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Dresdner Nachrichten : 05.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189904058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990405
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-04
- Tag 1899-04-05
-
Monat
1899-04
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.04.1899
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r Dienstauswand von 5090 Mk. gewährt werden solle. » Gehalt des Bürgermeisters aus den bisherigen Sab von 12.000 Mk. zu belassen, ihm jedoch eine gleichfalls nicht pen- sionsfühige Vergütung für Dienstauswand von MO Mk. zu ge währen sei. Die Gesammtbezüge für diese beiden Stellen würden somit künftig 25,000 Mk, bezw. 15.000 Mk. zu betragen haben Der Rath überwieS diese Beschlüsse zunächst an die durch die Deputation »ck dae verstärkte Verfassungs-Deputation. Diese Deputation hat nun den Beschlüssen der Stadtverordneten nicht zugestimmt, soweit das Gehalt des Bürgermeisters in Frage kommt, sondern die Deputation schlägt vielmehr vor. daß das Gehalt desselben von 12.000 Mk. auf 15,000 Mk. erhöht und ihm außer dem eine Vergütung für Dienstauswand im Betrage von MOMk. gewährt werden solle. Die Deputation hat sich dann weiter, einer im Laufe der Debatte im Stadtverordneten-Kollegium gegebenen Anregung folgend, mit den Gehalten der übrigen besoldeten Raths- mitglicder beschäftigt und schlägt auch für diese eine Erhöhung vor. Was zunächst das Gehalt des Polizcidircktors anbetrisst. so soll dasselbe, wie das „Leipz. Tanebl." mittheilt, von 10,500 Mk. auf 12.000 Mk. erhöht werden. Die Gehalte der ersten beiden Stadt- räthe «dieselben gehen durch besondere Wahlen hervor» sollen je 10,000 Mk. betragen. Für die übrigen Stadtrathe soll das An sangsgehalt von 6000 Mk. aus 6600 Akk. erhöht werden. Dieses ist maßgebend für die erste sechsjährige Wahlperiode. Nach einer Wiederwahl, die dann auf Lebenszeit erfolgt, soll sich das Gehalt auf 7600 Mk. erhöhen und dann noch 4 Mal nach je 3 Jahren um je 400 Mk. steigen (also im Ganzen um 1600 Mk.). so daß sich das Höchstgehalt der besoldeten Stadtrathe — außer den beiden in erster Stelle befindlichen — aus 9200 Mk. belaufen würde. Dieses Gehalt würde im 19. Dienstjahre erreicht werden. Was endlich die Stadtbauräthe anbetrisst, so sollen sie ein Anfangsgchalt von 8000 Mk. erhalten. Nach erfolgter Wiederwahl, also vom 7. Dienst- jahre ab, würde das Gehalt 9000 Akk. betragen, und dann noch 4 Mal nach ,e 3 Jahren um je 250 Mk. steigen, so daß im 19. Dienstjahre das Höchstgehalt von 10,000 Mk. erreicht würde. Der Neuregulirung der Gehalte soll rückwirkende Kraft für die Zeit voni I. Januar d. I. ab gegeben werden. Der Mehraufwand im laufenden Jahre würde für das Gehalt des Oberbürgermeisters 10.000 Mk.. für das des Bürgermeisters MO Mk., für das des Polizeidirektors 1500 Mk. und für das der übrigen Rathsmitglieder 4350 Mk.. im Ganzen also 21,850 Mk. betragen. — In einem Steinbruche in Zadel bei Meißen wurde am Sonnabend ein 29 Jahre alter, aus Rußland stammender ver- heirathcter Arbeiter von herabsallcndem Gestein getödtct. — Oessentlichc Versteinerungen in de» König I. Amtsgerichten. Montag, den lv. April, Leipzig: Fouragcbmidlcr Johann Carl Diebc's Haus in Connewitz, Bahnhvii'trage 35, 42.000 M, Dresden: Heinrich Otto Renn's Wohnhaus, Hos und Vorgarten in Neu Kaditz, Ecke Forst- und Luisastrahe, 42.000 M, Hokienstein-Ernstthal: Ernst Julius Schuberts Haus in Ernstthal, 2000 M. Dresden: Rudels Ernst Keserstein's Wohnhaus, Hos und Garten in Cotta. Karlstraße !2. 