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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.11.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19281120016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928112001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928112001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-11
- Tag 1928-11-20
-
Monat
1928-11
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 20.11.1928
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irr. 547 Seite 2 — „Dresdner Nachrichten" —. den Vesntznngsmächten gegenüber in aller Norm gelten- »u machen. -licht nur Deutschland, son-ern auch weiteste kreise -eS Auslandes empsinden die heut« noch sortdauernde An» Wesenheit sreinder Truppen auf dem de «t» schen Gebiet als einen krassen Gegensatz ,« der Entwicklung der internationale» Politik in den letzte» Jahren. Syenit wir von unserem rechtlichen, moralischen und politischen Anspruch ans alsbaldtge Räumung überzeugt sind, mutzte Vieser Anspruch nicht nur in einseitigen Erklärungen tm deut schen Parlament, sondern auch in offizieller internationaler Form der Gegenseite gegenüber zum Ausdruck gebracht neiden Wir brauchten und brauchen auch heute nicht zu be- siirchteu. das, auch eine negative Klärung der Lage für die internationale Stellung Deutschlands irgendwie von Nachteil sein könnte. Es war siir daS dentfche Volk eine tiefe Enttäuschung, das, wir mit nnserem Anspruch in Gens nicht durchgcdruugen sind. Unsere Verhandlungsgegner haben eine Aussassung ver treten. die wir rechtlich nicht anerkennen können und die poli tisch der Gegensatz zu einer Förderung der gemeinsamen Interessen -er beteiligten Völker ist. Deuts,bland wird unbeirrt dabei verharren, bah eS einen Anspruch aus alsbaldige Räumung des gesamten besetzten Gebietes ha« und daß dieser Anspruch weder von der Lösung anderer Probleme noch von sonstigen Bedingungen irgendwelcher Art abhängt. Deutschland wird in seinen Rechten verletzt, solange dieser An spruch »ich, erfüllt wird ES kann deshalb für uns nicht iu Betracht kommen, für die Räumung politische Belastungen, dcrcu Wirkung sich über die Dauer der vertragsmätzigen Bc- saftiinqöfristen erstrecken würde, in irgendwelcher Art auf uns i„ nehmen. Ebensowenig besteht für unö die Möglichkeit, die Räumung mit Gegenleistungen finanzieller Art zu erkaufen. Ich stelle mit Genugtuung fest, datz noch vor wenigen Tage» auch von maßgebender britischer Seite grundsätzlich an erkannt worden ist, datz eS sich bei der Räumung der besetzten Gebiete und bei der Regelung der Reparationsfrage um zwei völlig getrennte Dinge handelt. Wir müssen erwarten, datz sich dieser Standpunkt nnn auch praktisch anSwirkt und dazu führt. Dentschland endlich von den fremden Truppen zu be freien. An den Augen des deutschen Volkes, ohne Unterschied der Parteien, erscheint der bisherige Verlauf der NäumungS Verhandlungen als ein Rückschlag. der daS Vertrauen ans den guten Willen der Gegenseite ernst lich beeinträchtigen mutz. DaS gilt auch für -icfenigen Länder, die eS a!S ihre grundsätzliche Auffassung bezeichnen, datz sie kein Interesse an der weiteren Ausrechierhaliung der Be satzung hätte», die aber i-hre grundsätzliche Auffassung bisher in die Wirklichkeit nicht umgesetzt haben. Ein sreundlchaltlicheü Zusammenwirken Deutschlands mit fremde» Ländern kenn moralisch nicht fundiert werden, solange diese Freundschaft dem denischen Volke durch dis Wafsen fremder Besatzungen versinnbildlicht wird. Ach mutz zu meinem Bedauern feststellen, datz auch der Geist der Besatzung in den