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71. Jahrgang. 7» 4« Abens-Ausgabe Mittwoch, 31. August 132? Gegründet 1SS6 vrabiauichrist, Auch »ich«»» Deeoven 11»rmvr»ck»r - S<nmli«Inum»i»r, 2S S41 Am «itr Nack»a«tvrSch„ 20011 Bezugs.Gebühr St»,«luu««»» 10 <vk»««lu ZN« Ayiei-en wrrd»n nach ^o<dmark k«r«ckn»I kt» elnloglttg« K> mm Kren, Anzeigen-Preise: Wa.k!?V-«ÄL nutzerkalb BNPfa. Onerienaebükr »Pia. Au»w. «unräae aeaen Bora»«ke,akla. SchrtiNeituna und A<nn>Ig«ichtN»8«lle> Martouttra»« Druck u. Berta« von ttievich ck «erchardt «n Dreeden Pokticheck-Konio >OSc- Dre»»»u Nachdnick mir mit drutllckri riueNennnanke Dreebne- Nach» ' »ilä'tza »nnerlanare Achritttzilcke werden nick« 'utbewakr« Zer deutsche Wahlsieg in Memel. Berlin zur Locarno-Rede Briands. — Ein englischer Flug nach Kanada. Nur vereinzelte Glimmen silr -ie Likauer. Me««!. 81. August. Nach den bisher vorliegenden Tetl- «rgxbnissen der Wahlen zum Memellünbischen Landtag haben die beutsch-memellündischen Parteien erneut einen glänzenden Steg über die litauischen Parteien bavongetragen. Die große Mehrzahl der Stimmen ist in allen Bezirken für die memelländischen Parteien abgegeben worden, während die Litauer nur vereinzelte Stimmen erhielten. Die Wahlbetei. ltgung, die in den Vormittagsstunden ziemlich schleppend ge wesen war. setzte am Nachmittag rege ein und dürste etwa 80 Prozent betragen. Die Wahlbegeisterung war allgemein. In den NachmtttagSstunden und kurz vor 8 Uhr, dem Schluß der Wahlhandlung, steigerte sich der Zustrom zu den Wahl, lokalen in vielen Orten zum Massenandrang. Die Wahl ist überall ruhig verlaufen. Gegen Mittag lagen bi« Wahlergebnisse aus 128 von 208 Stimmbezirken vor. Danach erhielten die Memelländische DolkSpartet 18 647, Memclläi,bische LandwirtschaftSpartei 12 260, Memelländische Sozialdemokratie 3895. Kommunisten 1S02, Litauer sGroßlttauer) 4615, Litauische Splitterparteien 1088, Litauische Sozialdemokratie 95 Stimmen. I« der Stadt Memel lte>"n nunmehr die Ergebnisse aus allen Stimmbezirken vor. Danach erhielten: Memrltändische BolkSpartet 8548 <12194), LandwirtschaftSpartei 782 <208), Sozialdemokraten 1449 <2648), Kommunisten 2891 <11461, «rostlitaner 107« <448>, titanisch« Sozialdemokraten «1 <0). Litauische Dplitterlistr 98 <0). Die Wahlbeteiligung in der Staat Memel war diesmal etwas niedriger. Sie betrug 75 Prozent gegenüber reichlich 80 Pro- »ent hei der letzten Wahl. Daraus erklärt sich zum größten Teil der Rückgang der volkSpartetlichen Stimmenzahl. Au» Heydekrug-Ort liegt folgendes Ergebnis vor: Memelländische BolkSpartet 1052, ÄindwirtschaftSpartet 258, Litauen 129, Kommunisten 19 Stimmen. Obwohl diesmal di« litauischen Beamten im Memel gebiet wahlberechtigt waren, während die Optanten in Fort fall kamen, haben die Groblitauer nur wenige Stimmen mehr erhalten als bet den ersten Wahlen im Oktober 1925. Soweit sich bisher übersehen läßt, dürften die Groblitaner von den 29 Sitzen im Memelländtschen Landtag drei fbiSher zwei Sitze) erhalten. Kabinettsral in Kowno Sowno, 81. Aug. Dt« ersten Bericht« über die Wahl ergebnisse im Memclland sind dem Präsidenten der Republik und dem Ministerpräsidenten vorgelegt worden. Heute abend findet unter dem Vorsitz von WoldemaraS ein Kabinetts- rat statt, der zweifellos zu dem Wahlergebnis und zu den sich daraus ergebenden Folgen Stellung nehmen dürfte. fDN.s Kattvwttz. 28. August. Die polnische Presse bringt kom- «entarlo» die Meldung, baß im kommenden Schuljahr in Ostoberschlesien 28 neue MtnderhettSfchuleu ein. gerichtet werde« Berlin mit Briands Bede zufrieden. «Tte.imr.dung unterer Berliner Lchrtstlettung.t Berlin. 