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Bautzener Nachrichten : 19.12.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1887328319-191012199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1887328319-19101219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1887328319-19101219
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Bautzener Nachrichten
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-12
- Tag 1910-12-19
-
Monat
1910-12
-
Jahr
1910
- Titel
- Bautzener Nachrichten : 19.12.1910
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3534 Kirche, schule und Mission. vr. ». s«qd«witz s. Der frühere sächsisch« Kultusminister v« Paul o. Seydewitz, ein Bruder des gegenwärtigen säch sischen ginanzministers, ist Sonnabend nachmittag nach längerer Krankheit in Dresden-Blasewitz im 68. Lebensjahre verstorben. Er wurde am 3. Mai 1843 als der Sohn des Rittergutsbesitzers Kurt o. Seydewitz auf Lau- terbach geboren. Seine juristischen Studien absolvierte er in Leipzig und arbeitete auch zunächst als Regie rungsreferendar bei der dortigen Kreisdirektion. Später wurde »r in das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts berufen, dessen Leitung er Anfang Januar 1892 übernahm. Nach 14jährige: Dienstzeit sah er sich infolge eines schweren Schlag anfalls genötigt, sein hohes Amt niederzulegen. Seit 5 Jahren lebte er in Dresden-Blasewitz im Ruhestande, vr. v. Seydewitz verwaltete auch gleichzeitig das Amt eines Ordenskanzlers und das Ressort des Ministeriums des Königlichen Hauses. Beson dere Verdienste hatte er sich um das Zustandekommen des säch sischen Volksschulgesetzes vom Jahre 1873 erworben, für welches er auch einen Kommentar verfasste. Er war dreifacher Ehren doktor, und zwar der philosophischen und der juristischen Fakultät der Universität Leipzig und 0«. ing. b. c. der Dresdner Tech nischen Hochschule. Aufnahmeprüfungen an den sächsischen Seminaren. Die Aufnahmeprüfungen an den sächsischen Seminaren finden am 16., 17. und 18. Januar n. I. statt. Anmeldungen liegen sehr zahl reich vor. Zn der Regel dürste an jedem Seminar nur eine Sexta mit höchstens 28 Schülern gebildet werden. Quarten für Realschulabiturienten sind nicht vorgesehen. Von den Ostern d. I. vom Seminar mit Reifezeugnis Abgegangenen hatten bis Ende Juni gegen 2 5 0 noch keine Verwendung im Schul dienste gefunden. Die Einweihung der neuen deutschen Schule in Madrid. Kürzlich wurde in Madrid die deutsche Schule in Gegenwart des Prinzen Louis Ferdinand von Bayern, Jnfanten von Spanien, und seiner Gemahlin, einer spanischen Infantin, zwei anderen spanischen Prinzessinnen, des deutschen Botschafters und des vom deutschen Auswärtigen Amte abgesandten Dezer nenten Prof. Fr. Schmidt feierlich eingeweiht. Die Schule besteht aus einer Knaben- und einer Mädchenabteilung, die ge trennt unterrichtet werden. Sie ist nicht konfessionell und hat realgymnasialen Charakter mit dem Rechte des Einjährig-Frei willigen Zeugnisses. Es ist ein stattliches, in einem vornehmen Stadtteile Madrids gelegenes Gebäude, das jetzt 280 Schüler, darunter ziemlich viele Kinder spanischer Eltern, beherbergt. Wenn der Reichskommissar in seiner Rede sagen konnte, daß „die Schule den besten und vorbildlichsten deutschen Schulen zur Seite gestellt werden kann, und was Einrichtung und Einteilung an belangt, sämtlichen deutschen europäischen Auslandsschulen über legen ist", so dürfen die Gründer und Erbauer der Schule, sowie die