann an die bekannten Vorgänge in Leipzig an, wo sich bekanntlich rund 7000 Bauarbeiter offen gegen die Beschlüste ihrer Verbandstage a u f l e h n t e n, welche ür die Annahme des Dresdner Schiedsspruches und für Ke Wiederaufnahme der Arbeit zu den akzeptierten Be dingungen gestimmt hatten. Dies sei alles andere, nuv nicht demokratisch gehandelt. Diese Handlungs weise sei der reine Hohn auf die Eewerkschaftsdemokratie, ie sei ein noch ärgerer Disziplinbruch, als vor 1 und 3 Jahren die Metallarbeiter in Mannheim, Ludwigshafen und die Nieter in Stettin ihn sich zu schulden kommen ließen. Das Blatt fährt dann in sehr interessanter Weise wörtlich fort: „Die Vorgänge in Leipzig und an anderen Orten zeigen uns nämlich recht augenfällig, daß hier weder die absolute Demo kratie, noch die repräsentative respektiert worden ist. . . Dis repräsentative Demokratie, wie sie bei den Gewerkschaften in den Verbandsleitungen und besonders in den Generalversamm lungen der Organisationen sich darstellt, hat man aber vollends mißachtet. Ergo ist erwiesen, daß das demokratische Prinzip der Maste gar nicht so innewohnt, wie man es in Versamm lungen und in der Presse immer wieder betont findet, vornehm lich den Führern gegenüber, denen ja bei jeder Gelegenheit Ver letzung der Grundsätze der Demokratie vorgeworfen wird." Das Blatt weist zum Schlüsse daraufhin, daß die er wähnten Vorgänge zeigen, wie es nicht gemacht werden olle und wie unentwickelt die Begriffe der Demokratie! rnd speziell der Eewerkschaftsdemokratie doch noch seien. In der alten Organisation der Buchdrucker habe das demo kratische Prinzip die ordentlich beste Beachtung und Pflege gefunden, in dem aber auch jene im gewerkschaftlichen Leben so große Notwendigkeit gegeben sein müsse, ohne die Feuilleton. Das „Deutsche Monte Carlo". Vor 1870 waren Baden-Baden, Wiesbaden und Hamburg bisweilen mehr besucht, als heutigen Tages. Der Rückgang dieser Bäder lag aber nicht in dem deutsch-französischen Kriege, sondern in der Aufhebung der Spielsäle. Man sah in Deutschland eben ein, daß ein Kulturstaat sich nicht zum Spielpüchter hergeben darf, und überließ diese Rolle lieber Monte Carlo. Gewiß ge spielt wird auch jetzt sicherlich noch an jenen Orten, aber mit dem Aufhören der öffentlichen Duldung ist es doch in mancher Be ziehung bester geworden. Badeorte haben vielfach ihren Ruf durch Spielsälc zu er höhen gesucht. In alter Zeit war Heiligendamm in Mecklen burg als ein solches Spielnest bekannt. Man erzählt sich aus dem Beginn des vorigen Jahrhunderts eine niedliche Geschichte von jener Spielhölle. Der damalige Herrscher von Mecklenburg hatte gemeinsam mit einem ehrlich reich gewordenen Töpfermeister aus Rostock sein gesamtes Geld verloren. Er fragte darauf den biederen Meister: „Ja Pötter, wat makt wie nu?" und er erhielt die klassische Antwort: „Ja, Herr Großherzog, Sie schreiben ne neue Steuer ut, un ik mal wedder Pött!" Heutigen Tages wird so leicht kein Töpfermeister wieder in Heiligendamm mit seinem Herrscher an der Spielbank sitzen. Gespielt wird ja auch noch heute in dem alten Bade, aber es gibt Leute, die da meinen, es würde dort nicht genug gespielt. Das Bad Heiligendamm wird seit langer Zeit von den Mecklen burg-Schweriner Eroßherzögen und ihrer Familie bevorzugt. Es herrscht dort ein sehr vornehmer, manchmal aber auch etwas langweiliger Ton. Rein landschaftlich ist Heiligendamm ja auch bei weitem nicht das schönste aller Ostseebäder, es zehrt eben men und seinem alten Glanze. In letzter Zeit, seitdem ein angeblicher Schriftsteller John Marlitt Besitzer des Bades geworden ist, wird aber dafür eine ebenso unschöne wie aufdringliche Reklame gemacht. Soweit es sich dabei ledig lich um die Hervorhebung der angeblichen Schönheiten Heiligen damms handelt, mag das hingehen, wenngleich man von einem Mann der Feder etwas mehr entwickelten Geschmack erwarten dürfte. In einem