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ro7v füllten Hohlräume der Korallen dle Bohrer nicht durchdringen konnten, ist eS durch Verbisserung der Bohrapparate gelungen, dieses Hindernis zu beseitigen; Professor David telegraphiert, daß die Bohrungen bis in eine Tiefe von 643 Fuß (196 inj fortgesetzt wurden, ohne das Ende deS Korollenbaues zu er reichen. Darwins Theorie über die Bildung der Korallen hat Bestätigung gesunden. — lieber die neue Nordpolar Expedition des Ameri kaners Lieutenant Peary enthält die New-Iorker Zeitschrift »Science" folgende Angaben: Peary wird gegen Ende nächsten Jahres abreisen und hat den Entschluß ausgesprochen, er müsse entweder den Pol erreichen, auch wenn er volle 5 Jahre zur Erringung dieses Zieles brauchen sollte, oder dabei umS Leben kommen. Im nächsten Sommer will er sein Schiff bis zum Sherard Osborn-Fjord in etwa 81^, Grad nödlicher Breite bringen und von dort aus seine Vorbereitungen zum Vorstoß gegen Norden treffen. Bei seiner letzten Grönlandfahrt traf Peary mit einem Eskimostamm ein Abkommen, daß sie den kommenden Winter zur Beschaffung von möglichst viel Bären-, Seehund- und Renntiersellen zur Herstellung von Kleidungs stücken verwenden und außerdem so viel Walrosse als möglich als Nahrung für die Hunde töten und ausspeichern sollten. Peary hat von diesen Eskimos 8 junge Männer ausgewählt, die ihn mit ihren Frauen, Boten, Hunden, Schlitten und Zelten bis zum Sherard-Osborn-Fjord begleiten sollen, welcher noch 300 englische Meilen nördlich von dem Wohnsitz dieser Leute liegt. Die Expedition wird sich außer Lieutenant Peary aus einem Chirurgen, vielleicht noch einem Weißen und sonst nur auS Eskimos zusammensetzen. Die Eskimos verstehen die sür Polarreisen so unendlich wichtigen Hunde richtig zu behandeln, und sie verstehen, sich in jenen hohen Breiten Nahrung zu ver schaffen. Die Amerikanische Geographische Gesellschaft hat zu nächst 600 000 Mark bewilligt. Peary hat bereits einen Urlaub von 5 Jahren von der Regierung erhalten. — Der Führer der „Fram" auf Nansens Nordpol- sahrt, Kapitän Sverdrup, wird im Juni wieder eine Expe dition in das Eismeer antreten. Der norwegische Staat hat ihm die »Fram- überlassen und noch überdies 20000 Kronen sür den erforderlichen Umbau bewilligt, die übrigen Kosten trägt freiwillig ein norwegischer Privatmann. Die Expedition soll 16 Mitglieder — lauter Norweger — zählen. Der mit geführte Proviant ist auf vier Jahre bemessen, die Expedition wird voraussichtlich zwei Jahre dauern. Sverdrup will durch Smiths Sund gehen und dann der nordwestlichen Küste Grön lands folgen bis das Eis seine Schiffahrt hindert. Dann wird das Winterquartier bezogen werden, von dem aus eine Schlltten- expcdttion geplant ist, um den nördlichsten Punkt Grönlands zu bestimmen. Außerdem will Sverdrup wissenschaftliche Aufgaben lösen, z. B. erforschen, ob das Eis hier im Meere gebildet ist oder von dem Jnlande Grönlands kommt. Sverdrup hält es nicht sür ausgeschlossen, daß er der Pearlbyschen Rordpolexpc- dition begegnet, während der Pol für Sverdrup von geringerem Interesse ist. Auch daß er Nachricht von Andröe bringt, hält er nicht für ausgeschlossen, wenn dieser auf Grönland ge landet sei. — Petersburg, 24. Oktober. Es ist als ein erfreuliches Zeichen zu betrachten, daß die Regierung seit einiger Zeit sichs angelegen sein