20,000 M. Dresden : Adalbert Soendcrop's Wohngebäude mitHosrauni hier, Oitbcchn- strahe 8, 210,400 M, Ebersbach: Karl August Wümcbc'v Haus »nt Gar ten vaselblt, 4000 M, Oschatz , Friedrich Wilhelm Nichter s Flurstuck in Collm, 7194 M. Dienstag, den II. Avril, Zwenkau: Anna Linaperchel, Helbing geb. Bauin's Wohnhaus mit Feld in Böhlen, 8000 M, Dresden : Ludwig Cornelius Bovcn's Wohnhaus. Los und Garten in Ltricse», Lauensteinerslraße 21. 02,000 M. Chemnitz , Friedrich Wilhelm Schcilhauer' Wohnhaus, Garten und Hos in Oberhennersdorf. 0200 M, Freiberg Handarbeiter August Clemens Knorr'S HauS daselbit, Wasserlhurmstrasic 28. 10,000 M, Chemnitz : Anna Laura Mcyncr's Haus und Garten in Hilbers dorf, Clarastraße K. 26,470 M, Nadcberg : Bnunntcrnehmer Ernst Ferdi nand Schwipps' Wohnhaus und Garten daselbst, 22,947 M, Limbach: Friedrich Anton Frcitag's HauS in Obersrohna, 7450 M. Limbach: August Heinrich Saupe's Feld in Wittgensdorf, 1200 M, Mittwoch, den >2, April, Leipzig: Alma Henriette vcrehel, Maurermeister Häßler geb, Merten's Laus in Wahren. 56,000 M, Elsterberg : Bäcker und Kondilor Karl Bernhard Wcrner'ä Wohngebäude in Jockela, 16,000 M. Erimmitsthau: Therese Amalie Auguste verw, Wagner geb, Woli's Wohnhans daselbst, Albenstraße, 9850 M. Neichcnbach i. V, : Carl Robert Mimtcr's Laus daselbst, Rotzschauerwca, 29,000 M. Wilsdruff: Robert Hcrrmanws Scheune da selbst. 2840 M. Fortsetzung deS örtlichen Tbeiles auf Seite 4 und 0. werden. Es verstößt also thatsächlich gegen den evangelischen Grundsatz der Gewissensfreiheit und der Toleranz, dem Anträge stattzuoebe», legen MajestätSbeletdiguna wurde in Stuttgart der Wjährige verwsttwete Baumwart und Leichenbeschauer Joh. ; ragesgeschichte. Deutsches Reich. Vorgestern hörte der Kaiser den Vor trag des Ehefs des Militärkabinets General v. Hahnkc, den des Generaliiisvektettrs des Ingenieurkorps Freiherr v. d, Goltz, sowie den des EhcfS des MarincslabcS Kontreadniiral Bcndcmami. Der Kaiser sandte dem deutschen Botschafter in Petersburg Fürsten v. Nadolin zu dessen Geburtstag einen Glückwunsch und zwei prachtvolle in der Berliner Porzellan-Manufaktur her- gestellte Vasen, Der Prinzrcgcnt von Bayern hat, wie ans München gemeldet wird, der Kaiserin für de» geplanten Aufenthalt in Berchtes gaden die dortigen Königlichen Gebäude zur Vcrfiignng gestellt. Die Erklärung Großbritanniens, daß cs den Plan, eine Kom mission mit der Erledigung der Snmoasrogc zu beauftragen, .. , .... _ , annchmc, ist in Wcffhinglon noch nicht cingcgaiigc». Es sind viele Depeschen zwischen Washington und London ausgetanscht worden. Es verlautet, Großbritannien sei ebenso bereit, wie Deutschland und die Vereinigten Staaten, im Allgemeinen dem Prinzip der Bildung einer Kommission znznstimmcn, aber es wünsche, daß die Vollmachten derselben vorher ganz genau fest- gelegt würden. Die Nachricht, daß über die sogenannte ZuchthauSvorlage die Verhandlungen im BnndeSrnth nur noch einen formellen Eha- rakter tragen würden, da über de» Inhalt unter den Bundesregier ungen Einvcrständniß erzielt sei, stimmt der „Köln. VvlkSztg." zufolge mit anderen Wahrnehmungen nicht überein, denn noch in den setzten Tagen seien Anfragen nach Berlin ergangen, wie eS mit jenem Entwürfe stehe; von einem allgemeinen