Deutschen der spanischen Hauptstadt mit Stolz auf das Er gebnis ihrer Mühen und Opfer blicken. Aus der Lausitz und aus Sachsen. Hochkirch. Wahl. Der Schulvorstand wählte In seiner l-PIen Sitzung an Stelle des H rrn Pfarrer Kub'h dessen Nachfolger, Herrn Pfarrer Mürbe, zum Vorsitzendem — Elektrisches Licht. Am Fr.itag abend ! rannte hier zum ersten Male in den Häusern das elektrische Licht Die Straßenbeltuchtung steht noch aus, N'nfie aber bald nach folgen. — Der landwirtschaftliche Verein hielt Freitag, den 16, seine Dezewb ersttzung ab. Dieselbe wurde kurch den stellvertretenden Vorsitzen'en, Herrn L.hngutSbesitzer Skove- Kohlwesa, geleitet. Der Vorvar über „Auestelluig der D. L.-G. in Hamburg 1910" fiel w-gm Verhinderung d<s Vor tragenden aus. Auf der Tagesordnung st-nden weiter einige Wahlen. Es schieden aus der Vorsitzende sowie der Kasä rer. Ferner waren neu zu wählen die Abgeo'dneiln für die Aus- schußsitzungen des Kreisvercins. Es wurden alle auSsch id>n- den Herren einstimmig wiedergewählt, und zwar als Vorsitz nder Herr O-konomierat Weißflog, als Kassi rer Herr Lehnams- bcsttzer Zeuner, als AuSschußmitglieder des Kreiener,ins die Herren Zeuner und Gemeindevorstand Zwabr und a's d r n Siellviveter die H rren Rittergutspächter P> termann mV'Guls befitzer Richt r. Sechs Herren erklärten ihren Britrist zum Ver in. Nach Schluß dieser Sitzung folgte eine Li Innig des Bundes der Landwirte. Dieselbe wurde durN: H rrn Gutsbesitzer Redo-Hochkirch eröffnet, welchr ein Hoch a s den König als Schützer der Landwirtschaft ausbrachte, in das die Anwesend m begeistert einstimmten. Darauf sprach ein Redner des Bundes, Herr Jenke aus Dresden, über: „Der Bund der Landwir'e und die politischen Parteien." Redner beteuchlete eingangs die Schulpolitik des Reiche? »Mr Bismarck und Caprivi und erläuterte dann das Wbtlchasi-stuog'nmm 1 de» Bunde» der Landwirte. Der Bund rlchie sein Bestreben aus Lr- hattu-a de» Siaaie» ans christlich-mono chlscher SKundlage. Die neiiv- nale «rbeU muß gstchützi werden gegen di« Konkurrenz de» AuSla, des und gegen da» wteinarionale KrobkapUal. Die Minimalzölle mi sten gesetzlich sesigelegl werden. Der Bund Irtit Weiler ein für die Forderungen de» MiUelstande« und de» Kleingewerbe», sür Gletchberecht gung zwischen Industrie und Landwirtschaft, die Industrie werde jetzt «inseitig bevor zugt, da» sei unrecht, denn der Industrie Produkte bleiben tm Znland, nur gehen in» Aukland Darum Schutz der Londwirstchaft und d m Mittelstände, damit sie kauskräftig bleiben sür die Werte der Industrie, st asten wir die Ziele de» Bunde» zuiammen, so sehen wir, er sordert: Schutz der gesamten nationalen Arbeit, Schutz dem Mittelstände in S adt und Land. Wetter gab der Redner einen Ueb rblick über die Stellung der Politischen Parteien zum B. d L. Darau« ging hervor, daß grünste Parteien danach trachten, die Bauern unzufrieden, „hofsnuugklo»' zu machen, damit sie (die brwußstn Parteiens, zur Henschast gelangen. Auch auf die Frage der Fleischnot oder brsser Flesfchirueiurig kam der Herr Vortragende zu sprechen. Unsere Nachbarländer dürfen benimmt« Mei g,n Vieh enrsühren, aber die Einfuhr erreicht bet weitem nicht die sestgel? re Zahi. Eine weitere Oessnung der Grenzen ist auch wegen der Scuch-n- gesahr abzulehneu. Oesterreich hat versucht, gefrorenes stletich au» Arg-u ltnten etnzusühren, aber dieies srll auch minderwertig gewesen sein. Nech dem Baden die Einfuhr sranzösitchen Bilde» gestaltet lalle, wurden