Rlieinlanden einen Rückschlag erfahren Hai, der naiurgemäi; auch aus die deutsche Bevölkerung deS besetzten Gebietes gewirkt hat. An den Verlauf der Genfer Verhandlungen sind in der Öffentlichkeit Betrachtungen ge knüpft worden, die in ihrer schärfsten Formulierung auf die Behauptung hinauSlanfcn, datz die in den letzten Aabren verfolgte deutsche Autzenpolitik sich nnn end gültig als verfehlt erwies,är habe. Obwohl ich selbst soeben einen Rückschlag dieser Politik h"be feststellen müssen, halte ich eS für nolwendia. für ihre Grundlinie und deren konse quente Fortsetzung hier in voller Oesscntlichkeit einzutrctcn. Plan siebt in unserer Politik zu viel Rücksichtnahme und wünscht sie zu ersetze» durch eine Politik nüchterner Wahrung deutschen Rechtes und deutscher Interessen. Man hat hinzn- gefiigk. datz eS siir »nS darauf ankomme, uns in freier Wahl die Unterstützung da zu suchen, wo sie zu finden sei. Ist unsere Politik nicht eine Realität gegenüber dem Plmntom zu glauben, datz die uns fehlende Grvtzmachtstellung sich mit negativen Protesten und Kraltwortcn erreichen ließe? Ist unsere Politik nicht die Grundlage kür alle Forderungen, die wir im Interesse unseres Landes stellen müssen? Ach kenne keine festen Bindungen an einzelne Grotzmächte, die gelöst werde» müssten, um uns die notwendige Be wegungsfreiheit zur friedlich,'» Verständigung mit anderen Mächten zu verschaffen. Ach kann auch nicht zugeben, datz eine endlose Rücksichtnahme unö an der nüchternen Wahrung der deutschen Rechte und Interessen gebindert hätte. Ich sehe keine Unterstützung, die uns irgendwie in der Weise gewährt wurde, datz sie uns an Stelle deS Phantoms einer Grvtzmachtstellung die tatsächliche pvliii'che Machtstellung gäbe. Ich möchte im Gegenteil da vor warne«, Möglichkeiten vorzutänschen, die in Wahrheit nicht gegeben stnd. Selbst, wenn sich di« Auffassung als richtig erweise» würde, von der die Kritik auSgcht. nämlich die Auffassung, datz auch künftig der erforderliche gute Wille fehle» würde, den berechtigten Ansprüche» Deutschland» nach- zugeben, so würde sich die Politik um so «ehr als »otwen-i» erweisen, die wir durch die Vertrags»,ästig ersolgte Sicher»»« unserer Weftgrenzen dnrchgcsiihrt haben, »nd die «ngeficht» unserer völligen militärischen Machtlosigkeit allein sür «nS in Betracht kommen kan». Eine Politik der friedlichen Ver ständigung und des Versuchs der Wiederherstellung freund schaftlicher Beziehung,» auch zu unseren früheren Gegnern ist eine absolute Notwendigkeit sür die deutsche Politik, und ieder Antzenminister und iede RegiernngSkoalition wurde durch den Zwang der realen Erwägungen gezwungen sein, dieselbe Einstellung zu nehmen, wenn sie sich nicht an der Existenz des Reiches versündigen wollte. LbaS -as Abrüstunvsproblenr betrifft, so ist der Ttandpunli DenlschlandS tn Genf öffentlich dargelegt worden. Wir werden au diesem Standpunkt auch küustig sestznhalten haben. Das englisch-französische Flotten- kompromist mit seine» Nebenabrede» ist nach de» Tatsachen, die letzthin bekanntgeworden sind, als erledigt anzusehen. Sonderbesprechnngen zwischen einzelnen Regierungen dürfen nicht daraus HinauSlanfcn. den daran Beteiligten die Erhal tung derienigen RnstnngSfaktore» zn garantiere», an denen Ihnen jeweils am meisten gelegen ist. In dieser Hinsicht möchte ich namentlich tn der Frage der ausgebildeten Reserven daraus Hinweisen, datz »ach der eigenen Auffassung der britischen Negierung eine Nichtberücksichtigung dieses RnstungSfaktorS bei der allgemeine» Abrüstung einen wesentlichen Mangel darstellen würde Wichtiger