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wir namentlich Graf Stephan Laroly, Obrr-rspan de» genann tm Aomitat«, und Graf Lrla Szecheny, find bereit» in den letzten Tagen nach Pari« abgrrrist. Die ringrlriteten Truppen- concentrirungm zur Aufrechterhaltung der bedrohten Ruhr und Ordnung erscheinen von diesen Zuständen völlig geboten und gerechtfertigt. Wie wir vernehmen, find heute von Leiten der Regierung energische Erlasse an dir ungarischen Behörden er gangen. Wien, 20. Jan. Die heutige „Wiener Zeitung* bring? an der Spitze ihre» amtlichen Theile» folgenden kaiserl. Erlaß betreff« der Aufnahme eine« Anlehen» von 30 Mill. Gulden: „Die Borau«setzungen de« im Monat Juli v. I. veröffentlich- ten Staat«'Doranschlage« haben durch die seither eingetretenen Verhältnisse, durch den mit dem Schutze der Reichsgrenzen ver bundenen höheren Heeresaufwand, sowie durch da« Zurückblei ben der Einnahmen au- dem Königreiche Ungarn eine Aende- rung erfahren, deren Wirkung fich in der Schmälerung de- Etande« der verfügbaren Bedeckung-mittel äußert. Nachdem we gen Zurückführung der Steuer- und Abgabenpflichtigen in dem genannten Königreiche zuk Erfüllung ihrer Zahlungsschuldigkeit die entsprechenden Verfügungen getroffen find, erscheint es al« ein Gebot der Vorsicht, auch vorübergehenden Verlegenheiten vorzubeugen und sich der Mittel zur ungestörten Bestreitung der laufenden Staatsausgaben schon im gegenwärtigen Zeit punkte zu versichern, wo die Zusammentretung de- gesummten ReichSratheS wegen de- zu seiner Umgestaltung erforderlichen organischen Aufbaues noch nicht ermöglicht werden konnte. Ich finde daher, nach Vernehmung Meiner Minister und nach An hörung Meines ständigen ReichSratheS, die Aufnahme eine- StaatS-AnlehenS zu verordnen und hierbei solche Bestimmungen zu treffen, welche geeignet find, Meinen fich daran betheiligen den getreuen Unterthanen wesentliche Begünstigungen bei der Gteuerleistung zuzuwenden. Da- Anlehen wird am 21. Jan. 1861 im Betrage von SO Mill. Gulden zur freiwilligen Be theiligung mittelst Einzeichnung aufgelegt. Die Hinausgabe des Anlehen« wird zum Preis« von 88 Gulden Bankvaluta für je 100 Gulden in StaatSschuldverschreibungen erfolgen. Die Schuld verschreibungen werden mit Fünf vom Hundert verzinset; der Betrag, auf welchen sie lauten, wird in 5 gleichen Jahresraten zurückbezablt, deren erste am 1. Dec. 1862, die letzte am 1. Dec. 1866 verfällt. Auch werden die diesen Jahresraten ent sprechenden und in den Schuldverschreibungen ausgedrückten Theilcapitalien während de- ganzen Verlaufes de- Solarjahres, in welchem sie zur Rückzahlung bestimmt find, bei allen an den Staat zu leistenden Steuern und Abgaben (mit Ausnahme der Zölle und anderer in klingender Münze festgesetzter Gebühren) im vollen Nennbeträge angenommen werden. Mein Finanzmini ster ist mit dem Vollzug« dieser Maßregel beauftragt und wird die Rechtfertigung derselben der nächsten Versammlung des ge sammten ReichSratheS darzulegen haben. Wien, den 18. Jan. 1861. Franz Joseph m. p* Paris, 19. Jan. Im Lager von ChalonS sollen dieses Frühjahr nicht weniger als 200,000 (?) Mann zur Abhal tung großartiger Kriegsmanöver vereinigt werden. Die Kaiser garde studirt soeben die Bertheidigung von Pari- gegen eine mehr oder weniger mögliche Jnsurrrction in Pari«. Der Park von VincenneS wird in ganz kolossaler Weis« ausgedehnt. Die Kriegsadministration nimmt nächsten Monat von den hierzu be> stimmten und schon vor längerer Zeit angekauften Grundstücken Besitz. — Madame Patterson, die amerikanische Wittwe des Prinzen Jerome, ist hier angekommen und im »Hotel du Louvre' abgestiegen. Italien. Aus Gaeta wird uns folgende seltsame, aber verbürgte Geschichte mitgetheilt. Der Leutnant zur See, Prinz von Schwarzburg-Sondershausen, welcher zum Offiziercorp« der Loreley gehört, hatte kürzlich in Eivilkleidung «inen Spazierritt gemacht. Als er AbenvS nach Gaeta zurückkehrte, wurde er am Thore angehalten und nach seiner Legitimation gefragt. Wie- wohl der Prinz in deutscher und französischer Sprache versuchte, fich mit der Wache zu verständigen, r« gelang ihm nicht und man behandelte