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Dresdner Nachrichten : 11.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188609110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860911
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-11
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.09.1886
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Id ki treffe. cinei- weiß dam, erbst, kiicn- ischen e gut M". tagen Sie f nm welt- >iesen seine l des -L. ch in ?von seine räch- eister 1u»g itatt- irlick- Ge- -rage h»ß- dels- c'liis- veit- > Z»- Mids isle» gar» mac oge. leite rmd Ansichte». Jeder ls die deutsche sind lernt e- früher als die deutsche Sprache. Die Ärgste und Gasthilnler haben nur französische Firnien und ist seit der Verfol gung deS FranzvscnthumS dasselbe stetig im Wachsen, besonders der Kultus der französischen Armee: «der Geschmack der verbotenen Frucht I" Die Regimenter sind jetzt zu den Manövem ausgerückt, doch erhielt Niemand die Erlaubnis, denselben beizuwohnen. Die Deutschen thun recht daran, ihre Truppenübungen nicht der öffent lichen Neugierde preis »u geben und so die Geheimnisse ihrer Tak tik Ausländem zu überliefern: möge Aoulanger sich eine Lehre daraus ziehen I Derselbe wird ln Deutschland überhaupt nicht nach seinem rechten Werth geschätzt, man verkennt ihn entschieden und achtet ihn zu gering. Die Elsässer, welche Frankreich treu geblieben sind, werden von de», peinlichen Schauspiel des Kaiserbesuches sich fern halten und durch edle Abwesenheit von Straßburg ihre Ge sinnung würdig manifcsliren. — Der Sekretär JreyeinetS, JuleS Herbctte, ist nun definitiv zum Gesandten in Berlin ernannt. Er war früher Journalist am «Voltaire", daher in Paris für alle Kollegen stets zu finden und zur Auskunft bereit. Die irinsten ge sellschaftlichen Formen zeichnen den mittelgroßen, elwaS breitschul terigen Man» auö, dessen geistreicher Eharakterkvpf von einem granmelirten Vollöl»,t umrahmt ist, die sprühenden dunklen Auge» werden von einer Brille geschützt. Der neue Gesandte ist als echter Südfranzose sehr gesprächig, etwas emphatisch, übertreibt gern, bis aui seine Galanterien. Als KabinetSchet im Ministerium des Aenßern aalt er noch zur Zeit Brisjons iür den eigentlichen Leiter der auswärtigen Politik Frankreichs und zeigte sich Deutschland gegenüber stets sehr versöhnlich nusrichlig, das Genie Bismarcks bewundernd. — Der französische Bvlschaltsrath d'A»b>gm, ist z»m diplomatischen Agenten Frankreichs in Egtiplcn ernannt worden. Er war bisher in London thätig und hat sich stets als Gegner Englands gezeigt. — In der Kirche St. Honore-d'Evlciii fand die Trauung des GesaiidtschastssckretärS Baron Marc de St. Pierre mit Fräulein Marguerite «angalli statt. Die Braut, welche eine perlgraue AtlaStoilette mit rvsengarnirtem gleichfarbigem Kapothut trug, hat einst Paris, Warschau. Petersburg, Moskau, Wien, Bu dapest, Italien und Amerika als Rita Sangalli in Entzücken ver setzt. Die berühmte Tänzerin lebte schon seit drei Jahre» von der Bühne zurückgezogen, sich der Erziehung ihrer beiden Kinder wid mend, deren Pater sie jetzt zu seiner rechtmäßigen Gemahlin macht. Ztalien. In Florenz ist der Jemitengeneral Pater Beckx gestorben. Spanien. Ein andalusisches Sprüchwort: „lllatu. al ro> ^ votv a slalana" t.,Eunvrde den Höing und gehe nach Malaga") kennzeichnet die Polizei und Nechispflege dieser guten Stadt, in der Angriffe auf das Leben täglich Vorkommen. Zur Zeit der trockenen Hitze namentlich, da solche viel Durst »nd dieser wieder Trunkenheit erzeugt, nehmen Mord und Tvdtschlag unglaubliche Dimensivnen an. Sv sind