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Dresdner Nachrichten : 20.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189607207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18960720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18960720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-20
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.07.1896
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Dresdner Nachrichten. 21». Leite » Montan. üLt». Jul, I8!>« deren Versuchen, sich loszumachen und bei dm beiderseitigen Be wegungen fitzte sich das eine Kvrbbund in das Gewehr, sodab die Ladung IvSging und Mischer in'S Gehirn drang, Ganz herz los war es daher von dieser Frau, daß sie von diesem Vorfälle nicht ivsvrt Anzeige machte, sonder» Forstleute und Bewohner fast zwei Tage lang die Waldungen durchsuchen lieb- — Landgericht, Wegen Vrirugö i»l wiederholten Rück fälle. schweren und einfache» Diebstahls wurde der Handarbeiter Carl Christoph Paul Jakob zu 3 Jahren Gefäugniß und Ü Jahre» Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Ter unverbesserliche Arbeite- Verächter hatte sich in de» Monaten April und Mai bei ver- 'chiedenen Personen nnier falsche» Angabe» über seine Verhältnisse ringcmiethet »nd seine ÜSirthSleutc »in die Zahlung für Wohnung und Beköstigung geschädigt, sowie ,ede günstige Gelegenheit zum S leisten benutzt, — Carl Gustav Tostal aus Psanendorf, ei» :3 Jobre alter, schon wegen Betrugs vorbestrafter Schuhmacher, 'chwiuvelle neuerdings verlchiedenen Lederhändlern rmd zwar de» Zeugen Wvdrafcbka, M'chlhose und Schmidt m Dresden und Königstein gröhere Waarenpvslen ab und schädigte dabei die Be trogenen nni Geldbeträge von 228 Mark. 2A> und 1l8 Mark, D. wurde zu l Jahr ii Monaten Griäiigiilß verurtheilt und in Rück uchl auf die Hohe der Strafe wfvrl nach Verkündung des llrtheils in Halt geuonnueu, — Vor der 2, Jerienstrafkaminer wurde gegen den Handarbeiter Gottlob August 'Anders anS Berggießhübel . erhandelt, Ter als Landstreicher und Bettler schon sehr oft, sowie auch wegen Diebstahls vorbestrafte 'Angeklagte stahl in der '.'»acht mm o, 'April dem Pionier Nitzichiicr im Gasthol Zur Hoffnung n Neinbaldtsdorf ein Portemonnaie mit 19 Mark Inhal', das ein nächsten Morgen ein Grenzaufikher mit unversehrtem Inhalt ans der Stierste land, nachdem eS der von dem Bestohlenen ver sorgte Dieb weggeworscn hatte. Der verschmitzte Langfinger leugnete hartuackrg und es musttcn daher mehrere Zeuge» abgehört tverden, DaS Unheil lautete auf 8 Monalc Gescingnist u»d l Jahre Clirenrechtsverluii, TaatSizejchlchte. DeiitsrsteS stieirst. In den „Hamb, stiachr" findet sich fol gende bemerkcnswerthe Knndaebiiiig r „Die „Köln, VolkSztg,", der , West', Merkni" und andereCenkrumsblätler fühlen sich veraulastt, rn Aillnupiung an Artikel der „Hamb, Nachr," de» Fürsten BiS- nrarck mit Ausbrüchen ihres Halles zn überschütten. Dieser Hast gegen den Fürsten ist natürlich bei allen Parteien, denen das heutige Deutsche Reicki niibcgncm ist. Wir haben nnS i» Fried- n hsruh vertraulich erlnndigt, ob es der Mulie lohnt, dararri zu aritworten, aber die 'Antwort erhalten, dast kein Bedürfnis; dafür varliege," .Kaiser Wilhelm begab sich am Sonnabend Nachmittag bei Drontbeim an s Land und besichtigte die Domtirche. Soiintag gedenkt Se. Maicstät an cincm Diner in der Villa des deutschen Konsuls theilznnehmen. Ter römische „Courier d'Jtalic" meldet, Kaiser Wilhelm roerde anläßlich 'eines nächste» Besuches bei der Königin von England mi: dein Präsidenten Janre zusammenlrcsien. Dies sei als Vor läufcr des Besuches des Kaisers