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Dresdner Nachrichten : 05.03.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187403051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-03
- Tag 1874-03-05
-
Monat
1874-03
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.03.1874
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Poll »L P,r. ai»t«Ii>c NuiunlkNl > «ullag«: 23000«lpl. gar die Rüiioode einge- iondler viouuiclipt« mach! sich die Rcoactto» nicht verbindlich. gnIerolen-Annadln« au»- V«»i«e I» Hnuiduro. ver- ii». M«n, vclvNg. Valet, vrcdlau, tzranksuci o. M. — kuö. Lloosa in Äeritn, belvjig. Wien. Hnmdnrn. gmntlurl a. M., Mün chen. — v^udo ee (.0. in granllnrl a. M. — ?e. Voi^ in rüeMNid. — Ika- ra», I^litl«. Nuliiar » in Pari». Tageblatt fiir Unterhaltung nnd Druck und Eigenthum der Herausgeber: Eiepsch Neikhardt in Dresden. Verantwort!. Redakteur: Julius Ncichardt Nr7t»4?Nc>m;chuterFahrgang. Nnl«,te»»r»«««nen ^Vd'a'Pr^ did Mittag?,- U »ieuitadti grobe i «alle d di» Add. Der Raum einer ein loaiiinen Prinzen- kaliet iü Psa. Einaeiandt dl« geile S Ngr. Sine Varaniie Illr dag -niich »tägige Erichel- »e» der Inserat« wir» nichl gegave». «luiwärttge Annoneen- dtufträge von un« unde- kannle» glrmeu u. Per- ionen inserircn wir nur gegen Pränilmerando- >iadlnng durch Brief marken oder Polleingan- lnng. l» Silbe» kosten I'i, Ngr. dluiwärtige kännen die fiablung auch auf eine DreidnerAirma oilwetlen. Die Sxv. Mttrebactrur: vr. LimU Für das Feuilleton: Lmelvls «»rtv»»»». Dresden- Donnerstag- Miirz 1874. Politisches. An die Verhandlungen des Reichstags über die Beseitigung »eS Nestes kaiserlicher Dictatur in Elsaß-Lothringen tnüpft sich von selbst das regste Interesse Deutschlands. Da zur Zeit uns die Be lichte über jene Verhandlungen noch nicht vollständig vorlicgcn, ent halten wir uns zunächst eines UrtheilS. Doch läßt sich bereits er kennen- daß bei dem zweiten Tage, an dein über Elsaß-Lothringen entschieden wurde, die NeichStagsabgeordnctcn beflissener waren, auch den Schein zu meiden, als verkümmerten sic den Vertretern oes neuen Reichslandes die Möglichkeit, ihren Beschwerden vollen Ausdruck, Ausdruck sogar in den schärfsten Worten, zu geben. Bon den Berathungen in den NcichStagS-Commissioncn erfah ren wir das Nachstehende: Der PreßgesctzauSschuß ist redlich be müht, den Entwurf von all den drückenden Bestimmungen zu be freien, welche die Presse zu einem Geschöpfe machen würden, das nur mit einem Stricke um den Hals czistirte. Tiefgreifende Abän derungen der BundeSrathSvorlage sind vorgcnommcn und vorge sehen. In dem Ausschuß zur Abänderung des GewerbegcsctzeS hat man lange sich über keinen bestimmten Beschluß einigen tonnen, in welcher Weise die Gewerbeschiedsgerichte zu organisiren seien. Kein Vorschlag, der gemacht wurde, vereinigte mehr als 5 bis 6 Stimmen »uf sich. Neuerdings hat man sich aber wenigstens im Principe da für entschieden, daß überhaupt Gewerbegerichte zu bilden sind. Doch geht die Stimmung mehr auf den Ausbau der jetzigen Ortsgerichte AS auf die Vorschläge des Bundesraths. Noch friedseliger gestaltet sich die Stimmung unter den Abgeordneten gegen die strafrechtliche Verfolgung des Contractbruchs. In der Militärcommission aber hat man sich gefragt: wie denn die 14 Millionen auszubringcn sind, die künftig der erhöhte Militäretat und die strenge Durchführung der dreijährigen Dienstzeit erforderlich machen? Wohlgemcrkt — die 14 Millionen sind das Minimum, eine Steigerung darüber hinaus ist sehr wahrscheinlich. Dian vermuthet, daß die Matricularbeiträge erhöht werden müssen. Das hat eine Erhöhung der direclen Landcs- steuern