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Dresdner Nachrichten : 11.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188609110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860911
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-09
- Tag 1886-09-11
-
Monat
1886-09
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.09.1886
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^ - w labriestte») Brief: „Sm deutschgesinnter Mann. Leipzig. Warum wenden Sie und die Bielen, in deren Namen Sie spreche,I. sich nicht an diezunächst kvmvetente Autorität, um die Ihnen mit Recht »nangenebmen AnNange an veustische Zeiten verstummen zu inachen s DeS Reiches Sturmfahne gegen journalistische» Geschwätz?! Das werden selbst Sie nicht für passend erachten. — Die Leit artikel des..Tr. I." und der „Lpz Ztg? ..journalistisch^ Grschl^tz" zu nenne», ist mehr al- unkollegial, da» ist czechisch-grob. Die „Norddeutsche" erlaubt sich nur drei,alb in dieser Tonart zu reden» weil sie genau weiß, bah die sachs. Negierung nicht für jeden em- zelnen Artikel der gedachten beiden Blätter verantwortlich zu mache» rst. (Diejenigen betreffs Bulgarien» gereiche» ihnen übri gens nur zur EhreV Anklänge aber an Beusfsch« Zeiten im „Dr. I." und in der „Lpz. Zka."? Tu lieber Gott, da» rst wirklich zum Aachen. DeS Reiches Sturmfahne aber gegen Sachsen aufbieten in eiiiein Augenblick, da König Albert, der ReichSfeldmarschall, und Prinz Georg, der kormnandirrnde General des sächsischen Armee korps, an der Seite des Kaiser» Will,ein, im Elsas! daS 15 deutsche AnneekvrpS inspizlren — wahrlich, eS ist zu dumm I 26 Grad R. >ni Schatten der Berliner Linden müssen Manches entschuldigen, auch diese norddeutsche allgemeine Abgeschmacktheit. — Der Berein „Dresdner Gastwirtde" tagte vorgestern im grossen Saale des GewerdehauseS und war diesmal in Rücksicht an» das im Vordergründe der Tggcsvrdnnng stehende Thema „Die Trinkgelder Froge" anserordenllich slark besucht. Die heikle Frage wurde bekanniiich schon vor Jglnesstist ebenso lebhaft in der Presse venlilirt, gls i»a» darliber im Bereine debattirte und im Publikuni pvlennsirke: gelöst ist sie aber nicht worden und wird auch, wenigstens >n ihrer volle» Bedeutung, niemals gelöst werden können. Warum ? ist nicht schwer zu erraihe» Denn io begründet auch »ach manchen Richinngen die Ansicblen der Anhänger des Trinkgelderunwesens sein mögen, io besiuuml wird aber auch der Appell an die Gesammt- licil deS PublifumS, incht mebr sür die dienstbaren Geister in den Reü uranis. Gastlnrn'erii und Hotels den Beulet zu ziehen, wirkungs los b>e,beu. wc,l eben der Einzelne darin einen Eingriff in seine per önlii! en R.clile, cune An Beringung über seine Kasse erblicken durne. Ter Ziese., men Zieslaur. Lorenz, hob am Eingänge seines BorirageS hervor, der GasHo,rthSverein sei durch zwei, in den Rumiuem 's! niid 1t de-S „Geiverbeschutz", Organ des BereinS gegen Ilinveseu imHondel und Gewerbe, befindliche Artikel, direkt lieraiiSgesordori ivordeu >ind trete nur. weil zwingende Gründe vorliandcn 'eien, in der Trinkgelderfrage nochmals an die Oessent- Ilchkeit. Namentlich in dem zweiten Ariikel werde eine Sprache geiulni. die ii.il der Elirc und dem RechtSgeiühl der Gaslwirthe nicht melir perembar sei. In de». daS Tnnkgkldiinwescn kritisiren- den beiden Aitikelii wird die Verabreichung von Triiikgeldein als eine heillose Iliisiiie hejeichnel, die mit Slumps und Stiel ausge- rcsttet iverdrn nniisc gebe .pekulalwe Wirtlw. die ihr Personal enizig und allein ans Trinkgelder anwiewn. Der Pntzincht und Temoralnativn nomenilich n»lec den weiblichcii Trinkgcldempsäiigcrn loerde Bcn'chiib gele:slet und cS sei desluilb die soziale und mora- luclie Pflicht des Windes. das Truikgeldernnwesen aus der Welt zu ichasiVii. 