läßt, die Volkslied er in Rußland zu sammeln und herauszugeben. Man hat in dieser Hinsicht bereits hübsche Resultate aufzuweisen. Im verflossenen Sommer hatte nun die Kaiserliche geographische Gesellschaft aus Kosten der Regierung mehrere Herren in die Gouvernements Simbirsk, Pensa und Saratow entsandt, um dort Nachforschungen nach Volksliedern anzustellen. Die Ausbeute ist auch dieses Mal recht günstig gewesen, man hat 92 Volkslieder zu ermitteln vermocht, die sämtlich einen ganz originellen Charakter besitzen. Bautzen, 25. Oktober. In der am Sonnabend gebotenen Klassikervorstellung (Lessings »Nathan der Weise") errang sich vor allem Herr Bruck in ausgezeichneter Wiedergabe des »Nathan" großen Beifall. Einen vortrefflichen „Klosterbruder" brachte Herr Groß auf die Bühne und die „Recha- des Fräulein Koch gleichwie der „Tempelherr" des Herrn Bolz wurden durchaus lobenswert dargestellt. Herr Beese (Derwisch), Herr Handtrap (Saladin), Herr Lemaitre (Patriarch) und Frau Lemaitre (Daja) brachten im Verein mit den Inhabern der kleineren Rollen das Lessingsche Schauspiel zu bester Gesamt wirkung. Der große Beifall war wohlverdient. — Der Sonntag abend zeigte in dem bekannten tollen Schwank: „Charleys Tante" den trefflichen Komiker Herrn Büller in seiner ersten Gastspiclrollc. Das gefüllte Haus spendete besonders genanntem Herrn, der die Titelrolle als „Lord Babberlcy" mcistcrhast und mit überwältigender Komik darstcllte, reichen Beifall. Die »Tante" ist ein Kabinettstück des hervorragenden Gastes, nament lich in Hinsicht ausgezeichneter Mimik. Von den andern Dar stellern verdienen lobende Erwähnung sür gutes Spiel Herr Beese (Jack Chesney), Herr Bruck (Splltlgue), Herr Berger (Brasset) und Frau Eckcrtsberg (Donna Lucia). Die gestern erstmalig ausgetretenen ncuengagierten drei Damen hatten mehr oder weniger kleine Rollen; ihre schauspielerische Tüchtigkeit kann erst nach wiederholtem Auftreten beurteilt werden. 0. V. vermischtes. — Bautzen, 25. Oktober. Gestern feierte der Kgl. sächs .Kriegerve rein zu Seidau u. Umg." im Saale des Schützen- Hauses sein 17. Stistungsfest. Eine zahlreiche Versammlung füllte den in der Mitte mit der von Blattpflanzen umgebenen Büste Sr. Maj. des Königs gezierten Saal. Ehrengäste waren u. a. die Herren Geh. Reg.-Rat l)r. Bonitz, Oberst v. Götz, Major Müller, Oberstaatsanwalt Ur. Gensel, Oberamtsrichter Hecht, Stadtrat Heerklotz, Pfarrer Rüde, Seminardirektor Löb- mann, Bezirksvorstcr Hauptmann d. Res. Klemm und noch mehrere Herren Offiziere der Reserve. Nach zwei von Mitgliedern der Regimentskapelle ausgeführten Musikstücken und einem von der Sängerabteilung des Vereins exakt vorgetragenen Männer chor: »Hör uns, Germania!- betrat Herr Vorstand Hermann die mit der Fahne des Vereins geschmückte Tribüne, begrüßte die erschienenen Gäste und Kameraden und führte u. a. aus, daß, wie die Kameraden vor 27 Jahren dem äußeren Feinde mutig entgegen gestürmt seien und glänzende Siege errungen haben, die Mitglieder der Militärvcreine in der jetzigen Zeit haupt sächlich den Feinden im Innern des Reiches entgegentreten müßten; Redner schloß mit einem von den Festteilnehmern begeistert aus- genommcnen Hoch auf den hohen Protektor der sächsischen Mi litärvereine, Se. Maj. König Albert, an welches sich die von der Versammlung stehend gesungene Sachsenhymne schloß. Das nun folgende