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s«. Jahrgang. AK IN. IS. April ISSr. LnchtanlchrMr y»rnlpr«tz»i - Samm»lnwmn»r SS 241 »ur lör vachlgesprSch«: 20011. Gegründet 18S« Bezugs-Keblihr LÄ» Ä?°> M« »InspaMo« A mm brelte g,U» S.— M. Aul yamiU»non,«Ig«>, A»z,Ia«n unl»r Ameiaen-Dreise. «>«««>-». W->lmm,g-m->r»l. i l»ai>ig« A„. u. D»K«»i» «°7» Dm-zug-pm» >«» 'S o " i T«v. Au»wari>s« Auftrag« gegen DvrauLbezadlung. Einzelnummer > W. Schrisveitun, und LauvlqrlchlMelleS»: w»rienNr»d» 2S/4O. Druck ». V«rtas von ü«»sch ck «elchardl ln Dreode». PoMcheck-Konro 10SS Dr«dr». Hochdruck nur mir deutlicher SueUenongade «»Dresdner Aachr.'i zulMg. — Ilnveriangl« Schriftstück« werden nlchl ausdewadn. Lvce/s/o/' /s-ta «aZa/o-, o. scnui.2. k>rn»pr»ctier: A0MMckNt1Itg«»Sll»ek!Sft ^ ern»pr«^d«r: ncus. >ian, lim« it Leiirvldsrga»»« 1L k>-nvr-ilet>r resoi 8ämt!.dsn!(mSVigvn6s8vt>8tts. finsnrisilsSskslung Ausschluß Deulschlan-s von -er Konferenz. Die Note an die -eulsche Delegation. Genua, 18. April. (Spezialvertreter deö W. T. B.s Di« ia der Billa Raggio versammelten Vertreter Eng - laudü, Italiens, Frankreichs, Belgiens, Japans, der T sche cho - S lo wa kc i. Polens und Rumäniens haben nach den Besprechungen, die Len ganzen Tag gedauert hatten, den einstimmigen Beschluß ge iaht, eine Note an die deutsche Delegation zu richten, in der eS hciht: Die Unterzeichneten Mächte müssen der dcntschcu Dele gation in srcimlitiger Weise ihre Meinung zum Ausdruck bringen, dah der Abschluß eines solche» Vertrags sbcs russischcus, während die Konferenz noch tagte, eine Ver letzung der Bedingung bedeutete, die Deutschland selbst sich anserlcgt batte. Als es nach (stenua cingcladcn und ihm angrboteu worden war, in jeder Kommission aus dem Fuße der Gleichberechtigung vertreten zu sciu, haben die eiu- ladcudeu Mächte eiuen Beweis ihrer Bereitwilligkeit ge geben, die Erinnerung an den Krieg beiseite zu setzen und Deutschland die Gelegenheit eines ehrenvollen Znsammcn- arbeiteuS mit den früheren Jeinden zn geben. Aus ein der artiges Angebot guten Willens nnd der Solidarität haj Deutschland mit einem Akt geantwortet, der den Geist gegenseitigen Vertrauens zerstört. Während die Konferenz »och tagte nnd während Deutsch land in den Kommissionen und Unterkommissionen vertreten war, die a„f der Grundlage der Bedingungen von Cannes de« europäischen Frieden mit Nnhland behandeln wolle«, haben die deutschen Vertreter ohne Wissen ihrer Kollegen insgeheim eiuen Vertrag mit Nnhland ab geschlossen. der jene speziellen Fragen ins Auge saht, die die deutschen Delegierten in loyaler Zusammenarbeit mit den Vertretern der andere» Länder zu erörtern verpflichtet ge, wese» wären. Dieser Vertrag ist nicht abhängig gemacht worden von irgendeiner Prüfung oder Bestätigung dnrch die Konferenz. Wir müssen aunehmeo, dah er endgültig ist. Ts harrSell sich also in Wahrheil um eine Verlegung einiger -er Grun-siitze, auf denen die Konferenz beruh!, llnler -lesen Umstünden belrachlen es die Unlerzeichnelen nicht als ge- rechkferstgl und billig, -ah Deutschland, das eine besondere Abmachung mit Rutzland ge. schlossen hal» an der Srörlerung einer Abmachung zmlschen ihren Ländern und Vuhland leilnehmen könnte. Sie schliehen also daraus» datz die deutschen Delegierten die Absicht haben, auf die fernere Teilnahme a» der Srörlerung von Ab machungen zwischen den verschiedene« aus der Konferenz orrlreleuen Ländern und Vutzland zu »erzichleir. Gez.: Lloyd George, de Facta, Varrhou, Theuuis. ricuesch, Lkirmund. Nintschitsch. Diamondi, Fshii. iWTB.) Die Aussonderung der Vertreter der Groszen und Kleinen Entente zum Verlassen der Konferenz ist so deutlich, bah ihr die deutsche Delegation wobt sofort folgen dürfte. Mit Ruß land will inan grohmlitig weiter verhandeln. Ob freilich die Nusien hie, zu grobe Neigung verspüren werden, ist minde sten zweifelhaft