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Verordnungsblatt der Kreishauptmannschaft Bautzen zugleich als KoMtorialbehörde der Oberlaufitz.' Am tsö latL ber Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und des Hauptzollamts Bautzen, ingleichcn der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Stadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg. Organ der Handels- nnd GeVerbekOmmer zu Aittan. Berantwortlicher Nedakteur Georg G. Monse (Sprechstunden wochentags von 10—11 und von S—4 Uhr.) — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Bautze«. Feimsprechanschluß M.-T. »e Bautz«,» Nachrichten erscheinen, mil Ausnahme der Sonn, und Fest»««. ,«glich abend«. Prei« »e« »«ertelsthrltche» Ab.nnemeni« > J»s»r,«»» »,«»ühr s»r den Rau« einer P»» ^»lizeile gewöhnlichen Satzes in geeigneten Fallen unter tvcwah ung »,n Rabatt: Zissin«, labellen- und anderer schwieriger Latz entt»rech«nd teurer. Nachweisgebühr sür jede Anzeige »ck »chernan P«g.. «ür briefliche Au«kunttsnieuung iv Pl«. tu»» Porto). Nur bis früh 10 Uhr einxzeheudr Juserate siudru noch in dem abends er» Inserate nehmen die Geschäftsstelle des Blattes und die Annoncenbureaus AN, desgleichen die Herren Walde in Löbau, Claus; in Weis»entBM Livpilsch in SctnrgiSwalde, Gustav Hröling in Bernstadt, Budr in KöniaSUain bei Oü'ip., Neusmer in Lber-Cunn-r^ducs und van Lindenau in dulr'uin. Rr. 25. Sonnabend, den 31. Januar, abe«Ls. 1903 Die Ll-Ierung von rund 354 0 0 hx böhmisch» Biaunkvhl« — Mittrl I —, 220 cbw welchem Echtiiholz, 14000 1-x Petroleum (Standard wbtte), 1050 kx Nöböl, 280 Ix Talgfeinsets« und 1050 Irx Iiysi. Soda, sowie die Anfuhr« von 600000 Irx Stein- und 274000 kx Biaurtohten soll öffentlich ver dungen werden. Angebot« sind bis 7. Frbrnar d. I«., vormittag- 10 Uhr, Im A«schSst-Pmmer der unterzeichneten Stelle — neue Kaserne, Stube 99 — kostenfrei abzugeben, woselbst auch die L>eseiung«bedtngungen zur S'nsichtnahm« aukliegen. Könialicbe Garnisonver Wallung Bautzen. Donnerstag, den 5. Februar 1903, von vormittag- 19 Uhr an kommen die aus den HolzschlSgen In Abteilung Nr. 2, 25 und 30 de- Höllen- und BuU«rb«rgrevIere-, sowie die In den Durchforstungen der Abteilungen Nr. 1, 2, 9, 18 und 20 arfbe>«Iteten Nutzholz-Sortimente, al« 595 fichtene Stämme von 11 bi- 24 cm Mittenstärke, 12 bi- 24 w lang, 450 fichtene und ktelerne Klötzer von 13 bi- 38 cm Oberstäike, 3,5 und 4,5 m lang, und 945 Rei«- und Derbstangen von 6 blS 15 cm Unterstärke unter den vo:her bekannt gegebenen Bedingungen zur öffentlichen Versteigerung, Intelessereten wollen sich zu obengidacht« Zeit in der al- Versteigerung-lokal bestimmten Menzrl'scheu Restauration allhier einfinden. Bischofswerda, den 29. Januar 1903. Der Stadtrat. 0r. Lauge. Lhm. a Landwirtschaftliche Lehranstalt zu Bautzen. DaS nächst« Sommersemester beginnt am DounrrStag, den 16. April 1903. Anmeldungen zur Ausnahme neuer Schüler nimmt die Diriktion der Lehranstalt entgegen, welche auch bereit ist, Auskunft über Persion re. zu erteilen. Piosessor »r. («fräse, Direktor. An der Obst- nnd Gartenbauschule beginnt da- Sommerfemest«r am Mittwoch, den 15. April 1903. Zur Aufnahme von Anmeldungen und Erteilung von Auskunft Ist bcnH der Vorstand der Obst- und Gartenbauschule. vr. Friedrich Brugger. Unbelehrbare Franzosen, nämlich solche, die in der Abtrennung des Elsasses und eines Teiles Lothringens von Frankreich ein schweres Unrecht erblicken und noch heute, nach einem Menschenalter, den