bei der Pariser WcllansslcUung anzriielen. Zur SteUniigiiahme gegen die von der Neichsvoslbcborde be > bsicpiigte Aendernng rriid Crhöhuug des-PoflzeitungStariiS halten sich am Sonnabend die Vertreter von 280 deutschen Zeitungen im Saboi si'otel ui Berlin ver!am»>elt. CS gelaugte folgende Resolution :nr 'Annahme i „Tie in Berlin veriamiiielten Zeiinngsbesitzer ans allen Tbeilrn Dentlchlands beichliesten die Cinietznug einer Kom- l iiilsslon, welche mit aller Macht gegen die Erhöhung des Post ^ zeiiniigStariis Vorgehen ioll und einer später zn bcinwndeu Bei iammlnrig Bericht zu eistatten hak, Tie Kommiision soll de» dl.u!t>cbeii Zeitnngen'.llralerial für die'Agitation gegen die beabsich lig:e Eihohnng liciern und in Eingaben an alle inastgebeiidcn F>,tloren und Behörden die Unmögllchkeit der beabsichtigten Er I ol'nng in voltliicher, wittlnchattlicher und sozialer Beziehung klar , legen. Tie 'Vermmmlirng erklärt ausdrücklich, dast sie bereit ist, mit allen deutschen Zeitungen rn Bcicitlinng über diese'Angelegen heit zu treten, da ne der 'Ansicht ist, dast nur bei cinmüthigcm Vorgehen darauf gerechnet werden lanir, den Wünschen aller Zeit trugen gerecht zu werden," Sämintliche Redner sprachen sich ein- , stimmig gegen die Einführung eines GcwichtStarisS aus. In der Schlußsitzung der Generalversammlung des Verbandes I deutscher Buchdrucker in Halle bemerkte Töblin n, A„ die Hand lnngswei'e Gafth s iei kindisch gewesen, er habe mit wenig wäh- len>cl>t'n '.Nitreln gearbeitet und bei seinem Vorgehen eine große Eigenliebe an den Dag gelegt. Weiter bat er. die Darisgeineiu scha't an-nnehmen, dagegen den 'Antrag aus Urabstimmung abzu- lelmrii Orachtzcin dann noch Reihänser-Binnchcii als Gehilfen verrr elcr in seinem Schlußwort sich für unbedingte Annahme oder Ablehnung der Tarisgcmeinichatt ausgesprochen balle, gelangten . die vcischicdenen 'Anträge zur Abstimmung. Zunächst wurde die l Tarngcmeinfchast in iiamc»!l!a,cr Abstimmung mir -15 gegen i 22 Stimmen angenommen. Es stimmten von 13 Berliner Ver kiclern 12 für und von 3 Dresdener 2 für den Daris. , Sodann wurde der 'Antrag der Berliner Delcgirten : „Tic austcr- ^ ordentliche Generalversammlung des Verbandes denlicher Buch- dliirter acrcptirt die seitens der Gchilsenvertreter niit der Prinzi- i palitot Tentichlands geirossenen Verestibariiiigcn mit der Bestimm- ! n»g. dast die im Jahre 1899 lstalt 1898> vor dem 1, Juli abznhal- rende ordentliche Generalversainmlnng des BcrbandeS deulscher Buchdrucker die Ergebnisse der dreijährigen Tarifgemcinschait zn vriiien und evenincll die Kündigiing des Tarifs zn beichliesten bat" mit 18 gegen 19 Stimmen angenommen, ES folgte dann die 'Abstimmung über die beantragte 'Absetzung Gaich's. Von Stettin und Leipzig lag folgender Alttrag vom „In 'Anbetracht, dast der College Gaich in ferner Eigenschaft als Redakteur sich des größten Mißbrauchs icincs AuttcS ichnldig gemacht hat. als er das Gchilscnblcttt zur Vekämbfung und Beschimpfung nnscrcr Organi- 'alion und zur Herbeiführung einer Spaltung bereit erklärt hat, 'bricht die außerordentliche Generalverscnnmlnng die sofortige Amisentictznng des Redakteurs Gafch hiermit aus. Sollte nach der Generalversammlung Herr Gasch die geringste Tbäligkeit zur Herbeiführung einer Spaltung vornehmen, so wird der Gan- vorslaiid, in dessen Gau der Herr Gaich sein Domici! hat, aufge- sindert, gegen ihn nach 8 5b dcS Vcrbandsstakitts ldlnSschlnstj vormgchen, In derselben Weise soll gegen dieienigen Mitglieder vorgegangcn werden, die Handlungen zur Herbeiführung eine: Spaltung vornchmcil," Dieser 'Antrag wurde einstimmig