reichhaltige Programm wechselte mit Musikpiöcen und Männerchören ab, der zweite Teil brachte Stücke mehr humoristischen Inhalts, von denen namentlich die Scene „Der gestörte Polterabend" und der Schwank „Die Soldatenbraut" allgemeine Heiterkeit Hervorriesen. — Das sich hieran an schließende Tanzvergnügen hielt die Kameraden und ihre Gäste noch lange in heiterster Stimmung beisammen. — Bautzen, 25. Oktober. Hiesige Ausflügler pflückten gestern am Garten des Herrn Mühlcnbesitzers Fröde in Neu- Cunnersdorf bei Löbau viele reife, köstlich duftende Him beeren, die dort, trotz des Herbstes, in großer Menge zu finden waren. Eine Ranke mit zahlreichen reisen Früchten wurde uns heute als Beweis vorgelegt. — Am Mittwoch hatte der Gartennahrungsbesitzer und HauS- schlächter Wilh. Katzer in Hochkirch einen Bullen geschlachtet, der an Milzbrand litt. Er hatte dabei an der Hand eine kleine Wunde gehabt, jedoch dieselbe nicht weiter beachtet. In folgedessen trat Vergiftung ein, wobei der rechte Arm stark anschwoll und der Bedauernswerte trotz ärztlicher Hilfe noch in der Mittwochnacht unter gräßlichen Schmerzen verstarb. — Seifhennersdorf, 23. Oktober. Verhastetwurde durch den Gendarm Zetsche In der Nähe des Gasthofs zum Hirsch der wegen Diebstahls steckbrieflich versolgte 63 Jahre alte Karl August Grohmann aus Niederrenncrsdorf bei Herrnhut. Der Verhaftete ist dringend verdächtig, am Donnerstag das sogenannte „Berghaus" in Warnsdorf in Brand gesteckt zu haben. — Leipzig, 23. Oktober. (L. Z.) In Mockritz bei Döbeln wurden am 21. d. zwei Stück Staatspapiere, rttter- schastliche und landwirtschaftliche Pfandbriefe, im Betrage von 16 600 Mark gestohlen. — Gestern nachmittag kurz nach 6 Uhr sand auf der Marienstraße zwischen einem M ot or wagen und einem Rollgeschirr ein Zusammenstoß statt, wobei ein aus dem Rollwagen befindlicher Aufläder mehrfache blutende Verletzungen erhielt. — Auf der Wallstraße wurde gestern abend '/,9 Uhr eine Droschke mit 3 Insassen durch einen Motorwagen an gefahren und umgeworfen. Glücklicherweise ist hierbei niemand verletzt worden. — In einer Gastwirtschaft an der Großen Fleischergasse hat in der Nacht zum 21. d. eine große Schlägerei stattgefundcn. Ein Artist hatte mit einem an deren Gaste Streit angefangen und war deshalb vom Wirte hinausgesteckt worden. Der Exmittierte war hierauf in ein be nachbartes CafS gegangen und hatte daselbst eine Anzahl halb wüchsiger Burschen veranlaßt, mit Ihm einen Rachezug in die Gastwirischast zu unternehmen. Die rohen Burschen habe» nun in der letzteren wie die Vandalen gehaust. Dem Wirte haben sie einen Arm gebrochen, dessen Sohn mehrsache blutende Verletzungen beigebracht, Mobiliar und Geschirr arg demoliert. Fünf von den Burschen sind zur Haft gebracht. — Pirna, 23. Oktober. Zu dem hier statlfindenden Jubelfeste des 25jährigen Bestehens des Königlich sächsi- chen Feldartilleric-Regiments Nr. 28 ist auf den 1. No vember dieses Jahres nachfolgendes Programm ausgestellt worden: 1) Vormittags 10 Uhr Empfang der angekommenen Regimenisangehörigen durch eine Regimentsabordnung, sowie des Trompeterchors des Regi ments aus dem Bahnhose zu Pirna. 2) Sodann Abmarsch nach dem Hotel Adler zur Ausgabe der Festkarten. 3) Vormittags V-H Uhr Versammlung der alten Regimentsangehörigen in der Reithalle des Regiments und gegenseitige Begrüßung. 