'Rom gegeiuheiligeu Skaudpuukke sührl der Rcscrcut iodai-n auS. daß Trinkgelder iclion icnt Mem'chcngrdciikcii in ullen Tchichtni und Aleoeii der 'Pevoikerniig existirteir und nur in der Faun und Weise eni Wecd'el slattfiude. Er dclaillirt seine Be- I lNit-tnngc» durch eine Reche Pon Beispielen a»S dem Wehr-. Lehr- ,nw Zi.Unnande, nninnl liieraiis am die mannigsachen Berluste u . d:e den, unvilendcm Personal durch Beriehen nnd — Zech- i .eilei euineben nnd beioni lo^.inn den Antivand für Garderobe :r., >u'cc- Kosten, die doch unmöglich in den zutreffenden Fällen der Wind olleni trage» kö'o.ne. Tann sei werter die Opferung der Rechtliche, ia der Gesundheit nir d>e in Mitleidemchait Gezogene» zu I .lucku litigen »nd weini hier und da. wie ans allen andere» Gebieten. Bkihbräucbe nicht »nterblieben, so müsse doch auch die oiiie Seil' n- Betracht gezogen und n. A. berücksichtigt werden, da>; sich manche brave Kellnerin. mancher brave Hotelvediensteter durch Trinkgelder E'ipalilisse eine» kleinen Fond für den künftige» B rassland'cliaise. Der Ausspruch ..Ausbeutung des Publikums" na eme .'.ns der Lust gegrissene Phrase. deren Bcnrlbeilnng man getrost dem c aoneu E .iue'üii des billig deiikeudeu Publikums über- iai'e» lonoe. Tie AuSstchmnge» des Rcsercnten waren rein WAN! n R'.ilnr und wU'.ten von der Venamiiiliiiig sehr beifällig o»! aaa.ur T.a Vo-üi'Mde. Here Poikand. betoiile noch die Scrwwua'encn. ireicde nch der vom Berein eislrrbten Eriveibuiig des R ea - Jm-nna entgcgerislellton: ieruer wurden die von dein "a a; Sien Revnor M'or'll Ga»; ennndenen Rückiclffag Ventile fiir d-e Rciv.nn-g d-er Brer Apnarale ;ui» allgerncinen Gebrauch wiederholt eiupn-hleu. Ansgc'b lti waren Handbücher des Hotel bciriebes. Serinr Bücher und Wörterbücher iür Kirche und Tafel lZii beziehen im Bureaii. Scbc'üiaasse 22z sowie Slnblsitze bou Eciiaid Fie »her in Tobel» und Terra Bnleana Feiielzcngstäiidcr von lldoriiadk nnd Bager, inee. — Kie t > u n i t cc I >> r > :r m n n ü i! Der letzte Appell ist vorüber nnd die gerollte Achselklappe zeigt sich min überall. Sie ist das Kennzeichen enieS Hauptabschnittes iw militäri schen Lehen. Tie letzte schwere Arbeit ist getlian. die groszen Herbstinanöber liegen rückwärts nnd die einzige Ferienpgme für die Armee bat begonnen, welche Mit der Ankumc der Rekruten wieder >!n Ende erreicht. Tie O'nuerc gehen in Mallen ani Urlaub in d. u . >nath . der zu UagdRuichen. der Reservist kehrt znm heimischen B zurück, um ienicin sr>edlichen oieiverbc nacbzugehcii und nur als Kiwaciundiaor irneder zu den W.men ;n grei'en. wen» das nd ;.reü:be in. Frohen Mntlres und mit leichtem Gepäck IR,, er d-n G»r:mpi"l,.d t den Rnckr». Ta kemnien sie dabergrzogen.! e a S iä.chhcn der Hand. e:n B.rndel in der anderen, mit gebräunten ? Rc-. ,Inn. oie Erlrainütze leck ans dem sauber geglätteten Haar, den ' R' „rock ..lelrier iZZariiiinr. gehoben durch die prall sitzende I i"., Ron. und »reu,» sich oorlän >g d e goldenen Freiheit. Wollt d-n u der labt w »r e ae w.'blgenrdnete Wutlnchair rinzictzr. wo ibn > 'gen gematzn n:en envarlel, 100 Rciilter den lang Ent- s i Taten pflegt und iln» die'Beile aus Spei'ekaunner und Keller auitiichl! l '.Ra- ,ver auch mclns iveNer hat. als 'rnnc Tingendkrait und ein! Iiichtio.es bu'.gcrlickzes Können, auch der ist nicht verloren Tie, >? ns des seinen HamaverlerS musz sich freilich erit wieder gewöhnen, aber inan hat RaRncht Mit dein che» vom Waffendienst Znrück- actclnten. n! es doch dem Meister und den Mitgciellcn cm't nicht aiTacnS ergauacii und bungk er doch dafür Pünktlichkeit »»d Sander- ien pan der Armee mit zurück. Tenn wer Soldat war. dem Haftel d eS auch änszertich für >cm Leben an. Fn jedem Torfe kann man d" lüed entei! von den Rnhtaedirntcn io'ort unterscheiden. Mögen ' ' h Tille, die >n d enn Tagen znm heimischen Herde znrrick- n Rica. eines langen gencherten Friedens cnreue». nur ruhig ilirem R werbe „achzngehen und dannt zugleich da? Wohl der Gesamml- !