zur Folge. Diese Eonscqucnz trägt vielleicht dazu bei, manche Abgeordnete stutzig zu machen. Berlin ist jetzt der Durchgangsposten für die hohen Herrschaf ten, die von dem Beilager des Herzogs von Edinburgh aus Peters burg kommen. Zunächst pqssirten Prinz und Prinzessin von Wales »uf der Reise nach London die Reichshauptstadt- zwei Tage später das Neuvermählte Paar selbst, der Herzog von Edinburgh mit seiner jungen, in Rußland gefreiten Frau. Die zu Ehren der hohen Gäste stattfindendcn Festlichkeiten beschränken sich ausschließlich auf die Hofkreise. Bei einem zu Ehren des Prinzen und der Prin zejsin von Wales gegebenen Bankett brachte die Kaiserin einen kur zen Toast in deutscher Sprach- aus. Der Kaiser konnte an dem Feste nicht thcilnehmcn. Paris legt sich den Ausfall der beiden letzten ErgänzungS- aahlm möglichst gut zurecht. Außer sich ist das Cabinet Mac Ma- hon'S über die Wahl des Republikaners Lcpetit in dem Departement Vienne. Sowohl die Wahrnehmung, daß dieses Departement stets antirepublikänischc Deputirtc in die Nationalversammlung entsen dete und sich nun zum ersten Male einem Republikaner, wenn auch der zahmsten Richtung, anvertraute, als der Umstand, daß der tief gehaßte Thiers wesentlich durch seinen Brief zu Gunsten Lepetit'S dessen Sieg entschied, lassen der Regierung die Niederlage ihres Ean- didaten doppelt schmerzlich erscheinen. Der Letztere, Bcauchamp mit Namen, ist ein enragirter Bonapartist und diese Partei würde aus seiner Wahl gelegentlich der bevorstehenden Volljährigkeitserklärung des kaiserlichen Knaben in Chisclhurst bestens Kapital geschlagen haben. Einigermaßen trösten sich die Ordnungsmänncr damit, daß der rothe Ledru-Nollin wenigstens nur mit einer winzigen Majori tät gesiegt hat. Im Süden Frankreichs war der politische Radikalis mus so verbreitet, daß man wie erlöst aufathmete, als man ver- nahm.daß dort eine numerisch beinahe ebenso starke Ordnungspartei cxistirt. Im Allgemeinen fühlen sich aber alle Parteien in Frank reich unbehaglich. Das Gefühl: es liegt etwas in der Luft, beherrscht sie alle. Mit großer Unparteilichkeit schildert der Pariser Correspoir- dent der „N. Z." die Stimmung in Frankreich also: Die absolute Nothwendigkeit, der Ungewißheit und Unsicherheit des herrschenden Zustandes jetzt schleunigst ein Ende zu machen, drängt sich überdies allen Denen auf, die durch Parteileidenschaft nicht vollständig ge blendet sind. Handel und Gewerbe liegen darnieder wie in den schlimmsten Tagen der französischen Geschichte- und das Elend der Arbeiter nimmt nicht allein in Paris, sondern auch in der Provinz wahrhaft grausige Proportionen an. Freilich leistet die Privatwohl- thätigkcit das Möglichste- um diesem Elende zu steuern, und es ge schieht in dieser Beziehung wirklich Erstaunliches. Als Deutscher und als Berichterstatter einer deutschen Zeitung bin ich zu meinem Be dauern häufig gezwungen, gehässige und unwürdige Kundgebungen des französischen Charakters zu constatiren; um so mehr muß cS mich freuen, wenn sich mir eine Gelegenheit bietet, den edlen Eigen schaften der französischen Nation Gerechtigkeit widerfahren zu lassen Der Wohlthätigkeitssinn ist hier in allen Klassen der Bevölkerung ungemein ausgeprägt, es ist daher leicht und bedarf kaum einer An regung, um einen „klau cko vkaritö" hervorzurufen. Von allen Seiten werden große Anstrengungen gemacht, um Hilfe zu schaffen. Dabei beschränkt man sich nicht darauf, Almosen zu vertheilen, es haben sich auch mit bedeutenden Mitteln versehene Comites gebildet, die es sich zur Ausgabe stellen, den Arbeitern eine productive Thä- tigkeit zu verschaffen. Allerdings können alle