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rr. Siche»««. Sir. «ro A-en-Ausvabe -reit«».«. Septem»« isr» Dra-ttmIArftti Nachricht«» »r«N>«» Sernlprechrr-Sammelnummer: »b»«1 Nur für Nachtgetprlch«! Nr. »soll «chttlllettun» u. H»uvt»«IchäI>»stell«! »rrtdeir-il. 1, Viartenlttaß« I«/«» Bq-»»»«»«», »v» UN«». Grr>t»«»«r »«» »N «a»Nch N-rttualt«« Lu»«»m, frM H«N,.N> «kl. V°I>betu»»pr«t1 lürvionat Erplrmbrr r.LVVN. «ttgchl.»» VI». Vostgebühi «ahn« VostiusteUmi-NiebühN. »tn»elnummer 10 VI». An»«I,e»vretI«: Dt» >n»etge« wrrdrn »ach VolL«art ber«chne<! dt« et». Ipaltta« »o mm biette Zette »L VI»., für aulwLrt« K> VI». Famtltrn»n,et»en und Stellengetuch« ohne Rabatt 1» VI».. äußert,alb »b Vlg-, bte »o mm breite Reklame-ett« »so VI».. außerhalb »b« VI». VIIcrten»ebüh« bo VI». «ulwbrttge klulttüg« gegen 8orau»be,ahtung »ruck «. «ettae: Lteplch » Retchatttt, Dresden. Vostlcheib-Nto. ic>«t> Dresde» Nachdruck nur mit deutl.Quellenangabe (Dresdn. Nachr.I »ulälli». Unverlangt« Schrtltstücke werden nicht »ulbewahrt Neues Bombenattentat tn Llinebmg Sprengstoff Fun-e m Berlin Keine Spur von -en Tätern Lstueburg, 8. Sept. Heute nacht gegen 1 Uhr explo- »ierte neben dem Haupteingang zum RegierungS- »ebäude mit gewaltigem Knall und großer Sprengwirkung ei«« Bombe. Sin Pfeiler des Sellergewölbes, in das die vombe gelegt war, wurde herausgerisscn, einzelne Mauer steine schlugen SS Meter weit au die gegenüberliegende Rathanswaud und hiuterließcn deutlich sichtbare Spuren. Fast sämtliche Fenster des Rathauses, des Regierungs- sowie anderer Gebäude find zertrümmert. Teilweise wurde« Fensterrahmen durch den Luftdruck eingedrückt. Die Wirkung der Bombe ging nach oben und durchschlug das Kellergewölbe. In dem datüberliegenden Büro deS Bezirks ausschusses wurden starke Verwüstungen angerichtet. Ein Schreibtisch versank halb in der Fußbodenössnung, die meterhohen, mit Akten voll angesiillten Regale find voll ständig burchcinandergeworfcn. Der Zeitpunkt des Anschlags war günstig gewählt, da ein Teil der Regierung, darunter der Bezirksausschuß, gegen wärtig tn einen Neubau umzieht. Regierungspräsident Dr. Herbst, der über dem stark gefährboten Torbogen schlief, »lieb «nvetletzt. Die Lichtleitung versagte zunächst. Die zuständigen Stellen, das Polizeipräsidium sowie sämtliche Laudsägerei« und Polizeistationen der Umgebung wnrdcn in Kenntnis gesetzt. Polizeipräsident Weutker traf mit mehreren Beamten aus Harburg ein und hat die Ermitt lungen ansgenommen. Von den Tätern fehlt vorläufig noch jede Spur. Der Bombenanschlag ist i« genau der gleichen Weise inszeniert worden wie seinerzeit der Anschlag ans das Haus des Rechtsanwalts Strauß. Durch die Explosion find zahl reiche Wasserleitungsrohre beschädigt worden, so daß mehrere Räume überschwemmt wurden. Bereits wenige Stunden nach dem Anschlag war der Patrouillenwage« der LandeSkriminalpolizcistclle Harburg in Lüneburg ein- getrossen. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß sich Unbefugte bei dem Umzug der Regierung unter die Transportarbeiter ge mischt habe» und zu gegebener Zeit die Bombe im Keller an brachten. Interessant ist auch eine Wahrnehmung des Regierungs präsidenten. daß sein kleiner Hund gegen 8 Uhr abends das am meisten durch die Explosion in Mitleidenschaft gezogene Fenster verbellt hat. Elm Bombe im Berliner Vollaml l> N Berlin, 8. Scpt. Bei Prüfung des SchaltervorraumS und seiner Zugänge fand heute früh ein Beamter des Post amts O 27 in der Magazinstraße am Alexandcrplatz tn einem Korridor eine Blechbüchse, die 28 Patronen und etwa ^ Pfund Holzkohle, mit Papierstückchen bedeckt, enthielt. Aus dem ganzen ragte eine Spiralfeder