sind die politischen Be denken. Wen» zwei Mächte, denen »ach der Konstruktion deS Locarnopaktes eine wesentlich verschiedene Rolle zufällt, auf militärischem Gebiete tatsächlich weitreichende Verein- barnngen getroffen hätten, so würde daS an die Grnndlaaen deS RheinpakteS von Locarno rühren. Als Garant eines Paktes weitgehende militärische Verein- barnngen mit einer der beteiligten Mächte zu treffen, würde Sinn, Grundlage und Bestehen eines derartigen Paktes widersprechen. Ich halte eS aber für meine Pflicht, festzu- stellen, datz derartigen Bedenken der Boden ent- zogen worden ist durch die Erklärungen, die von den ver antwortlichen Vertretern der Mächte zu wiederholten Malen abgegeben worden sind. Die wichtigste Ausgabe, die der deutschen Autzenpolitik und auch der deutschen Finanzpolitik gegenwärtig obliegt, ist -ie Reparationsfrave. Wenn daS Lachverständtgengreminm seinen Zweck erfüllen soll, mutz eS sich frei wissen von einseitigen politischen Gesichts, punkten und mutz sich leiten lassen von dem allgemeinen Interesse am Aufbau der 'Weltwirtschaft und an der Sicherung deS internationalen Handels und der Kreditbeziehungen. Die Freiheit der Entschlictznng den Vorschlägen der Sachver ständigenkommission gegenüber bleibt den Negierungen selbst verständlich gewahrt. Der Augenblick für internationale Ver handlungen Uber den Inhalt der Endregelung und sür die von den Negierungen zu treffenden politischen Entschlietzungcn wird erst dann gekommen sein, wenn das Ergebnis der Arbeite» der Sachverständig,'»kommisston ihnen vorliegt. Die NcichSregicrung kann sich einstweilen ans die Be tonung deS allgemeinen Grundsatzes beschränken, das, von einer wirklichen Lösung der ReparationSsrage nur dann gesprochen werden kann, wenn sie die wirtschaft liche Leistungsfähigkeit DentschlandS nicht übersteigt, d. h„ wenn sie uns die Erfüllung unserer Verpflich tungen dauernd auS eigener Wirtschaftskraft «nd ohne Gefährdung der Lebenshaltung unseres Volkes er möglicht. Solange eine den wirtschafllichen Möglichkeiten entsprechende Endlösung fehlt, besteht eine gefährliche Unsicherheit für Wirtschaft und Finanzen. Eine solche Unsicherheit mutz die Rückkehr zu normalen Beziehungen im internationalen Han- dcl »nd Kreditwesen aufs schwerste behindern. Gelingt eS. eine Endlösung zu finden, die von allen Beteiligten in freier Entschlietzung als wirtschaftlich vernünftig erkannt und an genommen werden kann, dann ist der wichtigste Schritt zur Liquidierung der unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen deS Weltkrieges getan. Ich möchte meine Ausführungen nicht schließen, ohne noch deS kelloggpakteS zu gedenken. Der Kelloggpakt bedeutet daS, was die Regierungen und die Völker selbst aus ihm machen. Deutschland hat alles Interesse daran und wird da- setnige dazu beitragen, Saß die großen Gedanken, die dem Pakt zugrunde liegen, immer mehr lebendige Wirklichkeit werden. Die mißemollMr Debatte Tie kaum halbstündige Rede deS Außenministers wurde wiederholt, bewnders bei der Kritik des versuchten englisch- irainösi'ch,'» Rü-lunaSabkommenK. durch Beifallskundgebungen der Mehrheit begleitet. Abg. Gras Westarp lTNA erhielt in der Ansivraclie als erster Redner das Wort, entsprechend der von Präsident Löbc neu angewandten Methode, die Redner nicht mehr nach der Fraktionsstärke einander folgen zu lasten, svndern zwi'chen Zustimmung und Opposition abwechseln zu lasten. Graf Westarp sD.