Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 10.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188602101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-10
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.02.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»V. 14 mhmrn. Dann erschin», von lauten Vtnalltmlve» begrllßt. durch eine Korstiffe rechts Louise Michel, sie trat dicht an die Ramvr, be grüßte wie eine Schauspielerin ihrAnditvriuin, dann begann sie ihre Rolle brrzniagen. Sir reicht« pathetisch Basly die Hand und saqte. er bade allein die Wahrheit gesagt: »Hand in Hand wolle» wir gegen die Piodhrrren und die Regierung Vorgehen, welche daS Volk untcrdiücken." Eine volle Stunde sagt die Bürgerin dasjelve. ivaS ihr Vorredner in kürzerer Zeit gepredigt hat, sie lobt sogar daS Kaiserreich in Vergleich mit der jetzigen Republick. dann rus» Ne: „Wir waren «ingeschlalen, aber der Kanonenschuß von Decazeville hat uns aufgeweckt Die Marseillaise braust durch di« Luit, »»>d bereitet sich vor. noch einmal dir Welt zu retten. Elir« sei Teilen, die den nihiuvolle» Kamps begonnen haben, de» Kamps gegen die wahren Mörder, gegen Diejenigen, welche die Gesellschaft mit Jähen treten". Die Verianimliing schloß sehr ruhig. Souvevran richtete in derDeputirtenkaiiinier «ine Interpellation bezüglich der Miinzrirkulation an die Negierung Derselbe wie» daraus hin, daß dir U»Zuträglichkeiten deS Monometallismus immer mehr erkannt würden und dich die Zahl der Anhänger der Doppel- Währung oirhr und mehr zunehinc. Die in dem Handel und der Industrie eingetretene Krisis sei du»ch daS Sinken des Silberwerthes noch verschlimmert worden. Die Produktion von Gold habe abge- nomine», während der Verbrauch desselben ein größerer geworden sei: es würde de-halb an Gold fehlen, wenn man die »nilnnsenden 7 Milliaide» Silber dcinonelisire. DaS Silber ici nicht durch eine nbermäßigeProVriktion enlwerthet worde», sondern iveil eS mehrere Staate» aus ihrcni Münzsystein ansgeschlossen hätten, der Werth des Goldes würde ebenfalls sinken, wenn es von einer gleichen Auö- fchlichung betroffen würde. Sonde»»»» beantragt schließlich eine Tagesordnung, in welcher der Negie>»ng cinpiohlen wird, die Unterhandlungen mit den Mächten wieder auszuuclnne», um zur He,stell»»« eines praktischen und allen verständigen Ansprüchen genügenden Münzsyslems zu gelangen. Der Finauzmiuister Sadi Carnot erwiedcrte: wenn eS iuäglich wäre, eine einheitliche Münz- währung aller Mächte hcrznstelle». io würde man dem Welthandel eineii große» Dienst clweise». ln glaube nicht, dass eine Mü»z- kouserciiz dieses Ziel kticichen tonne. Der R,stilisier eriniierte an die in der Botschaft des Präsidenten Cleviland >i»d an die im preiißischen Abgco»d»e>cul>nme abgegebenen bezüglichen Eiklärungcn. Ter lehige Zeltpiinkt sei keineswegs geeignet, die Verhandlungen wieder anizunehuicil. aus einen Erfolg sei nicht zu hassen. Pass» machte daraus aufmerksam, das; es nicht in der Gcwalt der Negie rung läge, ein normales Verhältnis! zwischen dem Weiche dcs GvldeS und des Silbers herznslellen. De» Ko»seilpräside»tJ>cvci»et sagie zu, daß die Unterhandlungen wieder ausgenommen weiden sollten, wbald der Augenblick dazu günstig sei. Soubebran zog hieraus seine Tagesordnung zurück. Henri Nochesort erklärte in den Couloirs der Kammer, er habe mwiae der Ablehnung des dlmnestieaiitrageS sein Mandat als Ab- gcotvttclcr niedergelegt. Der Senat »ahm nach dreitägigen Debatten über den Gesetz entwurf betreffend die Umgestaltung der Elementarschulen de» Artikel mr, nach wclchcm