und nach dem letzten Auftreten der russi schen Delegation kaum zu erwarten. Da es aber auS- lelchlossen erscheint, dah die Unterzeichner der Note ohne Deutschland und Nuhland, denen doch die Hauptarbeit der Konferenz gewidmet sein sollte, allein weiter beraten wer den, ist mit einer Unterbrechung, wenn nicht gar mit einer Auflösung der Konferenz von Genua zu rechnen. Sin Pariser Kabinelksrat. P a ris, 18. April. Heute vormittag hat unter dem Bor fitze PoincarsS ein KabiuettSrat slatigesnndc», in dem über die Vorfälle in Genua nnd die dadurch ge schaffene Lage verhandelt wurde. Am Kabinettsrat waren auher dem Ministerpräsidenten nur die Minister des Innern, des Handels, der befreiten Gebiete, der Arbeit unb der Hygiene, sowie der Unterstaatssekretär für Post und Telegraphie anwcsend. Hierzu bemerkt Hav.is offiziös: Auf Grund de« von Poincaro ihm gegebenen Richtlinien haoe der sranzüfische Delegierte »arthon schon setzt die schärfsten Ein wendungen vom französischen Standpunkt gegen den Ab» schlnh des dentsch - russischen Vertrags Vorbringen können. Wenn der französische Ministerpräsident im Besitze aller Richtlinien über de« gestrigen Tag in Genua sein «erbe, werbe er mit seinen Kollegen ein« Entscheidung tresfen und Vartho« endgültige «nweisnngen zngehe, lasse». Wahrscheinlich wird also heute abend eine neue ausiervrdentliche Sitzung des Kabinettsrats stattfind««, da die französische Antwort gemäß der zwischen den Alliierten in Genua vereinbarte» Haltung aussallen so«. lW.T.B.i Kein Abbruch -er Konferenz. Genua, 18. Ayril. Aus gntinsormierter französischer Quelle wird mitgetciU, dah die Franzosen die Verhandlun gen nichtabbrcche» werden. Dagegen geht uns ein eigener Drahtbericht aus Genua zu, nach dem sich am Montag abend in Konsereuzkrcisen die Meinung gebildet habe, daß durch den deutsch-russischen Ver trag die weiteren Verhandlungen der Konferenz gest v r t. w e » n n i ch t g a r n n m ö g l i ch gewacht würden. Auf sranzösischer Seite spreche man nun in der Umgebung Barthous von der s o f o r t i g e n A b r ei s e der sranzösischen Delegation, nnd auch in italienischen Kreisen befürchte man dies. . . Absage -es englischen Empfangs -er -euijchen Lournallslen. Geuua, 18. April. Zwischen dem dentlche» Minister dos Auswärtigen, Dr. Rat Henau, nnd Ti «Hit sch er in fand heute eine Unterredung statt. Die englische Dele gation. die heute zum ersten Male die deutschen Journalisten empfangen sollte, hat de« Cmpsang im letzten Augenblick ab gesagt, dg die Lage der Tinge nicht gestatte, die geringste ikWtzl»*» 4-bzngeben. Englands Aennlnis von der Vorbereitung -es Vertrages. Berlitz, 18. April. In hiesigen englischen Kreisen wird erzählt, -ah Botschafter Lord d'Abcrnon über den günstigen Fortgang der deutsch-russischen Vertragsverhand- lrrngen schon seit der hiesigen Anwesenheit Tschitscherins unterrichtet war nnd seiner Regierung darüber auch berichtet hätte. Lord d'Abcrnon, der vor einigen Tagen nach Baden- Baden gereist ist, dürste seinen dortigen Aufenthalt abbrechen und hierher zurückkehren, um sich über die Auffassung hiesiger maßgebender Kreise zu orientieren. Die Meinung Amerikas. Londou. 18. April. Einer Neuter-Melduug aus Neu- york zufolge schreibt „New Nork Hcrald" zu dem deutsch- russischen Vertrag, da Rußland aus den Nationen aus- gestoheu sei und da Dentschlaud durch die Bestimmungen de« Versailler Vertrags «esesselt sei, da das dentlche Gebiet von drohenden aufpcitschendeu fremde» Heeren besetzt sei und da Deutschland mit der Spitze des Bajooetts gezwungen werde, Abkomme« zn nnterzeichneu, in denen es sich verpflichte, un mögliche Reparationen zu leisten, sei das Zusammen- rticken Deutschlands nnd Rußlands unver meidlich gewesen. <W. T. Bl Washington, 18. April. In amtlichen Kreisen meint man zu dem Abschluß des deutsch-russischen Vertrages, dah Deutschland nichtüber