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Dresdner Nachrichten : 15.01.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187501151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-01
- Tag 1875-01-15
-
Monat
1875-01
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.01.1875
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«Akt«»!,», >». «b»n. pch s Mar» r» Pia»., »urch dir Polt 2 Mark »a VI»r. Nummer» MPsz-, »ufi««,: 26000 ftite di, »rilckgode rtuqe, iandter Manustrivir «acht Ii<- die Steda>llo» »ich» oerdtudUch. Iaferatrit-Innadm« au»< märt«: ll»a»»L»tri» „a» V-,I«r tu Hamvura, »rr. It», «len, «->»»>,. Pasel, «»«lau, yrantturt a. M. — Lach Ikoa», In vcrltu, Letptta, wir». Hamburg, Ijrankfurt a. M. Mit». ch>». — Laad» « c». t,r Nrantfur« a. M. — Pr. Voigt tu Lbemnt». — ll»- Vao.Ladtt«. SuIIiar » t!» in Part». Nr. IS. Zwanzigster Jahrgang. Tageblatt sür Politik, UnterhMng u. Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: litpfchk Netchardt in Dresden. Inserate werden Merken, '^»rave IS angt"om»«i d«) Ad. S Utrr. «onnt^ß d,L MtttatzL 12 Mir. Ir« Ncuuadk: grobe Klotzir« Kasse L bi» Nacjui. L Uhr. Dcc Raum eilter ein* laaMqe'.l Pct.ti.ril« kostet 15 Pfac. Ein,tctindt dir Zeile 3) Pi^e. r^ine <Voia>U>e sur daß noch st tägige Trsche«» ne.» der Inserate wird nicht qeqeden. Au-wärtige »innoncev- Australe von uns unbe« kanut-n ^irmcn und Per sonen insrr,rc.t wir nur gegen P ränuinerandv» ZaUluna durch Artet' tnarlcu oder Postcinzal,« lung. Neun bilden tosten 15 Psqc. Iuserate sür die Montags - Nummer oder liach crucm Icsttag« ^»ie Pctltjcite 2t) Psge. Mtttredacteur: vr. Da»II Für das Feuilleton: LackmlU »»rtm»»»». Dresden» Freitag, 1.'». Januar 187S- P-IMIch». Vielleicht ist bereits Don Alfonso in seine „allezeit getreue Stadt Madrid" eingezogen, um sich die Krone Altkastiliens auf das knabenhaft« Haupt zu setzen. Der Telegraph wird hierüber bis zum Schluß unseres Blattes Aufschluß gegeben haben. Abgesehen vom alteren Vetter Don Carlos, welcher erklärt hat: er stelle dem „ver suchten Lompromifse der Männer der Revolution mit dem monar chischen Princip" heut« „den einzig ihm (Don Carlo») geziemenden Protest aus Geschützrohren" entgegen; abgesehen von einem repu blikanischen Deputirten, der in die Sierra Morcna gezogen ist, um dort das Banner der Republik zu eülsalten, unterwarfen sich der neuen Majestät Flotte und Heer, Land und Leute in Spanien mit beachtenswerther Bereitwilligkeit. Durch entgegenkommenden Eifer zeichnet sich besonders der katholische Clerus aus. In den Cathe dralei» von Barcelona und Valencia stimmen die Kirchenfürsten am- brosianische Lobgesänge an und der neu« König vergilt diese für ihn äußerst werthvolle gute Stimmung der in Spanien allmächtigen Geistlichkeit durch Unterwerfung unter alle ihr« Gebote. Dieses Verhältniß zwischen König und Geistlichkeit dünkt uns die Achilles ferse der neuen Herrschaft. Was im Innern zunächst dem König die Pfade ebnet — die späteren Folgen der Priesterherrschaft bleiben nicht aus — das muß ihm die Sympathien des Auslandes, nament lich Deutschlands entfremden. Er kniet, als ihm der vom Erzbischof von Barcelona ge führte Zug begegnet, auf offener Straße nieder und küßt inbrünstig das ihm vom Erzbischof hingereichte Crucifix, er wohnt dem Hochamt in der Cathedrale stehend