der Unterricht in den Gemeiiidc Elementar schulen Laren übertragen werden soll und Mitglieder der Kougre- gaüoncn von denselben ausgeschlossen werde», Tie Deputirken- lainnier beriech den Antrag Michelst, s und anderer Intransigenten, welche eine Enquete über die Beranlwortlichkeit in der To»k»ig- angrlcgenhcit verlangen. Der Kviiseilpräsideiit Freycrnet pckämpsle diesen Antrag, da er daraus nbziele, die Mitglieder der früheren Kammer gleichiam unter Aiiklage zu stellen, und da derselbe ferner gesähilichc Präzedenzfälle schäften, sowie die Einigung der rcvnbli- taniichcn Parteien bindern und die Autorität Frankreichs bei ähn lichen Jollen vermindern würde. Ter Antrag winde schließlich mit AS gegen 174 Stimmen abgelchut. Tie Rechte enthielt sich der Abstimmung. England. Der mit dem irischen Vicekvnigposten betraute Earl von Aberdeen ist cm verhätknißmätzig noch junger Pair, der bisher noch kein poliiorl,cs Amt bekleidet hat; inan erwartet vo» ihin nichts, als vänitticoe 'Aussührnng der von Gladstone zu qchciiden Aniveisiingei'. — eie iri'che Presse änßeckt sich über Gladswnc's Wahlmanste'! srh> unliesriedigt und zwar stimmt darin der panicllililchc und ker lobate Tbeil derselben ganz überein. ..Daily Expreß" in Dublin fragt anläßlich der von Mr. Gladstone vorgeichiageiien Erhebuinzcii über die Zustände >» Irland: „Ver langt Mr. Gladstone jetzt »och über Verbrechen in Irland belehrt z» werde»? Ist es nicht Jedermann, die radikale» Minister mit emgeschlosseii, bekannt, daß in Irland Kontrakte nicht mehr erfüllt werde»? Hat Mr. Gladstone niemals von „Bohcolten" gehört? Es ist in der That widerlich, zu jetziger Zeit ein derartiges Gerede Horen zu müssen. Neben dem Earl os Roseber-ry als Minister des Auswärtigen bietet die Ernennung von James Vr»ce zu seinem Uiiterslaatsiekretär eine weitere Garantie für gute Beziehungen Zwnckien Deutschland und England unter Gladsivue'S Ministem»». Herr Bryce ist Proiesfor der Geschichte au der Universität Ozivrd sind ein ansgezeichnetcr Schriftsteller und Verfasser einer „Ge schichte des »»eiligen römisclwn Reiches". Er ist der deutschen Sprache mächtig und vollkommen vertraut mit jedem Zweige der deutsche» Literatur. Auch hat er ei» klares Vcrständniß der denischen innere» »nd äußeren Politik und die wärmste Sympathie sür Deutschland Er kennt Amerika, Asien, A»st>alien nttd Asrita durch eigene Nciscn. Er- ist als kühner Bergsteiger bekannt und war der erste Engländer, der den Armut bestieg. Aus der Jahrt bei Er öffnung der Northern Pari sie machte er mit Herrn von Schmiß und Proseffor von Zitlel (Münchener Geologe) eine Besteigung des l4.l>00 Fuß hohen vulkanischen Kegels Jaeonin am Paget Sound. 2» London fand am Montag Nachmittag ans Trafalgar Sanaie eine Kundgebung beschäftigungsloser Arbeiter stall, welcher gegen 10,000 Personen beiwohnten; dieselbe war bon der sozial demokratischen Vereinigung organisirt worden. Es wurden mehrere Resolutionen angenommen, i» welchen aus die Nothwendigkeit hin gewiesen wird, unverzüglich Schrille zu »um, um dem unter der Acbeitcrbcvölkerung herrschenden Elend abzichelsen. Ferner sollen die Parlamentsdeputirten für London ansgesordert werden, jede andere parlamentarische Arbeit zu verhindern, bis ei» Gefeyeniivurs aiigeiiommcn ist, durch welchen das Arbeitsininisleriui» ermächtigt wird, den Ban von Arbeitcrwohnungc» zu unternehmen. Sodann wild in de» Resolutionen eine Herabsetzung der Arbeitszeit auf 8 Stunden verlangt. Es wurden mehrere heftige und aufreizenoe Reden gegen die besitzende» Klassen und das Kapital gehalten, in