81. August. Die Rede, die der französisch« Außen- minister Brtand gestern aus der Tagung der Jnter- varlamentartschen Union gehalten hat, hat in den Berliner amtlichen Kreisen starke Beachtung gesunden. Man weist in diesen Kreisen daraus hin. daß eS als bedeutsam anzusehen lei, daß Briand sich hier wieder weitgehend zu der Politik von Locarno und zu der Politik einer Befriedung Europas bekannt habe. Man müsse das angesichts der Schwierigkeiten, die ihm bei der Führung einer solchen Politik gerade im eigenen Lande entgegcngestellt würben, als ein Zeichen dafür ansehen. das, Briand tatsächlich de« gute« Wille« habe, die Locarno-Politik sortznsetzcn Besonders weist man auf den Passus in den Brtandschen Ausführungen hin. in denen der französische Außenminister erklärt, daß das Werk von Locarno sich auf sämtliche Grenzen Europas sowohl im Westen wie im Osten bezieht. Gerade dicke Stelle der Brtandschen Rede, die eine Zurückweisung der von dem französischen Senator de Jouvencl erhobene» Forderungen nach einem ON-Locarno sei, zeige, daß die amtliche französische Außenpolitik sich die Forderung nach einem Ott-Locarno nicht zu eigen machen wolle, da nach dieser Ansicht das Werk von Locarno auch eine Sicheruiog gegen den Osten hin bedeute. Jur -estrigey Kabinellssttzuug Berli». 81Aügust. Dem »Tag" zufolge befand sich unter den laufenden Angelegenheiten, mit denen sich die gestrige Kabinettssitzung befaßte, vor allem der Beschluß der pol- Nischen Regierung auf Einsetzung neuer Kampfzölle gegen Deutschland. Eine politische Debatte habe sich an daS Referat des ReichSaußenmintsters nicht angeschlossen. Nach dem »Lokalanzriger" soll die Flaggenfrag« nicht be handelt worden sein. <TU.) Roch keine offizielle Mitteilung über den Desatzungsabbau Berli«, 81. August. Die von England und Frankreich in Aussicht gestellte offizielle Mitteilung über die be- vorstehende Truppenverminderung im Rheinlands ist im Auswärtigen Amte nicht eingegangen. Man nimmt nunmehr an, daß sie dem deutschen Außenminister Dr. Gtresemann gegenüber persönlich ln Genf gemacht werden wird. Die Verminderung -er belgischen Besatzung. <D«rch Kunksprnch.) Paris, 81. Angust. Der Brüsseler Korrespondent deS »Echo de Paris" berichtet, daß gestern der KabinettSrat de- schloffen habe, die belgischen BesatzungStruppe« «m ei« Infanterieregiment in Stärke von S 0 6 Mann herabznsetzen. Die Herabsetzung der SffektlvbestSnbe der drei BefatznagS- armee« fall «nnerzüglich vorgenommeu werde«. <W.T.V) Der Lohnftreit der Berliner Metallindustrie. Zwei Aonfliklpunkke. Die drohend« Gefahr eine» ««fassenden Streiks. Berlin. 81. August. Ueber die Lohndifferenzen, die gegen, wärttg wieder in der Berliner Metallindustrie ausgetaucht sind, gehen uns von unterrichteter Seite AuS. führungen zu, in denen «S heißt: In der Berliner Metallindustrie laufen gegenwärtig »wei Bewegungen, die unter Umständen in dieser grüßten Berliner Industrie zu heftigen Kämpfen führen können. Bet der bekannten ElektrtzitätSftrma Bergmann war «tn Streik auSaebrochen, bet dem außer 154 Schlossern auch 182 Dreher tn den AuSstand traten. Während aber die Schlosser die auf dem Verhandlungsweg gefundenen Bor- schlüge annahmen. verharrten bte Dreher weiter tm Streik und legten so praktisch den ganzen Betrieb lahm. Der Ber. Land Berliner Metallindustrieller faßte, nach langen Kon» seren,en mit ber Arbettnehmervertretung, zuletzt den Be- lchluß, daß seine Mitglieder so lang« keine Dreher etnstellen sollen, bis die Streikenden tn den Bergmannwerken sich zur Wiederaufnahme der Arbeit entschlossen hätten. Diese Maßnahme hat nun zu etner Gegenaktion de» Deutschen Metallarbetterverbande« geführt, da dieser tn dem Borgehen de» Arbeitgeberverbande- etne AuS. lperrung erblickt. Der Deutsche Metallarbetterverband hat leine maßgebenden Instanzen zu Donnerstag vormittag zu. sammengerufen, um sich über Gegenmaßnahmen schlüssig zu «erden E» ist beabsichtigt, ans den Betriebe« bestimmt« »rbeiterkategarie« heranSznziehe« nnd dt« Arbeit dar« so lange ,« sperre«, bis ber Beschluß beS Verbände« Berliner