von vorigem Sonnnbend Abend bis Mittwoch Mittag 0 Personen so erfolgreich ermordet worden, das; sie ans der Silage totst liegen blieben. Ties in einer Stadt von ca. 115,000 Seele»! ES sind lauter Na»sere>en oder auch manch- mal der reine Mordwahnsinn ohne Ursache und Zweck. Ein Toppeimord erregte allgemeines Angehen. Ei» rachsüchtiger alter Mann griff einen anderen Man» von etwa -lO Jahreil »nt einem riesigen Messer an. das er ihm tief in die Brust streß. Ter Ge trogene hatte gerade noch die Kraft, sich daS Messer aus der Wunde zu reißen und es dem Alle», in der beliebten Weise, aniwärt« in den Leib zu stoßen. Daraus sielen Beide todt hin. Da solche Leichen bis zn der zögernde» Ankunft der Richter liegen bleiben und eine Bedeckung durch Tücher für eine unnütze Beeinträchti gung des schaulustige» Publikums gehalten wird, io konnte Jeder mann sich an dem gräßlichen Anblick der Leichen mit den klaffen den Wunde» während dreier Slunden weiden. Dieser Fall ist auch insofern einzig, als dem Mörder einmal Gerechtigkeit wlderiahren ist, was sonst dort ebensowenig vorkommt, als wie sich zwei Männer mit demselben Messer manselodl stechen. Belgien. Anläßlich des gegenwärtig in Nannir tagenden belgischen Lchreikongresses spielte nch ein Zwischenfall von hoher politischer Bedeutung ab. Ter Bürgerineisler der Stadt Namur brachte den üblichen Toast ans den .König ans, wobei demselben Vvrgewvrfen winde, »ntgebotteii zu haben, die Existenz so vieler Lehrer zu vernichten. «Tos bezieht sich daraus, daß der König das von seinen klerikalen Ministern und dein klerikalen Landtage aus- aearbeitete Schulgesetz nnierzeichnet hat, durch welches die Schule der Geistlichkeit anSgeliefect und viele Lehrer entlassen wurden). Ter Redner sprach dabei die Hoffnung ans, der König möge noch so lange leben, um selbst die Erinnerung an das von seinen Mi nistern begangene Unrecht an den Lehrern selbst aiiszulösche». Der Toast winde dem König lelegralchnch »ntgetheilt. Dieser Zwischen fall. welcher jedemalls noch politische Folgen nach sich ziehen wird, erregt nngehenrcs Aufsehen. England. ObeihauS. Der Staatssekretär des Auswärtigem, Lord Jddesleigh, erklärt, der Prinz Alexander sei auf dem Wege nach der Grenze mit großer Achtung und mit Beweisen großer Anhänglichkeit empsangen worden. Die Art, wie er das Land ver lasse, sei des hohe» Riffes würdig, den er sich erworben habe. Der Schluß des bulgarischen Zwischemalls stehe in einem wohllhnenden Gegensätze zn den schrecklichen Umständen, unter welchen derselbe zum Ansbinch gekommen sei. Zweifellos würden die durch die Ab- diinlnng drs Fünfen nolbwendig werdenden Arrangeinenls in Ge mäßheit des Berliner Brrtrags und der zn Anfang d. I. in der Konferenz getrossenen Abmachungen slatlsinben. Auf Erörterungen hinsichtlich des linnligen Verlaufes cuizugchcn, halte er nicht tür vvrtheillmst. — Unterhaus. Unterstaatsfekrelür Fergusso» erklärt: Der Abdankung LeSsFnrslen von Bulgarien habe porichifftSacmaß die Wahl eines iienni Fürsten nach dem freien Eemessen der Natio- nalversamnilnna und die BcsläOgniig desselben durch die Pforte nach Zustimmung der Sigiiatarniüchle zu folgen. Es iei noch zu such, sich über den Mcinuiigsanslmffch der Kabinete zu verbreiten, aber es liege kein Grund vor, zu glauben, daß die Aktion irgend einer Macht unvereinbar sein werde mit den Vertragsbestimmungen. London. Noch ist der Herbst nicht bcrbeigekvnum» und schon nimmt das Elend in den Straße» von London >» wahrhaft erschreckender Weise zu. ohne daß es möglich ist, einen Ausweg zu finden. Nicht weniger als 37 Personen sind während des letzten Monats an