-R.) führt auS- DaS SchlutzergcbniS der Genfer Verhandlungen ist daö: Die FriedenSossensive. die der Nctchsautzenminister I.1W25 erössncte. hat den von ihm erwarteten und den ver- beitzenen Erfolg nicht aebracht. Die dadurch eingeleitete Episode der Politik von Locarno hat ihren negativen Abschluß gesunden. Trotz dcr Erklärungen der englischen und fran zösischen Ftgatsmänuer, durch die daö offizielle englisch-fran zösische Milctärabkommen erledigt wurde, ist daS Ber- trauen zu E n g l a n d, als einem unparteiischen Garanten unserer Westgreine, nicht wie de rherge stellt. Gewiß, eine formell rechtliche Verpflichtung Englands besteht nicht, aber ohne formelle rechtliche Verpflichtung ist England 1Ü14 a» Frankreichs Seite gegen Deutschland in den Krieg ge. zogen. Dime formell rechtliche Verpflichtung wird es weiter, hin den französischen Standpunkt in der Nüstungsfrage initcrstntten. Da ist es eine starke Zumutung, selbst an deutsch« Ber« tranenSs-ligkeit. wenn man von «nS noch Vertraue« z» England, als Garanten dcr Sicherheit unserer Weft- grenze, erwartet. Tie Tragikomödie der AbrüstnngSvcrhandlungen hat ihren .'lb'cstlutz gesunden durch die rücksichtslose Erklärung Z r i a n d s , datz Deutschland ans dem Locarnopakt keinen Anspruch.ans frühere Räumung hcrleite» könne. Diese Er klärung schuf Klarheit darüber, datz die Locarnopolittk ihre» Zweck verfehlt, datz sie den Erfolg nicht erreicht hat, den man sich davon versprach AuS diesem negativen Ergebnis sollten von unserer Regie- rung die richtigen Schlüsse für die Zukunft gezogen werden. Die „Germania" hat ia schon festgestclltt datz der „Geist von Locarno "zum Schemen geworden sei. Wir haben es begrüßt, datz Reichskanzler Müller durch seine scharfe Anmeldung unserer Forderungen in Gens dazu beigctragen ha«, die un barmherzige Klarheit Hcrbcizustthrcn. Er hat leider diesen richtigen Weg verlassen durch das Abkommen vom 18. Sep tember über die weiteren NäumungS- und Reparations- Verhandlungen. Die Zustände im besetzten Gebiet stnd un erhört und unmöglich, aber dennoch sind wir mit der ganzen Bevölkerung dieses Gebiets darin einig, datz eine Abkürzung der Besetzung unter keinen Umständen durch neue deutsche Dancrscistung erkanst werden dars. Schärfen Protest müssen wir einlege« gegen die Sonberoerhanblnngen, die bi« Abgeord neten Dr. Breit scheid und Georg Bernhard mit Briand geführt haben. Sie haben dadurch die Stellung dcr deutschen Delegation schwer geschädigt. Wir müssen unö sür die Zukunft solche Seiten- sprüng« ber beiden Herren ganz entschieden verbitten. lAbg. Dr. Breitscheid tSoz.s: „Sie haben sich gerade was zu verbitten.") Wenn bei den künftigen Verhandlungen die ReparationSsrage mit derRäumungSfragever- gnickt werden soll, dann sollte unsere Negierung erklären, daß sie an solchen Verhandlungen überhau'pt kein Interesse mehr hat. Der von Frankreich bisher eingenom mene Standpunkt ist sür uns ganz unannehmbar. Die Kriegsschuld der Alliierten au Amerika geht uns ganz «nd gar nichts a«. Wenn wir über die schweren Schädigungen, die uns durch daS Versailler Diktat und die weiteren Maßnahmen der Entente zugcsügt wurden, eine G e g e n r e ch » u n g aufmachen, so ist Deutschlands ReparationSschuld schvngetilgt. Wir »nisten bei den Verhandlungen wirklich obsektive wirtschaftliche Sach verständige hören. Zerstört «erbe« mnß daS Scheinbtld von ber wirtschastliche« Lage DentschlandS »nd das trügerisch« vlen»lag. 20. November 1S2S Schein»«», daß »er Dawesplau bisher gnt snnktioniert habe. Tatsächlt« ist die brutsche Wirtlchast beute schon so i« ihrer Krast herabgrdrttckt. daß sie dem deutschen Arbeiter nicht den Lebensstandard geben kann, der ihm gebührt. Nur die zehn Milliarden «uslandvanleihe» haben