innr ein Dclegirtcr enthielt sich der Abstimmnngj angenommen und damit die sofortige Ämtscntsctziing Gaich's ansgciprochcii. Beim Schluß der ScbwiiigerichtSpenodc vor dem R'cttiborcr Landgericht hat der BorsitzeildcLandgerichtSdirektoc Büchner einige 'Abschieds-Worte an die Geschworenen gerichtet und dabei nach der» „Cb. An,;," geäußert: „'Auch in dieser Periode waren die -Venen Geschworenen bemüht, mit bestem Wissen und Gewissen für die Hebung der Rechtssicherheit ihre volle Kraft rinziijctzeii. Tic ge fällte» Sprüche sind mit 'Ausnahme eines einzigen als richtige zu bezeichnen. In dem Falle des Pserdcbahiiknlichcrs Jdrnlek ans Llibom aber, wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt, isl ein Fehlspnich gefällt worden. Was hierzu geführt hat, weis; ich nicht. Es »ms; sich ein unheilvoller Jrrthum eingeschlichcn haben, der Sie zn der Freisprechung des 'Angeklagten geführt bat." — Eine derartige Kritik der Wabnvrüche der Geschworenen steht dem Bor- sist,enden des GerichiShofes keinesfalls z». BcrciiS vor einigen Tagen wurde aus Berlin gemeldet, das; daselbst Kindern, namentlich Mädchen, von einem Manne ver schiedene Verletzungen zugcfügr worden sind. Tiefer Verbrecher Im! im Publikum den Namen der „Anfschlitzer" erhalten, konnte aber noch nicht gefaßt werden, 'Am Freitag Vormittag ist derselbe wieder niisgeiancht: diesmal bat er in der Fischerstraste ein kleines Mädchen schwer verletzt. Gegen halb 10 Uhr spielte die nahezu 7 Jahre alte Tochter Frieda des Cigarrenhändlers Müller mit einem anderen Kinde vor dem Thorwege des Hanfes auf der Straße, Ta kam ein ginger Mann an die Kinder heran und sagte zur Frieda Müller „Tn, Kleine, komm' mal mit, Tu hast etwas am Kleide, ich will es abnehmen." Dabei nahm er das Kind gleich mit auf den Hausflur und brachte ihm. ehe es wußte, was init ihm geschah, mit einem Messer einen handlangen, sehr tiefe» Schnitt in den rechte» Oberschenkel bei. Das Kind lies, während der junge Memch sich entfernte, in den Laden zn den Elfern und erzählte diesen, daß Jemand es gekratzt habe, Tie Elter» aber dachten gleich an den „Austctstitzer" und fanden ihre Vennnthung bestätigt. Cie brachten die Verletzte nach der Unfallstation in der Brüdcrstraste und nahmen sie, nachdem sie hier einen Verband er halten hatte, wieder mit nach Hause. Der „Anfichlitzer". der nach dem Molkcnmarkte zn lief, ist leider entkommen. Frieda Müller und ihre Gespielin bezeichnen ihn als einen gingen Mann mit hübschem Gesicht »nd dunklem Anzüge. So ungefähr wurde auch bisher immer der Verbrecher von den angefallencn Kindern be schrieben. Aus die Polizeiwache des ersten Reviers wurden bis in die Nachmittagsstunden hinein drei junge Männer als verdächtig eingebracht und den beiden »indem gegenübergestellt. Der Thüter befand sich aber nicht darunter. Ein iringcS Paar, das Freitag in aller Lebensfrische ans Magdeburg in Berlin elntraf. nt Sonnabend in'S Lelchenschau- bauS gebracht worden und wurde gestern in die Gruft gesenkt. Kramer nannte sich der junge Mann, die Dame brreichnete er als feine Schwester, Da sie in einem Hotel kein Unterkommen fanden, miethetrn sie rin Zimmer bei einer Familie. Sie seien nur auf einen Tag zum Besuch der Ausstellung herüber gekommen, sagte der vrrtrauengewinnend ausfehrnde junge Mann, am nächsten Morgen wollten sic wieder abreisen. Sie haben die weite Reise in'S Jenseits angetreten. Früh knallte eS im Hause mehrmals und lange konnte man die Ursache des Knollens nicht entdecken. Zuletzt siel es aus, daß das junge Pnar nichts von sich hören ließ. Die Tliüre war verschlossen und wurde, als aus den Anruf