- "k zu , avern. — '.'lnch das erste HmarcmReg. Rr. 18 paisirte e.c'Zern B. nini'ag Dresden, um nach feiner Garnnon Großenhain zu gelangen En> Trupp Hu men kam übrigens schon vorgestern Nachts gegen l Ubr hier durch. — Eure niedliche Szene ipielle sich vorgestern in der Nahe des RathhameS ab. die von der Freude der Einwvhnerichast über die Rückkehr der Truppen auS den Manöver» und zugleich von der Behebtheir der Soldaten am'S Neue Zeugnis! nbleqt. Wie alle anderen T nippen wurden auch die Gardere > tcr vv» den Volks- massen mit vielen freundlichen Zn,uien begrüßt. Eine der ans dem Attmarkte scrlhalkcndcn Blnnienverküu'crlimcn gab ihrer Freude »her die schmucken „Garderertcr" noch einen beiondcrcn Ausdruck. WaS sie au geichnuteiien Bliiinen aui ihrem Staude vorräthig haue, reichte sie den vorbeireileuden Blauen hinauf, erst alle Rosen lind Levkonen Twd als diese verhrancht wann, lammtlichc 'Aslent. 2US aber die Schwadronen gar kein Ende nahmen, ergriff sie das Letzte, was sie balle: eine riesiac Sonnenrose. Sic reichte sic ichmnnzelnd einem martiailichen Wachtmeister hinauf, dem jedoch dieser Blumenschmuck etwas gar zu maisiv erschien und mit dem er keiiieSiallS vor 'einer Ehelichsten erscheinen mochte. Er lehnte ihn dankend ab. „Ra. der da giebl nur gewiß kenicir Korb!" rief die Blilmcnkünstlcrin ^ind trat resolut an eine» Offizier heran. Dieser nahm die breite Svmicnblume mit srcnndstchem Danke an und steckte die gelbe Rosette unter dem Bestall des Publikums an iestien blauen Waffenrock. — Gestern Bornnttag tristen die beide» in Zittau »nd Bautzen ganistomrendeii Infa » ter > e Regiincnter Vi W2 und 10J ine, em und suluen vom böhmischen Bahnhose »nd dem Central- güierbalnihosa »nt den ER ra zu gen in ihre Garnisonen. Es ge währte anwn angenehmen Emdrnck. die munteren, und frische» in» m VNänncr zu sehen, auf welche die drückende Hitze während der M inöocrtage keinen üblen Einfluß oder Abspannung gemacht Z» haben schien. — WaReud der letzten 8 Tage ist mit Hilfe des renomiimten TranSvwlgcjchä'iS von E Gcucke u. Eo. der Umzug des land- >p > r t h i >h a ' t l :7h e n K r c d i t v e r e in s »ach dem neue»,Bank- gehande. Sidon.cnslraße 16b. Ecke der Piagkrstraße, bewerkstelligt zvorden. Wagen ans Wagen mußten die Tmise»de von Akten und Büchern in daS neue Heim überführen, in welchem heute Sonn- nbcod zuin ersten Male cpvedirt wird. Die bisher vom Griffen Blaken nnd Grafen Fabrik« bewohnten Lokalitäten im Parterre und in der 1. Stage de» neuen BankaedändeS sind kür di« Zwecke deS SreditvcretnS unter Leitung d» Herrn BanmeisterS Sünderhauf einem umfänglichen Umbau unterzogen worden und zeichnen sich sowohl durch ihre Zweckinähigkeit, als durch di« wetten lichten Räume, wir durch ihre inner« solide Ausstattung und Einrichtung aanz besonder» au». DaS Parterre beherbergt vie Kalle und die Buchdalterei und die 1. Etage die Registratur und die Hypotheken- nblbeiluna sammt Zubehör. Durch die Firma Hermann Liebold sind die Bureaus mit zweckmäßiger Wasserheizung versehen worden. Dir Ladentafrln. Pult« und dir übrigen Möbel ivurdrn tn muster hafter Solidität theilS durch Hern, Tischlermeister Moritz Zieger, thetlS durch Herrn Kunsttischler WilmS hergrstellt. Den Transport