heraus. Es ist nicht versucht worden, das Papier anzuzünden. Der Täter wurde anscheinend gestört. Nach Angabe von Sachverständigen, die den Inhalt der Büchse untersucht haben, hat der Täter ver mutlich nur die Absicht gehabt, Unruhe zu stiften. Gin wichtiger Fun- im Tiergarten lDrahtmeldung unserer Berliner Schrlstleitungl Berlin, 8. Sept. Die Polizei hat jetzt eine neue Spur aus genommen. die unter Umständen von erheblichem Wert sein kann. Im Polizeipräsidium hat sich nämlich ein Arbeiter ge meldet, der angab, daß er im Tiergarten unweit des Reichs tagsgebäudes im Gebüsch Uhr enteil« gesunden habe, die einen durchaus neuen und ungebrauchten Eindruck machten. Daraufhin begaben sich die Kommissare an die Fundstelle, wo man im Grase tatsächlich Teile von einer Uhr fand, die etwa sür Weckeruhren bestimmt sein können. Der Hund wurde sichergestellt, und Sachverständige kamen zu dem über, laschenden Ergebnis, daß die ausgesundenen Zahn räder usw. sowohl in der Form, als auch in den Dimensionen säst genau mit den Teilen übereinstimmten, die man nach der Explosion im Reichstag gesunden hat. Es besteht also der Verdacht, daß die Täter aus alle Fälle für die Höllen maschine Rcscrvetcile mitgeführt haben und nach der Tat sich dieser Dinge entledigten, um zu verhüten, daß bei einer etwaigen Festnahme die belastenden Gegenstände bei ihnen gesunden würden. Durch besondere Sachverständige wird man setzt versuchen, die Fabrik zu ermitteln, in der die gefundene» tthrenteilc hcrgestellt wurden. Wie verlautet, hat sich bei der Berliner Polizei ein Zeuge gemeldet, der angibt, daß er in der Nacht, wo das Bombenattentat auf den Reichstag verübt wurde. Unter den Linden einen eigenartigen Vorgang beobachtet habe. Der Zeuge hat in dieser Nacht aus einer Bank der Promenade ge sessen und gesehen, daß eine junge Dame in der Mitte der Promenade lange Zeit wartend stand und immer in der Rich- tung auf das Brandenburger Tor hin sah. Von Zeit zu Zeit winkte dieser Dame ein Mann zu. der in der Nähe des Brandenburger Tores stand, und das Mädchen gab diese Winke genau in derselben Weise, wie sie ausgesührt wur den, an einen dritten Mann weiter, der an der Ecke der Fried richstraße stand. Diesen Vorgang bringt man in Verbindung mit dem Attentat. Ein Anschlag gegen Aoldemaras vereise» MlMliitts in Sstvreußen verhaftet Eydtkuhuen, 8. Sept. Deutsche Landjäger verhafteten zwischen Mehlkehmen und Kassuben den Führer der litauischen Emigranten tn Polen, Pletschkattis, und fünf seiner Anhänger. Man fand bei den Verhafteten zwei Gewehre, sechs Pistolen, verhältnismäßig viel Munition, ferner fünf -Handgranaten, zwei schwere Spreng bomben, ein Fläschchen Säure, eine Zange, eine Feile, vier elektrische Taschenlampen, Flugblätter sowie litauisches und deutsches Geld. Die Verhafteten gaben an. daß sic seit zwei Fahren in Polen lebten und den Versuch machen wollten, über die grüne Grenze nach Litauen vorzudringen, um dort Verwandte zu besuchen. Die Verhafteten wurden gefesselt und dem Amtsgericht in Stallupönen zugeftihrt. Die starke Bewaffnung der sechs Festgenommcnen läßt vermuten, daß diese einen Handstreich geplant haben. Man nimmt an, daß sie vielleicht den Eisenbahnzug. mit dem der litauische Ministerpräsident Woldemaras von Gens nach Litauen zuriickkchrrn wird, in die Lust sprengen wollten. Ueber die Persönlichkeit des litauischen Emigranten führers ist folgendes mitzuteilen: Pletschkaitis hat die Ocssentlichkeit, namentlich des Ostens, in den letzten Jahren häufig beschäftigt, denn er war der Hauptführer der politischen Bewegung, die sich gegen den litauischen Ministerpräsidenten Woldemaras und das herrschende