nicht geantwortet wurde, eingestoßen. Da saßen die beiden jungen Leute in den Svpbaecken todt. Der etwa lihährlge junge Kramer hielt noch die Pistole in der Hand. „Der Baker meiner Braut wird 'Alles bezahlen", hieß cs in einen« Zettel, der auf dem Tische lag. Der Baier, dessen Adresse angegeben war. wurde sofort tele graphisch von dem VvlgrsaÜeilen benachrichtigt. lOesterreicki. Schönerer erklärt in der „Ostdeutschen Rund schau". daß er Niemandem das Recht gegeben habe, sür ihn als Wahlbcwerber auszittrele», und das; er wiederholt die Wicdenvahl sür daS Abgeordnetenhaus ablchne. Graf GoluchowSkt ist nach Ischl abgercisl, um dem Kaiser über mehrere wichtige Angelegenheiten der auswärtigen Politik Vortrag zu Hallen. Italic». Tie „Opinione" erklärt die Zeitungsnachricht. Visconti Venosla habe die Uebcrnnhme des Portefeuilles des Aerißercn abgelehnt, sür unbegründet. Das Blatt fügt hinzu; „Wir haben Grund, daran sestzuhallen. daß die nach der Rückkehr des Königs zu meidende Eulicheidung günstig anssalleu rmd Visconti Venosla sich mit den anderen Ministcrir am Dienstag im Parlamcnk vvrstelleu werde." stiustland. Tie ^Kölii. Ztg," berichtet aus Dänemark, daß mau eS dark in riuternckteten Kreisen sür wahrscheinlich halte, der Ezar werde auch Paris veiuchen, Türkei. Tic letzte Aktiv» der Botschafter bei der Psortc hinsichtlich Kretas fiel, wie in Wien München wird, ungewöhnlich energisch aus. Tic Botschafter sordcrlen vor 'Allem die Ersetzung des Militärgouverucurs 'Avdullnh Paicha. Die Bemühungen der Konsuln vci den christlichen Tepittirlcn auf Kreta, diese zum Eintritt in die Bernlhuugeii des Landtages zu bewegen, um die van der Pforte gewährten Zugeständnisse nicht zu gefährden und eine Verständigung hcrbeiznsührcn, sind von Erfolg gewesen, Tie Tevnkirken bähen sich trotzdem ihre gegen wärtige Zahl dem wieder anerkannten Beiträge von Haleppa nichl eiilivnchi, mit Rücksicht a»f die Machte bereit erklärt, m den Land tag zn kommen, Tietrr Erfahr der Intervention läßt die Erledig-! »ng der kreieiisiichen Frage erhoffen und mit allgemeine Beiriedig-§ nng heivor, Tie Pfone beantwortete die Vorstellungen der^ Machie dahin, daß sie den Befehl zur Einslellimg der Feindsclig teilen li»o Betthraiilttiig auf eia dclensiveS Verhalle» erneuert und übereinstimmende-.' Handeln des Gcueialgouverueiire' und dcS Miliiäilommandaiitei! auaeorduer habe, Tie Pforte erklärte irdoch die Ersetzung des Mariehalls 'Abdullah Pascha durch einen Tivi- stvnsgeiieral für unmöglich, Tie „'Agenee HabaS" meldet ans'Athen von heule: 2000 Auf ständische sind niil 5000 Tittleii bei KalmvcS im Kampfe begriffe», — Ter Generalgonverneilr Fürst Berowilsch-Pafcha hat den türkischen Truppen besohlen, ihre früheren Stellungen wieder cin- zunehmen, Um ein Haar nämlich hätte ihnen der Meister die unsterbliche Blamage angethan, Sr. Majestät erklären zu müssen. Herr Wagner habe gerade Nasenbluten oder so etwas dergleichen. Die Sache verhielt sich folgendermaßen: Als der kaiserliche Zug sich bereits Vaurerith näherte, war Wagner noch damit beschäftigt, den am gleichen Vormittag aus London eingetrosfenen zweiten Drachen zu vrobiren. Mit oem ersten war aar nichts anzusangen gewesen und dieser zweite blieb auch Alles schuldig, was man von einem anständlgen Drachen verlangen kann. ES war ein richtiges Gigerl von einem Tatzelwurm. Wenn eine ttbermkthige Putzmacherin aus den Einfall käme, als Lindwurm verkleidet auf den Masken ball zu gehen, so würde sie sich dergestalt berauSstasfircn. Keine Katz' hätte vor diesem Saurier a. D. RerßauS genommen; er schäkerte, wenn er Wuth schnauben wollte