Hunger gestorben und allabendlich sieht man in den Hauptstraßen Englands längs dem Temse-Ufer und den umliegen den Straßen inet» als 500 Unglückliche lagern, um wegen Woh- nnngsmaiigel die Nacht im Freie» znzubriiigen. Das Schauspiel, welches diese Lager dardielen, ist ebenso seltsam wie schrecklich. Borzüglich sind die Bänke dicht mit Frauen und Kindern besetzt, sie gleichen nnsöunigen Schmntzklnmpcn. Die Spätlinge liegen auf dem Trottoir, in den Straßcnrinnen oder stützen sich auf die Pallr- saden, welche einige n» Bau begriffenen Härffer umgeben. Inmit ten dieses Ameisenhaufens gehen mit unveränderter Miene die phleg matischen Polieenien auf und ab. Sie Hütten wohl das Recht, die Bngnbvnden feslziinehme», aber sie ziehen cs vor, sie schlafen zu lassen, denn icde Berbaitiiiig verursacht einen furchtbaren Skandal bei diesem Volke, der leicht i» eine Schlägerei ausartet, bei welcher die Polizei sletS de» Kürzeren zieht. Die Armen haben sich dicht an einander gedrückt, um sich gegen die Feuchtigkeit zu schützen, welche durch die Nachbarschaft der Themse hervorgerusen ivrrd: Einige haben noch ein anderes Mittel gesunden, ihren Körver etwas zn schützen: sie wickeln sich in alte Zeitungen ein. Sobald es Tag wird, wachen die Schlüter ans, ihre Toilette ist rasch gemacht und sie verlassen dann die Quais, nickt um ihr Brvd zu verdienen, da es noch zn trüb ist, sondern um ihre Ruhe in de» Parks auf dem weichen Nase» und Moos unter den immergrünen Bäumen fortrn- setzen, denn die Tbore zu denselben werden bereits um 5 Uhr Morgens geöffnet. Früher zeigte man den Fremden die Verbrecher welt Londons i» den Arbciterhäuicrn und in jenen Vierteln wo man sich nicht ohne Begleitung der Polizeimaniischafte» hinein wagte. Jetzt hat sich diese Gesellschaft bis in das Innere Londons hereingedrängt und kan» man wohl in keiner Hauptstadt der Welt solch' schauerlichen Nachlszenen begegnen wie in der Metropole des religiösen und moralischen Scheins. Wohl giebt es hundert Gesetze und Vereine, aber von ihnen ziehen »nr die Wenigsten Nutzen. Wo soll auch die sich täglich permchreiide Arbeiterbevölkerung unter- aebracht werden, wer soll sie cmähcen ? Es sind dies wahrhaft trost lose Zustände und die schlimmsten Aussichten für de» Winter. Die sozialdemokratische Föderation hat deshalb auch ein Manifest erlassen, irr dem es u. A. heißt: „Wieder einmal wird der Winter unsere Mitbürger, Hunde, Itanicnde an der Zahl, ohne Hoffnung aus Arbeit, ohne Nahrung, o.mc Obdach für sich und ihre Familien finden. Trotz der Ereignisse vom Monat Februar und der unausgesetzten Anstrengungen der Sozialdemokraten, den Behörden die Augen zu öfsnen, waS iür das Pcolelariat der Winter bedeutet, ist nichts ge schehen, um die Schrecken des letzten Jahres in diesem zu vermin dern. Dieselben werden sich daher erneuern, ja verdoppeln und ver dreifachen. Diejenigen aber, welche leiden, wollen nicht nach und nach sterben, täglich physisch und nivraUsch bis zum letzten erfrie renden Athenttug, bis zum letzten Röcheln des leeren Magens ihrer Frauen und Kinder gefoltert und gepeinigt werden. Ohne Murren klstrnen sie solche Ovalen nicht ertrank», wenn weiter der rassinirteste LwHvte üppigste Arichi Uebe-rniaß jeden Besitzes sich breit mache». Der , nicht ansehen. ohne dagegen voll Energie zn kümpfen. Alle, die Ihr Nvth leibet, schaart Euch um uns, wir werden Euch den Weg »emen, Eure Rechte geltend zu mache», die Kapitalisten zu erinnern. fuhr durch die haben. sie Euch gegenüber Pachten der Weichlichkeit zu erfüllen ir. Protrstirt auf legale Weise, doch wenn mau Euch nicht anhört, dann greiit zu den, ersten