der umfangreichen Geldschränke leitete die Finna Schladitz u. Bern hardt. vor, der auch neue dergleichen bezogen worden sind. Wenn nun erst noch da» Gerüste, da» zum Zweck de» Neuanstrichs deS Laufes dasselbe uingrebt, gefallen fern wird, wird sich das neue Dankgebäude al» eine Zierde der Pragerstraße «nd unserer Stadt aut das Beste prälentirrn. Möge der Kreditverein sein für die sächs. Landwirthschaft segenbringende» Wirken auch im neuen Heim fortsühren l — Im weiteren Verfolg seiner amtlichen Reise besuchte Herr Geh. RegirrunMath Böttcher am Donnerstag in Bautzen unter Führung deS Handetskammer-Vorsitzenden Herrn Reinhardt mehrere industrielle Etablissements (Bautzner Tuchfabrik und Krinstmiihle, Vcreingte Bantzner Pcrvierfabriken. Knpfcrwerke von E. G Tietzen» Eidam, Etikrttenfabrrk von Ärbr. Weigang). ES wurden noch einige bergt, »r Haiilitz, Kirschau u. s. w. i» Augenschein genommen. — Der Dieb, der. wie wir gestern meldeten, im Fritz Müller- schen Uhrengeschäft am Mittwoch eine goldene Savonet-Ancre- Reinontoinihr entwendete, ist stimmt seiner Beute ermittelt worden. — AßinannShausen, 8 Scpt. Geehrte Redaktion! Die können aanz ruhig sein, ich halte „die Wacht am Rhein". An Sedlai ist nämlich nicht zu denken am Fuß des Riederwalds, so lange die asnkanisckr Hitze über dem Nheinthal brütet. Der richtige Rhemgaucr steht sie ganz gern ans. denn die Sonne kocht sür ihn - daS LcbensclCir ans den steilen Schresciabhängen hoch über dein Rhein: ernennt den August den ^kochmonat". und dies Jahr scheint der September noch ein besserer Weinkoch sein zu wollen, als der August. Die Sonne setzt hier täalich eine Waberlohe in Szene, wie sie noch in keiner EuNuS-Ausfrlhrung gewabert bat. Wenn ich nur wüßte, wo die Rbcintöchter ihre Schwimmübungen ab- hcrlten, aus einen Ring sollte eS mir nicht ankommcn für ein paar Stnndcn Wigalawia ans kühler» Grund. Den» hier oben sind die Wege schattenlos, nnd cS ist nur ein Glück, wen» man. wie ich, aar nichts zu thun hat nnd sich den lieben lange» Tag zu den Eidechsen hinter das alte Gemäuer einer Ruine legen kann, um zu träumen. O Rhein, wie bist Du so wunderschön! Du mächtige, wogende, nrrinsch»nmernde Flnth, niaieslätiich liier im Gau Dich wie ein See um dnnkelwaidige Auen breitend: wirbelziebrnd. wuchtig in Stromichnellen dort durch die maisig geschichteten Berge Dir den Pfad bahnend. Ans Deiner reine» Fläche alle Fahrzeuge tragend. daS Ruderboot, den beschaulichen Segler, den keuchenden Schlks'pdampier in allen Farben und Formen, a» der Kelle, mit dein Schaufelrad oder der -schraube, die lustig bewimpelten Dampf schiffe. daS kleine Lokalichisschc». wie das gcwallige Trajcktichifs, den Halb- nnd den Gaiizialondampier. das schwimmende Hotel mit feiner Tobte d'hote und Terrnssenetage. Dazu die »nzähtigeir Fabrzeiigimstchiiic'n perichicdcnsler Konstruktion, die fortwährend mit der uferkoneklron und den Baggerarbeiten beschäftigt sind. Es herrscht ein sabelhgilcS Leben vom Soinieiiaistgang b>S tici in die Nacht aus dem herrlichen Strom. Dazu tinkS und rechts die riesig frcglientirlen llierdahireii. die niinnterbrochen Tag und Nacht in losender Hast »nt laute», Schall die populärste BerkehrSslraße der Welt ans- und abiarnen! Pia. cS fft noch immer die alte, „goldene Piafseiigasse", wie Kaiser Mariiinlia» sie genannt hat — der Rheni, der freie, denstchc Rhein! „Tie Luit am Rhein macht srci", sagt em altcs^ deutsches BolkSivort. Frei ging es immer hier zu, ire> in dem cLnniie von weniger genierlich, ziinperlich. DaS Volk hat ein natürlich ungezwungen sich äußerndes Nalurell. Das kommt vom Wein, sagen die Gelehrten. Gleichviel, woher eS kommt, es >sl so