Regternngssystem überhaupt richtet. Er trat zum erstenmal vor zwei Jahren durch den von ihm organisierten Tauroggener Putsch besonders tn Erscheinung. Der Ausstand wurde mit Waffengewalt unterdrückt, und Plctsch- kaitis und seine Anhänger flohen nach Wilna. Bon hier aus führte Pletschkaitis den Kampf gegen Woldemaras weiter, indem er gleichzeitig die polnischen Ansprüche auf Wilna verteidigte. Nach litauischen Darstellungen hat Pletschkaitis in Wilna ei» militärisches Emigranten, korps organisiert und ausbilden lassen. Litauische Regle- rungskreise haben auch die Zwischenfälle an den Grenze, von denen man tn der .letzten Zeit verschiedentlich hörte, auf > Pletschkaitis zurückgeführt, ebenso das Attentat, das vor einigen Monaten in Kowno auf Woldemaras verübt ^ wurde. Wir- Deutschen- ihn ausliefern? lDrahtmeldung unserer Berliner Schrtftlettungj Berlin, 8. Sept. Wie wir aus Anfrage von der litauischen Gesandtschaft erfahren, hat die litauische Regierung zur Stunde noch keinen Ausli(serungsantrag bezüglich der gestern aus ostpreußischem Boden verhafteten Pletschkaitis- gruppe bei der deutschen Regierung gestellt. Die litauische Regierung hat sich jedoch sofort mit dem Ministerpräsidenten Woldemaras, der sich zur Zeit in Genf aushält, tn Ver- bindung gesetzt. In Kowno und auch in Berlin ist nur allzu gut bekannt, daß Pletschkaitis in dem Dienst der polnischen Regierung steht, um durch einen Umsturz in Kowno die Angliederung Litauens an Polen burchzuführen. Er steht sogar im Verdacht eines Lockspitzels. Aus der Sozial demokratischen Partei, der er früher angehörte, ist er daher ausgeschlossen worden. Vom deutschen wie vom litauischen Standpunkte aus wäre nichts wünschenswerter, als wen» Pletschkaitis mit seinen Leuten baldmöglichst der litauischen Regierung nusgeliesert würde, damit die Welt von einem besonders gefährlichen Verschwörer und Ruhestörer befreit werde. Die Entschlüsse der deutschen und der litauischen Negierung stehen indessen noch aus. Von unterrichteter Sette wird noch darauf hingewiesen. daß die Verhafteten sich zunächst wegen ihrer Vergehen gegen das Waffen, und Sprengstosfgesetz vor deutschen Ge richten zu verantworten haben werden. Eine Auslieferung an Litauen käme nicht in Frage, da cs sich um politische Verbrecher handele, die Deutschland nicht ausltesere. Kreuzer „Emden* in San Diego. Zu Ehren des deutschen Kreuzers „Emden* fanden eine Reihe von Empfangs feierlichkeiten statt, bet denen der deutsche Generalkonsul in San FranztSko, von Hentta, anwesend war. Die Beteiligung aus deutsch-amerikanischen Kreisen war überaus groß. Vor -er Re-e Strefemanns Seus, 6. Sept. Dr. Stresemann wird nach den btS» herigen Absichten am Sonnabendvormittag zum Ab» schluß der Hauptaussprache die allgemein mit Spannung er. wartete Rede halten. Er wird in dieser Rede die.Minder heitenfrage stark in den Vordergrund rücken. Es handelt sich jetzt um die entscheidende Frage, wie die von Stresemann in Lugano eingcleitete Aktion in der Minderheitenfrage weitergeführt werden soll, da dis Madrider Abänderungs. Vorschläge in keiner Weise genügen. Man rechnet damit» daß Stresemann beantragen wird, das gesamte vorliegend« Material zur Minderheitenfrage in der sechsten Kommission der Vollversammlung prüfen zu lassen, obwohl die Minder« heitenfrage nicht auf der Tagesordnung steht. Neuwahlen zum Völkerbun-srat Gens, 8. Sept. Der Präsident der Vollversammlung» Guerrero, hat die Neuwahlen zum Rat aus Montag nachmittag angesetzt. Nach der Wahlordnung scheiden tu diesem Jahre Polen, Chile und Rumänien aus dem Rate aus. Da Polen jedoch einen halbstündigen Sitz erhalten hat, kann Polen seine