besten Stein, zu jeder Waffe, die Ich Euch darbrettt. Werst die glänzenden Magazine ein und zerstört ic Hallen der gleißnerischeu Pracht Jener, die sich von Eurem Elend bereichern. Tretet der Regierung kraftvoll entgegen, die zu schwach ist, Mittel zur Abhilfe des sozialen Jammers zu finden rc." — Die «Patriotische Gesellschaft" läßt im ganzen Lande eine Pe tition an Lord Salisbury cirkuliren. um eine sofortige englische In tervention in der Krim zu verlangen. Es heißt in der Bittschrift, daß es eine absolute Nothwcndigkeit wäre, den Emmarsch der Russe» auf der Balkanhalbinscl früher oder später zu verhüten und vor Allem Konstantiuopel vor dem Zaren zu schütze». Die Peten ten verlangen daher, daß die englische Regierung mit allen Mitteln aus eine Wiedereinsetzung des Fürsten von Bulgarien dringen soll, sowie die Unabhäiigigkeit Bulgariens und Rumellens ausrecht er halle» müsse. — Die allgemeine Ansicht ist, daß die bulgarische Frage noch lange nicht erledigt sei, sondern im Gegcntheil seit der Abreise des Fürsten »i die ernsteste Phase getreten ist; jedenfalls dürste die Entschließung der Sobranje große» Einfluß ans das Vcr- halten verschiedener Mächte haben. Man glaubt in offiziellen Kreisen nicht au em russisch-türkisches Einvernehmen und mau will von Rußland das förmliche Versprechen fordern, nicht in Bulgarien zu niteroeuiren, andrerseits die Pforte verpflichten, einem etwaigen Einmarsch der Russen in Bulgarien sich gewaltsam zu Widers Die Kvnserenzen zwischen Lord Salisbury und den verschiedenen Gesandten dauern deshalb fort und deren Endresultat sieht mau mit großer Spannung entgegen. — Ein Londoner hochadeliger Frauen klub hat besehtosfe», dem Fürsten Alexander von Bulgarien ein kost bares Geschenk m Gestalt wertyvoller Handarbeiten zu machen: es bandelt sich uni eine ganze Ziminereinrichluiia. Eine Deputation junger Ladies wird in Jugenheim die Huldigungen des ganzen Klubs dem Helden von L-livintza übermitteln. — Tie Zeitung „Society" brachte vor einigen Tagen einen Sensationsarlikel: „Wer wird de» Herzog erhalten?" Die Leser werden dann ansge- sordcrt, eine Liste der Damen einzusenden, die in Beziehungen zum Herzog von Portland gestanden, doch solchen Kreise» angehörten, daß er aus diesen seine Frau wählen könnte. In der nächsten Nummer meldete die Zeitung, daß sie eine große Anzahl Namen erhalten und dieselben nun veröffentlichen würde. Als dies der Herzog von Portland las, reiste er sofort per Extrazug nach Lon dem zu seinem Advokaten, auf dessen Veranlassung dem Besitzer der Zeitung aus gerichtlichem Wege bedeutet wurde, von der Veröffent lichung abzuschen. da sonst gegen ihn ein Verleiimduiiasprvzcß an hängig gemach: werde» würde. — General Buller hat seine» ersten Bericht an das Ministerium des Innern gesandt. Aus denijctpcn geht hervor, daß er die Lage Irlands un Norden und Osten im höchstem Grade beunruhige»!) gesunde» habe und in Keeey und Eoree noch mehr Unruhen befürchte. Tie Bauern tollen sehr de iiivralisirt sein und wird es langer ninmterbrvchener Anstrengungen bedürfe», eine Veränderung der jetzigen Lage hcrbeizuführen. Irland. In Belfast scheint die Neuerung, daß die bewaffnete Polizei an Stelle des Militärs wieder mit dem Wachdienst betraut ist, ui den protestantischen Sladltheilen noch immer böfes Mut zu machen. In dem dichtbevölkerten Bezirk Vallymacarret bewachten am Sonntag zwei Polizisten eine katholische Schenke, die vor etlichen Wochen dcinosirt worden war. Sie wurden von einer An zahl Raufbolden angegriffen, welche die Polizisten beschimpften. Es rottete sich ein Pöbechausen zusammen, der die Eonstabler