Einverständnis; könne jedenfalls keine Rede sein. Die Vorlage dürste frühestens Anfangs Mai an den Reichstag kommen. Alle noch vorhandenen nnprobemäßigen OssizierS- Bekletdungsstücke. die in Folge »euerer Festsetzung in der Tuch- u. s. w. Farbe bon den jetzt gütigen Vorschriften oder Proben abwcichen, dürfen nach einer neuen Kabinctsordre aus- getragen werden, schwarze Paletots jedoch nur innerhalb der in der Offiziersbekleidnngsvorschrift festgesetzten Grenze. Ferner dürfen schrägreihige Ucberröcke und Kavallerie-Jntcriiiissäbel mit glattem Büaelgri" ' ' yer aelarifs ausgetragen werden. Alle Neuanschaffungen unprobcmäßi- ^ Bekleidungsstücke sind verboten. Dadurch wird insbesondere dem immer noch in Osfizierskreisen beliebten schwarzen Paletot endgiltig ein Ende äemacht. Das Befinden deS deutschen Gesandten in China Freiherrn v. Heykina hat sich in de» letzten Wochen verschlimmert. Seine Abreise nach Europa läßt sich nicht länger ausschicbcn, da er sich einer gründlichen ärztlichen Behandlung unterziehen muß. Eine neue Solon-Dampfyacht für den Kaiser ist gegenwärtig auf der Kieler Werft im Bau begriffen. Das Fahrzeug, für die Begleitung der Binnemcgatten und sonstigen kleineren Lnstiahrtcn des Kaisers bestimmt, erhält eine Länge von 18 und eine Breite von 2'/, Meter, soll bis zur nächsten „Kieler Woche" fertiggestcllt sein und wird mit einer doppelcylindrigen Hochdruckmaschinc neuester Konstruktion ausgestattet, welche cme Bewegungsgeschwindig- keit von 21 Knoten zuläßt. Ein im preußischen Abgeordnetenhause gestellter Antrag auf Einführung der fakultativen Feuerbestattung in Preußen ist gegen die Stimmen der Konservativen und des Ccntrums abgelehnt worden. Im Ganzen steht man ^ "" " - . .. besonders von kiri noch vor einigen , ,, . . „ „ iin Landtage war es nur noch ein Centrumsrcdncr, der die Leichen- verbrennnng als unvereinbar mit de», christlichen Dogma erklärte: den Glauben an die Auferstehung des Fleisches wolle die Beweg ung für Feuerbestattung dem Volke rauben. Der Redner fand mir dieser Ausführung keinen Anklang im Hause; selbst ein Fraktiönsgenosse, der nachher das Wort ergriff, kam geflissentlich nicht auf sie zurück, sondern hielt sich an den kirchlichen .Haupt grund gegen die Einführung der Feuerbestattung, der durch Pastvr Schall Namens der Konservativen geltend gemacht worden war: sie verstoße gegen die christliche Sitte. Das ist, nachdem sich im vorigen Jahre vcc Kirchentag zu Eisenach aus diese» Standpunkt gestellt, sorte'i der Hauvteinwand, der von protestantisch-kirchlicher Seite gegen die Feuerbestattung erhoben wird. Der Redner der National-Liberalen im Landtage, Dr. Krause, würdigte diesen Ein wand durchaus gebührend, mußte aber gleichzeitig seine völlige .Halt losigkeit betonen, da der Antrag auf Einsührung der fakultativen Feuerbestattung ja gar nicht mit der christlichen Sitte des Be- grabens kollidire. Nur wer nicht mehr fest au dieser niit der Be il,ätigung christlicher Religion nicht rnnerlich zusammenhängenden Sitte hält, wird aus überwiegende» Gründen rein persönlicher Art den Wunsch habe», nach dem Tode statt begraben verbrannt zu ietrich zu 2 Monaten öegrül!