Frankfurter Frieden als die bitterste Kränkung Frank reichs betrachten, die früher oder später wieder gut zu machen ist — solche Franzosen finden sich nach der bei uns Deutschen vorherrschenden Ansicht vorzugsweise in der na- tionalistischen und in der klerikalen Partei, daneben auch unter den sogenannten konservativen Republikanern. Zu gegeben, daß dem so sei, daß wirklich in jenen Partei gruppen die Revanche-Idee den fruchtbarstrn Boden ge- sunden hat, so ist doch nicht zu bezweifeln, daß diese Idee auch sonst noch im französischen Volke und bis in die äußerste Linke hinein entschiedene Anhänger hat. Es wird augenblicklich in der deutschen Presse und zwar auch in konservativen Blättern besonderer Wert auf eine in voriger Woche gehaltene Rede des französischen Sozialisten- Führers Jauros gelegt, der in der Deputiertenkammer gewissen Aeußerungen des bekannten Deputierten Deschanel, eines klugen, vorsichtigen Chauvinisten, mutvoll entgegen- trat. Jaurös erklärte sich unumwunden für Aufrechterhal tung des Weltfriedens und erkannte die Berechtigung der beiden großen europäischen Bündnisse, des Dreibundes ebenso wie des Zweidundes, vollständig an. Nach Jaurös Anficht wirken beide auf die Erhaltung des Weltfriedens hin, zu besten Dauer der Redner volles Vertrauen hat. In derselben Rede sagte Jaurös auch: »Allerdings be findet sich Frankreich in schmerzlicher Lage. Es hat eine Verstümmelung, eine Rechtsverletzungerlitten. Wir werden den Triumph der Gewalt über das Recht niemals acceptieren können. Aber die Heilung und die endgültige Lösung muß von dem Frieden gebracht werden, der sich auf die gleichzeitige allgemeine Abrüstung stützt. A u f diese Weise werden die Elsaß-Lothringer ihr Vaterland wiederfinden/ Da haben wir doch auf einmal den unbelehrbaren Franzosen, den Mann der Illusion, den Phantasten, der törichte Wünsche schon realisiert steht, den befangenen Po litiker, der vor der geschichtlichen Wahrheit die Augen zu- schließt! Gern erkennt man die friedfertige Gesinnung an, die einen Krieg zur Wiedergewinnung der verlorenen Pro - viiizen verabscheut, von blutiger Revanche nichts wissen will. Aber wird damit auf die Wiedergewinnung endgültig verzichtet? Was sind das für halb dunkele Sätze, was soll es heißen, daß die Franzosen »den Triumph der Ge- Walt über das Recht niemals acceptieren könnten, daß der Friede »die Heilung (der erlittenen Verstümmelung und Rechtsverletzung) und die endgültige Lösung* bringen soll, ein Friede, der fick auf die allgemeine Abrüstung stützt", und daß „auf diese Weise die Elsaß-Lothringer ihr Vater- land wiederfinden werden?" Was bedeuten diese Sätze anderes, als daß auch Jaurös gleich anderen seiner sozialistischen Parteigenossen mit Utopien rechnet und sich und seine Landsleute mit der Hoffnung auf den Tag tröstet, wo die in Frankreich und in Deutschland zur Gewalt ge- langten Sozialisten einander über die Grenze die Hand reichen und die deutschen den französischen Genossen als Liebesgabe Elsaß-Lothringen darbringen würden! Und als unbelehrbar erweist sich dieser Sozialisten- Führer auch noch in anderer Hinsicht, wobei er freilich nur auf gleicher Stufe mit der ungeheuren Mehrzahl der Fran- zosen steht. Ov diese die Revanche predigen oder nicht, keinesfalls denken fie, noch wollen sie erinnert sein an die Vergangenheit, an geschichtliche Tha tsach en , deren Anerkennung unbequem ist. Denn was bedeutet die Annektion Elsaß-Lothringens, dieser ehemals deutschen Län- der, gegenüber