geblieben, und daS rst viel Werth »r unserer Zeit, lind deutsch ist der Rhein — auch die Herzen sind cS durch »nd durch. Fch war neulich am Sedantag gn dem Natioiialdeiikmal. Es fand keine offiziell veranlaßle und ühcrwachte Feier statt, um so ichönei n»d großartiger wnr der Eindruck, de» die Wallfahrt dort hinaus hervorlnachte. Man glaubte, die ganze Schuljugend des dcutschen Reichs halte sich da Rendezvous gegeben, die Zahn radbahn oorr Rüdeshc»» beförderte gratis alles noch ichnlpslicbtigc nnd für halben Preis alles sonstige Bvlk den berühmte» Berg hinaus. Ani den Waldwieic» zwisihen Tempel, Denkmal »nd Jagd schloß entfaltete sich ein bniitbewegieS Bolkslebe»; »ran sah, das war ein BoikSsifft, das aanz von >eldst. eben ganz von Herzen tnm. Alles. ivaS Memchen ihn», die sich in Masten der Freude über lasten, vollzog sich hier ohne hebänderte Festordner und ipalier- bildende SicherheitSwächtcr. Mit Freude sah die „Germania" ans dieüs Bvikstreibeii herab, an ihrem Sockel lag ei» Kranz, den die treue Stadt Köln geiendet hatte. Der Kaiser ans dem Border- Relici batte eme schivarzweißrolhe Schleife, die Halle cm Invalide, der mit Mühe aus Leitern hinaist'gekiviiimen war. ihr» angesteckt. DaS war l ganze Schmuck deS Tages. Aber es brauchte keines größeren: hoch oben am blauen Himmel zogen er» paar lichte Wolken wie Adler, die ihre Fittiche ausbreitctcn, und ei» duftiger Schleier wallte durch die L»ff wie ein sicgreichivehendeS Panier. Biele, viele Fremde — täglich ziehen Karawanen über den Berg von RüdeShcnn nach Aßmaniishansen oder uingekehit von hier ans mit der Zahnradbahn zni» Denkmal nach RüdesheiM — saßen ani den Terrassen, sahen zu dem verkörperten GcnmS des Reiches an- dackitc-poil hinaus oder staunten die Fülle der Gesichte, das Lnnd- üha'iSpanvrama des Rheins zu ihren Füßen, am Am Rhein sind von jeher Walliahrtskapelien »nd Heilige gewesen, zu denen das Bolk singend und betend in Prozeisionen gezogen kam. Heute ge hört die Germania zu ihnen. E-s gcichahe» aber auch Wunder »nd Zeichen Anno 70 im Namen der Germania; nivgen sie wieder geschehen, wenn cS noch lhnt! Inzwischen wollen wir daran glaube», nnd »r diesem Glauben mag das Bolk znm Riederwcrld- oentmal wallen. Ter Glaube macht mit Recht alle Kritik todt. Ich finde, ma» muß gar nicht fragen: „Ist das Riescnbild schön, wirkt cS ästhetisch, wird es der Uingchnng und Bedeutung gerecht?' Bor dein, waS eS so einfach und schlagend sagt: „Hoch über Allem. Gott am nächsten, soll Euch die Kasterkrone Dcutüblands stehen — Jhr Tenffchen jedes Volkes »nd icdeS Stammes !" davor, ineine ich, verstummt des Kritikers llnhöflichlett. Der Platz ist sehr gut gewählt; gerade der Germania gegenüber ergießt sich die Dt nhe in den R h c i n. das heißt doch, sagte mir ein Berliner: kommt n»S nicht zn » a h r. Franzosen, sonst fallt ihr wieder 'rein! Der Berliner muß eben Alles bewitzeln. Ich war froh, daß ich mit einem lieben Dresdner Freund, der in Wiesbaden badet, versehen war, »in an seinen frischen Eindrücken — er sieht zum erstenMalc die Uffr des Rheins — gewissermaßen selbst wieder eine» rheini schen Premanenrelieeindnicken erleben. — Man kann auch aus dem Niederwald wohnen nnd ^vinmcrsriiche Hallen. Ich würde cs thnn. wenn mich nicht Rücksichten für meine geehrte Geinndhcic in das Bad resp. Kurhaus zu Aßinannshanicn geiübrt hätte». Eine schon den Römern bekannte warme Lillnuingüclle. die bereits dem Trnsns, Barns und GermaniknS gegen rhenmatstches Rcisse» und Piotenaram erhebliche Dienste Ibat, ist hicr neuerdings dein Publikum zugänglich gcinacht worden und glänzt durch nderrgschende Heiler folge. Ich werde nnch hüten, sür AkinannShguscn »nt