- , Re , verurtheilt. Er ist wegen der beleidigenden Aeuberuny. die schon im Januar vorigen Jahres gefallen sei» soll, von seniem Nachbar, mit dem er in Streit gerochen war, denunzirt worden. Vorige Woche waren Oberpostinspektor Seidlein und Ober- vvstrath Geich aus Bayern in Berlin wegen des neuen Postgesetzes. "' „Augsburger Adendzta." erfährt des Näheren, daß die beiden en im Rclchspostamt die in Aussicht genommene Einrichtung des Postcheckverkehrszu bespreche» hatten, insbesondere die Einrichtung des wechselseitigen Cbeckverkehrs zwischen Bayern und dem RcichSposlgcbiet, Ter Termin für die Einsührung des Post- chcckvcrkchrs steht noch nicht fest. Aussehen erregt in .Hamburg die Entdeckung einer großen Diebesbande und Hehlcrbande, die sich zwecks plcmmäßi Beraubung von Kausmaniisgütern am Quai organisirt hatte, sind bereits l4 Personen verhaftet, darunter mehrere Beamte. Die Regierung hat den katholischen Pfarrer Richen in Vierten (bei München-Gladbach) wegen Beleidigung Bismarck's als Ortsschulinspektor abgesetzt. Der Dampser des Norddeutschen Lloyd „Königin Luise" tras mit einer neuen Welle und Schraube für den „Willihad" in Falmouth ein. übernahm 858 Passagiers, sowie einen Theil der Ladung und setzte die Fahrt nach New-Aork fort. Mit sofortiger Entlassung bedroht sind, wie dem „Vorwärts" mitgetheilt wird, durch einen Tagesbefehl der Kaiserlichen Werst in Danzig diejenigen Arbeiter, die irgend einen Tagesbefehl der Presse Veröffentlichung übermitteln. Die Maßregel ist vollkommen zur , gerechtfertigt und im Interesse der staatlichen Ordnung ganz unerläßlich. In Krefeld sind die letzten Verglcichsverhandlungen zwischen den Fabrikanten und den Webern völlig gescheitert. Wie man meldet, haben im Laufe der Versammlung alle Arbeiter, mit Aus nahme des Vorstandes des „christlichen Verbandes", die Berathungcn abgebrochen und den Saa! verlassen. Nach dem Bericht der Staatsichniden-Kominiision hat die preußische Staatsschuld am 31. März 1898 insgesammt 6,484,878,569 Akk. und 74 Pfg. betragen. Sie hat damit gegen über dem 31. März 1897 einen um 9,6 Millionen niedrigeren Stand erreicht. In der Provinz Ostpreußen werden Haussuchungen abyehalten, um festziistellen, ob die polnischen Volksbibsiotye ken verbotene Bücher enthalten. Oesterreich. Ter Erzherzog Ernst ist gestern Nacht in Arco gestorben. Ter Verewigte war der zweite Sohn des ver storbenen Erzherzogs Rainer aus dessen Ehe mit der gleichfalls verstorbenen Prinzessin Elisabeth von Savoyen-Earignan und hat ein Alter von 75 Jahre» erreicht. Der „Osidcntschen Rundschau" wird ein Erlaß des Kriegs- ministcriums an die Unterbchörden mitgetheilt. worin auf merksam gemacht wird, daß WcigcruM, militärische Meldung im Dienste niit „Hier" zu erstatte», ein Verbrechen der Insubordina tion bilde und bei erschwerenden Umständen mit Kerker von über 6 Monaten zu ahnden sei. Verabredung zur Weigerung bilde Thalbestand deS Verbrechens der Meuterei. Bisher sei Weiger ung blos als Tisciplinarvcrgehen betrachtet worden, weil Anlaß zu schärferem Vorgehen nicht gegeben. Es sei aber nothwendig, aus schärfere Handhabung hinznwcisen. Dem „B. T." wird aus Prag gemeldet: „Schon seit einiger Zeit verlautete, daß der Feldzeugmeistcr Gras Philipp Grnennc, der als Kommandant des Prager Armeekorps einen der wichtigsten Posten in der Armee einnünmt, schwer iiewenleidcnd sei und deshalb vom Posten enthoben werden müsse. Bei der Truppen parade, die am Eharsonnabcnd Abend wie herkömmlich zur Feier der Auferstehung stattfnnd, zeigte sich endlich, daß Graf Ernenne geistesgestört sei. Er zeigte ein auffallendes Benehme», sprach beim Abichrcilen der Fronten einzelne Infanteristen an. hielt