und mit seinem Feuer- wrien würde er in einem Mädchenpensionat viel Spaß gemacht habe», die Köchln hätte in feiner „freislichen Fresse" wahrscheinlich Aber Wagner mutzte dies Biest Unttst und Wisskttschaft. ck Heute Abend findet im R e s id e »z t h c cr t er die letzte Aiissiihmug von Wilhenbruch'S „M c i st c r V a lz er" statt, mi hem zugleich Frau Käthe Baflo sich für diesmal von Dresden ver- j abfchicdeu wird. 7 H eiuri ch Zöllncr' S „U ebcrsa I l" wurde bei seiner > eisten Ausführung am Sonnabend in der Eharlvttenburger Flora ! "per in uiigcmem sorgfältiger Vvibcreituug recht 'reundlich aus genommen, wird aber trotz, oder besser wegen des maßvollen Eklektizismus feiiierMustl sich — ähnlich wie in Dresden — kaum längere Zeit ans dem Repertvir Hallen können, s Eine neue Tcamansining des Savagc'fchen R'vmanes „Tief offizielle Fra n" von Lehmann, ein roh zriiammengelcimtes, j aber esickivoll zngesiiitzkes Machn-eit, bar am Alcinnderplatz l Theater in Beil in — einer Bühne dritten Ranges — einen j lauten Erfolg gehabt, der aber künstlerisch ganz ohne Bedeutung ist. i' Frau Eliiabeih L e i s i n g c r Mülberger dcmeittirt soeben das Gerücht, sie werde wieder zur Buhne gehen, welches mit aller Bestimnilheil vor einigen Tagen in den großen Blättern von Wien und Berlin austrai. s Bnnrcuth. Ter gestrige Vorabend dcS 1, EstkluS mit der Ausführung des „R hcrngoI d", nittcr Hans Richter s Leit ung. verlief glänzend, 'Alle Milwirkende» waren ausgezeichnet. CaS Hans war lolat ausverkauft. Der Fremdenzufluß ist groß. Allerhand Zick-Zack. Ob ich dies Jahr nach Panrcuth gehe? Ich werde mich hüten. Ich war vor 20 Jahren dort, Ta hatte ich meinen theiier erkauften Pairviialschkin, Sitz Nr 09l, zur „ersten Picmie-rc", wie ein beliebter Trcsdncr Tenorist zn sagen psiegl. Es war eine Hlindeiahrt von Dresden nach Panreiiih trotz der versprochenen Eztra-Eiienvahnanschlüsse, Ich fuhr mit zwei damals noch leidlich inirge» hiesigen Komponisten zuiammen, Ter Eine war reich an Melodien, aber arm am nöthigen Kleingeld: er hatte die ganze Nibelungen Partiliir bei sich und l osile iii Ba»renlh io Eiwas wie die Wiederkunft des MessioS zn erleben Ter 'Andere, dem eS noch leichter war. von seinen Reiiicn, uls von seinen mnstkalischen Einfällen zn leben, rechnete slart darauf, daß die ganze Anaim- Banrertth auf einen riesigen Ulk hinauSlanfcn werde, den man um icdcii Preis mitgemacht haben müsse. Ich wollte, obschon Laie, zwischen Beiden doch nicht die dumme Rolle eines bloßenSchlachle» bumnilerS spielen und sagte, icb gehe lediglich zu dem Zweck nach Bavreiilh, um endlich einmal über die brennende Frage des pihchv- logischcn Zusammenhangs zwischen der Schvpcnhaller'schcn Philo sophie iiiid dem Miisikorama ans empirischem Wege nach induktiver Methode völlig ins Klare zn komme». Sic sahen die Nothwendig- tcit ein und schwuren mir ewige Dankbarkeit, als ick sic ans der letzten Umsteigcslaiian e» stimmnt mit Ludwig Pietsch, Pan! Lindau, Tr, Speidel. Ploscssvr Hanslick, Richard Pohl nno anderen zeit gemäßen „Eonifeeen" bekannt machte. Hier in Nenenmarkt hatte sich bereits die reinliche Scheidung vollzogen zwischen dem gewöhn liehen Reiscpöbcl, der gedankenlos in die blaue Well hinanssiihr, und den durch Palronal verbundenen Wallfahrern, die nach dem alleinseligmachenden Musik-Mekka vilgertcn. Es wimmelte von Berühml und Bciüchtiglhcilcn: todfcindlichc Richtungen stießen hier mil den Ellcnhogen zusammen, aber man hatte noch nicht die Zeit, einander mil ausgesuchten Jistnrien zn überschütten und Bier seidel an den Kovs Z» werfe», denn nachdem der Zugführer und