diese sehr anerkennenS- werthen Bestrebungen auf die Dauer nicht ausreichen. Wenn die Regierung und die Majorität der Nationalversammlung dahin ge langen könnten, einen politischen Zustand herbeizuführen- derben geängstigten Interessen Gewißheit für den nächsten Tag giebt, so würden Handel und Industrie sofort wieder aufleben, tue Fabriken und die Werkstätten würden wieder bevölkert werdm, und damit würde dem Elend gesteuert sein. Locales und Sächsisches. — Der regierende Fürst Neuß j. L. Heinrich XIV. ist am 2. d. von Gera hier cingetroffcn und im Victoria-Hotel abgetreten. — Der geh. Negierungsrath a. D. I)r. zur. Funke in Dres den hat das Comthurkreuz 2. Klasse des Verdienstordens erhalten. — Berliner Briese. <31. März.) Ick, will nicht sage», daß das Publikum, das sich schon seit Donnerstag voriger Woche um ein Billet die Hälse gebrochen, sich beute einigermaßen ge täuscht gesunken hat. Nun, kaö wobl nicht. Aber es ist ver wöhnt, seine Nerve» sind überreizt. Es verlangte heute ein cka «-apo der großen Tcutsch-Sitzung. Wie damals sollten wiederum die Elsaß-Lothringer seicrlich als der Chor der Erinnhen erscheinen, der „streng nnd ernst, nach alter Sitte, mit langsam abgrmess'nem Schritte hcrvortritt aus dem Hintergrund, umwandelnd deS Thea ters Rund." Die beide» Bisckwie von Straßburg und Metz voran, so wollte man die Annectirten sehen. „Ein schwarzer Mantel schlägt die Lenden, sic schwingen in entfleischte» Händen der Fackeln düsicrrothe Gluth, in ihren Wangen fließt kein Blut", so sollte der Ebor noch einmal austrcten. Aber das Erscheinen er folgte ziemlich tormlos, der große Teutsch, der Bischof vupont cke» vogos und Slndere fehlten ganz. Was die Herren Guerber i-Hirth in seinem vlimanach sagt: Gerber) und SUlntercr sagte» und was der deutsche Reichskanzler dem Priester von Hagenau wie dein Eanonicus von Mühlhausen erwiderte, fesselte ganz ge waltig die Tribünen, aber so wie Teutsch hat doch keiner der Pfarrer protesiirt. Und hätte auch ihr Gesang eben so „besin nungsraubend, herzbcthörcnd" deS Hörers Mark verzehrt, so fehlte dock, dem Auitrcten der Elsässer jene Geschlossenheit der ersten Sitzung, die alle Lorgnetten der Tribünen auf einen einzige» Punkt richtete, nämlich dahin, wo die Phalonr der Fünfzehn sich niedergelassen. Heute war diese Phalanx eingcschrumpst, ver sprengt, und das Auge hatte Mühe, die Rester zusammenzubrln- gen. Da saß der Straßburger Bischof gegenüber der Tribüne und dem Präsitcntensitze. dicht neben Windtborst. Der vortreff liche Freiherr zu Frankensiel», königl. bairischer Kämmerer und erblicher Rcichsrath, hatte sich beeilt, dem hochwürdigcn Andreas Näß seinen Platz an der Seite dcö frommen Ermlnistcrs von Hannover cinzuräumen. Da saßen ferner vier oder fünf Elsässer unter den Polen vermischt, so haß ein ungeübtes Auge den Baron v. Schaumburg-Ganderkheim mit Herrn v. Eboslowski hätte verwechseln können. Diese Zersprengung des Chors der Erinnven gefiel dem Publikum nicht. Da wirb cs plötzlich einigermaßen entschädigt. Joseph Gerber, Eanonicus von Hagenau, einst floltcr deulscher Bonnenser Student, tritt auf.