4) Mittags 12 Uhr Parade- aufitcllung des Regiments aus dem Fußexerzierplape der 1. Abteilung an der Reitbahnstraße. 5) Daran anschließend Mittagessen in den Batterien. 6) Abends Abteilungsseste. Der erhobene Festbeitrag in Höhe von I Mk. 50 Psg. wird zur Bestreitung der Festausgaben inkl. des Mittagsessens verwendet. Anzug zur Paradeaufstellung: Hoher Hut, im übrigen beliebig. Anmeldungen zum Feste sind bei dem Regi ments baldigst erwünscht. Für Quartiere derjenigen Festgäste, welche nicht am I. November zurückreisen, ist seitens des Regiments in Hotels und Gasthäusern gesorgt. — lieber das zur Feier des Jubiläums In Aussicht genommene Reitersest (2. November) teilt der „P. A." folgendes mit: Das Rcithaus der Neuen Kaserne wird zu einer Arena umgewandelt. Eröffnet wird das Reitersest durch einen Prolog, welcher von einem Herold, der von vier Fanfaren bläsern begleitet Ist, gesprochen wird. Dann folgen verschiedene Quadrillen, darunter eine von Unteroffizieren geritten; auch wird eine Fahrschule zur Vorführung gelangen. Mit Ausnahme der Unteroffiziers-Quadrille sind die darstellenden Personen nur Offiziere des hiesigen Regiments. Die Kostüme, teils historischen, teils modernen, teils aber auch phantastischen Charakters, solle» sehr geschmackvoll gewählt sein. Den Schluß des Reiterfestes soll ein sogenannter Steppenritl bilden, bei dem der kampflustige, kühne und ivilde Charakter der Wüsten- und Steppenbewohner zur Darstellung gebracht werden soll. — Ueber Louis Godards große Ballonfreisahrt berichtet noch die „Lpz. Ztg." u. a.: Es ist bekannt, wie schon seit Wochen der Plan bestand, als würdigen Abschluß der Aus stellung den Fesselballon zu einem Freiballon umzugestalten und auf eine mehr als vierundzwanzigstündige Reise zu senden. Die vielen Schwierigkeiten, welche sich dem Plan entgegenstcllten, überwand Godards Energie um so leichter, als sich wider Er warten schnell die genügende Zahl Mitfahrer gemeldet hatte. Die Abfahrt sollte bereits Mitte Oktober stattfinden, aber der Termin mußte bis zum 19. Oktober hinausgeschoben werden. 5 Uhr 15 Minuten am Nachmittage des 19. dss. stieg der Ballon in die Lüfte. Er, der sonst durchschnittlich 15 Personen mit sich führte, mußte sich diesmal mit 8 Mann begnügen, welche insgesamt ein Gewicht von 595 kg ausmachtcn. Ter Ballon selbst hatte ein Gewicht von 1100 kg. Dazu kamen noch 49 Säcke Sand mit 1225 kg, Drucksachen 250 kg, das Gepäck der Passagiere mit 80 Icg und die Lebensmittel mit 80 kg. Die Landungsseile wogen 190 kg, so daß der Ballon ein Gesamtgewicht von 3520 kg zu tragen hatte. Bei der Abfahrt konstatierte man eine Temperatur von 15 ° R. und 90" Feuchtigkeit. Bald, so schreibt ein Teilnehmer au der Fahrt, stieg der Ballon, welcher nordöstliche Richtung nahm, auf 430 m, ging aber dann, als wir über dem Berliner Bahnhose standen, aus 200 m zurück, so daß der erste Ballast geworfen werden mußte in Gestalt eines halben Sackes Sand und einer Anzahl Druckschriften. Gegen 5 Uhr 45 Min., als schon die Dunkelheit angebrochen war, änderte sich die Windrichtung ein wenig nach Norden. Um die Instrumente weiter beobachten zu können, wurde von dem elektrischen Lichte, welches die Firma Lochmann L Co., Gohlis, in einer Trockenbatterie uns zur Verfügung gestellt hatte, zum ersten Male Gebrauch gemacht. Es war ein eigener Anblick: Alles ringsum in