sämintliche Schaffner ihre fahrplanmäßigen „Mnaß" getrunken hatten, hieß es: „Einstcigcn, allerhöchste Zeit!" Und diesmal halte cs seine Richtigkeit, was die „allerhöchste" Zeit betraf, denn wir mußten so rasch wie möglich nach Bcchreitth „abgeschobcn werden, weil nunmehr das Gleis frei zn bleiben hatte für einen Aller höchste» Ertrnzng. in welchem kein Geringerer saß, als Seine Majestät der deutsche Kaiser Wilhelm l. Tas war denn doch ein Wort —, 'Alle in unserem Zuge, auch die widerborstigsten Gegner, wurden mit einem Male von der Macht der Stimmuim gepackt: Wir fuhren mit deni deutsche» Kaiser nach Bahrculh, So Etwas erlebt man auch nicht leicht zum zweiten Male. Wurden denn nicht einem heiligen Sehnen, einem verzweifelten Hoffe» des deut schen Genius die goldene» Erfüllnngsvfortcii hier wett ausgethcm? War nicht haare Wirklichkeit gewordern woran Wagner selbst schon lang nicht mehr zu glauben wagte? Der „Fürst", den er zur Er füllung seines Werkes brauchte, war leibhaftig erschienen; ein juaendichöncr, bis znm Wahnsinn in des Meisters Genius ver liebter König, der Romantiker auf dem Thron der Wittelsvachcr! Und niit ihm die reichen Gönner. . . Mehr hatte er selbst in feiner Bescheidenheit nicht verlangt, und dar» kam letzt noch des ncngecirttcn drrifschcn Volkes erhabenstes Oberhaupt. . , Kaiser und Reich. Sage und Heldengefchichie, Ruhm und Größe Tentsch- lands verkörpert in des ersten Kaisers vergötterter Reckeiiaestall! Was war Alles in den einen historischen Moment unseres Einzugs in Bahrenth zuiammeiigedrängt?! Die Glocken hallte» zusammen, die Geschütze donnerten dazwischen, nnd das Hnrrahriifrn. damals anch noch sozusagen mehr frisch vom Faß. wollte kein Ende nehmen. Und des niissleigenden Kaisers erstes Wort war: „Wo ist Herr Wagner?" Znm Glück waren die Herren von, Komitee, denen der 'Angstschweiß von der Stirne perlte, in der Lage, die bekannte »nler- ietzte Gestalt mit dem vorsprinaenden Kinn. Barett und Sainmctjacke Sr. Maiestüt als Meister Rrchard Wagner präsentirrn zu können. weiche Eier gekocht . . . Aber Wagner mutzte dies Biest rasch noch aus den Mann dressiren und hätte darüber die Begrützung des Kaisers versäumt, wenn nichl der Bankier Groß, der gute Genius des großen Genius, ihn im letzten Augenblicke vom Fest spielhaus herunter geholt hätte. Der kaiserliche Zug fuhr gerade in die Halle ein, als Wagner wie „der fliegende Holländer" am Bahnhof ansaiiste. Sv dämlich dieser Porsall erscheinen mag, mir hat er trotz alles GeredeS von Wagner's Eitelkeit das Eine bc wiesen, daß dieser Mann keinen Funken von der widerwärtigen Strebereilelkeit vieler berühmter Leute besaß. Auch vor ver samnielleni Kriegsvvlk that er nicht dick und groß damit, daß der Kaiser zn ihm komme, sondern halte blos Gedanken für und an sein Werk. Und als der liebe greise Kaiser ihm viel Schmeichel haftes gesagt nnd die Hand gedrückt hatte, da fuhr cr wieder in seinen Tempel hinaus, um den Drache» in aller Eile noch mit den »billigsten Leitmotiven vertraut zu mache». Wir Anderen aber suchten, was »och viel schwerer war, uns ei» sogenanntes Mittag essen zu verschaffen. Glücklich, wer etwas frische Leberwurst oder ein „Geselchtes" ergatterte! Man gönnte seinem Mitmenschen das trockene Stück Brot nicht. Es War eine Nahriliigsiioth ohne Gleichen nnd der Spaziergänger der „Neuen Freien Presse" halte Recht: 'Als man einen seiiigekleidclcir Herrn erblickte, der aus dem Weg nach dem Theater ein belegtes Butterbrödchen verzehrte nnd dadurch den allgemeinen Neid erregte, bermnthete man all gemein, es müsse der Großherzog von Weimar sein, der soeben rn Vaurerith einaelrvfsrn und durch seine hohen Verbindungen sofort in den Besitz einer Schilikenscmmel gekommen fei. 