genügende Mittelvcr- füge, um Sowjctrußland aus dem Chaos hcrauszubringen. Deutschland würde sich an die Bereinigten Staaten wenden müssen, um die nötigen Geldmittel zu erhalten, damit cs die landwirtschaftlichen und industriellen Hilfsmittel in Rußland entwickeln kann, und die amerikanischen Geldleute dürsten hierfür keine großen Summen zur Verfügung stellen. Tie lieruutergewirtschafteten russischen Fabriken und die Er schließung der »»entwickelten Hilssauellen würden »neuneh liche Beträge erfordern, so daß alles Geld, das Deutschland sich leihen könnte, nicht ausrerchen würde. Mail fiel» des halb hier das Ergebnis des Vertrages als unwesent lich an. Die Ve-eulung -es Abkommens mit Rutzlan-. (Eigner Drahtbericht der „D r e s a n. Nachrichte u".j Genna, 18. Marz. Zn dem deutschen Vertrag mit Ruß land wird berichtet: Die staatsrechtliche Lage Deutschlands Rußland gegenüber war die, daß Deutschland mit Rußland im Frieden lebte. Dieser I-r t e d e n s z u st a n'd ist das einzige, was vom Brcst-Litvivikcr Vertrag übrig geblieben ist. Der Brest-Litvwsker Vertrag selbst ist ausgeh-'ben, aber nicht dte Vestiinmung, daß der Kriegszustand zwischen den beiden Ländern aufgehoben wurde. Die deutsche Negierung war seitdem fortwährend bemüht, mit der Sowjetrcgierung zu einer Abmachung zu kommen, da ja bekanntlich die Sowietregierung seitens der deutsche» Negierung sie jure unb ao facto anerkannt ist. Somit ist der nun abgeschlossene Vertrag nicht von grundlegender Bedeutung. Es handelt sich vielmehr um einen Ver trag, der die -Handelsbeziehungen beider Länder »nd die gegenseitigen Kriegsabmachungcn regelt. Vor der Abreise nach isenua ist in Berlin die Niederschrift des jetzt voll zogenen Vertrags ferttggestellt worden. Wenn das Ab komme» vor der Konferenz ven Genua nicht unicrzcichnet wurde, so lag eS daran, -aß die deutsche Abordnung mit freien Händen den Gang der Ereignisse in Genua abwarten wollte. Inzwischen haben sich die Dinge so entwickelt, dah die Sie«Handlungen zwischen Rußland nnd den einladenden Mächte« hinter verschlossene« Türen vvr sich gehen. Deutschland ist z» diese» Verhandlungen nicht zngelaffeu, »Lschv» es das größte Interesse au ihnen hat. SS ist somit durchaus verständlich, daß die dentsch« Abordnung Mittel' »nd Wege sucht. ihre» Recht« »v linnme». Der erste praktische Ersolg in Genua. Es hat in den wenigen Tagen der Genueser Konferenz s-hon eine Menge Aufregungen gegeben, die den Gang de, Beratungen unstet nnd schwankend erscheinen ließen und die frühzeitig starke Zweifel am Erfolg der ganzen Tagung erweckten. Barthous Rededuell mit Tschitscherin in der Eröffnungssitzung war die erste dieser aufreibenden lieber rasch,rngcn, die nur durch Llond Georges diplomatischen Eingriff überwunden werden konnte. Robert -Hornes ver steckte Anerkennung der ReparationSüberlastnng Deutsch lands in der Finanzkomniission die zweite, eine weitere bildere die deutsche Antwort ans die letzten Forderungen der Wtedergntmachnngskommission, die, ohne offiziell zur Be sprechung zu gelangen, doch hinter den Kulissen mächtig Staub auswirbelte. Aber alle diese Ereignisse und Zwischen fälle blieben zunächst ohne nachhaltige Wirkung. Die Be ratungcn gingen weiter, die Kommissionen tagten, wie beschlossen, das Verhandlungsprogramm rollte sich ab wie ein sorgsam geprüfter Film. Fetzt ist das Filmband ans einmal gerissen; aus der Leinwand glotzt ein großer weißer Fleck und des Publikums bemächtigt sich einige Unruhe. Die Kommissionen haben ihre Beratungen abgebrochen, der Apparat stockt. Was ist die Ursache? Warum erscheint das nächste Bild nicht? Antwort: es ist dem technischen Leiter und einigen ihm nahestehenden Personen, die an der Vor führung beteiligt sind, ein wenig schlecht geworden: sie haben eine Nachricht erhalten, die sic aufs tiefste erschüttert» so erschüttert, datz sie fürs erste nicht