denen die Arbeiter ausgefordert wurden, sich zu organischen und eine soziale Rcvoliilion zu machen. Ein Redner Namens Burns ent faltete eine rolhe Jahne und forderte die Arbeiter auf, der sozialen Föderation zu folgen, welche ihnen das Zeichen zum Angriff »nd zur Plünderung der westlichcn Stadttheile von London geben würde, lalls die Regierung nicht ein Heilmittel gegen bas Elend der Ar beiter finden sollte. Gegen 4 Uhr waren die Reden zu Ende, daun begann die Menschenmaffr sich langsam zu zerstreuen. Svätcr kam es noch zn mehrfache» Ruhestörungen. Als die Volksmenge Trasalgar Square verließ, durchzog sie Pall Mall. Saint James. Slrcct Piccadill», Oxford Street und Regent Street, wobei Fensterscheibe» eingewockeii und sonstiger Unfug verübt wurde. Auch in ver schiedenen Läden brache» die Tumultuanten ein, so namentlich in emen Weinladcn, sowie auch in Tameiikousektivnsgeichäne; überall wurde» Verwüstungen anacrichtct und Gegenstände gewattiam svrt- neiiommcn. Ferner wiuden mehrere Fuhrwerke sowie zahlreiche Fußgänger angehaltcn und letztere niehrsach ihrer Wc>thsachrn be raubt. Nachdem die Polizei hinreichende Verstärkungen an sich ge zogen Halle, stellte dieselbe die Ruhe wieder her und nahm zahl reiche Verhaftungen vor. Die von den Ruhestörern angerichteten Verwüstungen sind nach den am Tage später gemachten Ermitte lungen sehr erhebliche. Der aus einigen Tausend Personen be stehende Menschenhaufen, »vrlcher von Trafalgar Square nach der Richtung von Hvde Pack hin zog, zertrümmerte a»> seinem Wege last ui jedem Hause und Laden die Fenster und bediente sich dazu der »rein aus den Läden geraubten Gegenstände wie Flaschen, Kiffen, Schnhwerk rc. Die Läden der Goldnrbeiter nnd Juweliere Hallen von den Ruhestörern am meisten zn leide», einzelne Laden- brsitzer schützte» ihr Eigciittnnn, nidem sie von drin Revolver Ge brauch machten, andere l»abcn aber große Mengen von Werlh- gegcnffändkn, Uhren rc. eingrdüßt. Alle Blätter geben ihrer Ent rüstung Ausdruck nnd sordeni energische Maßnahme» zur Verhütung ähnlicher Ezcesse, sowie die V«>hast»»g uud strenge Bestrafung der Sozialisle»iührcr. welche den Unfug organisirt und geleitet haben. Die Mission, mit welcher Sir Henry Tnimmond Wolfs in Konstaiitinopel und Kairo betraut war. ist vollständig gescheitert. Ter Sultan weigerte sich, zu gestatten, daß türkische Truppen ge meinsam mit den englischen nach dem Sudan geschickt wnrden. Ferner lehnte er ab, daß für dir egyvtffche Armee Rekruten in drin tnrkischen 8,'eiche cmgmwrbrn würden. Und diese beiden Ziele zu erreichen, war der Zweck der Mission Wolfs's. Die egyplische Frage »t*»- wrrd sür England noch aul lang« Zeit hinaus »in« Quelle dm> Verb, irblichkriien uud Verlegenheiten der manuigsnchklen Art bleiben. Es lieg! der englilche» Negierung, mag diese nun eine konlrrvalwe oder liberale sein, sehr wenig daran, die egyvtffche Frage zu eurer baldigen definitive» Regelung zu sichren: denn damit wird für England jeder Vorwand fallen, seine Trupven im Nildelta und am Snezkanal noch ferner zu belassen. ZwrnelloS aber ist cs die Ab sicht Englands, aus dieser wichtigste» Etappe nach Ostindien sür alle Zeilen seine Hand zu Hutten. Dänemark. Der Reichstag in Kopenhagen ist geschlossen worden. Der König wird demnüchsl ein provisorisches Finauzgesctz erlasse». Rußland Der „Odeßky Wicslnik" berichtet über eine schreck liche Kataslrvvbe, welche sich a>»28. v. M. im Vasen vo» Taganrog ereignete. Um 3 Ubr stich, als sich aus dem Eise des eingesrorenen Haiens mehrere Tausend Fischer mit ihren Schlitten und Pferden Veranden, sprang