bei. Dagegen läßt sich nichts sagen. Wenn er aber seine pomphafte Ankündigung: unter seiner Regierung solle Gewissensfreiheit in Spanien herrschen, sofort bricht, indem er die protestantische Kirche in Cadix schließt und die zwei protestantischen Zeitungen in Madrid unterdrückt, so muß dies auf die Sympathien Europas erkältend wirken. Hatte denn der edle Republikaner Castelar so ganz Unrecht, als er den Staub Madrid» von seinen Füßen mit den Worten schüttelte: er fürchte, cs werde eine unerbittliche, eine arabische Reaölton über Spanien Hereinbrechen! Roch besteht der Ministerrath vorzugsweise aus Männern, die sich „liberal" nennm, der Präsident Lancwas del Eastillo voran. Schafften diese schon di« Ges so wird die Civilehe und die geringe Religionsfreiheit bald folgen, wenn die Liberalen aus dem Cabinet gemaßregelt werden. Die ..Times" pfeift schon ein Liedchen davon, daß Deutschland so lange die Anerkennung des neuen Königs verweigern werde, als derselbe nicht seine von pfäfsischer Unduldsamkeit eingegebenen Dekrete zu- rücknimmt, den Ausländem in Spanien protestantischen Gottes dienst gestattet und protestantische Zeitungen wieder erscheinen läßt. Di« Abordnung eines größeren deutschen Geschwaders nach den spanischen Gewässern mag veranlaßt sein durch den Gustav-Fall — sie dient sicher dazu, der gesammten Politik Deutschlands Spanien gegenüber erhöhten Nachdruck zu verleihen. Frankreichs Nationalversammlung beräth das Gesetz über die Cadres (Stämme) der Armee. Alle Parteien sind einig, der Wehr kraft Frankreichs die größte Entwicklung und Schlagfertigkeit zu verleihen; verschieden nur sind die Meinungen über die Mittel zu diesem Zweck. Nach der Darstellung der Nat.-Ztg. liegt der wich tigste Gegensatz darin, ob, wie der Kriegsminister vorschlägt, das Bataillon, wie bisher, auch in Zukunft aus sechs Compagnien be stehen soll oder, wie die Commission beantragt, in einen Bestand von v ie r Compagnien umorganisirt werden soll. Ueber die Zweck mäßigkeit der letzteren Maßregel an sich ist kein Zweifel; nur kann sich der Kriegsminister nicht entschließen, die Schlagfertigkcit der Ar mee während dcr Zeit der Neuorganisation zu beeinträchtigen, wäh rend die Commission und ihr Berichterstatter auch diesen Nachtheil in den Kauf nehmen wollen. Dian sieht, daß sich die Frage darauf hinaus spielt, ob ein Krieg in der nächsten Zeit für wahrscheinlich gehalten wird oder nicht. Die Reducirung des Bataillons auf vier Compagnien würde übrigens in die Avancementsverhältniffe der Armee tief cingreifen und den schon stark erschütterten OfsizierS- stand hart betreffen. Ritter Ofenheim ist zun» Abgott der Börse und ihrer Blätter in Wien geworden. Ginge es ihnen nach, so würde dcr redliche .Handelsmimstcr Banhans ab- und in eine Schreibstube gesetzt und Ofenheim erhielt das Handelsportefeuille. Ein Dkmn von seltenen Talenten, gewaltiger Spannkraft, kühnem Unternehmungsgeist ist jedenfalls Ofenheim. Er besitzt, wie das 4k. W. T. skizzirt, „Nerven von Stahl, daß er eine so außerordentliche Anstrengung bis jetzt hat tragen können, ohne zusammenzubrechen. In den Zeiten des Glücks aber hat er auch großen Strapazen getrotzt, denen keine andere, als eine überaus kräftige Natur gewachsen gewesen wäre. Am 26. Oktober kommt Ofenheim von Bukarest in Wien an und hält