ihn al« Spion, zumal man auch einen Stock gen bei ihm entdeckte. Bor rin Kri«g«grricht gestellt, wurde er al« Spion zum Tode de« Erhängen« verizrtheilt und nach dem Arresthausr geführt, wo dir Lrrcution vollstreckt werden sollte. Unterweg« bemerkte der Prinz «inen Beamten von der Loreley, er rief ihn heran, sagte ihm, um wa« r« fich handle und forderte ihn auf, dem Kapitän Kuhn von dem Vorgänge Anzeige zu machen, damit er schleunigst beim Commandanten seine Entlassung au« der peinlichen Haft bewirkt. Al- Kapitän Kuhn zum Lommandanten kam. war dieser gerade im Begriff, da« krieg-rechtliche Urtheil, welche» den Prinzen von Schwarz- burg-Sonder-hausrn zum Tode de« Erhängen« verdammte, zu unterschreiben. So wurde der Prinz durch da« zufällige Zu sammentreffen mit dem Beamten von der Loreley vom sicheren Tode gerettet. Trlegr. Depeschen de« ,Dr«dn. Journ.* Rom, 21. Jan. Bon den beim König Kranz II. accre« ditirtrn Gesandten, welch« fich zu dessen Begrüßung an fernem Geburtsfeste von hier nach Gaeta begeben hatten, find die von Rußland, Preußen und Portugal nach Rom zurückgekehrt, die Gesandten Oesterreich«, Spaniens, Bayern- und Sachsens, so wie der päpstliche lltuntiu« aber in Gaeta verblieben. Pari«, 22. Jan. Der heutige »Moniteur" schreibt in seinem lage-geschichtlichen Bulletin: Di« Anwesenheit der Ge sandten von Oesterreich, Spanien, Bayern, Sachsen und Por tugal (?) in Gaeta sei nicht ohne Verbindung (pss elrsnßero) mit dem Entschlüsse de« König- Franz H., den Widerstand fortzusetzen. Die gestern Abend erschienene »Paine* sagt: Gerüchtweise verlaute, Frankreich, Rußland und England seien auf dem Punkte, ein Einverständniß über die friedliche Lösung der dä nischen Frage herzustellen. Zur Charakteristik des König- Friedrich Wilhelm IV. Ernst Moritz Arndt hatte im Frühjahr 1849 ein Schreiben an den König von Preußen gerichtet, in dem er ihn beschwor, di« deutsch« Kaiserkrone anzunehmen. ES heißt unter Anderm m seinem Briefe: »Zu Gott und dem Könige darf man frei spre chen, bitten und beten. — So trete ich hier vor meinen König au« treuestem Herzen betend, hoffend, bittend aufweisend, wa« dies alte Herz weisen zu müssen glaubte. Wir stehen in Europa und vorzüglich in Deutschland, unserm Vaterland«, auf einem scharfen, schneidenden Punkte de- Augenblick«, vielleicht fast auf dem Punkte des schneidenden Schwertes. Man muß hell drein schauen, und vor Allem muß Preußen, dessen fieglockende Krone die Gefahr so oft gewesen ist, seinen Adler frischesten Muthe« fliegen lassen und den Kronenraub greifen und halten lassen. Ew. Maj. haben sich au- der Fülle der Macht und au- der Ueberzeugung einer unvermeidlichen Nothwendigkeet für «inen ehrlichen, starken deut schen Bunde-staat, statt des unehrlichen und schwächlichen früher» Staatenbunde«. erklärt; Sie haben gelobt, alle Ihre Macht und alle Stärke Ihre« Volke« der Stärke und Macht Deutschland« hinzugeben. Deutschland hat diesem Worte geglaubt, Sie werven «S nimmer brechen. Nun kommt, wie eben der Tag steht, Oester reich, welches Deutschland« Ehre und Macht drei Jahrhunderte verzettelt und verschleppt hat, mit seinen alten Listen heran und will eS wieder in- Schlepptau nehmen. Es schleicht und windet sich unter un«, und auch hier in dieser Reichsoersammlung wir eine Blindschleiche und sammelt «ine Menge kleiner Schlangen um fich, ja selbst — zum Zeichen, was es will, nämlich schwächen und verwirren — alle« radikale und socialistische und kommuni stische Ungeziefer, die nur eine schwache und elende Regierung, ein wackliches Directorium Vieler u s. w. wollen, bei dessen Entstehung und Leitung die roth« Republik endlich eine Unvermeidlich-eil sein würde. O dir armen deutschen Könige und Fürsten, di« sich von seinen Künsten und Zuflüsterungen erschrecken und bethören lassen, wissen nicht, was sie lhun! Wenn sie nicht Starkes machen hel fen, wenn sie nicht «inen starken Kaiser neben und über sich ma chen, so wird der rothr Abgrund sie unvermeidlich ver>chlingm " Der König gab folgende Antwort, di« wir nach der „V. Z." al« einen sehr interessanten Beitrag zur Eharakteristik de« verstorbenen Monarchen mmheilen.