plötzlich infolge des eingetretenen Tbauwetters das Eis. und Fischer raniml den Fuhrwerke» wurden vom User ab- geichnitten. Aus dcm Eise entstand eine fürchterliche Verwirrung. Alle- trachtete, da» User zu erreichen, aber vergebens, denn das Eis tbeilte sich in größere und kleinere Eisschollen, welche ein starker Nordwind samint de» darauf besindlichcn Mensche» gegen die offene See trieb. Man hemerkte auch einzelne Verunglückte, welche sich dadurch zu retten trachtete», daß sie von einer Eisscholle auf die andere sprangen. Leider trieb der Wind die Schollen auseinander und die Unglücklichen mußten ihre Rettungsversuche nufgeden. Den am Ufer Veriammeltkn bot sich ein schreckliches Bild dar. Pia» sah die verzweifelte» Rettungsversuche der Fischer, man horte ihr Jammern und ihre Hilserme, welche i» dem Maße, als die Eis schollen weiter in die offene See binanstcieheii, inimcr schwächer und schwächer wnrden. Wie Biele sich gerettet habe» und wie Viele bei dieser Katastrophe unikame». ist bis letzt noch nicht sestgestellt. Die Details des türkisch-bulgarischen Uchcrcinkommcns haben hier, insbesondere i» den nationale» Kreise», großen Verdruß her- vargerrste» »nd die Indignation gegen den Fürsten Alexander noch mehr verstärkt. Die Kntkow'sche „Moskauer Zeitung" erklärt, es sei beschämend, daß Flickt Alexander sich unter den erniedrigenden Schutz des kranken. >a eines sterbenden Mannes gestellt habe, und all' dies ani das Geheiß Englands, das offenbar bcstiebl ist. Bul garien zn einer Eitadelle gegen Rußland ninzugcstaltcn. Dieselbe Zeitung will erfahre» habe», baß Fürst Alexander zu Kommandanten der beiden ihm von Rußland nrichenklen Donnndampser zwei rnisiiche Emigranten der Revolnlionsvartei, die früheren Marineoffiziere Lvutskv und Sibiriakow ernannt habe. Diese beiden Nihilisten sichren bas Kommando der beiden Schrie, und die „Moskauer Zeit ung" findet, daß dicic Art der Vcrwe. nng russischer Revol»tionäre seitens Bulgariens »och weit über das »innnsache, was die Schweiz und England i» dieser Beziehung jemals Rußland angelhan habe». Der bekannte Slawvphilc Akiakow in Moskau ist gestorben. Türkei. In Kviistantinopel war der Bolschaiter Frankreichs der erste, der im Namen seiner Regierung die prinzipielle Zu stimmung ziini türkisch-bulgarische» Arrangement der Pwrte gegen über ausaedrnckt hat. Tan» folgte» die Botichaster Englands. Ita liens, Oesterreich-Ungarns uud Deutschlands. Rußland hat sich bisher nicht geäußert. Serbien. Es ist Thaff'ache, daß der türküchc Jriedensunter- bändler in Bukarest die Forderung nach einer Kriegsentschädigung zu stellen beabsichtigt. Der serbische Vertreter Mijatovic ist iiittru- irt, solch' eine Forderung kurzweg und ohne sich in eine Diskussion hierüber eiiizulasse». znrückznweücn. Man macht sich überhaupt hier gefaßt daraus, daß oie ttulerliaiidluiiacn in Bukarest zu nichts führen werden und glaubt, daß König Milan es vorziehen werde, sich an die Mächte zu wenden und ihren Schiedsspruch zu erbitten. wrieckieniand. Griechenland scheint nach allen nencren, aus Athen komnienden Nachrichten aut dem Standpunkte zu stehe», die Dinge an sich hcrankoinmeu zu lassen. Da man sich indessen in Athen wohl bewußt ist, nichts »ntcriichmcil zu können, so ist dicie Haltung Griechenlands im Grunde keine gefährliche, uud je länger dicicr Zustand dauert, desto sicherer darf erwartet werden, daß sich die gricchiiche» Chauvinisten emüchtern werden, besonders wenn sie znr Eiken,,lniß gelangt sein werde», daß sie auch von dem eng lischen Kadinetswechsel nichts zu erwarte» baden. Rumänien. In