ar, einem Tage in Mannheim 300 Rinder und 300 Schweine aus Fra, k rrich rrwartet, es kamen aber nur 23 Rinder an. Die Fletschnoi ist intenraltonal Ju Amerika ist das Fleiich leurer als bei uns, und rill man dort seinen Gästen Delikatessen Vorsitzen, Io wartet man mit w st täuschen, Schilke» aus. Die hohen Fleiichpreise bei uns haben w en Grund in dim Zwischenhandel und in hohen Gebühren bei inn Schla M- töten. Es würde zu weit sühren, über die weiteren Ausführungen d s Redners In Bemg auf die polstischen Par leien hier aut sührlich zu be lichten. Erwähnt sei nur noch die Mahnung Les Redners an die La> d wiile, dem Bauernbund« sernzubbiben, denn dieser sei eine Filiale des vansabundes, welcher gwßkapi alisiischc Interessen vertrete. Der gewan le Vor!r-g sand lebhaften Bestall. In dem daraus folgenden Meinum s a stawch trat ein Vertreter der Rcformparlei Len Ausführungen d-s Redners in einigen Punkren entgeg-n, sand jedoch in der Versammln, g keinen Anklang, und seine Auslassungen wurden auch vom Redrr r widerl-gl. Taubenheim. LiebeSwerk. In hochherziger Weise l e. reitel die Gemahlin des H rrn Rittergutsbesitzers Haupi- mann a. D. Bl yl auf Rittergut Obertaubenheim armen Fr- milten oder solchen, die durch iär gere, schwere Krankheit n vom Schicksal verfolgt werden, freudige Weihnachten, indnn sie di se Mitmenschen reichlich beschenkt. Sprcmberg. Ergänzuugswahl. Am Sonnabend fand die ErgänzungSwahl des Gemeinderates statt. Bet den Ansässig-n konntiii 275 md bi den Nnansässigen 272 von ihrem Ltimmnchte Gebrauch machen. In der Klasse der Wirlschaftsblsitzer erhi-ltcn folgende Herren Stimmet .' Kaufmann B,rlhold Liedloff 48 St., WtrlschastSb,sitz,r Karl Zäkrig 28 St., Konfektionär Karl Kiebiger 11 St.; in dir «lasse der Hausb-sitzer: Färbereibefitzer Anwld Bensch 19 St., Holzart» iter Wilhelm Albert 37 St., Musiker Trmg. Wcbm 47 St.; in der Klosse dr NnansZssigen: Kabrikztmmermann Heimann Röthig 28 St., Fabrikschmied Kalauch 67 St. Die Herren Liedloff, Weber und Kalauch sind somit gewählt. Lcutersdorf. Armenbescherung. Im Saale des Hotels „Zum d Nischen Kaiser" hier fand So, ntag nachmittag die alljährlich übliche Armenbeschernng des Albert zweigvereins statt, zu der 68 Person,» beider Geimindni geladen waren und bei welch, r Pastor Brödel eine Ansprache hielt. Im Anschluß an die Desch lungssttervchk-it fühlte so dann Kirchschull hr,r Kroschwald hier mit Schül rn der oberen Klasse» unserer Volksschule ein Weihnachtsmärchen „Häns l und Gretel", rach der Hnmperdinckschen Oper von Matzdorf bearbeit t, auf. Die Ausführung hinterli-ß einen recht guten Eindruck. Reichenau. Keuerwe hrehrenzeichen. Für 25jährig° treue und Ulmnierbrochlmc Die, flzeit in der hü stgen Fr,t- willigen Feuerwehr wurde dem Hauptmann H rmann Rolle, dem stellvertretenden Hauptmorm Hermann Schwede und dem Steigerzugsührer Gustav Reinhold Gühler das Ehren zeichen für treue Dienste in der Wehr seierlichü überreicht. — Ein schwerer UnglückSfall ereignete sich Soun- abend mittag im Braunkohlenbergwerke von Seifert und Rolle. Der dort b'schäftigte, hier wohnhafte Bergarbeiter Lange »ürzte beim AuSsahr, n von d,r Leiter etwa 30 Sprossen IVf herab und brach dabei beide Beine. Ostkttz. Gemeinde ratssttzung. In der letzten Stadt- gemetnderatssitzung gab der Vorsitzende auf Anfrage des Stadt verordnet, n Sprenger b'kannt, daß die Ost-iher Stadtverwal tung entgegen den gesetzliche» B sttmmungcn, wonach die Mtnderheitsgemeinde der Mehrheitsgemeinde