Gespräche mit ihnen, fragte, bei welchem Regiment sie dienen und reichte ihnen die .Hand, zuletzt umarmte er einen Regiments-Kapellmeister an der Spike der Militärkapelle. Mit Mühe wurde er in einen Wagen gebracht und nach Haine gefüyrt." Dem genannten Blatte muß natürlich die volle Verantwortung für die Einzelheiten dieser Nachricht überlassen werden. In Lemberg erfolgte die Verhaftung des Bauunter nehmers und Realitäten-Besitzers Franz Karpinski, welcher das unbegrenzte Vertrauen des Generaldirektors der Galizischen Sparkasse, Zima, beiaß und dank dieser Protektion für zahlreiche Personen gegen cnilprechcnde Entlohnung die Kreditgewährung bei der Spartaffe erwirkte. KrapinSki ist gegenwärtig Eigenthümer zweier Güter, dann mehrerer Häuser und Villen in Lemberg. Er batte bei der Galizischen Sparkasse einen sehr bedeutenden Kckcdit. Sein Giro genügte daselbst, um ganz obskuren Lenken ans einer Geldverlegenheit zu helfen. 4" Prozent des geliehene» Betrages pflegte Karpinski mitunter sür sich als Entgelt für die Darlehens Vermittelung in Anspruch zu nehmen. Eine Ansichtskarte niit dem Porträt Grillparzer's und einem Eitat Grillparzer's über den katholischen Geist in Oesterreich wurde im Hinblick auf die „Los von Rom!"-Bewegung als auf reizend von der Wiener Staatsanwaltschaft konsiszirt. Tac LandeSgericht hob die Konfiskation aus. Das Obcrlandesgerichl hat das KonsiskationScrkenntniß bestätigt. Frankreich. Die Mission Marchand, die seiner Zeit Faschoda besetzt und dadurch zu dem scharfen Konflikt mit England Veranlassung gegeben hatte, ist in vorzüglicher Gesundheit am 21. März in Avis Abeba cingetwfsen. Ueberall aus äthiopischem Gebiete wurde sie herzlich empfangen. Tie Mission wird wahr zcheinlich Ende April m Dschibuti eintrcffcn. Die gestrige Veröffentlichung des „Figar o" umfaßt zunächst die Aussagen Pvincarrö's, sowie den ersten Theil der Aussagen Roget's. Poineam- bestätigt darin, was er schon früher gef nämlich daß er die Verhaftung des Dreyfns erst durch die Blätter erfahren haue, und fährt dann fort, Mcrcicr habe daS Bordercau in daS Ministerium des Auswärtigen gebracht und erklärt, daß das Schriftstück von Dreyfns geschrieben zu sein scheine, und daß es Dokumente anführe, die nur von Dreyfns ausgeliefert sein könnten. Mercier habe auch von der Beweiskraft des Diktats gesvrochcn, das Puty de Clam habe ausführen lassen. Mercier habe keine anderen Beweisstücke gezeigt, auch keine anderen in Aussicht gestellt und auch nicht von der Mittheilung eines ge heimen Schriftstückes gesprochen. Der General, den er (Poincarre) mehrmals gesprochen, habe ihm nichts von der Mittheilung eines geheimen Dossiers im Berathungszimmer des Kriegsgerichts gesagt, er habe ihm nur mitgetheilt, daß im Kriegsministcrium Beweise für die Schuld des Trepfus vorhanden seien, die nach dem Prozeß von 1894 dorthin gelangt seien. Poincarrü fügt hinzu, er habe in Gegenwart mchrcr Kollegen Cabaignac gefragt, ob die geheimen Aktenstücke aus der Zeit vor oder nach der Vcrnrtheilung hcrrührtcn. Cabaignac sei die Antwort schuldig geblieben. Auf einem Diner bei Frau Carnot habe er (Poincarro) Billot seine Zweifel mit- getheilt. Dieser habe erwidert, er sei von der Schuld des Dreyfus überzeugt, würde jedoch nicht überrascht sei», wenn auch Esterhazy Verrath begangen habe, und sogar ein dritter Schuldiger vorhanden ' Unterhaltung fand vor dem Erscheinen Efterhazy'S vor Admiral