Bukarest fand die dritte Sitzung derscrbisch- bnlgariichen Friedenskonferenz statt. Nachdem Madjid Pascha mit- ariheilt hatte, daß nach einer ihm aus Kviistantinopel zugegangenen Meldung leine Vollniuchten in allernächster Zeit eiistrcssen würde», kamen die Delegieren überein, bis zum Eintreffen derselben in nicht offiziellen Sitzungen einen Ideenaustausch über die schwebenden Fragen herbeizulühren, um dadurch eine nachherige Verständigung zu erleichtern. Fcntlleto». -s- Heute Abend beendet Herr Adolf Klein sein interessantes Gastspiel im Neuslädter Hvilheater mit Brachvogel s ^.Narciß", ciner Rolle, welche seinem Talent besonders angemessen ist. -s- Altstädler Hostheater. Herr Adolf Klein ließ seinem Mephistopheles vorgestern den Shylock in Shakeiveare's Schau spiel „Der Kaufmann von Venedig" folgen, mit welcher geist- nnd charaktervollen Leistung er wiederum, diesmal aber nicht vor einem gulbeiuchte» Hause, viel Elire einlegte. Hätte man sür diese Gast vorstellung den Ingo im „Othello" gewählt, so wäre dies vielleicht in mancher Hinsicht, auch für die Kasse, vorlheilhaster gewesen. Vielen Shakriprare-Verehinn ist sicherlich die erschütternde Tragik des leideui'cbattlichen OtlieÜo weil lieber, als dieses als Komödie bezeichncle Schuuipie!, in welchem die rohe Unduldsamkeit des alten England zn Shateipeme's Zeu ich wieüerspicgelt und das häßliche Eharaklervild eines tigcrhast g'anmnien Orientalen Grane» erregt, wen» es auch vwchvlogisch von spannendem Interesse und schan- spielerisch effektvoll ist. Erft vor wenigen Monaten wurde das Stück nnigesiihrt. Damals errang sich der als Shylvck stets be währte Herr Josse, welcher das Grane» vor dem asiatisch rachsüch tige» Inden durch seine maßvolle nnd doch markante Zeichnring abmildert, großen Bestall. Diesmal trat ein ganz anderer, eben falls durch eingehende Studien herauSgebilbeler Shylock hervor, nicht dazu angethan, die Grellheit der Charakteristik z» milder», aber in der Konsequenz der Zeichnung bedeutend, durch eigenartige Nüance» packend. Maske nnd Kostüm erinnerten an Typen mittel alterlicher Inden. Die brüchigen Augenbraue» überschatteten zn sehr die tückisch lauernden Augen, deren lebhaftes Spiel nicht io verdeckt werden sollte. Ter krächzende Ton der Stimme mußte als Llttvoel» ä«a 10, Kednnrr 188V spielt er nochmals seinen Nivoilnier in.Ter verschwenderische »ler" von Duma». -s Das vorgestrige überaus zahlreich besuchte Konzert zum Bcslen deS Äincentius-Vereiiis im Saale des Hole! c Saxe genoß die Auszeichnung deS Besuches Ihrer Majestäten Ns Königs und der Königin »nd Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Georg mit gesammtcr hoher Familie. Herr Kapellmeister H>>mh Schuch hatte mit vortrefflichem Geichiuack einen Strauß b 'midre frischer Blülheii aus dem Garten der Instrumental- uud Voc Koiiiposilioucn zusamnieiigestellt, an deren Tust und Schönheit f,.c, die Auweiende» iiiiiigsl erfreue» konnte». Alle'Vorträge, zu decen Ausführung Frau Kanuneriäugerin Schuch und die Herren Hm operm'äiiaer Jenien, Konzertmeister Feiaerl, Kamniermusikiiö L. > mann, Kammermusikus Scholz und Pros. Kcautz sich verc >> hatten, verdienten und fanden in reichem Maße dankbare A . keiinung. Herrn Kammervirtuos Scholz — dem uamentl cl K- Cbovin-Svicler hochgeschätzte» Künstler — wurde mich dem VvGe der k-moll Ballade des geuanule» Komponisten ein riesige, K . Heerkranz überreicht, wofür der so Ausgezeichnete seinen Tank dm,.', sofortigen Vortrag eines anderen Cyopiii'ichen Stückes ^ Pminmiim. Ov 5. ausipcach. Wenn Frau Schuch Lieder singt, so »st