zu ihren Schul anlagen nach den auf Grundstücken ruhenden Stenereiuheilen einen Beitrag zu leisten hat, der evangelischen Schulgemeinde eine Entschädigung von 300 Mk. schon seit Jahren zukommen läßt. Die Summe der von evangelischen Gumdbefitzern der katholischen Schulkaffe 1910 gezahlten Beiträge brlaufen sich auf 390 Mk. Ebenso werden seit Jah'zehnten die Besitz- wechselabgaben evangelischer Grundstücksbesitzer der evangelischen Schulkaffe überwiesen; beide Tatsachen fördern in unverkennbarer Weise daS frlei liche Nebeneinanderwohneu beider Konfessionen in unserer Stadt. Kameuz. Weihnachtsbäume gestohlen. Zn den Waldungen der ReichSgräflich Stotberg'schen Forstverwaltung zu Brauna find auch in diesem Jahre wieder Dieb stähl» von Weihnachtsbäumen verübt worden. So wurden drei Leute vom Gräfl. Förster Mainitz dabei betroffen, als sie tm Forstort Walberg von ihnen abgeschnittene Fichten aus den Weg schaffen wollt-n. ES entspann sich bet dem Zu sammentreffen zwischen d m Förster und de» Dieben ein Ring kampf, bei welchem letztere nicht günstig abschnitten. Auch haben sich Heuer wieder Soldaten des Entwendens von Christbäumen schuldig gemacht, die Täler wurden dabei betroffen und sehen ihrer Bestrafung entgegen. Ebenso ist dieser Tag' ein Schwosdoifer Einwohner bei einem Boumdiebstahl ertappt worden. Ferner ist seitens der Forst- Verwaltung sestgestellt, daß in den Kuliuren mehrfach Bäume abg schnitten worden find. Dieser Waldfrevel ist umso schänd licher als von der Reichsgräflichen Verwaliu g in di-sem Jahre wieder eine große Anzahl WeihuachtSbäume zu billigen Pr ist» abgegeben werden und auch von auswärts bereits große Sendungen auf tun hiesigen Markt gebracht wurden. Dresden. Veteraneuzusammenkunft. DieJahres« versammlung der alten Schleswig-Holsteiner Veteranen von 1863/64 findet am 8. Januar 1911 zum 21. Male im Gasthaus „Zum goldenen Apfel" in Dr-Sden- Neustadt, Große Meißmrsvaße 18, statt. Es handelt sich um die Angehörigen des eh-maligen sächsischen 13. Jnfantrte- Baiaillm s, welches bekanntlich an dem F.l"zuge nach Schles wig Holstein teilaenommcn hat. Die noch lebenden und im Lachsenlarde ve»streut wohnenden ehcnialigen alten Dreizehner kommen, soweit es ihnen die Gesundheit, die Veikehrsverhält- riiffe und die Mittel erlauben, sehr gern »ach Dresden, um die alte Kameradschaft zu erneuern und liebe Erinnerungen an vergangene Zeiten aufzufiischen. Gegenwärtig sind noch 119 Adressen dieser atten Herren, unter denen sich euch mehrere Otfistere befinden, bekannt. Die Einladungen werden regel mäßig von Henn Friedrich Füssel - Dresden, Wittenberger Straße, v-rschickt, der sich seit Jahr» besondere V rdienste um diese kamiradschafilichen Zusammenkäufe crwoiben hat. — Entsprungener Verbrecher. Am Freitag wurde der 24 Jahre alte Kaufmann Wilke zum Besuche seiner in Dresden wohnenden schwerkianken Mutter vom Nubrsuchungs» lichter in W.imar beurlaubt. Wilke ist ein gefürchteter Ver brecher und wird jetzt von nicht weniger als sichs Staats anwaltschaften g< sucht. Zu seiner Ncberwachung war ein Transpotteur mitg-geben mord n, der nach Anordnung des Weimarer Unlersuwungsttchterä von einem Krimtnalgendarrrun in Dresden unvrsiützt wurde, damit Wilke nicht entweiche. In der Wohnung der Mutter des Verbrechers verabschiedete der Trauspo teur den Gendarmen, da er nunmehr all, in mit dem Gefangenen fertig werde, worauf der Gendarm sich denn auch «nifernte. Als Wilk- mit dem Manne all in im Zimmer