da» Trugbild ausrech,- erhalte«, daß der Dawespakt funktioniert habe. Deshalb müßten die Pläne abgelehnt werden, die sich aus die sogenannt« kommerzialtsterung beziehen. Nc- parativnSschuld ohne TranSserschutz würde der Gc. waltvoltttk Frankreich» den Vorwand liefern können zu Sanktionen und dazu, das Rheinland weiter als Pfand zu behalten. Wir erwarten bei de« Verhandlungen also ein für Deutschland annehmbares Ergebnis nicht. Wenn es aber »« «»möglichen Norderunge« komm«, erwarten wir zum erstenmal ei« deutsche» „Nein*. Der Redner widerspricht einer Prestcauslastung des Reich». außeniiitntsterS, wonach wir die volle deutsche Souveränität ule wieder besitzen würbe». Tie Forderung dcr Revision des Versailler Vertrages werbe aufrecht erhalten. Dcr Redner betont besonders die Unhaltbarkeit des polnischen Korridors. Die Gefahr für Ostpreußen werde von Tag zu Dass größer. Durch gewissenlose Propaganda tn der Vevölkerung rufe Polen de« Eindruck hervor, als sei die Preisgabe beschlossene Sache oder doch nicht mehr aufzuhalten. sHürt. hört! bei den Dciitschnationalen.) Mit schwerer Sorge müsse man bc. sonders ans die polnischen H a n d c l S v e r t r a g S v e r» h a » b l n n g c n blicken. Der Redner fordert zum Schlich, daß ber »tderrns de, Sriegsschnldlüg« an die Spitze der Nepara ti onS verhanülun ge» gestellt werde. Wenn der Innenminister tn seiner Rundfunk, rede gesagt habe, jeder deutsche Republikaner wisse, datz er zuerst als Mensch und dann als Deutscher aus die Weit gekommen sei. so müsse das lebhaftesten Widerspruch hervor- rufen. Dem Innenminister »nd seiner Partei de» inter. nationalen Pazifismus nach außen, so schließt der Redner, rufen wir d'e Mahnung auS einer Denkschrift des Großen Kurfürsten zu. die mit der zornigen Klage beginnt, datz die dcut'chen Stämme fremder Nationen Gefangene seien, und mit dem Worte endet: Gedenke, daß du «in Dentscher bist! «Lebhafter Beifall rechts.) Abg. Dr. Kaas (Zentr ): Nach den Debatten der letzten Tage und nach der Panzer, kreuzersonate de» Kollegen Wel » s-Hetterkett) legt man nicht mehr einen so strengen Matzstab an die Begriffe „RegierungS. Partei" und ,.Oppositionspartei". So Ist eS wohl auch zu er- klären, daß die Rede deS Vertreters dcr größten Opposition». Partei außerordentlich maßvoll gehalten war. Uns liegt eS fern, die unleugbaren Mißerfolge «nd die Stagnation dcr deutsche« Außenpolitik in der letzten Zeit in Erfolge umdeuieu zu wollen. Der Sinn dieser außenpolitischen Debatte ist, die Autorität der deutschen NeichSregierung, die in den komme», den Wochen und Monaten vielleicht den schwersten Gang seit Versailles und London anziitrctrn hat. so zu stärken, daß. soweit eS auf daS deutsche Parlament ankommt, die Voraus- setznngen sür einen achtbaren Ersolg geschasscn werden. Wir haben bisher der Politik Dr. Stresemanns mit unbedingter Sachlichkeit gegenüber gestanden und werden daS auch weiter tun. Ich weiß nicht, ob eS Sensationslust war, die eines gewissen Gegensatz -wischen uns und Dr. Stresemam konstruieren wollte. sLebhaste Rufe: Die „Germania"!) Bei allen Parteien wird den Journalisten ein gewisses Mindestmaß von Denk- und Meinungsfreiheit gewährt, unter das meine Partei sedenfallS nicht herabzugehen wünscht. Wir identifizieren uns gewiß nicht mit diesen Ausführungen der „Germania". Ich persönlich be- dauere, daß daraus ber Eindruck entstehen konnte, als ob mir tn dem Augenblick, wo wir den Außenminister in er freulicher Frische wieder vor uns sehen, die Frageleiner Vertretung in etn akutes Stadium rücken wollten. lRnle: Schreiber!) Die