für Dir jenigen, die sich an diesem Genuß schon erfreuten, soviel feslsledcu . daß da nur nneingeirbiänkleslesLob ausgesprochen weiden kann Wc. so ichvne Töne »nt solcher Leichtigkeit nnd Innerlichkeit hnigclianchi werde», kann der stürmiiche Bestall nicht aiisbicibcn, der denn auch hier nicht fehlte. Fra» Schuch sang noch mit reizender Laune als Zu gäbe ein allerliebnes Frosch Lied. Herrn P. Jenien lernten we!,l viele der Anwesenden zum ersten Male als Konzert und Liede, tanger kennen, aber die »eue Bekannstchast Hai — dem Bestall nac:, z» urtheilen — Allen Freude gemacht: crnch er mußte nach dcm Vorträge der Löive'schen Ballade „Tom der Reimer" »och c», Lira zngeben. Herrn Jensen's Bariton hat eine recht »impatöstche Kl ng sarbe und ohne voluminös zu sein, hat die Stimme doch für all. Kraslslellkii entsprechende Wucht; was ihre Wirkung noch erhohl. ist die schöne runde Bildung der einzelnen Töne. Dazu komm, daß der Sänger den voetnchen Gehall der Lieder hvchgelnldc. wieder giebt und ganz im Vollgesichl der Ausgabe steht. O. K. ->- In der nächsten Zeit komm! im N e s > d en z I l> e a t er ein neues einaktiges Singspiel von A. Maurice, betitelt „Der Schatz erstmalig zur Aufführung. Nach deniielben wird noch eine Nornhü. ei» einaliiges Lustspiel vo» dcm als Peel viclervroliteu und all».. geschätzten Dr. Pötzsch z»m ersten Riale aistgesichrt. 1' Emil Götze ans Köln erreichte mit icinem „Lohcngriir" im Wiener Hviopeintbcater einen iiherraichenden großen Enolg Seine reine, klangvolle Stimme riß das Pahlckuin zn solcher Be geistern»» hin, daß es sogar mitten m der Szene mimttenlang stör misch applandirte. Sein lyrisches Talent wulle freilich ,» „Martha" noch durchschlagender. Bei Lohengrin's Ahichied vo» Elia ließ dm frische kühne Auftreten des Künstlers die Zartheit des Ausdrucks etwas vermissen. ES dürste das au dem getteiaetteu SellMiewuhl- sein, das sich oft zu auffällig zeigt. liegen. Götze paßt sich nech nicht immer dem vollen liinsilerstchen Ernst ieiiier Ausgaöe an. ^ Oskar Blnnienllial'S neuestes Schauspiel „Ta m in et un d Seide" halte ans der Bühne nicht viel Glück und in der Preß noch weniger. Die „Post" schlendert dem geistvollen Bluinenth!' mit derselben Ilngenirtheit mit der er selbst die Sclwpimigeii Andere, aus dem Herd seines Witzes zni» Gaudium seiner Bewundere, ovlerl e den Bornims des Plagiais in's Gesicht. ES heißt da: „Herr Blu men «bnl hat das Mißgeschick, daß ihm bei jedem keiner Stücke die Onelle nachgewiesen tvird, aus welcher er das Moiiv der Handlung, die ganze Handln»» selbst oder einzelne Szenen cnttehitt hat. stlm stärlstcn hat H»crr Blnmenlhal diese Anlehnung an ältere Stoffe ui dem Lustspiele gclciedeu „Sammet und Seide , dieses ist »äiu!!ck> i» einem wesentliche» Kern eine Modernisiinng eines allen srauzö- sisclieil Lnslivicls, welches vor elwa dreißig Jahren im damaligen FriedriclvWilhelinslädlischeii Theater aukgekiihrl worden ist. Das Urbild von „Sammet und Seide" tiägt den Titel: Hausse und Baisse oder ein Ehepaar an der Börse. Nach dem Französischen von E- Mecklenburg. Den Verfasser des sraiizösischen Originals können wir im Angendlicke nicht ermitteln. Herr Tu Oskar Biumeu- thal wird das bei iciuer umfassenden Kenntniß der aeiainiuten älte ren Biihncnlilernlnr besser wissen. Aus einer Vcralcicuung des, Blnmenlhal'ichen Stückes nnd der Mecklenhurgöchen Bearheitmig, . die, nebenbei bemerkt, vo» dem Uenerictzer dcm ausgezeichneten Bonvivant Anton Alcher gewidniet ist. geht hervor, daß nicht nur die gesamt»!