ein« Verwaltungsrathssitzung ab. Am selben Tage reist er zu Braffey nach Venedig, am 29. Oktober ist er auf dem Weg« nach London, wo er am 2. November anlangt, am 6. Nov. ist er wieder in Wien zurück und geht am selben Tage nach Czerno- witz, um die russische Kaiserin auf ihrer Reise zu begleiten. Am 7. Nov. geht er zurück nach Lemberg und am 13. desselben Monats rüstet er sich wieder von Wien aus zu einer neuen Reise. Wäh rend dieser Zeit schließt er umfassende Verträge ab, führt eine um fassende Correspondenz, ordnet mannigfache Geschäfte und damit dem Nützlichen das Angenehme nicht fehle, holt er sich das Comman- deur-Kreuz des russischen Stanislaus-OrdenS. Diese Reisebeschrci- bung gab der Angeklagte zum Besten und er sagte von sich: „Im Fluge eroberte ich eine Concession." Der Cäsar unter den Con- cessionSrrwerbern steht jetzt vor Gericht! Ja, er war der Cäsar unter den ConcessionSerwerbern, heut« ist «r in den Augen eines TheileS der Gesellschaft der Märtyrer der großen Unternehmungen. Er leidet für sie alle, aber er ist Paris in seinem Glauben. Er be kennt ihn standhast und weicht nickit von ihm ab. und der erste Artikel dieses Glaubens lautet: Wer viel wagt, muß auch viel« gewinnen!" Wir möchten als zweiten Artikel hinzusetzen: „Wer Nichts j wagt, kommt nicht nach Waldheim!" Was den Angeklagten am meisten empört, ist die Besorgniß, man könnte ihn „einer Schmutzerei" für fähig halten. Was sind ihm einige 40,000 Gulden I Erspielt mit den Millionen wie mit Pfeffernüssen! Wenn di« Militär-Verwaltung des deutschen Reiches Geld für Militärzwecke braucht, da bemißt sie ihre Bedürfnisse niemals knickrig. Der Bürger muß eben schaffen. Handelt sich's aber ein mal darum, daß die Militär-Verwaltung den Bürgern Militürkosten vergüten soll, da wendet sie jeden Dreier sorgfältig um undSchmal- hanS ist da immer Küchenmeister. Als Vergütung für die volle Verpflegung eines Soldaten pro Tag will sie nur 75 Pfennige zah len-, der Reichstag erhöht diesen Satz auf l Mark, gewiß eine be scheidene Summe. Da» macht pro Jahr 2,700,000 Mark Mehr ausgabe, was gegen di« sonstigen Millionen sür Militärzwecke zurück tritt. Dem BundeSrath« ist das zu viel, er bietet bloS 80 Pscnnige. Der Soldat soll natürlich anständig bewirthet und beherbergt »verden, das will auch der Bundesrath, nur meint er, für 80Pfennige könne es sehr gut — auf Kosten des quartiergebenden Bürgers geschehen. Unter „Tagesgeschichte" finden unsere Leserinnen eine beach- tcnSwerthe Rede des Abg. Stumm über die Nothwendigkeit der Zu stimmung der Mütter zur Verehelichung ihrer Kinder. Manches Mutterherz wird dem Redner von den Rheinlanden zustimmen. Locale» rmd Sächsisches. — Dem Lehrer Menzel in Großröhrsdorf ist die goldene Me daille deü AlbrechtsordenS, dem Ortsrichter Poitzsch zu Cichardt die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Silber, dem emcritirtcii Oberlehrer Dr. xd. Schulze in Freiberg die goldene Medaille vom Verdienstorden verliehen worden. — Bei dem zweiten Hofballe am Mittwoch waren außer Prinz und Prinzessin Georg (nach dem „Dr. I.) auch der Groß herzog von Toscana nebst Gemahlin und der Erzherzogin Antoi nette, der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin und die verwittw. Fürstin Neuß j. L. «rschienen. — J»r Gegenwart dyp Mitglieder des kngl. Hauses ist gestern