von meinem Freunde Schreiber an der Zusammensetzung des Auswärtigen Amtes geübte Kritik war nicht sensationell. Wir wollen allerdings, daß das Auswärtige Amt nicht den tüchtigen Kräften auS dem Volke verschlossen bleibt. sAbg. Hölletn jKomm.j: „Nachtigall, ick hör' dir laufen!) Sie haben wenig Aussicht, Kultnrattachö zu werden. l-Heitcrkeit.) Wenn die Genfer Verhandlungen diesmal viel Mißstimmung geschasscn haben, so begrüßen wir doch, daß Reichskanzler Müller deut- lich den Anstoß dazu gegeben hat, daß nun von der anderen Seite die bisherige Methode der unwahrhaftigcn Conrtoisie- gespräche verlassen werde. Die Minderheiten frag« wird bei den künftigen Verhandlungen eine große Nolle spielen. Wir bitten bie Regierung, besonders Polen gegen« Uber nicht mehr so kompromißwllltg in dieser Frage zu sein, wie bisher. vei den ReparationSverhanblnnge» ist ber von Poincars eingenommen« Standpunkt sük »ns unannehmbar. Er würde kein« Verbesserung, sondern etn« Verschlechterung bringen. Der von Dr. Wirth aufgestellte Grundsatz muß für die Verhandlungen gelten: Erst Brot, dann Reparationen! Der deutsche LeistungSwillt muß seine Grenz« finden an ber deutschen Leistungsfähigkeit. Die deutsche Leistungsfähigkeit darf nicht bemessen werden nach der deutschen H u n g e r fähigkeit. sLebhaste Zustimmung,) Was bie NäumungSfrage betrifft, so mutz daran erinnert werben, wie man in Frankreich die Unterzeichnung deS KelloggpakteS als eine Garantie des Friedens gefeiert hat. Diese Friedensbeteuerungen werden zum Lippenbekenntnis entwertet, wenn man die moralischen und suristischen Konsequenzen nicht zieht, die sich auS dieser Umgestaltung der Beziehungen ganz von selbst ergeben. Die Okkupation Deutschlands durch den amerikanischen Dollar ist «ine viel bessere Garantie als die Besetzung. Frankreich sollte endlich die große befreiende Geste dcr Rheinlandräumung machen, damit endlich ein Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich entstehen kann, wie eS für eine gesunde Entwicklung der Verhältnisse GesamteuropaS wünschenswert ist. Wir wenden nichts ein gegen Verhaut», lungcn über unseren RäumungSanspruch. Wen» aber versucht wirb, Übel de» letzten Besetzungs termin hinaus eine kontroll-, FeststellungS, ober Ner» glcichskommissioa einznrichten» dann wünscht auch da» Zentrum, daß einem solchen Versuch ein energische». desinitivcS Nein! von deutscher Seite entgegengesetzt wird. lBeifall.) Die Entmilitarisierung der rheinischen Zone iss nicht ein Friedcnsinstriimcnt, sondern ein Kriegs- instrument zur Erhöhung der Chancen unserer Gegner. Deutschland ist durch die Einkreisung mit solchen und äbn- lichen Zonen in seiner Bertcidignngömöglichkeit stark be einträchtigt. Durch bie Handels- «nb Industriespionage im besetzte» Gebiet ist eine Art Grenzlandschau ber denischen Industrie eingetrctcn. In unserer Autzenpolitik bieten die letzten Er- eignissc keinen Anlaß zum Optimismus. Ausfallend lst vor allem die Passivität der englischen Anßcnvvlltik. seit sie nicht mehr von Eliamberlatn geleitet wirb. Diese Politik macht geradezu den Eindruck, a!S ob sich England in einem Klientel. Verhältnis Frankreich geqenüber fühlt, das für die Welker« entivlcklnng dcr europäischen Verhältnisse von größter Be deutung sein könnte. Wenn tatsächlich zwischen England und Frankreich eine militärische Abmachung vvriäge, so würde das nicht nur eine Krisis, sondern das Ende der Locarno, abmachungen bedeuten. (Beifall.) Solange von der Gegen, feite nicht etn« klare Lösung dcr RäiiinimgSfragc zngestandcn
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