schwarzer Finsternis und wir in der Gondel von magischem Lichte beleuchtet. Die Höhe wechselte fortwährend; von 300 m ging es aus 375 m, dann wieder zurück aus 350 m, um Plötzlich aus 500 m zu schnellen. Da der Wind kaum merklich wehte und auch alle Anordnungen sür die Weiterreise getroffen waren, setzten wir uns um 7'/s Uhr zu „Tisch". Ich glaube, es gab wohl selten ein so gemütliches und heiteres Abendessen, Wiedas, welches wir in 500 i» Höhe durchleben durften. Für genügend Speise und Trank war gesorgt; sür die Unterhaltung sorgte in hervorragender Weise unser Führer: es fehlte uns nur Eins: ein Zeichner, welcher die reizende Scene sür uns zu Bilde gebracht hätte. — Unsere Fahr geschwindigkeit hatte allmählich zugcnommen; betrug sie anfänglich 25 bis 30 Kilometer in der Stunde, jo halten wir bald gegen 10 Uhr bei einer Höhe von 800 m 45 Kilometer Geschwindigkeit erreicht. Da er ¬ schien auch schon links Berlin, ein weiter Heller Streifen. Die Spree wurde überschritten, bald auch die Oder dicht bei Wriezen, bis uns plötzlich ein ziemlicher Nebel ausnahm, welcher uns gleichzeitig mit Wetterleuchten die Nähe eines Gewitters ankündigle. Die Temperatur wechselte zwischen 9° und 10" K. Immer bedenklicher wurden die An zeichen des Sturmes, bald zuckten die Blitze von links und rechts, immer vernehmlicher wurde der Donner, bis uns auch noch als letztes Glied der angenehmen Ueberraschung ein mehr als ergiebiger Regen wurde. Godard traf seine Vorbereitungen. Mit der ihm eigenen Sicherheit gab er seinem Gehilfen Taupin die nötigen Anweimngen, lieb selbst die beiden Schleppseile (ein dickeres hänfenes Seil von IM m und ein dünneres Hanfseil von 100 m Länge mit einein 50 w langen Drahtseil) hinab und machte uns auf die Gefährlichkeit der weiteren Reise aufmerksam. Genau um Mitternacht standen wir aus 1000 in Höhe. Dann ging es rapid zurück, um "/Z Uhr stände» wir nur noch aus 300 m: wenige Minuten später zeigte der Höhenmesser 150 m und gepeitscht von einem wütenden Sturm rasten wir über die Erde dahin. Zweimal prallten wir an nicht erkennbaren Gegenständen an, einmal hörten wir lautes Geklirr (wahrscheinlich halten die Schleppseile Fenster gefunden) und gleich darauf Hundegebell, aber zu erkennen war nichts. So ging es volle zwei und einhalb Stunden, bis der Regen nachließ, und Gobard jede Gefahr als beseitigt erklärte. Daß er selbst in diesen Stunden an den Ernst unserer Lage dachte, bekundete wohl zur Genüge die Frage, die er an uns richtete, ob wir landen wollten. Selbst verständlich verneinten wir einstimmig die Frage. Gegen 5 Uhr setzte der Regen von neuem ein und hielt Stand bis gegen 7 Uhr, jo daß wir abermals dem Erdboden ziemlich nahe kamen. Wir erkannten jetzt auch, wo wir uns befanden. Vor uns lag das „Frische Haff", das wir längs überflogen, um vor Königsberg direkt östlich uns zu wenden. Mit dem Aushören des Regens und der dadurch bedingten Abnahme der Beschwerung stieg der Ballon wieder hinaus. Um 7 Uhr 10 Min. hatten wir bei -j- 5° li. bereits 1300 m erreicht. — Wie befanden sich die Reisenden während der ganzen Zeit? Scheinbar sehr wohl! Dem Schlas wurde genügend Tribut gezollt, nur einer blieb stets wach: Godard; auch an gemütlicher Plauderei jehlie es nicht und zeitweilig erhöhte sich die Stimmung aus fast unbedenkbare Lustigkeit. Da es uns nicht erwünscht sein konnte, in vollständiger Unwissenheit über daS Land, wo wir uns befanden, weiter zu fahren, beschloß Godard, nach Einnahme des Frühstücks (Kaffee und Cognac), zun, dritten Male hinabzugehen. 