mit Steinen bewarf, infolge dessen sie schwere Berlctznngen erlitten. Sie vertheidigten sich so gut, als dies möglich war, mit ihren Stöcken, allein ehe Hilfe kommen konnte, mußten sic in ein nahebei gelegenes Hans flüchten. Es war die Wohnung eines Katholiken, welche heftig angegriffen und demolirt wurde. Die Einwohner winde» glück! ichcrweiic nicht beschädigt. Eine Abtheilung Con- slabler, die auf dem Platze erschien, wurde mit einem Steinhagel begrüßt. Schließlich »inßle Militär requirirt werden, welches die Tnmnllilantcn zerstreute. In anderen Sladttheilen wurde die wachthabende Polizei ebenfalls angegriffen und thätlich nffnltirt. TaS Militär war den ganzen Sonntag hindurch in den Kaserne» temsigniit. um zum Einschreiten gegen den Pöbel stets bereit zu sein. llkuhland. Kotkows „Moskauer Zeitung" sagt, der Batten berg sei sort, aber die .FBattcnbergia" sei geblieben. Mit ihr müsse Rußland ahrechnen, jedenfalls sei mi Lande Bulgarien eine Pariei vrganisirt, welche vermittelst englischer Jntrignen mit drin Ex-Fnrsten eine Verbindung unterhalten und in dem eben ans- albiiienden (?) Lande wiederum als schlechter GcihlungSstvff wirken werde. Zn der Erklärung des Fürsten, daß er lieh erst ans dem Lande entierne, nachdem ec von der russichen Regierung die Ver sieheruiig erhalten habe, die Freiheit und die Rechte Bulgariens und Niemand werde sich in eiiimische», bemerkt die „Mvsk. Ztg.", diese Worte seien eben so ungehörig wie komisch, die Regierung des russischen Kaisers habe mit dem Fürste» »ach der ihm vom Kaiser selbst gewordenen Antwort i» keine weiteren Ver handlungen über Bulgarien treten können. (Wohl aber hat der russische Gencraikonsul Bvgdanoff in Sofia Namens der russischen Regierung dem bulgarischen Regentschastsrathc derartige Versiche rungen ertheilt.) Das offiziöse „Journal de Petersbourg" bemerkt bezüglich des Textes der Proklamation deS Fürsten Alexander, in welcher von Versicherungen gesprochen werde, die Rußland ertheilt habe: Ruß land habe aus Gründen, auf welche man nicht näher einzngehen brauche, dem Fürsten gegenüber keinerlei Verpflichtungen überneh me» können. Angesichts des gegenwärtigen ParteienstreiteS und der daraus folgenden Erregtheit der Gemächer seien indessen die russischen Agenten in Bulgarien angewiesen, der Bevölkerung init- ziitheilen, daß die Kais. Regier ' - anizuwendeil, um die Parteien Ruhe wieder herzustellen, und eine eiliges des alst ächte Menschenmenge hinab zur Unterstadt und Ebene, der Gebirgskette im Norden entgegen, luf dem Wege nach der Stadt klang melancholisch das „Hurrah" des ZolkS, von Trauer gedämpst. Unter den Hufen und Rädern wirbelten ewaltiae Staubwolken aus ; schweigend sahen die Bauern und Wirten, die Mützen abgezogen, den Zug an sich vorübcrjaaen, welcher den Geliebtesten seinem Volke entführte. An dem klemm Flecken Urleich wurde ein kurzer Halt gemacht. Hier standen Männer, Frauen und Kinder aus dem Ort. welche den Fürsten, der seinen wagen verlieb, »mriiigten und chm Blume» darboten: mit leiden- chastlich schmerzlicher Innigkeit sprach besonders Einer aus dieser Lruppe auf den Fürsten ein, der Allen die Hände drückte und ihre ' cke. Unter lauten Rusen „Aui sprengte »hm er durch daS Der übrigen Wagen laugeReibe olvatenspalier frei gehmtenc» Straße alter lauten Rusen „Aus Wiedersehen!" setzte» Reden Anreden enviederte. ^ ich Reiter und Wagen wieder in Bewegung. Aus allen und Erwiederungen des Fürsten klang der Grundgedanke heraus: wenn seine Entfernung zum Heil seines geliebten Volkes gereiche, o werde ihn das über alles letzt Geschehene trösten. Unter slü, mische» .Lmrrahs" fuhr