ln der katholischen Kirche das Mvzart sche Reqmem sür den verstor benen Bischof Fonverk aufgeführt worden. ' ? — Bei der Abstimmung im Reichstage über die Diätensrage stimmten nur 7 sächsische Abgeordnele.mit (23 giebt'sü!) und zwar für die Abgeordneten vr. Georgi, vr. Heine, Oehmichen und Lieb knecht; dagegen die Abgeordneten Frühaus, Kvauße, vr. Stephani. Nicht weniger als 12 sächsische Abgeordnete fehlten bei der Ab stimmung. — Die Bankcommission der Dresdner Handels- und Gewerbe- Kammer hat die schleunige Abseildung einer Deputation an den Fürsten-Reichökanzler wegen erneuter Geltendmachung der diesseiti gen berechtigten Interessen in der Bankfrage beschlossen. Die Leip ziger Handelskammer wird den» Vernehmen nach in gleicher Weise Vorgehen. — Aus dcr Portotaxe und dcr neuen Postordnung ist ein Auszug der wesentlichsten Bestimmungen in möglichster Kürze unter dem Titel: „Nachrichten für das Publikum beiVersendungen inner halb des deutschen Reichs-Postgebiets" auf einem Quartblatt her gestellt worden, welcher Auszug bei allen Postanstalten, sowie durch die Briefträger und Landbriefträger zum Preise von 10 Pf. das Stück bezogen werden kann. — Das Markctenderwesen im Kriege soll einer ein gehenden Regelung unterworfen werden und sind diescrhalb bezüg liche Erhebungen eingeleitet. Die Marketender werden fortan hauptsächlich aus besonders zuverlässigen Mannschaften des Bcur- laubtenstandes gewählt werden, »voraus sich deren Dienstverhältnis; zur Truppe ergicbt. Ihre Beziehungen zu derselben sollen ebenso contractlich festgestellt, wie die Waarenpreise durch ein besonderes Verzeichniß normirt »verden. Nach der getroffenen Festsetzung er hält der Marketender die Löhnung eines Train-UnterofficierS und dessen Gehilfe die eines Gefreiten; außerdem wird dem Elfteren eine freie Ration für sein Pferd gewährt. — Mit dem solennen Balle, der vorgestern die Bogenschützcn- gilde vereinigte, ist sie bis zur Mitte ihrer Wintervergnügungei, vor gerückt. Ein recht wohlthuender Geist echten Bürgersinnes belebte die Festlichkeit. Frohsinn und Liebenswürdigkeit waren die Wirthe. Freilich besitzt auch die Gilde jetzt in ihrem Vorstande, Hofrath Pabst, und in ihrem Schützenkönige, Hofschauspieler Porth, zwei redegewandte und in der Repräsentation geübte Männer, deren bald zündende, bald humorsprudelnde Thronreden manchem Monarchen von Gottesgnaden zum Muster dienen könnten. Auch versieht der königliche Commissar, Kammerherr 5 Byrn, die Vertretung des Kö nigshauses bei der Gilde in einer so leutseligen Weise, daß ein recht herzlicher Ton aus allen Beziehungen der Gilde herausklingt. Die Festtafel, welche die Ballfreuden in zwei Theile zerlegte, war durch ein von Hofrath Vr. Pabst verfaßtes Gedicht und durch treffliche Ansprachen des eben Genannten, des Kammerherrn 5 Byrn, des Hofschauspielers Porth, dcS Deputirten Juwelier Jähne und Andere gewürzt. Auch die Schützenkönigin, Frau von Berthold, erfreute die Festgenossen durch eine herzhafte Begrüßung. ES war bezweifelt worden, ob die Schützen ihrem Könige Gehorsam leisten würden, wenn er einen Befehl erließ. Als jedoch der Schützenkönig nach Beendigung der Tafel die Cabinetsordre erließ, die Schützen sollten sich nun eine kräftige Schützencigarr« anzünden, dampfte bald aroma tisch aus allen NebensAen des GewerbrhauSsaaleS