Fournier in Toulon erhielt den Befehl, »ui una des italienischen Königspaares anläßlich dessen Reise nach Sardinien mit seinem Geschwader nach Cagliari in See zu gehen. Die National-Druckerei hat 89 Exemplare der Untersuch ung S a k t e n der Kriminalkammer gedruckt. Alle Exemplare sind doppelt numerirt. Die Korrekturabzüge sind in Gegenwart der drei zur Ueberwachung ernannten Mitglieder der Kriminalkammer verbrannt worden. Die Präsidenten der drei -Kammern des Kassa- tionshoses, alle Mitglieder desselben, die Generaladvokateu, der Generalprokurator. der Bertheidiger und die Minister Freycinet und Telcassv haben je ein Exemplar erhalten. Die nicht verthcilten Exemplare, etwa 29, sind unter Siegel beim Jnstizminister. In Paris ist Baronin Clara Hirsch im 66. Lebensjahre ge storben. Spanien. Das Blatt „Economista" versichert, der Finanz- minister beabsichtige, eine Renten st euer einzusühren und die Schuldentilgung zu suspendiren. Das Blatt bemerkt sodann, daß demnächst wahrscheinlich ein Vertrag mit einer Hypothekenbank betreffend Gewährung eines Darlehens von 39 Millionen Pesetas niitetteichnct werden würde. Der „Heraldo" sagt, der Finanz minister bewahre Stillschweigen über die aufiieigende Steuer, welche auf die Zinsen der Staatsschuld gelegt wird, es gehe aber das Gerücht, daß die Steuer zwischen 29 und 25 Prozent schwanken werde. In Madrid fand im König!. Palais ein diplomatisches Ban kett statt, an dem alle Vertreter der auswärtigen Mächte theil- nahmen. Schweiz. Der Bundesrach bestimmte als Telegirte zu der Friedenskonferenz im Haag den schweizerischen Gesandten m Berlin Dr. Roth, de» Armeekorps-Kommandanten National- rath Künzli und den Nationalrath Odier in Genf. Dänemark. Die Schuhmach erg escllen in Kopen hagen, a» Zahl etwa 1090, haben wegen Lohnfragcn die Arbeit niedergclegt, Ruffland. Gegen die russische» Juden wird wieder eine schärfere Verwnltungspraxis beliebt. Eine Verfügung des MinisterkomitceS ordnet an. daß jüdische Kcmsleute sür Moskau und die Städte des Moskauer GouvcrncmenlS Gildcnscbeine erster Klasse nur mit Genehmigung des Finanzmiinstcrs und des General aonverneurs erwerben dürfen. Perionen, die die Erlaubnis; er Halten, sind berechtigt, in Moskau mit ihren Frauen, ihren un mündigen Söhnen und ihren unverhcirathetcn Töchtern zu leben. Nach Ablauf von zehn Jahren nach Erthcilnng der Konzcision ge nießen die iüdffchc» Kanslcute erster Gilde das Recht des weiteren Aufenthalts nur nach der abermaligen Erthcilnng der Konzession durch den Fincinzininistcr und den Generalgouverneur. Jüdiiche Kauslente erster Gilde können keine Wahlämter in der ständischen Verwaltung oder im Handelsstand bekleiden. — Diese neuen Bc stimmilngen erstrecken sich nicht auf die bereits in die Moskauer Kausmannschast aufgenommenen Personen. Auch unter den Studenten des Bcrginstitnts in Peters burg ist cs wiederholt ru Unruhen gekommen, so das; eine regel rechte Lehrthätigkcit nicht mehr möglich ist. Sämmtlichc Studenten sind cxmatriknlirt worden, lieber die Äedingunge» der Wieder aufnahme sind der Jnslitutsobrigkcit Instruktionen crthcilt worden (Griechenland. „Aity" erfährt aus authentischer Quelle, daß die Demission des KabinetS in Folge der Entscheidung der Knmmerkommissian. die Wahl Zaums für nngiltig zu erklären, erfolgte. Das Kabinet wird seine Amtshandlungen fortsetzen, bis die Kammer sich darüber erklärt, welche Politik sie eingeichlagen