seine» gnle» Gasthoien und für das komfortable Kurhaus mit seinen wvhithucn- dcn, schönen Badern, die ganz an Gastcin erinnern, Reklame z» mache». Tie.Hnndcrte, die jetzt wieder mit schwerem Herzen ans diesen Tagen halbitalienische» Siesta nnch Haus ziehen nnd an ihr Geschält gehen, wcrdcn's natürlich nicht verschweigen, wie reizend sic in Vielem poetischen Winkel am Rheinstrom gewohnt haben, wie erguickcnd die Bäder waren, wie zauberhast die lauen Mond nächte »nt Kahnfahrten und „ich weiß nicht, was soll eS bedeuten", wie vortrefflich, echt rheinisch würzig und kräftig sic sür billiges Geld verpflegt wurden, mit einem Wort, sie wcrdcn's >o zu rühmen wissen, daß ich's im nächsten Jahre hicr wahrscheinlich gar »ich! mehr werde auShallen können vor — Menschheit. Und jetzt ist cs so idhllisch ruhig, der Schwarm hat sich größtcnthcilS schon ver lausen, nur unter wenig Edleren findet noch eine gcinülhiiche Tafel runde statt, und ich komme mir in nieinrm Thurnizimnier mit Aussicht über den Rhein nach drei Himmelsgegenden so souverän vor, wie ein alter Raubritter auS den schönsten Tagen der Ro mantik. Wenn etwa Anfragen an die Redaktion kommen wllten, ich bin ein sür allemal entschlossen, den Thron von Bulgarien nicht anzimehmcn : es müßte nur denn gestattet werden, die Eivillistc hier am Rhein aus dem Königssluhl zu Nbense zu verzehren. Da läge doch noch Sin» nnd Verstand d rin, während cd meiner An sicht nach eine poplichePhilojophie ist, in Philippopel nnd Sofia das Szepter im Dienste Rußland» zu schwingen. Wenn Ihnen ferner Jemand sgtzt. «» sei diese» Jahr nicht viel Weinau»sicht, so «Miedern Sie ihn, dl« Qualität «mla. «m Nummer-SlnS-Weinchen zu erwarten, und «a» da» B«el so werde e» noch lang» nicht so wenig geben, wie di« vernremer. deten Flaumacher der tzerrn Weindäiiblrr der Welt jetzt weiß machen wollen. Erst sprechen sie von einer Sechstelernte, dann on Fünftel, von Drittel und jetzt schon von einem halben Herbst, nde diese» Monat» tagt der deutsche Wcinbaukongreß zu Geilen« im am Fuße de» Johannisberge» und gleich darauf die deutschen rotestantrn. Nun. sie werden hoffentlich nicht gegen die gut athollschrn Weine de» Gaue» protestireu, und zwar um so weniger, je weniger dieselben getauft sind. Vor den Protestanten aber tagen die Juristen, die, wie da» Volk sagt, schlechte Christen sind. Sie treten übermorgen schon in Wiesbaden zusammen, und bereit» am Freitag findet ihnen zu Ehren ein großes Kellertest m den welt berühmten Kellereien Wilhelmi s zu Ggttenbeii» statt. In diesen Kellen, liegt Musik, nnd auch ohne daß der Sohn de» HnuieS seine echt« Straduari erklingen läßt, dürste mancher strenge Mann deS Rechte» sie nur ganz trunken verlassen. Nächstens mehr! ? X -L. — Am 8. Sept. machte der Gutsbesitzer Wilhelm Heidrich in Olbrrsdors seinem Leben durch Erhänge» ein Ende. Fortsetzung de» lokalen rvette» «ette ». razeSsikschichtt. Deutsche» Reich. Bei dem Empfange des GcmeinderathS von Straßburg drückte der Statthalter Fürst v. Hohenlohe demselben seine Freude über dessen Wiedereinsetzung sowie die Hoffnung eines einträch tigen Zusammenwirkens ohneParteiuiitkrschied a»S. DemBiirgerineisler Back, welcher auS Anhänglichkeit zur Stadt die höhere Stellung auigegeben habe, um Bürgermeister zu werde», sprach der Statt halter seinen besonderen Dank aus. In das Stadthaus zurück- gekehrt, Unterzeichneten der Bürgermeister nnd die anwesende» Ge- meinderäthe eine Eingabe an Se. Map den Kaiser über die Frage der Stadterweiterung. Der BnndeSrath eriheilte zur Vorlage »nd zu dem Ausschuß- berichte, betreffend die Verlängerung deS deutsch-spanischen Handels- schlffiabrtsvertrages. seine Znslniunnna. DaS