Reklamewisch aber heißt es besonders zum Schluß: „. . was den eigentlichen neueste» Aufschwung veran lassen wird, das ist das Wiederaufleben der Spielsäle, und nach dem Zuzug des internationalen Publikums, das sich schon jetzt für den Sommer angemeldet hat, zu urteilen, wird Heiligen damm bald allgemein als „Deutsches Monte Carlo" in aller Munde sein". Eine recht geschmackvolle Reklame! Bekanntlich hat in früheren Jahren der deutsche Kronprinz auch Heiligendamm seines Besuches gewürdigt. Jetzt unter den veränderten Ver hältnisten werden diese Besuche wohl mit gutem Grunde unter bleiben. Der Kaiser ist bekanntlich ein energischer Gegner jeg lichen Hazardspieles. Er wird seinen ältesten Sohn nicht an Orte wünschen, wo das internationale Spielertum verkehrt, ja wie jener Reklamcwisch beweist, mit allen Mitteln herangelockt wird. Mit der einst so vornehmen Ruhe von Heiligendamm ist es vorbei, und deshalb war es doch noch bis vor kurzem von der sashionablen Welt bevorzugt. Nun werden die Croupiers sich breit machen und in dem nahe gelegenen Dolerme werden alle die Existenzen sich zeigen, die nun einmal die unangenehmen aber unvermeidlichen Begleiterscheinungen aller öffentlichen Spielhöllen sind. Mit solcher Dreistigkeit, wie in diesem Falle, ist selten für ein schimpfliches Gewerbe Reklame gemacht worden. Es ist aber bezeichnend für unsere Zeit, daß sich noch kein An kläger gefunden hat, der imstande wäre, diesem Unfug zu steuern. Der Spielbetrieb ist im Deutschen Reiche verboten, folglich auch die Reklame dafür. Es ist wahrlich an der Zeit, daß diesem Treiben in Heiligendamm einmal ein Riegel vorgeschoben wird. Kunst und Wissenschaft. Das größte Meteor, das, soweit die Kenntnis des Menschen reicht, jemals aus Himmelshöhen auf die Erde niedergestürzt ist, hat das ansehnliche Gewicht von 330 Millionen Tonnen be- sesten. Wenn sich derartige Ereignisse häufiger wiederholen würden, so könnte der Aufenthalt auf der Erde etwas ungemüt lich werden, während doch im ganzen Verlauf der geschichtlichen Auszeichnungen bisher nur ein einziger Fall bekannt geworden ist, daß ein Mensch von einem Meteor erschlagen wurde. Jenes Riesenmeteor hat, abgesehen von seiner einzig dastehenden Größe, noch einen andern Fehler; es ist nämlich niemals von eines Menschen Auge gesehen worden, und die Angabe seines Gewichts und sogar die seines Vorhandenseins beruht nur aus einer Schätzung. In dem amerikanischen Staat Arizona gibt es eine Stelle, die seit längerer Zeit als „Meteorkrater" bekannt ist und die Aufmerksamkeit der Naturforscher im höchsten Grad auf sich gelenkt hat. In seiner Umgebung finden sich zahlreiche Bruchstücke von Meteoreisen, und es ist daraus der Schluß ge zogen worden, daß die ganze gewaltige Vertiefung durch den Aufprall eines ungeheuren Meteors geschaffen worden sei. So viej und so tief man aber bisher auch gegraben hat, eine Haupt maste hat sich nicht finden lasten. Or. Magie schätzt in einem Vortrag vor der amerikanischen Philosophischen Gesellschaft die Tiefe, in der diese gelegen sei, aus wahrscheinlich 300 Meter unter der Oberfläche. Danach sollte sie immerhin für Bohrungen nicht unerreichbar sein. Die Maste selbst schätzt derselbe Forscher, wie gesagt, auf 330 Millionen Tonnen oder mehr als 6)4 Milli arden Zentner, die Geschwindigkeit, mit der sic aus die Erde niedergestürzt sein müsse, auf 3 bis 5 Kilometer in der Sekunde. Sicher ist das Vorhandensein des Meteors aber noch immer nicht, und dagegen würde sogar die Tatsache sprechen, daß die Magnet nadel in der Umgebung des sogenannten Meteorkraters keine Ablenkungen zeigt. Die Atmosphäre der Sonne. Die Sonne ist von einer so dichten und mächtigen Hülle von Gasen umgeben, daß ihr eigent licher Körper unserer Wahrnehmung vermutlich überhaupt nicht zugänglich ist. Es kann nur als wahrscheinlich bezeichnet werden, .
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