lä zu sehen wünscht. Man spricht von einem Koalitionsministerium 7^ unter TeligeorgiS, bei welchem die theotokistiiche Mehrheit beseitigt wäre. Etwas Sicheres ist darüber noch nicht bekannt. Die Krisis wird wahrscheinlich sehr lange dauern. Amerika. Wie der „MorningPost" aus New-Dork gemeldet wird, sind in Tawson-City 16 Goldsucher von einer Bande Indianer gemordet worden. Asien. Wie dem „Reutcr'schen Bureau" aus Hongkong gemeldet wird, haben Chinesen auf deni Festland den Polizeichcs von Hongkong gefangen genommen. Zwei Kompagnien britischer Infanterie siiid an Bord eines TorpedozerstorerS nach Kanton ab- gegangcn: ein anderer Torpedozerslörer folgte mit 200 Mann. Ein in Hongkong stationirtes Regiment hat ebenfalls Befehl er halten, nach Kanton zu gehen. Die „Daily Mail" meldet aus Hongkong, daß englischc Beamte, die in der Nähe von Kana-Lung photographische Aus nahmen machten, wegen der drohenden Haltung der Eingeborenen nach Hongkong rnrückkchren mußten, Afrika. Präsident Krüger traf in Johannesburg eiu und wurde mit Begeisterung empfangen. In Beantwortung verschiede ner Ansprachen führte er ans, die Ausübnng der bürgerlichen Rechte sei von ihm den Fremden nicht früher zugcstanden worden, weil er Furcht hatte, die alten VnrghcrS, deren Zahl zur Zeit der Eröffnung der Goldfelder nur 10,900 betrug, tönntcn ganz unter gehe». Ta dieselbe» aber jetzt zwischen 35- und 40.000 zählten, so beabsichtige er dem Bolksraad eine Herabsetzung der Frist zur Erlangnna ver bürgerliche» Rechte vorznichlagcn. Jedoch solle eine gleichzcilige Zugehörigkeit zu zwei Nationalitäten untersagt sein lind die ne» Hinzickoinmenden müßten ihre bisherige Staats angehörigkeit ausgcbc», che sie Burghers werden könnten. sei. Diese und sogar nterhaitung fand vor dem Erscheinen , dem Kriegsgericht statt. Pvincarrs theilt zum Schluß mit. Dnpuy habe ihm und Lanessant gesagt, er beginne zu glauben, daß die Regierung iin Jahre 1894 das Opfer einer ungeheueren Ml er beginne zu glauben, giernng im Jabre 1894 das Opfer einer ungchcuerel fikation geworden sei. Pvincarrs fügt »och hinzu, er hab holt seine Kollegen, besonders Dercllc, seine Zweifel mitgetkcilt. General Noget führt in seiner Bekundung aus, auf welche Weise man im Bureau des Generalstabcs erfahren habe, daß ein Ber- räther existirc. Zuerst habe man gegen subalterne Personen Ver dacht gehabt: jevoch habe ein Offizier des Na einer Madame de P., die i» Paris eine gese einninimt und bei der an gewissen Tagen auch die Agi auswärtigen Mächte verkehrten, erfahren, man werde nichts finden, wenn man nicht höher suche. Im März oder im April 1894 habe ein Agent in zwei Berichten erklärt, ein Offizier des Gciieralstabes übe Verrath: dies sei später von Madame de P. dem Obersten Henry mündlich bestätigt worden. In dem übrigen Tbeil seiner Bekundung muß Roget die Denkschrift Picquart's wiederholen, hauptsächlich um nachzmveisen, daß das Bordercau erst im August ln die Hände des NachrichtendureauS gelangte. Die iin Bordercau angcsübrtcu Schriftstücke seien nur einem Generalstabsoffizier zu- gänglich gewesen. Wie an den vergangenen Tagen begab sich auch vorgestern der Gerichtskommissar Marian nach den Geschäftsräumen des „Figaro", um dort die Fortsetzung der Veröffentlichung der Unters,ichungSatteii der Dreyfiis-Angelegenheit zu konstatiren. Kunst uud Wissenschaft. s Im Köninl. Hofopcmhauie Oper „Die Asrikaneri n" tu geht heute Mcherhecr's