> Er ist ein hagerer Herr von stattlicher Leibcslänge, mit schon grauem Haupthaar. Er spricht sehr ruhia-VM deutsch, d. h. ohne irauMiche Manterev, Er cltirt Schlllet.'chämlich die Worte der Königin Maria an Elisabeth: „O Gptt- gkev meiner Rede Kraft und nimm Ihr Irden Stachel, der verwunden könnte! Kann Ich doch iür mich selbst nicht sprechen. ohne Euch schwer zu verklagen, und das will ick, nicht. Ihr habt an mir gehandelt, wie nicht recht ist, denn ick' bin eine Königin wie Ihr, nnd Ihr habt alö Gefangene mich gehalten — ich kam zu Euch a>S eine Bittende, und Ihr, des Gasircchts heilige Gesetze, der Völker heilig Recht in mir-vcrhlb- nend, schloßt Mick» In Kerkermauern ein." Dieses Citat brachte dem Redner ein Bravo ein, aber in dem Grade, als der Redner pathetischer wurde nnd die Sinklagen gegen die Ncichörcgierung häufte, ging daShobe HauS zu einer entgegengesetzte» Stimmung über. GewlßM in Elsaß-Lothringen viel gesündigt worden, aber EanonicuS Mrrber klagte in einem zu gcmüthllch naiven, nicht Immer recht ernslhaften Tone, als daß das hohe Haus der Ver suchung hätte widerstehen können, sich der großen und grössten Heiterkeit hinzugebcn. Den berüchtigten Gcneralvicar Rapp nennt er „kindlich unschuldig". Die Dictatur soll nur mit Galgen und Rad aewirthschaitet haben. Der Oberpräsident erhalte für alle Gewaltthatcn Absolution von Berlin. Ein Redactcur in Hagenau habe tick, deshalb eine Kugel vor den Kops geschossen, zum Glück fehl geschossen und den „Anfall" überlebt u. dcrgl. m. Da war denn allerdings mehr Stoff zur Heiterkeit, alö zu etwas Anderen Herr Wintercr machte die Sache nicht diel besser. Er ist weit jünger, alS sein AmtSbruder in Hagenau, tiei brünett, mittlerer Figur, sängt sehr elegisch an, um bald in echten, französischen Fanatismus iibcrzngchcn. Ilm was handelt es sich eigentliche Dem Obcrpräsidcntcn pon Elsaß-Lothringen sollen nach dem An träge der Herren Gerber und Genossen die Befugnisse etwas eingeschränkt werden, die ihm bas Gesetz vom 3I.Deccmbcr1871 beilegt. Nach diesem Gesetze hat der Oberpräsitcnt das Recht, in Fällen der Gefahr alle Maßregeln zu ergreifen, die gesetzlich dem Kanzler, oder der Militärbehörde, oder dem Kaiser Vorbehalten sind, ja noch mehr, ohne jegliche Rücksichtnahme aus die Gesetze nach Belieben zu handeln, so daß ihm dadurch eine größere Macht verlieben, als sie Kaiser oder Kanzler haben. Wer die Geschichte der Rcichölande seit der Emanation teS Gesetzes vom 30. Decbr. verwlgt hat, weiß, daß ß 10 insbesondere deswegen den Elsässern nicht gefallen, weil er dem Oberpräsidenten das unbeschränkte Recht der Ausweisungen überträgt, oder noch correcter gesprochen, weil er den Herrn v. Möller In den Stand gesetzt hat, Herrn Rapp und Genossen des Landes zu verweisen. Der ganze An trag der Herren Gerber und Genosse» will nichts weiter, alö die Rapp und Konsorten künftig in Elsaß-Lothringen möglich machen. Nun ist das ganz richtig, daß mit dem tz 10 des Ge setzes vom 30. Deccmber 1811 ein nicht sehr normaler Zustand geschaffen wurde, in welchem die einzige Garantie vor Willkürlichkelten allein in der Person deS Oberprästdentcn gegeben ist. Herr von Möller hat sich durch seine weise, verständige, versöhnliche Verwaltung ein großes Vertrauen im ReichSlanbe erworben. Die dortige deutsche Partei ist auch überzeugt, daß seine Persönlichkeit vor jedem Mißbrauch der ihm anvertrauten Ungeheuern Macht einen Schutz darblctct. Siber — so lauten die deutsch-liberalen Stimmen auS Elsaß — so vcr. dient die Ausweisung die Herren Rapp und Genossen getroffen bat. so ist nicht zu verkenne», daß diese Ausübung dcr vom Obcr- präsidcnten in Anspruch genommenen Dircctorialgewalt den Geg nern der Annexion einen willkommenen Anlaß gegeben bat, über angetastcten Rechtsschutz zu klage». Diele empfanden eine Genug- thnung darüber, daß die Deutschen fortan nicht mehr den El sässern den Unterschied entgegenhalte» dürften, zwischen der frü heren französischen Parteiherrschaft, die alle Geiahr nur im In teresse der eigenen Partei anwandte und auölegte nnd der streng gesetzlichen deutschen Regierung. Die gegen Herrn Rapp ergrif fene Maßregel war cs. die den, heutigen Anträge zmn Grunde