8^/4 Uhr erblickten wir abermals den Erdboden; weite zum Teil gut gepslegle, aber eigenartig angebaute Aecker verrieten uns das Land Polen. Unsere Vermutung ivurdc bald auch bestätigt durch das Auslauchen polnischer Bauern in der ihnen eigenen Kleidung. Aber unsere Versuche, auf unser Anrusen Antwort zu erhallen, mißglückten völlig. Die Leutchen schienen sogar Angst zu haben, einzelne liefen be stürzt weg. Eine Stunde lang gingen wir in der Höhe von 80 bis 100 i» über die Erde, dann eitlen wir wieder in höhere Regionen, um in aller Ruhe das zweile Frühstück einnehmen zu können. Als wir in der Höhe von 1700 m standen, brachle Godard in perlendem Sekl den Dameii ein Hoch. Gegen 11 Uhr waren wir abermals aus 100 in zurückgegangen, aber auch diesmal blieben unsere Versuche, in Erfahr ung zu bringen, wo wir uns befanden, erfolglos. Um 12 Uhr 15 Min. standen wir wieder auf 1900 m; plötzlich, ein Jubel, östlich über uns zeigten sich deullich die Umrisse der Sonne. Godard schlug uns vor, den Versuch zu machen, bis zur Sonne zurückzudringen. Gern nahmen wir den Vorschlag an. Langsam ging es in die Höhe: 12 Uhr 25 Miu. zeigle das Barometer 2230 m, 12 Uhr 45 Min. bereits 2700 m und 2 Uhr 5 Min. sahen wir bei 3000 in und -j- 1>/," li. unseren Wunsch erfüllt. Ueber uns die klare, warme Sonne und unter uns ausgebreitet bis in die Unendlichkeit das weiße Wolkenmeer. Jedem der Milsahren den wird das Bild unvergeßlich sein. Der Ballon stieg weiter, bis er um 2 Uhr 20 Min. seine höchste Höhe mit 3240 m erreicht hatte. Eigenartig nahm sich das aus die Wolken geworsene Schattenbild des Ballons aus. Nun mußte an die Landung gedacht werden, nachdem der Wunsch von drei Mitfahrern (und wohl auch der Godards selbst), eine zweile Nacht auszuhallen, Widerspruch bei unseren Reisekollegen gesunden hatte. Langsam fielen wir. Als wir auf 200 in stände», gerieten wir in einen heftigen Sturm. Jetzt begann sür uns die „Tolle Jagd". Mit der Schnelligkeit von 90—100 Kilometern in der Stunde wurde der Ballon über Äälder und Aecker getrieben, die Schleppseile risien alles nieder, ivas ihnen in den Weg kam, bald mußte ein Holz- Platz an ihre verderbenbringende Thätigkeit glauben, bald ein einfaches Bauerndach, bald Telegraphendrähte. Godard erklärte uns, daß er die Landung bei dem Waldreichtum sür möglich halte, daß es aber wünschenswert sei, noch einmal höher zu gehen, um dem Ballon die Möglichkeit, sich noch einmal zu runden, zu gewähren. So stiegen wir zum letzten Male bis 1600 m und feierten hier mit der letzten Flasche Sekt das erreichte Ziel: um 4 Uhr war der Weltrekord Tissandiers ge schlagen. Wir brachten unserem wackeren Führer ein dreifaches Hoch. Dann aber ging es an die ernste Arbeit. Godard wies jedem seinen Platz an. An der vorderen Seite der Gondel stand Taupin zur Be obachtung und Ballastwerfung. Links neben ihn« sollten Professor Krause und Redakteur Halfter an den Stricken ihren Halt suchen. Kaufmann Wertheim wurde zur Beschützung unseres WeinkvrbcS rechts neben Taupin gestellt, Kausmann Duncker nahm auf der Bank Platz, um den Höhenmesser zu beobachten, während Kaufmann Meischke und Redakteur Lencer die Ausgabe erhielten, das