'Aber daS 'Alles that der Frslstinimung keinen 'Abbruch: schließlich ist man doch für Geld und gute Worte nicht verhungert und machte sich Abends spät bei Angelina»», wo man auf leeren Bierfässern vor der Thür hernmsaß, noch lustig über all die kleinen Ncben- kalamitäten, Dabei wurde anch der Meister »nd sein Werk nicht gcichvnt, „Wenn das die Kunst ist, dann will ich ein Leineweber sein," rie! einmal Lcnbach mit Emphaie und warf ieinen Siegsrird- biit mit die Eide Sein Tag von Damaskus ivar eben noch nicht gekommen Eben io wenig wie sür seinen Kollege» Malart. der sich verlegen an der Wagnercravakte zupfte, natürlich kein Wvri ivrach, aber nach der Walküre ganz heimlich nbreisle, HanSlick und Albert Wolfs vom „Figaro" schinolllen im Winkel, während Eatullc MendeS und feine Tamen sich an den Kcastansdrücken Tavpcrt's erfreute», Pringsheim dem nörgelnden Shakespeare-Leo ein cLtammscidcl an den Kops warf und die große Schaar der kleinen Intendanten, Regisseure, Berichterstatter nnv Berliner Wagner Semiten an Ludwig Pobl's oder Richard Pohl's übersließendem Munde hing In der „Villa Wahnfried" ging eS an den offenen 'Abenden steif und feierlich her, Iran Eosima liebte es, 'Alles ans einen gewissen Hofton cib.znstimmeii. Ter Meister selbst gab sich dafür im engeren Kreis von Herzen ungezwungen; cr ließ seinen oft tollen Launen die Zügel schießen, sprang lachend über alle Fauteuils weg und als zufällig einmal Schwirgerpava Liszt gar nicht anshorlc, zu phantasire» und zu avemaiiaen, da kroch er aus Händen und Füßen an ihn heran und sagte: ich kann Dir meinen Tank nur ans allen Vieren zum Ausdruck bringen. Sowie aber allerhöchste Herrschaften a»aeiagt wurden, zog cr sich schleunigst zurück und ließ sich den ganzen 'Abend nicht wieder blicken: er Halle dann Migräne. ES war ihm eben ganz gegen den Slrich .aiisziiwarlen" nnd bekanntlich vermochte Graf Lehndorsf nach dem zweiten Akr der Walküre ihn nur aus dem Weg des „Allerhöchsten Befehls" in die Loge znm Kaiser hinaus zu kirren. Gleich daraus aber (eS war in der Reslanratio»sl>allc> nahm cr ider Meister »äinlichs cs gar nicht übel, daß ich ihn anhiclt und ihm ganz iiiiprvvisirl den Enkel Earl Maria von Wcbec's vorstellte. „Was, sagte er licuherzig, „Sic sind ein 'Anhänger von mir? Das freut mich, seicn Sie mir willkommen!" Svrach's. umarmte nnv schmatzlc ihn herzhaft ab nnd rannte spocirstreichs seiner Bühncn- loge zn. So war der Mann, der die Besten seiner Zeit mir fvrt- nf; »nd der ganzen mnsifalischen Mitwelt den Stempel seiner Eigenart aiisdrückie. Er gab sich wie er war und unberechenbar war cr in Lob und Tadel, in Tank nnd Undank. Er hat einmal in Dresden bei einem Bankett den alten schon blau anzelcrusencn Tichalichek abgeküßt nnd laut erklärt: Tic verdank' ich eigentlich 'Alles! Und als der alte Sängergreis andcrlhalb Jahr später nach Banrenlh kam, hatte er Schwierigkeit, einen Platz zu belommen, Nichl besser ging eS einem bekannten Dresdner Arzr nnd Hofralh, der für die Zukunftsmusik einen Tkeil seines Vermögens geopfert hatte. Und einem allen Kammermusiker, der auf Anrathcir der Freunde den fürstlich lebende» Dichterkomponisten an sein Gut haben aus früheren Tagen mahnte, gab er überhaupt keine 'Ant wort, redete ihn aber, als er zufällig im Thcalcr mit ihm zn inmiilentras, mil den verblüssciiden Worten an: ,,'AUeSI vergeben nnd vergessen." Er vergab seinem Gläubiger nnd schlug groß müthig vor, 'Alles zu vergessen! Und solche Fülle konnte ich Hunderte erzählen, aber ich