lag, der alS Vorwand diente. Mancher Liberale. der dagegen gestimmt, war wohl geneigt, den 8 10 etwas zu amcndlren. Aber da der Gerber'sche Slntrng nichts weiter bezweckt, alS. nachdem Herr Tcutlch Fiasko gemacht, noch einmal eine Rolleä la Maria Stuart zu spielen, so müßte dieses Spiel den Darstellenden ver eitelt werden. Fürst BiSmarck war cs, der am de» Zusammen hang zwischen dem Debüt deS Herrn Teutsch und dem Spiel des Herm Gerber hinwIeS, und aus der Haltung dcö Hauses gegen tcrcu zu nehmen, debucirte. An und iür sich hätte man ja wegen dcö 8 iO deS schlimme» Gesetzes mit sich reden lassen können, aber wie die Annectirten sich gebclndm. hätte eine Zustimmung zum Anträge »IchlS Geringeres bedeutet, als eine Gutheißung der Umtriebe unserer Gegner. — Vom Reichstage iSchlußi. Der NcichStagSprästdent v. Forckenbcck verwaltet sein Hobes Amt, wir das nach seinen Antcccdcntien nicht anders zu erwarten war, mit Geschick und doch ganz anders wie sein Vorgänger. Ur. Simso» war stets weihevoll und schmückte jede seiner Bemerkungen mit einer geist reichen Sentenz auS. v. Forckenbcck Mit nur die trockene Ge- schästSsprcichc. vr. Simson gebrauchte in großen Momenten sein sonores Organ mir großem Erfolge, v. Forckenbcck legt in seine Worte keinen besonderen Klang, sie kommen etwas gepreßt, aber immer in gleicher Weile auS der Kehle. Die Situation versteht v. Forckenbcck so gut wie Simson zu beherrschen, dabei zeigt Je ner in nntcrgcortnele» Dingen, z. B. bei der Fragstcllung, eine den ausgesprochenen Wünschen der Einzelnen in wohlthnendcr Weise entgegenkommende Nachgiebigkeit, während Simson an Dem. waö er einmal ausgestellt batte, fcsthielt und Diejenigen, die cS anders wünschten, im Sclbsibcwiißiscin seiner Prästdial- Autoriiät mitunter etwas nnsanst aut das Trockene setzte. Ob die wunderbare Einrichtung, nach weicher Der zum Worte kommt, welchen der Präsident unter zehn und noch mehr zum Mort sich Anmcldendcn zuerst siebt oder sei en will, unter Forckenbcck bei- behaltcn oder, wie cs in anderen Parlamenten Gebrauch ist, die Rednerliste eingetührt wird, muß abgcwartct werden. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck bat wiederum für parlamentarische Abendgesellschaften gesorgt. Seine Salons sind aber diesmal, im Gegensatz zu de» Vorgängen frübcrer Sessionen, nicht allen Ab geordnete», sonder» nur dcnjcnigcik geöffnet, weiche ihre Visiten karte bei ihm abgegeben haben. Auf diese W<«^: erspart sich der Reichskanzler die in der Nichtbeachtung der Einladung liegende Demonstration seiner Gegner. Eine große politische Rede hat der Reichskanzler diesmal im Reichstage noch nicht gehalten. Bei dem Militärgesctz ließ er de» Graten Moltkc für sich reden. Nächstens giebt cs Wahlprüsnngen, welche die Referenten der Abthcilungc» Vorträgen und von welchen im Allgemeinen schon jetzt zu sagen ist, daß, mit Ausnahme von Württemberg und Sachsen, die bei den Wahlen bethestigten Organe noch immer nicht gelernt haben, die freilich etwas complicirtcn Wahlvorschris» ten genau zu beachten. — In den verschiedensten Kreisen unserer Stadt trifft man bereits Vorkehrungen, den 78. Geburtstag des deutschen Kaisers Wilhelm (Sonntag, den 22. März) diesmal besonders feierlichst be gehen zu wollen, wozu die vollständige Genesung des hohen Herrn nach Erstandener schweren-Krankheit die schönste Gelegenheit bietet. — Von geschätzter Damenhand erhalten wir folgendenBericht: Der junge Verein gegen Vertheuerung der Lebensmittel, deffen Le bensfähigkeit von vielen Seiten so sehr angezweifelt wurde, der wahr scheinlich auch noch jetzt manches Achselzucken hiimchmen muß, er gedeiht, er wächst. In