nicht selten zu halbaintiichcn Kundgebungen deS Aus wärtigen Amtes benützte „Fremdenblatt" vcrmilthet, daß die weit gehenden, sogar aus Einverleidniig Bulgariens m Rußland sich z„- spitzenden Alätlerineldiinge» über angebliche Absichten Rußlands bezüglich Bulgariens nur die Wünsche der russischen Pamlaivisleii wiederspicge!» Was den Antheil, den man Oesterreich-Ungarn hierbei znichiebe» möchte, riiShesvndrre die Herbei,ichnng der Frage über die Einverleibung Bosniens und der Herzegowina anlange, so kann das „Freindenblalt" dieie Nachrichlen auf das Bestimmteste in das Gebiet der willkürlichen Vernmthungen verweisen. Wegen der Krawalle in Spremberg. welche die Berhängimg des kleinen BelagernngSzustmides über diese» Ort im Genüge hatten, befinden fiel, noch immer 19 Angeklagte in ilntersuchliiigshasl. Im Ganzen sind ungeiähr ein halbes Hunderl Perionen augeklagl. Die Verhandlung des Prozesses wird in Kvstbns slattsinden und es werde» vor dem Schwurgericht dort über hiiiNert Zeugen zur Ver nehmung gelangen. Zur Führung der Voriintersuchiiiig haben sich ein Richter und ein anderer Beamter Wochen lang »i Sprenwerg ausgehalten und estrig Verhöre angeslelll. Als in Posen am 7. September der Geistliche Prot. DzidyiiSki am Hochaltar der Pfarrkirche Meise las. trat ein Schuhmacher au das de» Altar abichließeude Gitter, drohte dem Geistlichen mit einem Stocke nnd brschiinpste ihn in polnischer Sprache. Ter Frevler wurde sofort ergriffen und einem Schutzinaiine übergeben. Lesterreteff Fürst Alexander ließ an daS ungarische Mini sterium des Innern das Ersuche» stellen, eS möge bei seiner Durch reise durch Pest jeder offizielle Empfang nistcrlüeiöeii. da er unbe merkt durch Budapest reisen möchte. Demgemäß ist die Beringung getroffen worden, daß bei der Anlnnil deS Fürsten keine offizielle Peisönlichkerl aus dem Bahnhof anwesend war. Dafür erwarieten etwa 200 Personen, darunter Gras Engen Zichy. Graf Basthhani, Baron Orezy und 200 Studenten mit einer Ral>onalsabne den Fürsten Alexander am Perron. Beim Eintahren des Zuges brach die Menge in stürmische „Elfen Alexander!" und „Esten der Held von Slivnitza!" aus. An dem Fenster des Schlafwagens erschien Fürst Alexander »nd ans die nicht endcnwolleiideii Rufe stieg er endlich ans. Gras Zichh begrüßte ihn aus iiiigarffchem Boden als den Helden, der »n Begriffe war, ei» unabhängiges Reich zu gründen, doch durch die Willkür einer sreinden Macht dcirgir ver hindert wurde. Uiignm bekenne dieselben Prinzipiell der Freiheit wie der Fürst. Fürst Alerander ciiitwortcte: „Einer gefullenen Größe gehört das Wort nicht mehr und so kmin ich blvö meinen Tank anS'vrechen für den Empfang, welchen ich auf ungarischem Boden gesunden habe. Ich scheide mit dem Bewußtsein, das Gute gewollt und meine»! Ncichwlgcr die Hcrrschait erleichtert zu haben. Nochmals tausend Tank!" Tie Ovation hat aus den Fürsten einen ticicir Eindruck gemacht. Er reiste nach etwa 15 Minuten Ameul- halt »ach Wie» weiter. Nach seiner Abreise fand in Pest vor dem niisischen Koninlatc die Aniammiung einer mehrere Hiiiidcrt zäb- lendc» Volksmenge statt, dieselbe wurde jedoch vvn der Polizei rusch zerstreut. Auch in Wien wurde Fürst Alexander bei seiner Ankunft uo» cinem zahlreichen Publikum begeistert begrüßt. NaiiienS deS Kaisers begrüßle den Füisien General Leime. Der Fürst wurde vom Publikum bis zum Wagen unter »nbeschreibstcheiii Jubel und stürmiichen Hörbrillen förmlich vorwärts geschoben. Fürst Alexander bestieg nim »nt semem Bruder eine» Fiaker und fuhr von der Staalsbabn direkt zur Westbahn. Hier war eme noch größere Volksmenge versammelt, die gleichfalls den Fürsten mit Enthusiasmus begrüßte. Während