er weiter an der Spitze seiner Reiter- und Wagenkolonne hinaus in die Verbannung, während ebeu die Abend onne blutreich hinter schwere» Wetterwolken gerade über jenen blauen Berge» von Slivnitza versank, aus denen er vor kaum neun Monaten sem Heer zum Siege führte und sei» Land errettete. Das amtliche Blatt veröffentlicht einen vom 6. d. M. datirten strstklchen Befehl, durch welchen das Infanterie-Regiment Sturmst» und das erste Artillerie-Regiment aufgelöst und die Zöglinge der Militärschule unter die verschiedenen Regimenter der Armee verthcilt werde». Zugleich wird die Vernichtung der Fahnen der oben bc- zeichncten Regimenter angevrdnet. Es warm dies Sie vom Fürsten abgefallenen, ehrlosen, vom russischen Golde bestochenen Regimenter. — Die aus Sonnabend anberaumt gewesene Eröffnung der kleinen Sobranje ist, da die Minister, welche den Prinzen Alexander bis Turn-Severin begleite! haben, und von dort erst am Freitag Abend zurnckgekehrt sind, aui nächsten Montag verschoben worden. ff Die heutige Aufführung der beliebten glänzendausgestatte en ' : t" hat einige Neubesetzungen Fides und Herr Die Vorstellung würden nnangetastet gelassen werden die inneren Angelegenheiten des Landes miteinander zu versöhnen und die sich diescrhalb nicht weigern werde, alerwcisc ntereisc» men Mio flcy bemühen denen Bulgarien schon lacme» die bulgarische Nation Uge» werde, die Uneinigkeiten zu beenden, unter zn viel gelitten. Es sei zu wünschen, daß die lmlg »nd ihre Vertreter diese Rathschläge zu würdigen wissen und danach handeln würden. Bulgarien. Der rtalienische Generalkonsul in Sofia ist an gewiesen, die mit der bisherigen Regie,nng bestandenen Beziehungen mit der Regentschaft fortzusetzen ohne neue Beglaubigung. Zur Ergänzung des bisher Gemeldeten dient ein anschaulicher Bericht der „Boss. Ztg." über die Abreise des Fürste» Alexander aus Sofia. Das Otfizierkorps, die Mitglieder der Regentschaft, die Minister, das dgilomatische Korps, Notable von Sofia mit ihren Familien, wir Korrespondenten — Keiner vermochte sich der innige» Erschütterung zu erwehren, nicht einmal einer der Diplomaten. Für rede» Anwesenden hatte der Fürst ein persönliches Wort des Ab- ichieds, einen Händedruck. Manchen der Offiziere umarmte und küßte er auf beide Wangen, besonders herzlich de» Oberst Popow und das kleine reizende Töchterchcn der von ihm so hochgeschätzten deutsche» Familie Häbcrle neben den Elter». Unten im Palais standen die zelm Montenegriner der fürstlichen Schlvßwacbe in ihrer Prachtvollen Nationaltracht, den blauen »nt Silber gestickten kurzen Jacken und eben solchen vom offenen Röcke» über de» rothe» Unterkleidern, ini breiten bunten seidenen Gürtel den Aatagan mit Elsenbeingriff und die Pistolen. Wenig vor 4 Ubr trat der Fürst aus de» Gemächern im Erdgeschoß in den Treppenflnr hinaus. Er trug eine flache weiße Mütze mit rothem unteren Rande, den weißen Uiiiformrvck, lange blaue Beinkleider mit breiten rothcn Streifen. Sein Gesichtsausdrnck war ruhig und gefaßt, er bemühte sich, heiter zu erscheinen und die Wehmuth gewaltsam znrücktu- dräiigen. Denen, zu welchen er sich mit herzlichen Worten des Abschieds wendete, gelang das weniger gut. Eine Dame über reichte ihm einen Blumenstrauß, den er lächelnd entgeac-nnahm. AuS allen Mienen, allen Worte», allen Blicke» der Männer, die ihn hier umgaben, sprach die aufrichtige verehrende Liebe, die er sich durch sein persönliches Wesen wie durch sein« Regierung erworben hat. der bittere Schmerz, ihn seinem Volk entrisse» und als ein Spier ans dem Altar der hohen Politik dargebracht zu sehen. End lich riß der Fürst sich