Seil des Hauptgasventils nach Kommando zu ziehen. Um 5 Uhr sahen wir wieder den Erdboden. Weite Waldungen lagen unter uns. Links vor uns konnten wir Oppeln erkennen, rechts zog sich eine Bahnlinie hin, die allerdings bald im Nebel verschwand. „Altention!" ein Zug am Ventil und hinein sausten wir in den Wald, alles umreibend, was sich in den Weg stellte. Zwanzig jährige Bäume mußten ihr Leben lassen: dann ein augenblicklicher Still stand, um nach Ausweisung eines halben Sackes Ballast nochmals in sie Höhe zu steigen und dann zum zweiten Male in den Wald zu allen. Aber auch diesmal kamen wir wieder heraus, um innerhalb ,wci Minuten den Wald zu überfliegen und auf einer Wiese aufzu- tvßen, wobei wir allerdings in eine etwas schiefe Lage kamen. Dann noch einen kräftigen Ruck, der etwa 50 m vor Ende des Waldes ge worfene Anker hatte gefaßt, wir waren um 5 Uhr 30 Min. gelandet, die Gondel stand senkrecht und wir alle lagen in einem Hausen halb aus dem Boden, halb aus der Gondelwand. Die Situation war gerade nicht sonderlich verlockend, am unangenehmsten berührt schien Ptofessor Krause zu sein, der zu Unterst lag. Aber alles ist vergänglich und jo auch diese Lage. Wir krochen aus dem Netzwerk heraus und eilten an das obere Ventil, um die letzte Kraft des Ballons zu brechen. Drei Bauern aus Tarnau waren inzwischen herangekommen, um hilfreiche Hand zu bieten. Nachdem das Schwierigste gethan war, wurden Wagen requiriert, welche uns nach dem Orte brachten. Die Bergung des Ballons mußte aus den nächsten Tag verschoben werden. Alle halsen mit und nach vierstündiger harter Arbeit war auch das Letzte gethan, und wir konnten an unsere Erholung denken. Godard hat mit dieser Reise Zweifaches erreicht: er hat alle Luftschiffer der Ver gangenheit wie Gegenwart übertroffen. Die längste Fahrtdauer war bisher 22 Stunden 40 Minuten. Godard blieb 24 Stunden 15 Minuten unterwegs, wobei er 1635 Kilometer, gegenüber 1500 Kilometer des Lustschiffers Sivel, zurücklegte. — Chemnitz, 23. Oktober. Gestern früh 6 Uhr gerieten in einem Selfaktorsaale der Chemnitzer Aktienspinnerei durch Funken, die von einer Gasflamme ausgingen, Spulen und Walzen eines Selfaktors in Brand. Das Personal versuchte ogleich, mit der Hausseuerlöscheinrichtung das Feuer zu löschen. Toch breitete es sich so schnell über die brennbaren Teile des Selsaktors aus, daß alsbald alles vor dem Feuer und noch mehr vor dem außerordentlich beißenden starken Qualm fliehen mußte. Die Feuerwehr konnte nur von außen über Leitern durch Einschlagen der Fenster gegen das Feuer vorgehen und mußte zur Unterdrückung des Brandes drei Schlauchleitungen in Betrieb setzen. Ter Schaden, welchen der Brand verursacht hat, dürste beträchtlich sein. — Waldheim, 23. Oktober. In Ri chzen ha in ereignete sch gestern ein Unglückssall mit tödlichem Ausgange. Beim Ausschachten eines Brunnens löste sich der zum Trans port der Erde benutzte, leer herabgehende Kübel vom Seilhaken und stürzte dem Brunnenbauer Teichmann aus einer Höhe von 14 Meter mit solcher Wucht auf den Kops, daß die Schädeldccke cingeschlagen wurde. Der Schwerverletzte wurde osort ins Krankenhaus überführt, wo er verschieden ist. Teich mann war 28 Jahre alt, verheiratet und Vater eines Kindes. — Die Sektion der Güntherschen Leiche In der Totenhallc zu Cunsdors hat In Gegenwart des Oberstaatsanwalts Beutler