den unvergleichlich größeren, durch Jahr- Hunderte fortgesetzten Annektionen Frankreichs, gegenüber der Erweiterung seiner nordöstlichen und östlichen Grenze auf Kosten seiner Nachbarländer und insbesondere auf Kosten Deutschlands! Wie können französische Redner von »Verstümmelung und Rechtsverletzung' gegen Frankreich sprechen, ohne sich der groben Verstümmelung und Rechts Verletzung zu erinnern, deren sich Frankreich, zuletzt noc gegen Italien durch die Annektion von Savoyen und Nizza schuldig gemacht hat! ?. Die Ausbreitung der Sozialdemokratie seit 30 Jahren und die Aufgabe der bürgerliche« Parteien. Dieses angesichts der Reichstagswahlen sehr zeitgemäße Thema hat in einer Stuttgarter Versammlung der badische Zentrumsführer, Geistliche Rat Wacker, in interessanter Weise behandelt. Dem Redner stand dabei ein großes statistisches Material zu Gebote; es wäre wünschenswert, wenn dasselbe weiteren Kreisen zugänglich gemacht würde. Vorläufig müssen wir uns nach den vorliegenden Berichten darauf beschränken, die Nutzanwendung, die Herr Wacker aus den statistischen Ziffern gezogen hat, zu würdigen; aber schon daraus kann man ersehen, daß der Redner sein Thema in neuer selbständiger Durchführung be- handelt hat. Der Zentrumsführer strich — so ist einem Berichte der „Germania* entnommen - von der Gefährlichkeit der durch die Entwickelung geschaffenen Situation (vergl. eben die Obstruktion im Reichstag) nicht das mindeste ab; aber er führte auch die Ziffern, mit denen die Sovialdemokcatie so viel prahlt, auf ihr richtiges Maß zurück. Die Sozial demokratie ist keineswegs immer und überall in gleichem Maße gewachsen. Rechnet man die großstädtischen Bezirke und das industrielle Sachsen ab, so ist ihre Bedeutung nicht groß; in einer großen Reihe von Bezirken hat sie Stillstand und sogar Rückschritt zu verzeichnen. Viele ihrer Mandate verdankt sie nur der schlechten Wahlbeteili gung und dem taktischen Verhalten ihrer Gegner bei den Stichwahlen. 1898 hat sie von 56 Mandaten 24 erst in der Stichwahl erobert. AuS den Zahlen leitete Redner vor allem zwei Ver pflichtungen ab: fürs erste: möglichste allgemeine Er füllung der Wahlpflicht; waren die Sozialdemokraten gezwungen, jeden ihrer Bezirke mit einem Prozentsatz von 40 Proz. der Wahlberechtigten behaupten zu müssen, so wären sie l898 über 24 Mandate nicht hinausgekommen. Die zweite Pflicht ist, daß die Möglichkeit geschaffen wird, daß die bürgerlichen Parteien in den Stichwahlen zusammengehen. Ich spreche, so führte Redner aus, mit Bedacht: man solle es möglich machen. Bisher hat inan es dem Zentrum nicht überallmöglich gemacht. Man soll daher die Hindernisse beseitigen. Diese Forderung richtet sich nicht bloß an die verschiedenen Parteien, sondern auch an die Regierungen. Welcher Art diese Hindernisse seien, ist aus dem Be richte nicht zu ersehen; doch scheint es sich wohl hier mehr um das Verhältnis der Zentrumspartei zu den Liberalen zu handeln; denn die Konservativen werden einem solchen wn ihnen stets als dringend erforderlich erachteten Zu- ammengehen gewiß keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Aber auch die übrigen bürgerlichen Parteien sollten die Mah nung des badischen Zentrumsführers beherzigen und sich zur Bekämpfung der Sozialdemokratie bereit finden lassen. Von Fall zu Fall geschieht dies, wie sich das ja erst jüngst n Danzig gezeigt hat, jetzt schon, namentlich werden es die Konservativen daran nicht fehlen lassen. Aber wichtig wäre es