war, stütz er ihn beis ite und rannte ohne Kopfbedeckung davon. Die Vorsaaltür hatte der Bursche beim V rlaffen d-r Wohnung schnell verschlossen. Obwohl der Transporteur so fort die Tibfüllung einschlug rind dem Flüchtigen nacheilte, war eö ihm doch nicht möglich, ihn wieder rinzuholen. An der Friedrich August Brücke übergab Wilke den Vorsaa schlüssel und einen Z ttel »in m Boten mit der W.isung, beides seiner auf der RctchSstroße im 4 Stockw-rk wohnenden Mutter ab- zmiefcrn. Auf dem Zttvl schrieb Wilke, daß er schwere Strasen zu gewärtigen habe und er sich das L,ben nehmen wolle. Doch glaubt man nicht an die Ausführung dieses Entschlusses. — Zum Zusammenbruch der Gommerrrbank macht jetzt die Schutzgemeinschaft für Bault f ranten in der K-eiShauptmannschoft Dresden darauf ausm rksrm, daß sie bereits im Januar 1 909 in den für ihre Mitglieder be stimmten AuSkü ften und im Oktober 1909 in einer an de» Rat zu Dresden, Baupolizeicmt, gerichteten, 6 Seiten um- fassenden Eingabe über die betr. G s llschafi wörtlich folg »des gesagt habe: . , . Stellt inan nun dem Stande de» Ulli«'nehmens »Lis geringfügige Hastsumme von 35000 Mk. und den Umstand g«gen- Feuilleton. Erzieherische Grundsätze für die Auswahl von Kiuderspielzeuff. Es gibt eine Menge von Spielsachen, die sich seit Gene rationen bewährt haben und die man deshalb ohne wei teres hinnchmeir kann. Es erscheinen aber jedes Jahr auch zahllose Neuheiten auf dem Spielwarenmarkt, die nach dieser oder jener Richtung hin vom Hergebrachten ab weichen, und deren Bildungswert nicht auf den ersten Augenblick zu erkennen ist. In diesem Falle wählen viele Eltern nach ihrem eigenen Geschmack, in dem guten Glau ben, daß dieser Maßstab auch sür das Kind der richtige sei. Und später muffen sie oft mit Verwunderung sehen, wie sich das Kind gleichgültig oder ablehnend gegen das teure und prächtige Spielgerät verhält. Ein viel besserer Beurteiler ist das Kind selbst. Zwar hängt es zuerst auch am Aeußer- lichen. Es greift auch nach dem wertlosesten Spielzeuge, wenn es nur fürs Auge recht hübsch aufgeputzt ist. Erst durch den Gebrauch lernt das Kind sein Spielzeug wirklich kennen, und dann läßt es sich nicht mehr durch den äußeren Schein blenden. Was seine Bedürfnisse befriedigt, das bleibt in Ehren, was ihnen aber wenig oder gar keine Nahrung bietet, das kommt in den Winkel; lieber kehrt dann das Kind zu seinen alten, unscheinbaren Spielsachen zurück. Es kommt uns aber daraus au, den Wert eines Spiel zeuges schon beim Einkauf zu erkennen. Wir wollen des halb versuchen, dafür einen sicheren Maßstab zu finden. Wir gewinnen ihn aus dem Wesen des Kinderspieles heraus, besonders aber aus den erzieherischen Wirkungen und aus den psychologischen Ursachen des Spieles. Die ersten Spiele des Kindes, die schon kurze Zeit nach der Geburt einsetzen, sind ein fortwährendes Experimen tieren mit seinen Gliedern und seinen Sinneswerkzeugen, später auch mit den Dingen der Außenwelt. Dabei macht das Kind die ersten Erfahrungen, gewinnt die ersten Vor stellungen von den Eigenschaften der Dinge, lernt Ursachen und Wirkungen kennen und in Zusammenhang bringen, lernt Aufmerkcn, Denken, Wollen und Handeln. Durch dieses spielende Experimentieren gewinnt das Kind nach und nach die Herrschaft über seine Sinneswerkzeuge, seine Nerven, seinen Körper, seinen Geist und über die Dinge der Außen welt. Der Psycholog Preyer meint, es sei kaum zu er messen, wieviele von ihren Alltagskenntnissen die