Metallindustrieller, keine «rbettSlasen Dreber ein,«stelle«, ansgehobe« wir». Es ist durchaus möglich, daß ans diesem an nnb sür sich geringskgigen Anlaß eine größere Bewegung erwächst. Jedenfalls wirb der Kampf jetzt tn eine Anzahl Betrieb« htneingetragen, bte bisher ArbettSfrieden hatten. Ein »weiter Streitpunkt in der Berliner Metallindustrie ist ber Tarifvertrag, der von de» Arbeitnehmern, be- sonders aber von den kommunistischen Gruppen tm Deutschen Metallarbetterverband, gefordert wird. DaS Metallkartell, die Berbanblungöorganisatton ber Arbeitnehmer, ist gegen, wärttg damit beschäftigt, einen Tarifvertrag auSzuarbeiten, der dann dem Verband Berliner Metalltndustrteller über, reicht werden soll. Hier dürfte eS deshalb zu großen Schwierigkeiten kommen, weil die Arbeitnehmer auf dem Standpunkt stehen, daß man an Stelle der früheren fünf Lohnklasscn mit einer noch geringeren Zahl für die ganze Industrie auskommen müßte. Die Industriellen dagegen stehen auf dem Standpunkte, daß bet ber Verschiedenheit der Berliner Metallindustrie selbst fünf Lohnklassen noch nicht ausreichen. Die Arbeit-.,ehmer wollen jedoch Gruppentartf- verträge abschließen, die sich aufbauen auf dem Be- schästigungSgrad des einzelnen Industriezweiges. Auch diese Forderung dürfte auf größte Schwierigkeiten stoßen, da die Industriellen der Meinung sind, daß bei einem Tarifvertrag die Gesamtlage der Industrie berücksichtigt werden muß. An -er Schwelle -es vierten Dawes-Jahres. Wieder amerikanische Zweifel an der Durchführbarkeit beS Pakts. «Durch tzunkspruch-i N-nqork. 81. August. Anläßlich de» Abschlüsse» be st. DaweS-Jahres hobt „World" hervor, daß Deutschland sein« Verpflichtungen pünktlich erfüllt habe. E» sei auch für da» nächste Jahr keine Schwierigkeit zu erwarten, wohl aber vielleicht entsprechend dem Berichte de» Generalagenten Gil bert für da» 8. DaweS-Jahr. ES hänge offenbar die erst« Probe aus die Durchführbarkeit de« DaweS-Plane» tn dem Jahr« 1928/29 von ber Bereitschaft lB und der Fähigkeit ber RetchSregterung ab. ihre Finanzen zu ordne«. ES bleib« auch abzuwarten, ob die umfangreichen UeLerwetsungen tm 5. Jahre den Devisenmarkt stören werben. Bisher zeigten zwar DentkchlanbS Gläubiger eine überrasche«»« Aufnahmefähig, keit, doch seien angesichts der zu erwartende« Rtefensum-men Prophezeiungen voreilig. <WDB.) Prager Chronik. <Von unserem Prager Mitarbeiter.! Prag, Ende August 1927. Zu den bisherigen beiden politischen Erscheinungen de» Sndetendeutschtums, dem Aktivismus und dem Negativismus, ist tn den letzten Wochen eine dritte htiizugeloinmen: der N c o a k t i v i s ti, u s. Die Anhänger dieser neuen Richtung finden sich heute fast tn sämtlichen sudetcndeutschen Parteien, vor allem aber tn den Kreisen der tm Parlamente nicht ver- trctcnen deutich-demokratischen Freiheitspartet und tn den jenigen -er deutschen Nationalpartet, die bisher die nega- ttv'stische Richtung verkörperte und seit der Gründung oeS Staates in der Opposition zu jeder Regierung steht. Mit NeoakttvtsmuS bezeichnen seine Anhänger eine national« Politik, die in der Zusammenarbeit mit de» Tscheche» die -entschc Unterstützung «nr gegen sichtbare Konzessionen sür daS Sudetcndeutschtum wünscht. Sie verkörpert demnach etne Kritik der seit neun Monaten vom Bunde der Landwirte, ber deutschen christlich-sozialen Partei und der Gcwerbepartei ein- geschlagenen Regicrungspolitik, von der behauptet wird, daß sie gleichbedeutend sei mit einer vollständigen Unterwerfung unter die tschechischen Wünsche und mit etner Politik der nationalen Würdelosigkeit. Die neoakttvisttfche Bewegung, die man auch die Be- wegung der Unzufriedenen nennen kann, krtstal- ltsiert sich vorderhand um die aus dem Bunde der Landwirte tnsolge ihrer Haltung bei der Abstimmung über die Ber- waltungSresorm ausgestoßenen beiden Abgeordneten Dr. Ha »reich und Josef Mayer, die inzwischen eine eigen« Partei, den Sudetendeutschen Landbund, gegründet haben. ES bestehen zurzeit also drei politische Auffassungen und acht politisch« Parteien, denen die Ausgabe zusällt, da» Schicksal der 8)4 Millionen Sudetendeutschen tm böhmischen Raume zu gestalten. Nach der bisherigen Entwicklung ist allerdings daran zu zweifeln, daß der hier gekennzeichnete Gährungsprozeß bet der erstaunlichen Gleichgültigkeit be grüßten Teiles des sudetendeutschen Volkes die entscheidende Stoßkraft besitzt, um sich durch»,iseyen. Es ist vielmehr anzunehmen, daß cs bleiben wird, wie es ist. In Karlsbad sanken in den letzten Wochen Besprechungen zwischen führenden tschechischen Politikern statt, mit dem Ziel«, eine eventuelle Erweiterung der augenblickliche« RegicrnngS» koalition ins Auge zu fassen. Staatspräsident Masaryk weilte dort, Ministerpräsident Svehla, etne Reihe anderer Minister und außerdem Führer der verschiedenen tschechische» Parteien. Die Stimmung war versöhnlich, wie eS der Kurgebrauch vorschrcibt, das Wetter gut. wie man behauptet» und über den Erfolg dieser Besprechungen wurde manch« interessant« Nachricht verbreitet. Es steht fest, daß die tschechi schen Nationalsozialisten, die Partei Dr. Benesch', nicht übel Lust verspürten, wieder tn die Regierungsmehrheit zurück» zukehren, da die Stellung einer Oppositionspartei in der Tschechoslowakei zumindest materielle Nachteile in o»g birgt, also wenig Freude macht. Auch die Teilnahme der tschechischen Sozialdemokraten soll erwogen worden sein, wurde aber bi» aus weiteres zurückgestellt. Zu all diesen Meldungen ist z« sagen, daß sie verfrüht sind, und baß die innerpolitische Lag» in der Tschecho-Slowaket zurzeit aus eine Beibehaltung beS alten konservativen Kurses hinausläust. Wenn Verhandlun gen mit den Nationalsozialisten stattgefunden haben, so in erster Linie, um gegen die slowakische BolkSpartet, di« tm Zusammenhänge mit der Aktion Lord RothermereS tn gar nicht bescheidener Weise neuerlich etne ganz hübsche An», wähl von Forderungen präsentiert, einen Trumpf tn der Hand zu haben. Ministerpräsident Svehla legt Wert darauf, den Slowaken zu zeigen, daß er sie sofort durch die National sozialisten ersetzen könne. Die Slowaken werden aber zurzeit sehr stark von den Nattonaldemokraten und Tschechischklert- kalen unterstützt, besonders in der Forderung nach einem Frtedensschluß mit dem Vatikan. Die Regelung der Be ziehungen zwischen ber Prager Regierung und dem Vatikan wird deshalb sür die weitere innerpoltttschc Entwicklung ber Tschecho-Slowaket von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein. Die Ziehung -er Airslosungsrechke. Berlin. 81. August. Im Gebäude der Reichöschul-en- verwaltung fand heute die -wette Ziehung der Au», losungsrechte statt, die den Anleihealtbesitzern von Reichs. und Staatsanleihen nach dem Anlethe-Abiüsung-gese- zugeteilt worden sind. An dieser Ziehung haben sämtliche AuölosungSrcchte teilgenommen, welche die Nummern 80 001 bis 60 000 tragen und bis etwa Mitte August d. I. zugeteilt worden sind. In drei Stunden war da« ZtehunaSgeschäft be endet. Die Auszahlung der auSgelosten Abschnitt« er folgt zum 1. Oktober d. I. zum fünffachen Betrage zuzüglich 4)4 Prozent Zinsen für das Jahr 1926 und 1927 abzüglich ber KapitalertragSstcuer vom Ztnsenbetrag. Die auSgelosten Be« träge für die Abschnitt«, die im RetchSschuldbuch eingetragen sind, werden von Amts wegen durch bte Post zugesandt. Auffisch-polnisärer Grenzzusammenslotz. 1DurchFu»k»vr»».i Warschau, »1. «ngnst. Rach etner Wilnaer Melbnng »eg „Kurier Warschawski" versucht« am 28. «ngnst eine rnf fische Fretbenterbanbe einen Angriff «nf »i« polnische Grenzwache »»« «raza durch»»,führe«. Rach halb, ftündtge« Kamps «nrbe bi« Bande, die hierbei drei Tot« »erlor. ans d«S Gebiet »er Sowjetnni»« gnritcksettiebe».