doch, wenn sich ein grundsätzlicher Zusammenschluß bei den Stichwahlen ermöglichen ließe. Sehr zutreffend motivierte Herr Wacker die Notwendig, keit eines grundsätzlichen Kampfes gegen die Sozialdemo, kratie bei den nächsten Wahlen folgendermaßen: »Die Sozialdemokratie ist eine dringende Gefahr für den Reichstag, dessen Existenzfähigkeit und Arbeits fähigkeit geworden. Die Verminderung dieser Gefahr oder die Verhinderung ihrer Erweiterung steht im Vorder« gründe des Interesses bei den nächsten Reichs, tagswahlen. Die Rücksicht auf die politische Situation im einzelnen Lande muß bei den nächsten Reichstagswahlen zurücktretcn hinter der Rücksicht auf die Situation im Reichstag. Diese Anschauung werde sich nach seiner eigensten, inneren Uebcrzeugung — er sei nicht kompetent, für die Partei zu sprechen — auch die Centrums. Partei im weitesten Umfange zu eigen machen. Aber ein Unglück und ein dunkler Punkt wäre es, wenn sie das täte ohne alle Einschränkung. Wir sind nicht in der Lage, uns wegzuwerfen und unserer politischen Ehre etwas zu vergeben.* Wir halten — so bemerkt die „Kons. Korresp.' — die Wackersche Rede für eine sehr bedeutsame wahltaktische Kundgebung und hoffen, daß sich die Erwartung des Redners dahin erfüllt, daß die Zentrumspartei im weitesten Um fange sich seine Anschauungen zu eigen mache. Ein solcher Appell an die Einigkeit der bürgerlichen Parteien im Kampfe gegen die sozialdemokratische Gefahr ist von seilen des Zentrums bis jetzt nie ergangen, und man wird nicht zweifeln dürfen, daß er allenthalben eine günstige Wirkung auiübt. Ter Zuversicht, mit welcher die Sozialdemokratie seit den letzten Tagen wieder den Reichstagswahlen ent gegensieht, weil sie meint, dieObstruktions Schartesei aus- gewetzt, würde ein tücktiger Dämpfer aufgesetzt werden, wenn die Wackersche Rede überall auf günstigen Boden fiele. Insonderheit sollte nicht bloß von den Parteien, sondern auch von den Regierungen alles aufgeboten werden, um die wahlfähige Bevölkerung auf das dringendste zur Erfüllung ihrer Wahlpflicht zu mahnen. Zur Trennung der Kronprinzessin vom Hause Wettiu. Dresden, 29. Januar. Das „Dr. Journal* schreibt: In Nr. 21 der „Sächsischen Arbeiter-Zeitung" vom 27. d. Mts. wird belichtet, »daß der Rechtsbeistand der Kronprinzessin, Dr. Zehme-Leipzig, durch ein Telegramm des Oberhofmarschallamts zu einer privaten Besprechung mit dem König von Sachsen berufen worden sei". Wir ind zu der Erklärung ermächtigt, daß diese Mitteilung vollständig erfunden ist; der Rechtsbeistand der Ge- mahlin Sr. Kgl. Hoheit des Kronprinzen, Hr. Dr. Zehme- Leipzig, ist zu einer privaten Besprechung mit Sr. Majestät dem König nicht berufen worden und es hat eine solche Besprechung überhaupt nicht stattgefunden. Hiermit er- edigen sich auch die Bemerkungen, die in Nr 21 der „Sächsischen Arbeiter-Zeitung" an die vorstehende Mit. eilung angeknüpft werden. Der „Rhein. Kur.' gibt in Angelegenheit des krön- prinzlichen Ehestreites die Gerüchte wieder, welche in )en letzten Tagen in verschiedenen Blättern aufgetaucht ind, aber keinerlei authentische Bestätigung gefunden ;aben. Dieselben sind zweifellos mit größter Vorsicht auf. »nehmen. DaS Blatt schreibt weiter: »Daß die Kron- irinzesstn in ihren anfänglichen Veröffentlichungen nicht )ie Wahrheit und nur, von dem Abenteurer Giro« uggeriert, Anschuldigungen gegen den sächsischen ^of vorgebracht habe, sei nun erwiesen, da sie in de« Zerhandlungen keine wesentlichen Beschuldigungen gege»