meisten Menschen nur durchs kindliche Spiel erworben hätten. Mit zunehmendem Alter des Kindes und reicheren Formen des Spieles vermehren und vertiefen sich auch die erzieherischen Wirkungen. Während bei den Fange- und Wurf-, bei den Hasche- und Turnspielen (Ball, Murmeln, Reifen, Schaukel u. a.) die Entwicklung sich mehr auf körperliche Eigenschaf ten, auf Geschicklichkeit, Anmut und Kraft erstreckt, ent falten sich bei anderen (Puppe, Baukasten, Kaufmanns- ladcn, Sandhaufen u. a.) wieder mehr Gaben des Geistes, Gemütes und Charakters; die Kinder werden schöpferisch tätig beim Spiele, und es wird zur Quelle der Schaffens lust und Schaffenskraft. Bei den sozialen Formen des Kinderspieles (Räuber und Gendarm, Soldaten, Schule- halten, Katze und Maus) entwickeln sich neben den rein persönlichen Eigenschaften des Mutes, der Klugheit, Ent schlossenheit, Geistesgegenwart, Ausdauer, Gewandtheit und Kraft die sozialen Tugenden der Kameradschaft und Treue, des Rechtsgefühls, Pflichtbewußtseins, der Unter ordnung unter einen Führer oder eine Idee, der Unter drückung des eigenen Willens im Interesse gemeinsamen Handelns zum Wohle des Ganzen. Hier wird das Spiel zur ersten Schule des geselligen Zusammenlebens, zur Ur form der Gesellschaft und des Staates. Wir können alle Spiele der Reihe nach hernehmen, und wir werden finden, daß sic alle starke Wirkungen auf das ganze Denken, Fühlen, Wollen und Tun des Kindes ausüben. Diese Wirkungen können gut und schädlich sein, schädlich bis an die Grenzen der Krankhaftigkeit (z. B. Entartung des Experimentier triebes bei jugendlichen Brandstiftern und Verbrechern). Und diese Wirkungen sind so kräftig, weil das Spiel wie kaum eine andere Lebensäußerung auf den stärksten Trieb kräften des Handelns, auf Freiheit und Neigung beruht. Die moderne Psychologie hat uns gezeigt, daß sich die erzieherische Wirkung des Spieles auf eine unbewußte Vor- und Einübung von Kräften und Tätigkeiten erstreckt, die der Mensch im späteren Daseinskämpfe braucht. Das Spiel ist eine unbewußte Selbsterziehung des Menschen. Die inneren Ursachen, die treibenden Kräfte des Spieles sind im Trieb- und Jnstinktleben zu suchen. Bei der Entstehung und beim Vollzüge des Spieles sind sämt liche Triebe beteiligt, besonders aber Bewegungs-, Nach- ahmungs-, Eeselligkeits- und Kampftrieb, der starke Betäti- gungs- und Eestaltungsdrang und das große Jllusions- bedürfnis des Kindes. Das Spiel ist der Ausdruck einer gesunden geistigen und körperlichen Entwickelung, es ist für das Kind ebenso notwendig wie Essen und Trinken, Atmen und Schlafen; es beruht auf inneren Kräften, die nach Be tätigung und Entladung drängen, auf Trieben, die mit Naturnotwendigkeit Befriedigung verlangen. Wird dem Kinde Ausdruck und Darstellung seines Innenlebens in der Form des Spieles erschwert, so sucht sich der Kräftellberschuß einen anderen Ausweg in der Form von Unarten und Schlechtigkeiten, oder diese ursprüngliche kindliche Kraft verkümmert und verwelkt. Psychologisch ist das Spiel von zwei Seiten her zu verstehen: es ist eine Form, in der sich das kindliche Triebleben äußert; fürs Kind selbst ist es das natürlichste und wirksamste und deshalb mit starken Lust gefühlen verbundene Mittel zur Befriedigung seiner Triebe und Bedürfnisse. Während der Befriedigung dieser Bedürf nisse mittels des Spieles entfalten sich alle angeborenen Anlagen und Kräfte des Kindes, und die Erwerbung
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