jeder Hauptversammlung werden di,e Mit gliedskarten dutzendweise verkauft und cs beläuft sich jetzt schon die Mitgliederzahl des Vereins auf 1809. Zur vorgestrigen Hauptver sammlung war dem Verein der Stadtverordnciensaal in liebens würdiger Weise zur Verfügung gestellt worden. So angenehm der Aufenthalt dort ist — ein Aber ist immer dabei. Es giebt nämlich nur 72 Väter der Stadt und 800 Mütter, welche wenigstens bei ihrem gemeinnützigen Werke sitzen wollten. Die 72 Väter besitzen aber nur 72 Stühle und die 800 Mütter, die zusammenkamcn, mußten also 728 Stühle miethen. Das kam aber themcr als das Miethen des theurcn Gcwerbevereinssaals. Die nächste Versamm lung wird daher in Braun's Hotel tagen. An der Stelle nun, wo sonst mit behaglicher Breite das Wohl der Stadt von Männern be ruhen wurde, floß munter die Rede der Frauen über das Wohl des Hausstandes dahin. Mit großem Geschick haben sich bereits die Frauen Dresdens in parlamentarische Form nnd Verhandlungsart eingelebt. Auch die Vcrcinsgeschäfte werden musterhaft besorgt. Dci Fleischvcrkauf wird sorgsam überwacht; NichtvereinSfraucn, die sich gleichwohl die Vorthcile des Vereins zu Nutze machen wollen, werden zurückgewiesen. Das Cassawescn steht unter mehrfacher Eontrost. Frau vr. Hamilton eröffnest als Präsidentin die Versammlung und zeigte eine Neuerung für die Hauptversammlungen an. Um den Austausch von Erfahrungen zu erleichtern, und weil wohl auch manche Frau, die mit den, Mundwerk sonst nicht schlecht beschlagen, doch zu zaghaft ist und sich nicht dazu entschließen kann, öffentlich zu sprechen, soll ein Fragekasten angebracht werden. Tort hinein legen die Vereinsmitgliedcr ihre mit Bitten, Anfragen, Klagen und Beschwerden beschriebenen Zettel und harren der Beantwortung. Nun zu den neuen Errungenschaften des Vereins! Zunächst hat derselbe einen juristischen Beistand in der Person des Herrn Adv Herrmann, Schreibergasse 1», gewonnen, der die Contracte mit den Vereins-Lieferanten prüft und abschließt. Jeder Vereinsliefe rant hat 5 Thlr. Caution zu stellen; dafür bekommt er ein großes blechernes Schild mit der Aufschrift: Vcrcinslieferant. Dasselbe kann ihm aber vonBereinswegcn wieder abgcnommen wer den, sobald er seinen Verpflichtungen nicht genügt. Milch wird den Mitgliedern angeboten, frisch von der Kuh, der Liter für 16 Pf.; gute Sahne für 4 Ngr. Wer darauf rcflctlirt, giebt seine Adresse mit der Angabe der Quantität zu Frau Fanny Zieger, Stiftsstraße Nr. 10, 2. Etage. Für diesen Preis wird sie dann noch in's Haus gebracht. Zwei Kaufleute haben sich erboten, gegen Vorzeigung der Vereinskarte Materialwaarcn billiger zu liefern — d. h. etwas bil liger, nicht gleich um die Hälfte, wie cs so ojt unbegreiflicher Weise von den Frauen verlangt ivird — Leichsenring, Prager- und Wai- senhausstraßeneckc, und Hille auf der Hauptstraße. Mit Brod und Fleisch bleibt es bei den bekannten Lieferanten. Butter wird als be sonders gut empfohlen bei Schindler auf dem Neustädter Markt und im VercinSlokal: Victoriastraße. Speck bietet Frau Grunert auf dem Alimarkt in einer Bude zu 8 Ngr. das Pfd. an. Kartoffeln werdm wieder erwartet zu 1 Thlr. 13 Ngr. der Scheffel und sollen später auch im Vereinölokal zu haben sein. Die Versammlung selbst verlies ruhig und würdig, wie die vorhergehenden. . Der Frau Präsidentin wurde von einer Dame aus der Versammlung für ihre uncigen- epcrrn «Server yinrvico, uno auv ver Packung ccv -vaniro gegen-j""" """ ... über dein Elfteren die Rotpwknbigkklt, Stellung gegen de» letz- i nutz,ge, aufopfernde Wirksamkeit „I, Interesse des Vereins Mit be-
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