los und bestieg, während die TambvnrS an- schluge», den offene» Wagen, dessen Viergespann ein russischer Skvpzeiikutscher im blauen Kaftan lenkte. An des Fürsten Seite nahm Stambnlow. derNe " — des Fürsten Bruder und Montenegriner. In den anderen Wagen folgten die Adjutanten Mntkiirow, die Generale Staschcw und Petrokow, die Minister, auch der jüngst noch stark verdächtigte Regent Karawelow. Die Eskorte der weißröckigen und weißmützigen Reiter, den Karabiner Aeutllelon. cnngder Meherberschen Oper „ DerProvhe 1 . aufzuweisen, von denen Irl. v. Chcwanne als Schrauss als Gras Oberthal hervvrzuheben sind, beginnt '/-7 Uhr. ff In nächster Woche, wahrscheinlich am Freitag, den 17. d., kommt Robert Schumanns melodieiireiche Oper „Genoveva" zur Aufführung. Die Tltclpartic singl wie seither Frl. Malten, während Herr Bulß den Graten Siegfried und zum ersten Riale Herr Eichhorn den Goto revräsentirc». ff Zur Feier der Vermäblnng Ihrer Kgl. Hoheit der Prinze'sin Marin Joiepha mit dem Erzherzog Otto wird im Kgl. Hoi theater eine Festvorstellung stattsinden, und zwar sollen ein Fest spiel und der 2 Akt aus Weber'S „Oberon" zur Aufführung ge langen. Ter Verfasser des Festspiels ist Julius Große, Dickte, und Schriftsteller, Sekretär der Schillersliftnng, welcher sich als geistvoller Dramatiker Ansehen erwarb tz. B. durch die Lrame» „Tiberins", „Die Müffiuger , „Johann von Schwaben", „Ter letzte Grieche" re.). Er bewährte sich », Weimar speziell als Fesldichtec nicht selten mit Auszeichnung. Wie uns mitgetheckt wurde, soll m dem Festspiele »amenstich der sinnige, mcsteriiche Ansichmuck oen Reiz erhöhe». Hislorücüe Erinnerungen aus der Familiengeschichte der beiden fürstlichen Häuier Wctlin und Habsburg werde» einge- slvchten und die Bilder einiger Schlösser von ksistarischer Bedeutung vorgeführl; auch lebende Bilder, von künstlerischen Meistern ge stellt. sollen dabei die Wirkung der Dichtung unterstützen. Tenmach ist ganz Außerordentliches von der Festvorstellnng, welcher man allieitiges Interesse eiilgegeiihringt, zu erwarte». Auch wird ja Weder S herrliche Oberon - Musik und due Mitwirkung lnisercr ersten Lpernkräfte nicht wenig zur festlichen Stimmung im Theater beitragen. ff Vesper in der Krcnzkirche, heute 2 Uhr: 1) Konzert für Orgel (1. Eatzi von G. Aialthison-Hansen. 2) „Frohlocket mit Hände», alle Völler", Motette für 2 Chöre von Georg Vierling. 3i „Höre, Israel, des Herrn Stimme", Arie inr Sopran ans dein Oratorium „EliaS" von A Mendelssohn-Bartiwldv, gesungen von Frau Minna Wilsdorf, ^chüleriu van Frl. Natalie Hanisch. 4) >sa»ct»s und Bcnedrrtus sür Doppctchor und Solostimmen von E. Fr. Richter. ff Dem Knnstveterancn Herrn Howpernsänger A. Kinder- m a n n in München wurde am 9. d. nach Schlnv der Vorstellung des „Waffenschmied", i» welcher der Jubilar die Titelparlie sang, von Seiten der Kollegenschaft vom Münchener Hoftheatcr ein wertlivolleö Ehrengeichenk überreicht. ff Die nneimndliche Gastspiel-Direktrice Frl. Adelheid B ernhardt hat >etzt ivieder drei Verträge nhgeichlosscn. Ter erste derselben verpflichtet sie zu einem Ensemble-Gastspiel in Karls bad, welches am 15. d. schon beginnen wird. Dazu hat sic hervor ragende Mitwirkende gewonnen: u A. Fra» v. d. Osten-Hilde- branvt, Frau Therese Hänsel-Link. Frl. H. Masso», die Herren Kadcllmrg und Wnilcr. ff Unter der Führung von Jules Sachs wird eine Gesell schaft ca. 90 Wagner-Ausslihruiigen in verschiedenen Städten Tcntschlcmds, Hollands und der Schweiz veranstalten. Die Tonriiü beginnt am 3. Oktober in Westfalen. Dabei werden der ganze erste Mt aus der „Walküre". Stücke aus der „Götterdämmerung", „Tristan und Isolde", „Meistersinger" und „Tniinhäuser" vorgesühit. ff I» Berlin mußte kürzlich das Opernhaus verlcgenheiiS- halber einen Abend geschlossen bleiben, weil die in „Figaros Hoch zeit" uneiltbAirtiche Sängerin Frl. Leisiuger unwohl geworden wa> und in der Eile leine andere Oper emgcichobcn werden konnte. ff Herr Kvnzertsänger E. Hildach und leine hochbegabte Schülerin, die Altistin Frau Müllcr-Bächi wirkten in Neichcnbecg als Solisten bei der ersten Aufführung des Oratoriums „Arminins' mit und ernteten außerordentlichen Beifall. ff Drei wohlbekannte Dresdner Künstler, die Herren Kammer musiker Blumer und Stenz nebst dem Klaviervirtuoseil E H c ß, veranstalten am 15. Oktober in Brauns Hotel eine Kammer muilksoiröe mit klassischem Programm. Diese Künstler sind in hiesigen Kunstkreisen so angesehen und beliebt, daß ihr Unternehme» sicherlich Anklang finden wird ff Eugenie E r d ö s v, die reizende Soubrette des Walhalla- Theaters in Berlin, hat einen Selbstmordversuch gemacht. Sic ist nach dem Thiergarten gefahren und hat dort durch eine» Pistolenschuß vcrsilcht, ihrem Leben ei» Ende zn machen. Sic richtete die Waffe gegen die rechte Schläfe: der Schuß hat das liebliche Gesicht in entsetzlicher Weise entstellt. Tie Bcdaucrns- wcrthe wurde Abends in die Eharitee cingeliesert. ff Verdi ist von den Jmpresaricii der Großen Over zn Paris, Herren Ritt und Gailhard, gebeten worden, für sic eine neue Oper zu komponircn, welche zur Zeit der großen nationalen Arlsstellnng »n Jahre 1839 zur Aufführung gelangen solle. Sollte der Maestro der Aufforderung entsprechen, so dürfte er zugleich mit der Ausführung seiner neuen Oper das 50jährige Jubiläum als Opernkomvonist feiern, denn am 17. Nov. 1839 wurde im Scala-Theater zu Mailand seine Erstlingsoper: „Oberto di San Bonifacio" gegeben. ff Eine vielbesprochene Beleidigungsklage der Operettcnsängerin Frl. Zerline Drucker gegen den Gciicralintendanien der Kgl. Hvs- theater Herrn v. Hülsen kam am 9.d. vordem Berliner Schössen- ericht zum Austrag. Der Angeklagte hakte als Präsident des eiltschen Buhnenvereins die gencinnie Operetiensängerin als kon- Cirkular des Herrn v. Hülse». Der Gerichts!»" erklärw, daß er nach den vorliegenden Korrespondenzen, Telegramme» und Zcngen- auSiagen die Meinung gewonnen, daß Frl. Drucker in der Tüat kvn- traktbrilchig geworden war. Er erkannte demgemäß aut Frei sprechung des Herrn v. Hülsen und legte der Klägerin die Kosten des Verfahrens aus. ff Analog dem bekannte» Ballet-Divertissement „Wiener Walzer" haben die Herren Josef Bahcr cKomovmst) und Louis Frappcrt (Wiener BallctmeisteA ei» neues Ballet unter dein Titel „Deutsche Mä r i ch c" ziisammeiigestellt. Dasselbe wird schon Ende dieses Monats im Kgl. Opernhause zu Berlin erstmalig auf- ff^Jn"ec"Emsthchen Kniffst,,mdlmig (Piagerslraßet ist jetzt ein Porträt des Dresdner Komponisten H. S ch n lz - Be n ! hcn, dessen geistvolle Kompositionen vom Meister Liszt hochgeschätzt wurde» und ihm i» der Kmistwelt eine» sehr geachteten Name» in gemacht haben, ausgestellt. Dasselbe ist von einem jungen, talent- gent, Platz. I», zweite» Phaeton sichren vollen Schweizer Künstler ,i, Radiiiiiigsmaiircr a>isgeiiihrt und der Baron Riedesel, auf dem Bock ein darf olS wvhlgetrafscn gel en. Sehr charakteristisch wiegelt sich ,n "" de,, Gesichtszügen der ernste, auf Ideales gerichtete Sinn des Kom ponisten ivieder. Ans dos maurische Muster der Tischdecke hat der Zeichner den Anfang einer sehr gelungenen Schulz-Beuthen'schen Komposition, der „Alhambra-Svimte" .hinemaczeichnct.
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