der Fahrt äußerte der Mist zu emem unga rischen Eavatter. er werde, wenn Bnbzarie» chl> nsten würde, nur dann wieder zlirückkrbren, wenn die M'äclste ihm Garantie bieten werden. Um 9 Uhr M Mmlinen reiste der Fürst mit dem Exvreßzugc »ach München. DaS Publikum brach m Hochrnse a»S und der Fürst dankte sich verneigend anS dem Fenster dcS KvnpecS. Die Witllvc de-S Miisikprosejsors Smietanski. welcher eines der ffi»s Lpier dcS Mödlmger Eiiciibahn-Unglücks war, beansprucht eine Entschädigung in der Höhe von lOo.OOO, sage hunderttausend Gulden, von der Südbahn Gesell'rhcfft und begründet dieses Be gehren dainii, das; ihr Gatte ein ,äh>liches Einkommen von 5000 ji. bciessen habe, welcher 'Betrag der siinsprozenligen Rente der bcan- sprnchlen Summe alcichkomme. Der bei dem Eisenbahnunglück bei Mödling hetheiiigie Loko motivführer Trnka wurde vom Bezirksgerichte Mödling dem Wiener Lnndcsacrichle eingrstciert. Seinem Anstichen, gegen Kmsttv» am freien Fuß gestellt zn werden, wurde nicht slattgegebcn. Bei dieser Entscheidung war auch die Bciüuhnmg maßgebend, daß Trnkg bei seiner (steinütlisstiiilinnng die Freiheit benutzen könnte, um Hand an sich zu legen. In Brüx stürzte oder sprang in der Nacht znm 7. ds. enmzeld- webel des aui dem Rückmärsche von Theresienstadt na h KomMan übernachtenden 92. Jnt.-Rea. 'Namens Schütz ans dem Fenster seines im erste» Stockwerke bclegencn NachtguarlierS, zog sich aber znm Glück mir leichlere Verletzungen zn. Der genginttc Unter offizier hgtte lcbhgit geträumt, daß znm Wcitcrnrarsch geblasen werde, und war, dieser lebhaften Wahnvorstellung folgend, eilends zum offenen Fcnslcr gestürzt, von wo aus der Sprung oder Sturz am das Gassenpslaster erivlgte. Schütz wurde in das dortige Krankenhaus gebracht. Tic Bewohner dcS Wallfahrtsortes Dub bei Olmntz lunchten den Grundbesitzer Koisik, de» sic fiir den Anstifter zweier Brände un eigenen Hanse lneite». Kossik starb an den erlittenen Verletzungen. Frankreich. Z„m französischen Botschafter in Berlin ist nncr- wartctcrwcife der,Direktor im Ministerium des Aenßeren, Herbelte, er nannt worden. Diese Ernennung hat umsomehr überrascht, da Hcrbctte als unzertrennlicher Mitarbeiter Freycincts galt und daher niemals sür einen ausivärtigen Posten bestimmt schien. Die Ernennung, die in Paris so lanae geheim gehalten wurde, weil Zweifel bestan den, ob derselbe in Berlin genehm wäre, wird von der deutschicind- lichen Presse in Paris bejubelt. Die französisch-deutschen Beziehun gen dürsten hierdurch schwerlich verbessert werden. Herbette war von 1880 bis 1881 Telcairlcr bei der Donau-Konferenz und später kurze Zeit außerordentlicher Gciandter in Konstantinopcl: er ist daher mit der Oricntpolitik vollkommen vertraut. Auch genießt er österreichische Snmpathicn »nd ist außerdem ein intimer Freund des Kriegs Ministers General Bvulangcr. Speziell diese lrtzic Elgciffchast dürste in Berliner maßgebende» Kreisen schwerlich als eine Empiehluna niffgesaßt werde». Paris. Dem „Figaro" wird auS Metz berichtet, daß linier den Reservisten der dortigen Garnison, die zum Kaiscrmanöver marschirt sind, der Sonnenstich herrsche. Gegen 20 Todesfälle seien vorgckommen. Von einer einzigen Kompagnie fielen allein 18 Mann. Imster Lothringer, die nun im Spital zu St. Arold lägen. — Wie sich die Franzosen selbst belügen, ist aus einer Korrespon denz des /Figaro" zu ersehen, in der es heißt: „Straßburg ist voll kommen eine französische Stadt geblieben, trotz der Vmchöncrnngen, welche die Deutschen vcranlnßtcn. Straßburg ist sranzösiich bnrch die Gefühle, weiche seine Bevölkerung bewege», wie durch seine
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