« Handlung des Blumeulha, ichcn Lust'viels. soweit sie sich zwöche» den beiden genauulen Ehepaaren abipielt, svubern acich ein beträchtlicher Tbeil des Dialogs ans dem srnniösilchen Original — nur mit gewiffen Modernisirungcn — enllelmt ist. So ist z. B. a»statt der Thalerrechnung konsequent die Mmlceckinung durchgeslihrt worden und stall der „ostpreußiichcu Siiohahuakiieu" konimen „Jassy-Nassauer Aktien" vor. WuS die Plagiate anbei.>ffk, so citireii wir die sechste Szene vo» Mecklenburg, die Vlnnienlhat inst ganz aünekiirt hak. Hier kommt auch der Witz vor, daß ander Böcke „alle Tage von 1 bis 3 Uhr Mittags (bei Blnmenthal von s r- Li - ' > o charakterisliich treffend gelten, wird aber bei zu häufiger Anwendung peinlich. Was an Karrikatur moderner Juden erinnert, wurde in der Diktion »nd im Gedcrdenspicl meist vermieden; das Wesen eines jüdischen Wucherers der alten Zeit war beständig unverkennbar hervorgekelirt. I» der erste» Szene mit Antonio malte der Dar steller zuerst die Scheu vor dem hochangeiehcnen Feinde, der ihn beschimpfte, in den untcrwürsigen Gebenden nnd brachte die sarka stische Ironie alsdann zu bestem Nachdruck. Bei der Uebergabc der Schlüssel an Jessica erschien Shylock z» mißtrauisch zögernd, was doch schwerlich motivirt ist. da er von der diebischen Untreue der leichtfertigen Tochter noch keine Almuim haben kann. Ganz arrs- gczeichiiet führte er den Umschlag der Stimmung in seiner nächste» Szene (3. Aktt »>it Solanio und Salarino durch. Die W»th der Ohnmacht, sich nicht räche» zu tonnen, und der Jammer über den großeii Verlust hatten sprechendsten Ansen»!. Etwas zn beweglich gestitnlicte er dein Tnbal gegenüber. A . zn änßenich ihm nachalmtte, nnnncirte aber bei den wechselnden Meldungen sehr gut. Bei dem Ha»pt»iv»ie»l, in der Gerichlc-izeiie, cittmllete der Künstler wiederum eine Fülle charaktcrislücher Züge, von Vene-, steilich einzelne nicht sofort erklärbar erschienen. Weshalb iowch er die Worie: „Ein Eid! Ein Eid! Ich Hab' 'neu Eid im Himmel" fast furchtsam leise. alS fühlte er sich sündhaft vor Jehova? Natürlicher wäre es, den Eid stark zu betonen. Eine Zeit lang ging der Künstler im -.reise herum. Das mag dem Leben abgclamcht sein nnd giebt auch die leidcnschastlichc Unruhe glaubhaft wieder. Man sollte jedoch denken, Shylock würde sich doch mehr an de» Quäle» seines Opfers weiden und nickt so lange von ihm ablvcnden. Im Uebrigen imponirte daS anßcrordenllich lebensvolle, wohldurchdachte Spiel bis zi»n Ab gang, wie überhaupt die Einheitlichkeit der Darstellung stets zu fesseln vcimoclste, mochte auch Manches nicht allseitig überzeugend wirken. Wohlverdienter Applaus wurde ihm fast nach jedem Auf tritt zn Tbeil. Ans de» Nawiß des Herrn Klein sind wir sehr ge- svannt. Was er bisher dargebolc», läßt davon Vorzügliches er warten. B- Send erlich. -f- ImN es idcn z tb c a ter wird heute Nachm. 4 Uhr die uiiver- wüsllichc Ovcrette „Der Bcttclsl»de»l", unter der Direktion dcö Hcrm Direktor Karl bereits zum 100. Male, znr Ausführung gelangen. Die Vocklcllnng findet bei ermäßigten Preisen statt. Herr Karl Mitlrll tritt nur noch einige Abende ans, obwohl seine Gastvor stellungen immer zahlreichere» Besuch auszuiveiscn batten. Heute gelochten hat, abgcschrieben bis aus den effektvolle» Witz: „Ja frei lich, wenn er ein anständiger Mensch wäre, hätte er nicht einen solchen Bankerott gemacht". — Wie weit diese speziellen Verglei chungen sliinineii, bleibe dahin gestellt. Wenn die „Post" in wei tere» Ausführungen aber sagt, daß Herr Blnmenthal ans dem Zettel häkle bemerken müssen: „Nach einer älleren Idee", so hat sie ;eden- inlls recht und