da« Brandopfer willig empor. Al« ein Uebelstand des Locales erwies sich, außer der eisigen Kälte in den sogenanntvrMrderoben und dem Treppen hause, daß durch das GkMgK vovden Garderoben der Regen un- genirt durchsickert. — Die Annen Ni Crucianern nicht fürder nachstehen. Am 20. Januar giebt die Anneu Realschule zu»» ersten Ma'.e nach vielen Jahren ebenfalls einen Ball im Mcinhoid'schen Saale, dem wohl wahrscheinlich viel elegante frauliche Jugend an- wohnen dürste. — Nach den Bestimmungen des neuen Schulgesetzes ist mit dem Beginn des ConsirmandenunterrichtS dcr Religionsunterricht der Consirmanden in der Schule cinzustellcn. Diese Anordnung ist mit Anfang dieser Woche in Kraft getreten, da in allen Parochm» der Confirmandcnuntcrricht begonnen hat. — Der Feuerbcstattungsoerein„Urne" hatte einige Mitglieder dcputirt, uin ein Schriftstück vorzubereiten, welches klar uns unpar teiisch die jetzige Sachlage der angestrebten Vestattuiigsreforn» öffent lieh darlegen.soll, Herr von Ctockhausen hat sich der Aufgabe mit vorzüglichem Tact und unter Beibringung erschöpfender sanitäre» und historischer Beweise entledigt und am Abend des 13. Jan. las derselbe einem begutachtenden Kreise, welchem die Herren Mcd.-N Küchenmeister, Ingenieur Siemens, Vertreter der Wissenschaft, der Finanzen, der Justiz, der Presse augehörtcn, das Elaborat vor, dessen Drucklegung schließlich einstimmig befürwortet ward. Do der Aufsatz nächsttägig den hiesigen Zeitungen beigegeben »verden soll, enthalten wir uns deü Eingehens auf die sehr richtige und ruhige Deduction. — Im Monat Mai 1870 verschwand von hier der Sachwalter Christian Heinrich Müller, mehr gekannt unter einem, auf den Tod seiner ersten Frau, die it» Folge einer Vergiftung gestorben sein soll, anspielenden Spitznamen, und wurde alsbald von» Hiesigei» Bezirks gericht wegen dringenden Verdachts verübter EigenthumSverbrechen, »vie es im Steckbriefe hieß, verfolgt, aller Bemühungen ungeachtet aber nicht erlangt. In der ersten Hälfte des vorigen Jahres ist nun durch eine eigenlhümliche Fügung zur Kenntnis; der hiesigen Justiz behörde gelangt, daß der verfolgte Müller sich in den Vereinigten Staaten aufhalie und dort als Methodistcnprediger fungire. Auf diplomatischem Wege hat man darauf wegen seiner Auslieferung verhandelt und ist er in Folge dessen festgenommen und den mit seinen» Anhertransport beauftragten sächsischen Beamten über geben worden, die ihn vor einigen Tagen glücklich hier cingeliefcrt hoben. — Am 17. v.M. »st in einein Canal unter der Böhm. Staats bahn znnschen den Orten-Pardubitz und Daschih die Leiche eines un bekannten 20—24 Jahre alten, mittelgroßen Mannes mit kastanien braunen» Haar und eben solchem Schnurrbart aufgefunden worden, welcher sich, »vie ein in seiner Nähe gefundener Revolver ergab, durch einen Schuß in die Brust entleibt hatte und die bei ihrem Auffindcn bereits wohl zwei Tage gelegen haben mochte. Der Leichnam war beileidet mit einen» schwarzbrauncn Ueberrocl von zottigemStoff und einem niedrigen schwarzenFilzhut mit der Adresse eines hiesigen HutmachcrS. Die Manschettenknöpfc trugen den Buchstaben B uuo hatte ein in den Kleidungsstücken Vorgefundener „Marie und Friederike" unterschriebener, eine Einladung um 2 Uhr 25 Min. mit nach Kötzschcnbroda zu fahren, enthaltender Brief, die