große Lcenc. Anfang 7 Uhr. Das Konial. Hofschciuwicl giebt „Gewißhei t". Anfang >>8 Uhr. 7 Mittheilung ans dem Bureau der König!. .Hoftheotcr. Im Königs Schciuivlelhgilse geht Donnerstag den 6. April als Zchluß dcs Goelhc-Cyklus der 2. Theil der „ F a n st"-Tragödie neu ein- studilt in Scene. Die hervorragenden Rollen sind wie folgt be setzt: Faust—Herr Blankenstein: Mevbisto—Herr Wiend; der Kaiser - Herr Franz: Erzkanzler—Herr Winds; Schatzmeister—Herr Zink; Marschall—Herr Bauer; Heermeistcr—Herr G»nz; Kws- damcn—Frau Hildebrand. Frl. Schendler, Irl. Gcisiiy; Ti Wagner-Herr Müller; Famullis—Herr Schubert: Baccalaiireus —Herr Gebühr; Homiinculus—Frl. TrvmmSdorfs: Panthcilis- rl. Diacono; Eupherion—Frl. Serda; LymcuS—Herr Dettmcr; 'anderer—Herr Wiecke; Philemon—Herr Eckelmann: BauciS— Frl. Guinand: Sorge—Frl. Ulrich; Pater Scrciphicus—Herr Eggerth ; Tr. Mariamis- Herr Swoboda : Gretchen—Irl. Salbach ; Ariel—Frl. SoSna; Trojanerin—Frl. Wuichke; Thurmwächter; Herr Nubsam; Helena—Frl. Schwcighofer a. G. Anfang halb 7 Uhr. -f I» der vorgestrigen Vorstellung von Rossinis „Barbier von Sevilla" im Königs Sofopernhause sang Herr Sommer voni Berliner Königs Hoftheater an Stelle des erkrankten Herrn Gieße» den Almaviva. 4 Herr Hosmiiller, der langicihrigc beliebte Tenorbusso, tritt nach Ablauf seines Vertrags aus dem Verbände der König!. Hofopcr, um ei» Engagement am Hoftheater in Schwerin, wo er kürzlich unter lebhaftem Beifall gastirtc, anzluichme». 4 Der als Schriftsteller und Diplomat gleich bekannte Victor von Strauß und Torney, Dr. thcol. und Wirklicher Geheimer Rath, ist. wie schon gemeldet, am Sonnabend in seiner auf der Lütt« chaustraße zuDreSden gelegenen Wohnung indem aotlaciegneteii Alter von 90 Jahren gestorben. Mit ihm ist eine ganz eigenartige Per sönlichkeit von der Schaubühne des Lebens abgetreten, ein Mann, der ohne Frage glänzend, wenn auch einseitig begabt war. und der dereinst in weiten Kreisen eine große Rolle gespielt hat. Zunächst als Diplomat, Er war am 18. September 1809 zu Bückcburg ge borcn, studirtc zu Erlangen, Bonn und Güttingen und trat bald in die Dienste der Regierung seines kleinen Vaterlandes. Znm ersten Male that er sich liier in den RcvolutiviiSinhrcn 1848 und 1849 hervor, indem er. vamcils Kabinetsrath seines LandeShcrm, sich zum Führer der konservativen Partei aufwarf und durch seine maßvolle Energie die Bewegung rechtzeitig cinzndämmeii wußte. Zum Danke dafür wurde er 1850 nach Frankfurt a. M. als Be vollmächtigter zu der Versammlung entsandt, die die alte Bundes verfassung wieder Herstellen sollte und ging von dort nach Dresden, nm dem sogenannten „Dresdner Miiilslenaikongreß" (Weihnachten 1850) beiznwvhiic», Später wurde er dann »och znm BnndeStags- Gesaiidten ernannt, als welcher er 1666, wo er mit der Stimme von Lippc-Bückcbmg den Ausschlag gegen Preußen gab, seine diplomatische Carrierc endigte. Vorübergehend lebte er »ach seiner Pensionirung in Erlangen und Frankfurt a. M.. von 1872 an in Dres den, vergrabe» in gelehrten Studie», die wissenschastlichc Werke von bleibender Bedeutung zeitigten, während er alsDtchtcrheute kaum von dem größeren Publikum gekannt, viel weniger »och etwa gelesen wird. Und doch habe» seine Dichtungen, namentlich seine Epen und Erzählungen, die fast alle aus dem Pietismus des Wnpperthale» 6«8ll N'stir L 'l4>oatz,>ra: 'l: ktt
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