der Angegriffene selbst hat daS ges'ihtt, denn er sagt in einer Erklärung im „B. B C.": „Tic „Post zieh! in ihrer ge strigen Nummer eme Vergleichung zwilchen »iciucm Lustspiel „Sammet uud Seide" und einer Mecklenburgischen Posse „Hausse und Baisse oder ein Ehepaar an der Börse", weiche ich niemals gesehen oder gelesen habe. Nun ist aber diese Posse offenbar die Ueberiebrnig der sraiizösischen Komödie „I-es stieges öoiüs" von A. de Beauplan und daß ich a» dieses Werk mich thcilwcise augc- lchut habe, das wird in der Vorrede zu dem Neudruck meines ! Vilhiieumaiiuskripls, welcher soeben zur Versendung gelaugt, mir voller Loyalität von mir Hervoraehoben". — Wie cilstach und sach- s lieh richtig würde es demnach gewesen sein, wen» er mit dieser ^ „vollen Loyalität" auch die Theaterzettel gleich vom Anfang an ^ bedacht halte: Niemand würde dann an direkten Anlehnungen A» ! stoß genommen haben. Allerdings würde daun aber auch nickst ihm das Lob einer reizenden, geistvolle» oder dergl. Ersindnng gemachi ! worden sei», wenn es — was diesmal eben nicht der Fall zn sc»> > scheint — überhaupt hätte gemacht werden können. Dazu wrrd aus Berlin gemeldet, daß Oskar Blnineitthal tt>r das nstßglnckie Stück vom Direktor des Wallnerllieatcrs eine EinreichungSgcbnhr von 5000 Mark erhalten bat »nd daß Poltini das Aufführungs recht für alle deutschen Biihneu mit 18,000 Mark erworben haben sott. -s Allen seinen Freunden, die ihm besonders während seiner langen Krankheit trc» zur Seite gestanden, hat der verstorbene Kam meriängcr Tichats ch e ck Emzclandenken. therls noch hei Lebzeiten, tlieils testamentarisch überwiese». Das Freie deutsche Höchst»! zn Franksurt a. M., dessen Ehrenniilglicd und Meister der Enstckilaicne war, erhielt das von Hesse in Oel gemalte, große Potträt Tichat- lchcck's, welches die Verwaltung des Hvchslilts in den Räumen des Gvelhehanses pictälvoll aisthewaheeii wird. 'Alle Ehrengeschenke, die ihm anläßlich seines 25. und 40. Künssterinlstlännis von den nianuig- sachslcn Seiten zu Tbeil wurde», trat c, laut geuchllich rceognoS- cirler Schenkungsurkunde unserer Stadt vermocht. Diese Gegen stände weiden dem Körncunuscnm einberleibt De» lttcrorischcn »nd künstlcrischcn Nachlaß Tichalscheck's, soweit sich dcuclbe ans i den Sänger selbst bezieht, erhält laut TcstamentSöeschluß Tircktor j Dr. Peschcl zur Veröffentlichung. 's Anna Schramm gastirte kürzlich, nachdem ihre Gammele in der Schweiz lZürich. St. Gallen rc.) viele Euolgc nnd Ehren ihr eingetragen hatten, im Hoslhcatcr znKarlsrnhe. wo dein „weib lichen Komiker par cxccllenze", der nie alternden hninorreichen Künstlerin vom Publikum n»d von der Kritik Huldigungen doege- bracht wurde». Jl»e „Wilde Toni" (in Nesiniillcr'S Liedeiipiel-, sowie ihre Margarethe in dcm Gcnrebilde „Ein iingcschlisfener Diamant" und ihr„Aennchcn vom Hose" hatten daselbst glänzende» Erlvlg vor aiisverkaistlem Hanie. Auch der Großhcrzog, die Groß- Herzogin nebst der Prinzessin Wilhelm zollten der Künstlerin leb haften Best-M. -s-Das Kgl. Konservatorium veranstaltet von setzt ab Konzerte, deren Erträge znr Unterstützung sür hibshedn.stiae la!e» tirlc Schüler des Instituts bestimmt sind. Das erste dwier Kon zerte findct nächsten Freitag, d. 12. d., Abends 7 Uhr in, Bosten snalc statt. (S Inserat.» s.Hcrr Rechtsanwalt Hentschel in Blascwitz theilt »ns betreffs einer über Herrn Hosopernsänger Searia gchiochten ölottz m t. daß die, nervöse Ansrcnung des Letzteren nicht auf »nßglücktc Handelsipekulatwnc» zurückrnsübrrn lei. öl
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)