müßte allemal hinzu setzen, daß Jeder, den er io behandelte, sortfuhr, nach wie vor für ihn zu schwärmen. Tas sind manchmal die sür die Popularität im größten Stil vorher bestimimen Niimmereinsmenichen der Weltgeschichte Es schien bestimmt, daß Alle unter einem gewissen Banne, den Wagner auS- ziiüben vermochte, stehen sollten, lind so wie es damals in Bay reuth gewesen, ist cs nie wieder geworden und kann es nie wieder werden. Eine ganz liiibcglaubigtc „Tradition" soll heute den achcimnisjvollcn Zauber der Perjonlichkeil ersetzen. Mit einem Worte machte Wagner Alles wieder gut. Er hatte Marianne Brandt abstoßend behandelt, aber als die „Götterdämmerung" in Gefahr war, sprang sie ein und rettete den letzten entscheidenden Tag, Nach der Vorstellung küßte Wagner das nokorisch häßlichste Gesicht, da§ die Kunst der Bühne je verklärt hat nnd sagte: „Münchhausen ritt einmal in strenger Wiirternncht durch den Wald, Ta stieß er auf einen Erfrorenen, sprang vom Pferd, hüllte ihn in seinen Mantel und sing an aus Leibeskräften den Erstarrten zu reiben und wollte ihn partout in'S Leben zurückrufen. Plötzlich rief eine Stimme <es war die des Todteni vom Himmel herab: Hol mich der Teufel. Münchhausen, das bcrncß ich Dir im Leben nicht!" Wenn der Meister in seinen össeiillichen 'Ansprachen immer so ein gmcs Wort gefunden hätte, wäre viel Spott rmd unnütze Schreiberei über ili» unterblieben. Auch in Bnhrriitb hat cr danralS eine unglückliche 'Ansprache vom Stapel gelassen; aber man hat sie ihm auch vergehen nnd vergessen, nnd heute wissen wir nur noch, daß die Weihe des Ganzen uns Alle bestrickte nnd die wabernde Lohe der Begeisterung Jung und 'Alt mit forlriß. Es war eine Weibe, welche die gewöhnliche Bühne nicht gnSstrnhlt. Wie in poetischer Wcrklnft, rn Sturm nnd Drang, lebte und weifte Alles, eS war ocntsclc Kraft- und Saftstimmung Und Friedrich Nietzsche, der unnahbare, der vielleicht schon seinen Uebermenscheii träumte, proklamirte im Ton seines künftgen Zarathustra: Und also sprach der Meister: .DLer sich nicht freuen kann, den schlagt todt!" Und ein ander Mal spuckte der Meister lachend in die Hände und sprach : „Das Klima soll die Menschen nicht zu Schwächlingen und HerrjesuSmännerchen machen." Also keine Müdigkeit voracschützt wegen deS Bischenö tropischer Hitze! Vor wärts! Die Trompeten rusen zu Siegfried s Tod! — Und siche da, der ganze große Hausen stark bemalter Damen, die mit dem Taschentuch nicht über das schweißtriefende Antlitz zu fahren wagten und sich wie besessen fächelten; die alten Herren, Gelehrte. Generale, gekrönte Häupter, berühmte Dichter und Maler, starke Denker und noch stärkere Lebemänner, die soeben erklärt hatten, es sei riicht mebr anszuhalten, stürzten um die Wette in den gluth- heißen Rohziegelbau, in dem die Melodie ohne Ende gesponnen wurde, und saßen stn Dunkel» und lanschten, schliefen vielleicht auch, wie regelmäßig vom zweiten Akt ab der langhaarige Abbs Liszt, aber sie saßen nnd lauschten doch immer wieder den Tönen, die ans dem nihftischen Abgrund heransklangen. Und so ist eS einmal gewesen in Bahrenth tm Jahre des Heils 1876 und dann noch einmal sechs Jahre später, als der Schwanengesang des Meisters durch das Festspielhaus zitterte. 'Nachher fingen die Nibelungen an, über die Theater der Welt zn ziehen und darum nnd weil der Meister, der der lebendige Odem dieser Schöpfung war. nicht mehr lebt, können die Werke dort auch nicht mehr herr lich sein wie am ersten Tage, nnd darun, — was aber Ntenraich Malten soll, hinzrrgehen — gehe ich sicher nicht hin.
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