einmal mehr die not wendigsten Hantierungen ausüben können. Der technische Leiter ist in diesem Falle Lloyd George, seine .Hilfskräfte sind Frankreich, die Kleine Entente, vielleicht Italien. Und die Nachricht, die ihnen so nahe geht, ist die Kunde vom Abschluß eines neuen -entsch-russischen Vertrags. In ber vergangenen Woche kam nach monatelangen Vorverhand lungen ein Vertrag zwischen Schweden und Rußland zu stande. Man hat von ihm weder in den westeuropäischen -Hauptstädten noch in Genua viel Aufhebens gemacht; man hat ihn schweigend als eine Nebensächlichkeit zur Kenntnis genommen. Aber ein Vertrag zwischen Deutschland und Rußland, den beiden erstmalig als gleichberechtigt zn einer internationalen Konferenz zugelasscnen Staaten, den beiden verfemten, getretenen, mißachteten Ländern, deren wirt schaftliche Ausbeulung unter dem Namen „Wiederaufbau" das A nnd das O der gesamten Ententepoiittk bildet, der Poli tik, die in Genua erst richtig Form nnd Regel erhalten sollte, das ist den internationalen Konscrcnzlern in Genna denn doch eine Ucberrasckung, mit der sie nicht gerechnet hatten nnd die für sie eine völlig „neue Lage" geschaffen hat. Man wird in den. tieferen Sinn dieser Aufregung dec Entcntevcrtreter eindringen, wenn man sich vcrgegem würtigt, welchen wahren Sturm die scharf miteinander rivalisierenden Politiker und Wirtschaftler Englands und Frankreichs in der letzte,, Zeit am das Wiedcransbaurcch! des verfallenen bolschewistischen Kolosses gelaufen sind, nach dem sich ihre -Hoffnung auf einen ginndlegenden inner politischen Wandel in Rußland als trügerisch ernne-cn batte Schon im Februar sollte, nach Vlättermeldnngen, zwischen Skobelew und der Pariser Negierung cm cniinch sranzv »scher Vertrag geschlossen worden sein, der Frankreich die Anerkennung der russischen Vorkriegsschulden. Rußland die der Sowietregierung nnd iveiigchende französische Wirt schasisbctliilfe zusicherte. Wei! ber sclwint dieser Beitrag »ich! gewesen zu sein. Immerhin genügte die von dcr sranzösischen Presse prahlerisch verbreitete Meldung dazu, die englilcinn Bemühungen nm Rußland zu verstärken. Unter englischer Führung und unter starkem englischen Einfluß arbeiteten die Gennosachverständigen in London ein Memorandum für den Wiederaufbau Rußlands ans, das deutlich erkennen läßt, wie Rußland allmählich zu einer wirtschaftlichen Etappe, zn einer Kolonie Englands gemacht werden sollte. Die russische Regierung sollte sich danach verpflichten, den 'industriellen Operationen des Auslandes (lies Englands!! Aktivnsfreiheit zu gewähren, sie sollte die Borkriegsschutdcii anerkennen und als Garantie dafür nach Versailler Muster sämtliche künftigen Einnahmen- und EinkommcnSguelle» verpfänden, sie sollte eine gänzlich neue Rechtspflege em- führen, eine neue Währung schassen und eine weitere Fülle von Eingriffen in tnnerrussische Angelegenheiten -»lden. von denen hier nicht gesprochen werden kann. Tschitscherin, dem dieses Memorandum mit einer schmackhaften »lebe in der Finanzkommission überreicht wurde, lehnte es nach ein gehendem Studium au. Er erkannte die englischen Schliche und machte aus seiner Uebcrzeugung kein -Hehl, daß für ihn der Wiederaufbau Rußlands nicht gleichbedeutend ist mit einer Auslieferung der ««gehobenen russischen Schätze g» daö englische Kapital. Und gleichsam als Antwort auf die jetzt aufgähnende Frage nach dem „Was nun?" erfolgte dic Bekanntgabe des deutsch-russischen Vertragsabschlusses. Das ist der Vertrag, au dem sich die Entcntcdivlomaten ein Bei spiel nehmen sollen, die Grundlage, auf der nach russischer Ansicht ein fruchtbarer Wiederaufbau erfolgen kann, ttnd in ber Tat, die russische Ansicht ist in diesem Falle die einzig richtige, die von der vernünftigen Welt aeteilt werben muß. Man kan« eine« Larnieberliegenden großen Staat nicht aal die Bein« Keksen dadurch, daß man ihm neue