Kandidatur von neuem ausstellen und dürfte aller Voraussicht nach mit einfacher Stimmenmehrheit gewählt werden. Eine Frie-ensre-e Aen-erforis Geus, ö. Sept. Der englische Außenminister Hendersoa hielt am Donnerstag tn Gens eine Rede, in der er unter anderem aussührte: „Die Haager Konferenz hat die Frage der Reparationen geregelt. Die Besetzung des Rheinlandes steht jetzt vor ihrem Ende. Diese Entscheidungen bedeuten eine dauerhafte Grundlage für den internationalen Frieden. Die Vollversammlung des Völkerbundes ist ein Parlament der Menschheit. Es bedeutet das Ende der Jntriguen und der Eifersüchteleien. Anstatt dessen besteht jetzt ein gemein- sameS Handeln der Nationen der ganzen Welt inner halb eines ständigen und organisierten Systems unter ge meinsamer Zusammenarbeit." Henderson meist sodann auf die Bedeutung der Schiedsgerichtsklausel des Haager Gerichtshofes hin und geht sodann eingehend auf die Abrüstungsfrage ein. „Die gegenwärtigen Rüstungen bedeuten eine für die Nationen nicht mehr tragbare Last. Die neuen Erfindungen auf dem Gebiete der.Kriegsindustrie sind eine Gefahr für die gesamte Zivilisation. Das geplante Abkommen zwischen England und Amerika über die Herabsetzung der See» rü ft ungen kann nur ein erster, einleitender Schritt sein und muß die Land- und Luftabrüstung zur Folge haben. Die Vollversammlung muß diesmal den Völker- bundöpakt mit dem Kelloggpakt in Ueberetnstimmung bringen. — Auf wirtschaftlichem Gebiet muß vor allem das Problem der Zolltarife endlich ernsthaft angefaßt werden, t Austauschschüler -ei Severins Berlin. 6. Sept. In dem Alten Garten an der Wilhelm strabe empstng gestern Reichsminister Severing 200 fran zösische Schüler zu einem Tee an blumengeschmückten Tischen. Eine Kapelle der Schutzpolizei spielte deutsche und französische Musik. Severing hielt eine Rebe, in der er nach Willkommens grüben etwa sagte: „Die Forderung des Tages zwischen unseren Nationen ist es, die alte Auffassung von den Erb feinden endgültig zu begraben. Wir wollen Erb- freunde werden. Wir wollen die Freundschaft zwischen den beiden Völkern in Permanenz erklärenl Wir wollen die Jugend mit dem Geist der Freundschaft erfüllen, und dazu ist der Weg des Schüleraustausches beschritten worden. Ich erwarte, daß Sie zu Hause erzählen werden, was Sie hier gesunden haben, nämlich: Daß in den Kreisen, in denen Sie sich bewegt haben, kein Revanchegedanke herrscht, daß das Volk bestrebt ist, friedlich mit Frankreich zusammen zu leben." Fosef Wirth 5« Fahre alt lDrahtmeldung unserer Berliner Schriftleituugd Berlin, 8. Sept. Der Reichsminister für die Besetzte» Gebiete, Dr. Josef Wirth, wird heute 80 Jahre alt. Er stammt aus Freiburg, wo fein Vater Maschinenmeister war, wurde Mathematiklehrer am Realgymnasium seiner Vater stadt und kam 1914 in den Reichstag. Als Nachfolger Erzbergers wurde Wirth 1920 Reichsstnanzminister, als Nachfolger Fehrenbachs 1921 Reichskanzler. 1922 trat er zurück. In das jetzige Kabinett wurde er 1929 mit den beiden anderen Zentrumsministern entsandt. Auf der Haager Konferenz trat er durch seine eifrigen Bemühungen um die Befreiung der besetzten Gebiete hervor. Sowohl Reichspräsident v. Hin den bürg als auch Reichskanzler Müller haben Dr. Wirth zu seinem 60. Ge burtstag Glückwünsche übermittelt. Bankier Msner v. Sa» aus der Saft enllassea Berlin. 6. Sept. Die Vernehmung der gestern verhafteten Bankiers Höpfncr v. Sack und Sohn ergaben, daß der Vater an den Verfehlungen nicht in dem Maße beteiligt war wie sein Adoptivsohn. Während dieser vorläufig tn Haft behalten wurde, ist der Vater wieder entlassen worden, da eine Ver- üunklungsgefahr nicht mehr besteht.