Ucberschrift „Lieber Bernhard". Weitere Nachweise über die Per sönlichkeit sind an der Leiche nicht zu finden gewesen, doch liegt die Wahrscheinlichkeit vor, daß der todt aufgefundcne junge Mann vor seinem Ende hier in Dresden aufhältlich gewesen ist. — Tie Persönlichkeit des Mannes, welcher sich vorgestern Vormittag in dcr Ncuegasse erschaffen hat, war bis gestern noch nicht festgcstellt. Dcr Reisepaß, welchen man bei ihm vorgefunden hat, soll in St. Petersburg ausgestellt sein. In einer Wirtschaft an dcr Elbe hatte der Mann vor Ausführung des Selbstmordes ver kehrt, war dort unter den» Namen „der Russe" bekannt und hatte daselbst vor seiner letzten Entfernung drei Predigten des bekannte» Berliner Pastor Knaak zurückgelassen. — Gestern Nachmittag ist an der Canalstraße beim Wehre dcr Leichnam eines unbekänntcn Mannes von ca. 40 Jahren, der mit einen» schwarzem Schafpelz, schwarzen Tuchhosen und einer blauen Schürze bekleidet war, angeschnwmmm und polizeilich aufge hoben worden. — Der Gutsbesitzer Mittag aus Kottmarsdorf fuh. gestern beim hiesigen Leipziger Bahnhof über das Geleis der Verbindungs bahn bei Stadt Metz, sein Pferd blieb mit einem Fuße darin hängen und brach das Kronengelenk. Das arme Thier wurde nur wü Mühe in einem Stalle untergebracht. — Die erste gemeinschaftliche Sitzung des Rathes und der Stadlverordnctcn am l ll. d. erircutc sich einer außerordentlichen Vollzähligkeit, beite Collcgic» waren stark vertreten, dcr Stadtrath In voller Zahl und die Stadtver ordneten mit V7 Mitgliedern, so daß sich bei den iolgcndcn Wah len 7 Ersatzmänner dcr Abstimmung enthalten mußten. Wie ott auch, uamcntilch in letzter Zeit, in diesem Saale gegen den Stadk- rath lvsgcbonncrt worden, heute, vor der Sitzung herrschte der srcuudschaitUchste Verkehr zwischen den Gliedern beider Collcgic», die hingst crelrten Stattrathc saßen mit würdevoller Freundiich- kcit im Schooße deS RatbcS und aus dem Stuhle des Vorsitzen den präsidiite Herr Oberbürgermeister Piotenhauer und er- öffnete die Sitzung mit einer Ansprache, In welcher er seine leb hafte Freude audiprach, daß cö ihm heute vor der ersten Gcschäits- sltzung des Stadtverordneten-Collegiums in diesem Jahre vergönnt sei, die Wünsche auch Namens deS RalheS auöz»sprcchc». baß die nunmehr durch die am i5. Octobcr v. H. in Wirksamkeit getretene revidirtc Städteordnuna, bedingte gemclnsamcre Thä- tigkeit beider städtischer Collegie» In» Dienste dcr theucrcn Vater stadt aller ihrer Bürger und Einwohner eine von Gott gesegnete sein möge. Cr hob hervor, daß die neue Ordnung unter wesentlicher weiterer Beschränkung des staatlichen ObcranisichtS- rechtS den Colleglen ausgedehntere Befugnisse einräuine, baß sie aul die Beseitigung von Schwcriälligkeitcn im Verkehr zwischen Stadtrath und Stadtverordneten von bestein Einfluß sei. da sie gemeinsame Sitzungen für gewisse Fälle verordne, überhaupt aber In freies Ermessen stelle. Organisch zusammenhängeud mit dem Borangesührten sei die durch das Gesetz vom 81. April I87:r geordnete Bildung von BezlrkSvcrbänken und die Einrichtung von Bezirk»- und KreiSanösclMe»; dadurch sei Allen die unmit telbare Tbeilnabinc an der Verwaltung durch sretgewählte Ver treter gewährleistet. Die heutige SItmng gelte der Voslstehi,,'',
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